Gestern hatte ich einen besonders schönen Platz zum Arbeiten,Beten, Lesen, Musik hören und überhaupt.

Die Bibliothek in der Mittagspause … und weitere Pausenspaziergangsimpressionen aus Leuven (hach <3)
Veränderungen im Berufsleben haben mir ein paar freie Tage außer der Reihe eingebracht. Und natürlich musste da das Stillen des Meerwehs ganz oben auf die to-do-Liste gesetzt werden. Richtig viel Zeit hatte ich für die Umsetzung des „Frau Argueveur muss das Meer sehen“-Plans allerdings nicht. Genauer gesagt hatte 1,5 Tage auszureichen – Reisezeiten inklusive.
Und so setze ich mich in einen Zug und lasse mich gemütlich nach Norddeich chauffieren. Und während die Ortsnamen immer nördlicher werden (Leer!, Emden!, Norden!), die Häuser immer backsteiniger und die Landschaft immer flacher, „sänftigt sich die Seele wieder“ – Christian Morgenstern, an mein Herz!
Und dann, kurz nach halb eins, stehe ich am Meer und was soll ich euch sagen: Instantglück. Am Meer bin ich ja immer glücklich und da ist das Wetter auch komplett egal.
Wenn ich am Wasser entlanggehe, zähle ich weder Zeit noch Entfernung. Und so wandere ich stumm und glücklich und entspannt stundenlang über Mole, Strandpromenade und Deich, um mich herum nichts als Wellenrauschen und -plätschern und das Schreien, Krächzen, Brüllen, Quietschen, Meckern, Pfeifen, Flöten und Trillern von Möwen, Enten, Strandläufern und irgendwelchen Regenpfeiferartigen – irgendwann muss ich mal lernen, die zu bestimmen und auseinanderzuhalten.
Der Himmel ist eine Symphonie in grau und natürlich ist das Meer genauso grau in tausend Varianten. Wer hat behauptet, dass Grau eine langweilige Farbe sei? Hier ist der Gegenbeweis.
Plötzlich wird es deutlich heller und einen Moment lang bekomme ich eine Ahnung davon, dass die Sonne hinter all den Wolken schon einmal ausprobiert, wie das funktioniert mit diesem Frühling und dem Dauersonnenschein.
Hinter der Strandpromenade machen die Strandkörbe noch Winterschlaf, doch ein Bagger hat schon damit begonnen, den verwehten Sand ordentlich zu verteilen.
Dann lässt der Wind nach und Regen kommt auf. Statt Salzspritzern ist es nun Süßwasser, was das Tragen einer Brille zu einem unsinnigen Unterfangen macht. Ich schiebe also die Brille in die Haare und fühle mich ein wenig sommerlich – trotz der Tatsache, dass ich meinen Wintermantel, einen dicken Schal, Thermohandschuhe und einen Flauschpulli trage.
Der Sprühniesel weicht mich langsam ein – ganz so wie in der Bretagne und ich lächle selig vor mich hin. Im „Utkiek“ wärme ich mich mit einem Ostfriesentee auf und genieße den Blick auf Regen und Meer und das Wissen, dass da drüben in all dem Nebelgrau Inseln liegen – das nahegelegene Fährterminal muss für heute allerdings als Nachweis ausreichen, sehen oder auch nur ahnen kann ich nichts.
Als ich einigermaßen warm und trocken bin, muss ich wieder raus auf den Deich und in den Wind. Ich wickle mich in Schal und Mantel und lasse mich einmal komplett durchpusten, bis ich nichts mehr denke und nur noch bin.
Bis zum Rand und darüber hinaus aufgefüllt mit Wind und Wasser und Salz und vom langen Laufen erschöpft, schlendere ich in meine Pension und stelle mich unter die Massage-Brause bis meine Muskeln wohlig warm und entspannt sind. Müde und glücklich schlafe ich quasi sofort ein, nur um am nächsten Morgen nach Kaffee, Rührei und Obst wieder am Meer zu stehen. Diesmal schon mit meinem Rollköfferchen, so dass der Ebbe-Genießen-Spaziergang am Bahnhof enden kann.
