Archiv für den Monat: Januar 2018

Blick aus dem Leuchtturmfenster

Vor rund 400 Jahren war eine junge Engländerin davon überzeugt, dass Frauen in kommenden Zeiten Großes bewirken würden. Die Engländerin hieß Mary Ward und sollte Recht behalten. Eine kleine Aktion zu ihrem 433. Geburtstag zeigt, wo ihr Geist noch heute lebendig ist.

Wo wir schon beim Thema Spiritualität sind: Die britischen Jesuiten machen sich Gedanken darüber, wo die Spiritualität des Ignatius und Star Wars Parallelen aufweisen.

Die Arbeitshilfe der UNESCO ist zwar schon von 2015, aber noch immer aktuell (Danke an O. für den Hinweis): Countering online hate speech.

What you see is all there is.

Les Heures Dolentes von Gabriel Dupont. Welche eine Entdeckung bei de Chareli.

Und gleich noch ein Dupont, diesmal mit der wunderbaren Anne Queffélec – deren Interpretation von Debussys Cathédrale engloutie auf der Île d’Ouessant ich vermutlich nie vergessen werde.

Kurze Bemerknisse an einem langen Reisetag

Der Plan war, gegen 8 Uhr gemütlich von Berlin nach Hildesheim zu fahren, nach einem Termin eine Freundin in Hannover zu treffen und ausgiebig zu plauschen und dann nach Hause. Dann kam Friederike und der Hinweis der Bahn, dass quasi alle Züge ausfallen, außer dem IC um 7 Uhr. Ich buchte also abends einen Sitzplatz und stand am nächsten Morgen gegen halb sieben am Hauptbahnhof. Natürlich fuhr nichts. Was dann passierte, hätte mir tierisch auf die Nerven gehen können. Warum ich nach 16 Stunden unterwegs zwar müde, aber auch glücklich bin – ein Rückblick in kleinen Bemerknissen:

Die Infoschalter der Bahn am Berliner Hauptbahnhof öffnen um 7 Uhr. Schon eine halbe Stunde vorher haben sich sowohl im Erdgeschoss als auch im ersten Stock lange Schlangen gebildet. Die meisten Wartenden schauen auf ihr Handy, einige plaudern mit den Menschen um sie herum, überlegen, ob sie sich Mietwagen teilen können und ob die Bahn so etwas erstattet. Zwei japanische Touristen haben sich noch nicht in die lange Schlange eingereiht. Sie drehen und wenden ihre ausgedruckten Fahrkarten mehrfach und diskutieren in gedämpfter Lautstärke. Ich frage, ob sie englisch sprechen und nach nach was genau sie suchen. „Wir wissen nicht, ob wir uns im ersten oder im zweiten Stock anstellen müssen“, erklärt mir die junge Frau. Als ich antworte, sie sollten sich einfach die Schlange aussuchen, die ihnen sympatischer ist, sind sie überrascht. Ehrlich? Es gibt keine Vorschrift? Äääähhh – nein. Strahlend packen sie ihren Koffer und ziehen ihn in Richtung der Schlange im ersten Stock. „If the queue is not sympathetic, people in Germany are“, sagt der junge Mann.

Ich beschließe, den freien Tag nicht zu nutzen und fahre ins Berliner Büro. Unterwegs erreiche ich die Bahnhotline, die von umgestürzten Bäumen spricht und meint, wenn ich es warm und trocken hätte, wo ich sei, solle ich erstmal nicht versuchen, loszufahren.

Die Kollegen buchen mich für den frühen Abend auf einen Flug um. Einen Teil der Wartezeit verbringe ich in einem anregenden Gespräch über Literatur, Soziologie und die Unmöglichkeit von Universalgenies im 21. Jahrhundert. Mein Flug soll dann ein wenig Verspätung haben, aber recht schnell sitzen alle, ein falsch eingeladenes Gepäckstück wird schnell gefunden und herausgefischt und wir rollen los. Bis zur Startbahn kommen wir auch, aber dann hat die Technik andere Pläne. Die Hilfsturbine läuft zwar störungsfrei, der entsprechende Computer behauptet aber das Gegenteil. #technikeristinformiert raunen die ersten durchs Flugzeug (Internetgemeinde – an mein Herz), als wir zur Parkposition zurückrollen und auf die Mechaniker warten.

