Archiv für den Monat: März 2014

Raritäten-Tasting. Oder: Wie ich mich einmal in ein Torfmonster verliebte

Das Foto zeigt ein Glas, in dem ein Dram Whisky eingeschenkt ist auf einem kleinen Bistrotisch im Keller des Weinhaus am Brunnen.Sätze, die mit: „Ich will euch ja nicht die Nase lang machen, aber…“ anfangen, sind immer dann gut, wenn man sie selbst sagen kann. Da ich heute in dieser glücklichen Lage bin, müsst ihr jetzt da durch. Aaaaalso:

Ich will euch ja nicht die Nase lang machen, aber der Lieblingswhiskytrinker und ich waren bei einem Raritäten-Tasting. (Fast) nichts jünger als 20 Jahre, Einzelfassabfüllungen, besondere Ausgaben, kaum noch zu bekommende Schätzchen, Whiskyraritäten eben.
Nein, wir haben nicht im Lotto gewonnen, aber auch in der Familie hat es sich herumgesprochen, dass wir den schottischen Destilaten zugeneigt sind und so war dieser Abend ein besonderes Geburtstagsgeschenk. Dass das Ganze im herrlich romantischen Ambiente (ich sage nur: Gewölbekeller) im Weinhaus am Brunnen mit den fröhlichen und kompetenten Kommentare von Inhaberin Claudia Drigalsky (vertraut der Nase dieser Frau!) am Fuße des Schwarzwaldes (nebeldurchzogenen) stattfand, war ein Extra-Bonus.

Das Line-Up unseres TastingsBevor ich mich hier gleich in Tastingnotes und Namedropping ergehe, spendiere ich euch  ein paar Gedanken zu der Frage, warum ich Whisky mag. Erstens natürlich, weil er mir schmeckt. Zumindest viele Varianten davon. Und damit wären wir schon beim zweiten Grund: Weil er so vielfältig ist. Jede Region, jede Distille, jedes Fass schmeckt verschieden und erzählt von seiner Herkunft, Machart, von den Menschen in seiner Region, vom Wetter, von … Mal schmeckt man Salz und Algen und den Wind an der Küste, mal Frucht und Schokolade und Karamell, dann wieder Herbst und Pflaumen und Erde. Und natürlich Torf. Den ich überraschenderweise nach und nach immer mehr schätzen lerne. (Wobei ich beim Laphroig lieber aussetze und dafür – bien évidemment 🙂 – einen mit Buchweizen gemachten Eddu aus der Bretagne bevorzuge.)

Last but not least ist Whisky für mich ein gemeinschaftliches Getränk. Er schmeckt mir am besten in fachsimpelnder Gesellschaft, mit aus- und abschweifenden Gesprächen, an Abenden mit viel Gekicher, heißen Diskussionen, fröhlichen Spielerunden oder in der schweigsamen Gemeinschaft guter Freunde. Das ist auf dem schon besungenen heimischen Sofa besonders gemütlich, der kerzenbeschienenen Abend im alten Acherner Gemäuer war aber auch gut geeignet.

Empfangen wurden wir draßen am Brunnen mit einem Strathmill aus der Old Mal Cask Serie von Hunter Laing & Company, 21 Jahre alt, Fassstärke. Was für ein Start. Etwas Malz und Butter und ganz viel Frucht in der Nase. Im Geschmack abgerundet und komplex; nach Pfirsich, Traube, Nüssen und ein kleines bisschen Pfeffer.

Die Flasche des Dalmore King Alexander III ist mit einem selberenen Hirschkopf verziertFruchtig ging es weiter mit einem Dalmore King Alexander III. Die großartige Farbe stammt zwar von Zuckercouleur, doch das tut dem Geschmack keinen Abbruch. Man riecht Toffee und Schokolade und schmeckt, dass das exklusive Tröpfchen nicht nur im Eichenfass lag, sondern auch in Portwein-, Sherry-, Madeira- und Cabernet-Sauvignon-Fässern. Das Finish überrascht mit noch mehr Crème als die Nase verheißen hatte. Und natürlich ist auch die Flasche ein Hingucker mit dem eleganten Geweih eines Zwölfenders, den der Dalmore-Clan tragen darf, weil einer seiner Chefs Alexander III. das Leben rettetet, indem er den Hirsch erlegte (zu diesem Zeitpunkt des Abends konnte ich mir die Begleitgeschichten noch merken…;-)).