Im Zug zurück lächle ich noch immer selig vor mich hin. Spotify hat mir lauter französische gute Laune-Songs in den Mix der Woche gepackt.
Mission accomplie.
Das Personal in diesem virtuellen Leuchtturm war in den letzten Tagen vor allem mit Reisen und Abschiednehmen beschäftigt und daher eher mit dem Blick nach Innen beschäftigt. Jetzt ist im Leuchtturm aber wieder so etwas wie Ordnung eingezogen und da kann man den Blick wieder nach außen richten.
Antje Schrupp macht sich Gedanken über das Mitgemeintsein.
Für die paar männlichen Hebammen wurde extra die Berufsbezeichnung Entbindungspfleger geschaffen, aber für Millionen Frauen ist „Kundin“ nicht möglich. Spannend.
— Jana Friedrich (@Hebammenblog) 14. März 2018
Der Bar Convent in York nutzt den März, um unbesungene Heldinnen aus Geschichte und Gegenwart zu feiern #UnsungHeroine
Judi Dench liest Mary Wards berühmte Frauenrede aus dem Jahr 1617: „There is no such difference between men and women that women may not do great things.“
Eine unauslöschliche Erinnerung an den 11. März 1938.
Integration ist ein großes Wort, das aber viel zu oft keine konkrete Bedeutung im Alltag bekommt. Ein langer, lesenswerter Text darüber, was es im Kleinen, Persönlichen, Nahen bedeutet und über das Leben mit zwei Jugendlichen aus Afghanistan.
Auch der 3. März ist ein Gedenktag – in Bulgarien.
Frau Nessy ist einen Monat lang in Italien unterwegs und nimmt uns mit.
Mit dem Tod umzugehen, erfordert Mut und auch Humor. Und jemanden, der sich darauf einlässt und zuhört.
Ein sehr persönlicher Nachruf auf Kardinal Karl Lehmann.
Ein Sonntag im Odenwald.
Und in Cannes gab es einen Mimosenschneemann. <3
Setzen Sie sich zu mir nach vorne? Ich habe Lust, mich zu unterhalten. — So beginnt eine Fahrt, nachdem am Ende eines langen Tages und nach gefühlt ewigem, bibbernden Warten in der Kälte schließlich doch keine Bahn auf meiner Strecke fuhr und ich mir ein Taxi nach Hause gönnte.
Als ich sage, wo ich hin möchte, sagt der Taxifahrer, dass er da schon lange nicht mehr war. — Sicher fünf oder sechs Monate nicht. — Davor sei er eine ähnliche Strecke sehr oft gefahren, manchmal sogar täglich. — Da war dieser ältere Herr mit seiner kranken Frau. Sie sind jeden Tag am Rhein spazieren gegangen, haben in der Stadt Kaffee getrunken, manchmal etwas eingekauft. Und dann war die Dame so müde, dass sie mit dem Taxi nach Hause fuhren. Ich half der Dame dann immer beim Einsteigen und beim Anschnallen. Und dann haben wir uns unterhalten. Zwei ganz wunderbare Menschen. Wir haben über alles gesprochen außer über das Kranksein. Über Reisen, unsere Familien, über Hoffnungen und Träume, über Freundschaften, Musik, Filme, Erfindungen und überhaupt alles, was wichtig ist. Und jetzt sind die beiden seit Wochen nicht mehr gekommen. Ich hoffe, es ist nichts Schlimmes passiert.
Ich merke an, wie wertvoll solche Begegnungen sind. Und mein Fahrer schüttelt den Kopf und nickt gleichzeitig. — Das stimmt, aber das ist doch auch normal. Dass man füreinander da ist, zuhört, sich hilft.
Ich merke an, dass das leider nicht alle Menschen so sehen und ich gerade das Gegenteil erlebt habe, als an Karneval ein Betrunkener vom Bahnsteig aufs Gleis stolperte und ich ihn gemeinsam mit nur zwei anderen wieder auf den Bahnsteig zog, während Dutzende andere feixend und fotografierend drum herum standen.
— Wissen Sie, das ist mir egal, dass nicht jeder so ist. Ich helfe, das geht doch gar nicht anders.
Zum Beispiel, als er neulich jemanden ins Krankenhaus fuhr und auf dem Parkplatz dort eine junge Frau ihr Auto nicht mehr anbekam. Da fragte er freundlich, ob sie ihm den Schlüssel überlasse und obwohl sie ihn als potentiellen Dieb beschimpfte, bekam er das Auto wieder zum Laufen. — Dann setze ich mich eben nicht hinein, sondern bleibe mit einem Bein auf dem Parkplatz und strecke nur das andere Bein hinein und die eine Hand für die Gangschaltung. Ist ein bisschen unbequem, aber ich kenne mich ganz gut mit Autos aus und dann klappt das auch.
Oder an dem Abend, den er nicht vergessen wird, als ein Auto vor ihm mit überhöhtem Tempo eine Kurve schnitt, ins Schleudern kam, quer über die Straße flog, sich mehrfach überschlug und dann zum Liegen kam. — Natürlich habe ich sofort angehalten. Zum Glück noch zwei andere Autos, die das im Rückspiegel gesehen haben. Wir haben die Fahrerin rausgezogen, sofort den Notruf gemacht und Erste Hilfe geleistet. Aber wir haben es nicht geschafft. Daran muss ich immer wieder denken.
— Wie gut, dass Sie wussten, was zu tun ist. — Natürlich, ich mache regelmäßig einen Erste-Hilfe-Kurs. Das ist in meinem Beruf doch normal.
Und so geht es immer weiter. Es sind kleine Geschichten, um die er kein großes Gewese macht. Er erzählt sie mir nicht, um sich herauszustreichen, um anzugeben und sich als Held zu inszenieren. Er erzählt kleine Geschichten aus seinem Alltag. Davon, wie er geholfen hat und wie andere ihn unterstützt haben.
Als ich aussteige, bin ich nicht nur äußerlich aufgewärmt.
Natürlich wartet er, bis ich den Schlüssel aus meiner Tasche gekramt und die Haustür aufgeschlossen habe, bevor er freundlich lächelt, winkt und weiterfährt.
Heute gibt es in den Links einen ganz besonders wilden Mix, aber so ist das eben, wenn Frau Argueveur aus dem Fenster schaut. Das Meer ist ja auch nicht strukturiert und einheitlich und thematisch wohlsortiert. Aber hohe Wellen brechen sich bekanntlich besonders hübsch, da müsst ihr jetzt also durch.
Die britischen Jesuiten machen sich Gedanken über Gemeinsamkeiten von Ignatius von Loyola und Star Wars. Hach.
«What you see is all there is.»
Geschichten können Leben retten.
Die Herzdame macht Bilder ganz ohne Fotoapparat.
Wahlkampf in einer Stadt irgendwo in Deutschland.
Bei Alexander Gerst mutiere ich ja immer zum Hardcore-Fangirl (wem gehört denn der Wandkalender mit den Weltraumfotos im Büro? Äähhh…). Aber auch, wenn ihr keine Fans seid, lohnt sich die Lektüre dieses Interviews (Kaffeeklatsch, im Weltall,… OMG)
Wer weiß, vielleicht werde ich irgendwann doch noch eine Podcast-Freundin. In die Tipps von Mareice Kaiser werde ich auf jeden Fall reinhören.
Kathrin Passig zitiert und berichtet davon, wie aufwändig das auch heutzutage noch sein kann. Bis zum Ende lesen, das Zitat ist es wert.