Die Flasche des Caledonian 1964Der Caledonian 1964 (abgefüllt 2012) aus der SCOTT’S Selection ist ein Single Grain und schmeckt mir trotzdem. Überraschung. Er ist weich und rund und hat trotzdem Tiefgang. Kein Torf (Lowland eben), dafür Gewürze ohne Ende, Zimt, Vanille, ein bisschen Holz, vielleicht sogar Banane (sagt der Lieblingstastingpartner).

Mit einem Highland Park kann man nicht viel falsch machen, aber Flasche Nr. 15 aus der Old & Rare-Reihe von Douglais Laing (destilliert im Dezember 1984 und abgefüllt im September 2012) macht ganz viel richtig. Er riecht erdig und „grün“, nach Algen und Seetang und schmeckt würzig und schwer. Mit ein paar Tröpfchen Wasser wird er runder, verströmt mehr Salz und Tang und Meer.

Die Flasche des Highland Park und ihre schicke Holzkiste mit Gravur.Noch eine Entdeckung von Douglas Laing ist der 15 Jahre alte Bowmore aus seiner Director’s Cut-Reihe. Schön trocken, ganz leicht torfig, aber mir insgesamt zu „bowmorig“.

Dafür fasse ich es bis heute nicht, dass ich mich in einen Ardbeg verguckt habe. Angepriesen wurde der Ardbeg Galileo 1999 als Nachfolger des Torfmonsters „Ardbeg Alligator“, klar, dass ich skeptisch war (auf den verzichte ich noch lieber als auf den oben erwähnten Laphroig). Aber dieser Weltraumreisende (die Marketingidee ist unschlagbar) hat so lange in Marsallafässern gelegen, dass er vor und nach und durch den Torf hindurch herrlich süß und warm und südlich schmeckt.

Der zuletzt ausgeschenkte 30 Jahre alte, 2012 abgefüllte Talisker mit seiner typischen Pfeffernote und dem extrem komplexen Gesamteindruck konnte bei mir trotzdem keinen Pokal mehr gewinnen, denn vorher gab es (tadaaaa) einen 27 Jahre alten Caol Ila, wieder aus Douglas Laings Old & Rare-Reihe. Wir probierten Flasche 28 von 171 (ja, genau, es gibt nur 171 Flaschen überhaupt, so viel zum Thema Nase lang machen) und was soll ich sagen: Er sieht schon wundervoll ölig aus, riecht ein klitzekleines bisschen medizinisch und nach Rauch und Karamell. Und schmeckt fruchtig und süß, bevor der Torf kommt. Viel Torf, aber so wundervoll eingepackt, dass er die Zunge leise kitzelt und Lust macht auf mehr. Nach der ersten Moor-Welle schmeckt man dunkle Schokolade. Den Rest sahnige Vanille nimmt die zweite Torfwelle im Abgang mit. Dieser Dram war mein Erlebnis des Abends.

Eine Auswahl von Antipasti.

Kleine Stärkung zwischendurch.

Anscheinend gibt es noch mehr Fans. Denn eine der Flaschen, die in Achern ankamen, war original verpackt, die Einschweißfolie und die Holzkiste waren unberührt. Aber innendrin hatte jemand die Flasche professionell und sauber mit einem Messer geöffnet und (vermutlich noch vor dem Versand) die Hälfte stibitzt. Ich kann es ihm nicht verdenken. 🙂

 

 

Das schönste Käsekuchen-(Rezept)

Ich bin ja immer schon begeistert, wenn Anke Gröner über Kunst schreibt. Ich lese gerne, wie sie singt, studiert oder Oktoberfest feiert. Aber ich liebe ihr Käsekuchenrezept. Weil es eigentlich kein Rezept ist, sondern… Weil sie orangene Schüsseln benutzt… Weil… ach lest es doch selbst. Am besten jetzt gleich. Husch husch.