Hass und Häme im Internet gehen bekanntlich nicht mehr weg. Kapitulieren gilt aber nicht. Die Arbeitshilfe ist schon von 2015, aber ich habe sie aus irgendeinem Grund jetzt erst entdeckt (Danke an O. für die Empfehlung): Countering online hate speech von der UNESCO.
Und zum Schluss ein harter Themenwechsel. Die passende Musik zur Suche nach Antworten auf idiotische Fragen.
Es ist hell in der Kapelle. Einige Plätze sind schon besetzt, immer wieder öffnet sich die Tür und weitere Beterinnen kommen herein. Pünktlich um 6 Uhr sind alle da. Eine von ihnen beginnt mit der Einleitung zum Glaubensbekenntnis. Die anderen stimmen ein. Fensterseite und Türseite immer im Wechsel beten sie den glorreichen Rosenkranz.
Ich bin zum Arbeiten gekommen. Und wir haben intensiv gearbeitet, gedacht, gesprochen, geschrieben. Ein kleines Abendessen, dann gemeinsames Gebet. Ich beginne, die so vertrauten Worte mitzusprechen. Und merke: Nach einem langen Tag voller Gedanken, Planungen und vor allem voller Worte möchte ich nicht mehr reden.
Ich bleibe aber sitzen, höre zu, denke mit. Nach dem ersten Vaterunser löscht eine der Schwestern das Licht. Vier Kerzen erleuchten die Kapelle, den Tabernakel, das Kreuz. Lassen uns Beterinnen im Dunkeln verschwinden.
Eine Erinnerung, die ich lange vergessen hatte, kommt mir in den Sinn: In der Wohnküche des Bauernhofs, auf dem mein Vater aufgewachsen ist, sitzen wir alle nach dem Essen um den großen Tisch. Mein Großvater legt das Besteck zur Seite, rückt seinen Stuhl mit den gerundeten Armlehnen zurecht und stimmt das Vaterunser an. Wie im Rosenkranz bricht er vor der Doxologie ab und beginnt ein Ave Maria. Ich erinnere mich, dass ich bei jedem Besuch wieder staunte über diese ganz andere Art des Tischgebets als ich sie von Zuhause kannte. Und wie wir Enkelinnen danach auf Opas Schoß krabbelten, damit er uns ein Märchen erzähle, bevor er in seinem Lehnstuhl ein Mittagsschläfchen machte.
In der kommenden halben Stunde lasse ich mich tragen vom Gebet der Schwestern, vom Licht der Kerzen, von der Gemeinschaft, die durch das Sagen der immergleichen, uralten, bangenden, hoffenden, heilenden Worte entsteht. Ich lasse mich fallen und fühle mich aufgefangen, mit hineingenommen, dazugehörig. Gehalten, wo ich nicht stolperte, getröstet, wo ich keine Trauer mitbrachte, erfüllt, wo ich vorher keine Leere gespürt hatte.
Die Gebetsgemeinschaft, in der ich einfach sein darf, macht es mir leichter, aktuelle Fragen in mir nicht mit dem Verstand anzuschauen, sondern – es klingt so kitschig, aber ein besseres Wort finde ich nicht – mit dem Herzen. Ich sitze auf der Holzbank, mit geradem Rücken, eingewickelt in meinen warmen Schal, und erkenne, welche Gefühle sich regen, ohne gleich das Bedürfnis zu haben, diese einzusortieren, zu bewerten, zu gestalten.
Die Verbundenheit im Gebet spüre ich zwar auch, wenn ich morgens meditiere, aber unerwartet so tief hineinzutauchen und diese Stärkung in den Alltag mitzunehmen, das war schön.
Horst Seehofer soll Heimatminister werden. Seither wird wieder viel über Heimat gesprochen. Was und vor allem wo das ist.
Dabei kommen existentielle Fragen in vielen Beiträgen kaum oder nur am Rande vor. Juna beschreibt das eindringlich.