Krieg! Aber gerecht.

Die ersten wärmenden Sonnenstrahlen bringen die Blumen zum Blühen, die Vögel zum Singen und machen ganze Horden von Nachbarskindern zu Kriegern, Wasserschlachtkriegern. Aus allen Richtungen kommen sie, bewaffnet mit kleinen und größeren Spritzpistolen, es wird genau ausgemacht, an welchen Wasserhähnen man nachladen und wo man vor Angriffen geschützt verschnaufen kann. Und dann geht es los – Feuer aus allen Rohren. In unserem Garten finden sich die ersten Flüchtlinge ein: Die Nachbarskatzen verschwinden unter der Hecke und dem großen Rosmarinstrauch und schnurren leise, weil wir sie nicht nass machen wollen 🙂

Nach der ersten Runde Wasserschlacht sind die Katzen trocken, aber die Mitglieder der einen Wasserschlachtpartei schon ziemlich nass. Mit einem Tempotaschentuch als Ersatz für eine weiße Fahne winken die Kleinen und bitten um eine Friedensverhandlung. Hauptargumente der Unterlegenen: „Das ist total ungerecht. Ihr seid mehr, bei euch sind mehr große Kinder und ihr habt die besseren Waffen mit größeren Tanks.“

Nach einigem Hin und Her werden die Mannschaften neu gemischt und die Waffen so lange getauscht, bis beide Gruppen etwa gleich stark sind. Kurz bevor die Sonne hinter dem Vorgebirge untergeht, sind alle nass. Und glücklich. Lachend verabreden sie sich zur nächsten Schlacht. Dann aber gleich gerecht.

 

 

Frühlings-Cakepop-Massaker

Neulich in Hannover hat mich die Freundin, die ich dort besucht habe, zum sprichwörtlichen Honigkuchenpferd mit Dauergrinsen gemacht und mich zu Cups & Cakes geschleppt. Einem Paradies für Backfans. Ich habe mich zusammengerissen und nicht den ganzen Laden leergekauft. Aber natürlich bin ich nicht mit einer leeren Tasche davongeschlichen…

einkauf_hannoverUm den Frühling standesgemäß zu begrüßen, wollte ich heute Cakepops machen. Eine Handvoll ist auch wirklich nett geworden, der Rest gab ein leckeres aber völlig unansehnliches Cakepop-Massaker 🙂 Der Teig zu nass, die Schokolade nach den ersten 5-6 Pops nicht mehr flüssig zu kriegen, die Stiele beim Trocknen zu schräg gestellt, so dass es zahlreiche Zwangsköpfungen durch Absturz der Pops gab… Der Lieblingstestesser fand sie trotzdem lecker. Vorzeigbar sind aber eigentlich nur diese beiden.

cakepops im glascakepops_diezweite

 

 

 

 

 

 

 

Der Rest sah eher so aus… Hat jemand Tipps? Wenn ja: Immer her damit!!

cakepopmassaker

Misslungener Fluchtversuch

Das Bild zeigt eine Hauswand, auf die ein grünes Fabeltier mit Fühlern gemalt wurde.Am Samstag bin ich in Köln auf einem mit mehr oder weniger einfallsreich kostümierten Menschen bevölkerten Bahnsteig in einen Zug eingestiegen. Eingeschlafen. Und in Köln Hannover auf einem mit mehr oder weniger einfallsreich kostümierten Menschen bevölkerten Bahnsteig wieder ausgestiegen.

 

Abends wareAn eine Wand wurde der Text gesprüht: Hier ist kein Trostn wir in einem Kulturzentrum namens “Faust” (dessen Biergarten “Gretchen” noch nicht geöffnet war) und lauschten den skurillen Texten und dem Gitarrenpop von “Billy Rückwärts” aus Hannover Köln.

An den Wänden in der Altstadt standen karnevalstypische Narrenrufe typisch norddeutsche Botschaften.

Als Anleitung zur Karnevalsflucht taugen die letzten Tage also nicht. Als eines der nettesten Wochenenden des Jahres aber ganz bestimmt. Alaaf. Danke!!