Ich stelle bei all den Debatten – wieder einmal – fest, dass Heimat für mich ein abstrakter Begriff ist und bleibt. Geboren wurde ich am Fuße des Schwarzwalds, mein Mutterland ist das Saarland, mein Vaterland die Eifel. Meine Eltern sprechen bis heute fließend die jeweilige Mundart, sobald sie mit einem Gleichsprachigen zusammen sind oder telefonieren. Ich selbst spreche nicht badisch, aber den Singsang nehme ich an, sobald jemand badisch (oder, ich gebe es zu, auch schwäbisch) mit mir spricht.
Ich habe mehr als die Hälfte meines Lebens in Baden verbracht, ich mag es, wenn bei der Fahrt nach Süden das erste Mal der Schwarzwald in der Ferne zu sehen ist, wenn der Hornisgrindeturm und die Windräder dort in Sicht kommen. Ich muss jedes Mal lächeln, wenn im Winter vom Tal aus die Flutlichter der Skilifte zu sehen sind. Ich mag badischen Kartoffelsalat (mit Brühe, ohne Mayonnaise) und Knöpfle genauso wie Spätzle.
Aber macht das Heimat aus?
Während des Studiums habe ich ein Jahr in Frankreich verbracht und als ich zu Weihnachten meine Eltern besuchte, sagte ich zu einer Freundin, die mich nach meinen Plänen für den Jahreswechsel fragte: Erst fahre ich heim (nach Freiburg), dann heim (zu meinen Eltern) und dann nach Hause (in die Bretagne). Auch wenn die Zeit dort kurz und begrenzt war, habe ich mich dort sehr schnell zugehörig, angekommen, beheimatet gefühlt.
Seit vielen Jahren lebe ich im Rheinland und fühle mich dort sehr wohl. Dort bin ich eindeutig zurzeit zu Hause. Wir haben ein Heim, das uns ein Zuhause und Willkommen für Gäste bietet.
Aber welcher Ort ist nun Heimat? Ist Deutschland meine Heimat? Baden, das Rheinland?
Oder sind es nicht viel mehr Menschen, Erlebnisse, Erinnerungen? Erinnerungen, die durchaus an Orte gebunden sein können, aber eben auch an Gefühle, an glückliche Momente, gemeinsam durchlittene Trauer, Einsamkeit und fröhliche Feste, leidenschaftliche Diskussionen, geteiltes Schweigen, vertraute Spazierwege und erlebnisreiche Ausflüge.
Menschen, die mich nehmen und lieben, wie ich bin. Die mir vertrauen und denen ich vertraue. Für die ich keine Masken tragen muss und die hinter die Maske sehen, wenn ich eine auflege. Denen ich nichts beweisen muss, aber alles erklären darf. Mit denen ich den Gesprächsfaden wieder aufnehmen kann, egal wie lange wir uns nicht gesehen oder gehört haben. Die mir Freund und Freundin sind und denen ich Freundin sein darf.
Reinhard Mey singt irgendwo „Wo jemand ein Licht für dich ins Fenster stellt, da ist Zuhaus‘“. Zuhause – mit diesem Wort, mit dieser Bedeutung, mit diesem Gefühl, kann ich etwas anfangen.
Und Heimat?
Ich habe nie dauerhaft am Meer gelebt, aber jedes Mal, wenn ich irgendwo am Meer bin, fühle ich mich angekommen. Gegenüber der Weite und Gewalt der See fühle ich mich geborgen, getröstet, herausgefordert, durchweht, inspiriert. Beheimatet. Vielleicht gerade, weil ich weiß, dass ich nicht bleiben werde?
Ich kann also nicht so genau sagen, was und wo Heimat für mich ist. Ich weiß aber genau, wo und was es nicht ist: Ein Ministerium in Berlin. Ein Minister, der sich in den vergangenen Jahren dadurch hervorgetan hat, dass er Menschen, die ihre Heimat, ihr Zuhause, ihre Familien verlassen mussten, das Finden einer Zuflucht bestmöglich erschwert hat. Eine statische Region, deren feste Grenzen in einem Atlas aufgezeichnet sind. Wohlfeile Parolen, die scheinbar einfache Antworten geben, um komplexe Fragen gar nicht erst aufkommen zu lassen.
Wenn Heimat für mich irgendetwas ist, dann die Möglichkeit, zusammenzuleben. Gemeinsam zu streiten, zu lieben, zu feiern, zu reden. Und die Verpflichtung, sich einzubringen. Im Großen, vor allem aber im Kleinen. Damit aus vielen Zuhauses für die, die danach suchen, Heimat entstehen kann. Egal, wo jemand geboren worden ist.
Einmal im Jahr wird das beschauliche Vorgebirge zum Mittelpunkt des Wahnsinns – wenn am Samstag vor Karneval der Kinderkarnevalszoch durch die Straßen zieht. Traditionell verpassen der Lieblingsmensch und ich den Umzug, aber niemals den anschließenden Kaffeeklatsch bei lieben Freunden. Und wenigstens das Gebäck muss dann natürlich zum Thema passen.
Da einige der Gäste (OK, vor allem einer, aber immerhin), die Kekse beinahe inhalierte und sie daher sicher immer wieder gebacken werden, kommt hier das Rezept.
Zutaten:
Die zimmerwarme Butter mit Zucker, Vanillezucker und Salz aufschlagen, die Eier unterschlagen und zum Schluss das Mehl nach und nach unterrühren. Teig kaltstellen, dann lässt er sich besser ausrollen und ausstechen.
Die Kekse bei 180°C 10 Minuten lang backen, auskühlen lassen und dann mit gefärbten Zuckerguss und Zuckerschrift verzieren.
Alaaf, helau und narri narro!
Vor rund 400 Jahren war eine junge Engländerin davon überzeugt, dass Frauen in kommenden Zeiten Großes bewirken würden. Die Engländerin hieß Mary Ward und sollte Recht behalten. Eine kleine Aktion zu ihrem 433. Geburtstag zeigt, wo ihr Geist noch heute lebendig ist.
Wo wir schon beim Thema Spiritualität sind: Die britischen Jesuiten machen sich Gedanken darüber, wo die Spiritualität des Ignatius und Star Wars Parallelen aufweisen.
Die Arbeitshilfe der UNESCO ist zwar schon von 2015, aber noch immer aktuell (Danke an O. für den Hinweis): Countering online hate speech.
Les Heures Dolentes von Gabriel Dupont. Welche eine Entdeckung bei de Chareli.
Und gleich noch ein Dupont, diesmal mit der wunderbaren Anne Queffélec – deren Interpretation von Debussys Cathédrale engloutie auf der Île d’Ouessant ich vermutlich nie vergessen werde.
Der Plan war, gegen 8 Uhr gemütlich von Berlin nach Hildesheim zu fahren, nach einem Termin eine Freundin in Hannover zu treffen und ausgiebig zu plauschen und dann nach Hause. Dann kam Friederike und der Hinweis der Bahn, dass quasi alle Züge ausfallen, außer dem IC um 7 Uhr. Ich buchte also abends einen Sitzplatz und stand am nächsten Morgen gegen halb sieben am Hauptbahnhof. Natürlich fuhr nichts. Was dann passierte, hätte mir tierisch auf die Nerven gehen können. Warum ich nach 16 Stunden unterwegs zwar müde, aber auch glücklich bin – ein Rückblick in kleinen Bemerknissen:
Die Infoschalter der Bahn am Berliner Hauptbahnhof öffnen um 7 Uhr. Schon eine halbe Stunde vorher haben sich sowohl im Erdgeschoss als auch im ersten Stock lange Schlangen gebildet. Die meisten Wartenden schauen auf ihr Handy, einige plaudern mit den Menschen um sie herum, überlegen, ob sie sich Mietwagen teilen können und ob die Bahn so etwas erstattet. Zwei japanische Touristen haben sich noch nicht in die lange Schlange eingereiht. Sie drehen und wenden ihre ausgedruckten Fahrkarten mehrfach und diskutieren in gedämpfter Lautstärke. Ich frage, ob sie englisch sprechen und nach nach was genau sie suchen. „Wir wissen nicht, ob wir uns im ersten oder im zweiten Stock anstellen müssen“, erklärt mir die junge Frau. Als ich antworte, sie sollten sich einfach die Schlange aussuchen, die ihnen sympatischer ist, sind sie überrascht. Ehrlich? Es gibt keine Vorschrift? Äääähhh – nein. Strahlend packen sie ihren Koffer und ziehen ihn in Richtung der Schlange im ersten Stock. „If the queue is not sympathetic, people in Germany are“, sagt der junge Mann.
Ich beschließe, den freien Tag nicht zu nutzen und fahre ins Berliner Büro. Unterwegs erreiche ich die Bahnhotline, die von umgestürzten Bäumen spricht und meint, wenn ich es warm und trocken hätte, wo ich sei, solle ich erstmal nicht versuchen, loszufahren.
Die Kollegen buchen mich für den frühen Abend auf einen Flug um. Einen Teil der Wartezeit verbringe ich in einem anregenden Gespräch über Literatur, Soziologie und die Unmöglichkeit von Universalgenies im 21. Jahrhundert. Mein Flug soll dann ein wenig Verspätung haben, aber recht schnell sitzen alle, ein falsch eingeladenes Gepäckstück wird schnell gefunden und herausgefischt und wir rollen los. Bis zur Startbahn kommen wir auch, aber dann hat die Technik andere Pläne. Die Hilfsturbine läuft zwar störungsfrei, der entsprechende Computer behauptet aber das Gegenteil. #technikeristinformiert raunen die ersten durchs Flugzeug (Internetgemeinde – an mein Herz), als wir zur Parkposition zurückrollen und auf die Mechaniker warten.
Eine Mutter schnallt ihren kleinen Sohn ab, die Stewardess zeigt ihnen, von wo aus sie gut sehen können, was draußen passiert. Der Kleine schaut gebannt aus dem Fenster, zeigt hierhin und dorthin, bewundert die im Licht leuchtenden Jacken der Mechaniker und sorgt rund herum für gute Laune. Ich komme mit meiner Sitznachbarin ins Gespräch, die eigentlich nach Leipzig wollte, aber nicht dorthin kam und nun einen Termin im Rheinland vorgezogen hat, den aber vermutlich auch verpasst. Gesprächsfetzen um mich herum zeigen, dass auch viele der anderen Fluggäste gestrandete Bahnreisende sind. Zwar sind viele müde und frustriert über die Verzögerung, aber ich höre kein einziges echtes Wort des Ärgers.
Mit gut zwei Stunden Verspätung in Köln gelandet, ist die erste Nachricht, dass der Zugverkehr stark eingeschränkt sei aufgrund von „IrgendwasabernichtderOrkan“. Auf dem Bahnsteig meckern einige – allerdings nicht die, deren Gesichter ich aus dem Flieger wiedererkenne. Wie Verschwörer nicken wir uns lächelnd zu und winken zum Abschied, als die S-Bahn kommt.
Das Beste erwartet mich aber auf meinem Handy. Ich habe dort die Odyssee ein wenig dokumentiert ein bisschen #ichwillnachhause-Rumgejammer gepostet. Gute Wünsche, Durchhalteparolen und zahlreiche Übernachtungseinladungen, niedliche Tiervideos und gute Wünsche von den besten aller Freunde verkürzen mir die Wartezeiten. Ihr seid mein Netz. Danke! <3456
Schließlich schickt eine Freundin mir ein supersüßes Foto ihrer Hundedame. Mit einem fiesen Seitenblick schaut sie alle böse an, die die Reise noch länger verzögern wollen. Und zack, löst sich der Knubbel bei der Bahn auf und kurz vor halb elf bin ich #endlichzuhause.
Mit euch allen reisen? Gerne wieder.