Eine Mutter schnallt ihren kleinen Sohn ab, die Stewardess zeigt ihnen, von wo aus sie gut sehen können, was draußen passiert. Der Kleine schaut gebannt aus dem Fenster, zeigt hierhin und dorthin, bewundert die im Licht leuchtenden Jacken der Mechaniker und sorgt rund herum für gute Laune. Ich komme mit meiner Sitznachbarin ins Gespräch, die eigentlich nach Leipzig wollte, aber nicht dorthin kam und nun einen Termin im Rheinland vorgezogen hat, den aber vermutlich auch verpasst. Gesprächsfetzen um mich herum zeigen, dass auch viele der anderen Fluggäste gestrandete Bahnreisende sind. Zwar sind viele müde und frustriert über die Verzögerung, aber ich höre kein einziges echtes Wort des Ärgers.

Mit gut zwei Stunden Verspätung in Köln gelandet, ist die erste Nachricht, dass der Zugverkehr stark eingeschränkt sei aufgrund von „IrgendwasabernichtderOrkan“. Auf dem Bahnsteig meckern einige – allerdings nicht die, deren Gesichter ich aus dem Flieger wiedererkenne. Wie Verschwörer nicken wir uns lächelnd zu und winken zum Abschied, als die S-Bahn kommt.

Das Beste erwartet mich aber auf meinem Handy. Ich habe dort die Odyssee ein wenig dokumentiert ein bisschen #ichwillnachhause-Rumgejammer gepostet. Gute Wünsche, Durchhalteparolen und zahlreiche Übernachtungseinladungen, niedliche Tiervideos und gute Wünsche von den besten aller Freunde verkürzen mir die Wartezeiten. Ihr seid mein Netz. Danke! <3456

Schließlich schickt eine Freundin mir ein supersüßes Foto ihrer Hundedame. Mit einem fiesen Seitenblick schaut sie alle böse an, die die Reise noch länger verzögern wollen. Und zack, löst sich der Knubbel bei der Bahn auf und kurz vor halb elf bin ich #endlichzuhause.

Mit euch allen reisen? Gerne wieder.

Blick aus dem Leuchtturmfenster

Ich komme gerade zu nix – außer zum Lesen. Und daher gibt es gleich noch eine Ausgabe der Blicke aus dem Leuchtturmfenster. Vielleicht ist ja für den einen oder die andere ein Text dabei, der ein wenig Licht wirft.

Seit Anfang des Jahres hat Bulgarien die EU-Ratspräsidentschaft inne. Rayna blickt hinter die Kulissen.

Es ist über zehn Jahre her, dass ich im Ostkongo war. Für viele Frauen dort hat sich leider nur wenig verändert.

Rassismus, ein Segelboot und ein Auto in Tobago.

Die NYTimes und Elle schreiben über die Bedeutung und die Folgen des Trump’schen Rassismus. Und bieten keine oder nur wenig Hoffnung an. (via Anke Gröner)

Abschied an einem Sonntag.

Ravel und die Angst.

OMG. Ein Blog über Jane Austen.

War noch was? Ach ja. Frauen in Führungspositionen zerstören Kühlschränke, Firmen und am Ende die Welt.

 

 

Blick aus dem Leuchtturmfenster

Da war doch neulich dieser interessante Artikel über… und diese wunderbar erzählte Begebenheit aus… oder diese beeindruckende Analyse mit den gut aufbereiteten Zahlen von…

Wenn ich Glück hatte, habe ich solche Links gebookmarked und ordentlich abgelegt. Allzu oft finde ich aber nicht schnell wieder, was ich gerne nochmal nachsehen, nachlesen, nachdenken würde. Und da dies das Internet ist und man dort natürlich auch wunderbar Links hineinschreiben kann, gibt es hier in Zukunft eine neue Rubrik mit Links auf Texte, die ich inspirierend, interessant, bewegend oder einfach lesenswert fand. Ich schreibe quasi auf, was ich auf dem Leuchtturmfenster sehen kann. Für mich, aber natürlich auch für euch.

Auch das gibt es: Eine Firma, die nur Frauen einstellte, bis der britische Sex Discrimination Act das unmöglich machte. Eine Firma, in der es nicht um Mode oder Kosmetik geht, sondern um Softwareentwicklung. Die Gründerin, Dame Stephanie Steve Shirley, hatte ein bewegtes und bewegendes Leben. Dieses Radiofeature habe ich gerne gehört.

Wir haben verlernt, unterschiedlicher Meinung zu sein, stellt die kluge (fröhliche und unglaublich inspirierende) Dr. Gemma Simmonds fest (ab Minute 39).

Wenn ihr sonst nichts lest, dann aber das: Die Kurve, hinter der das ‚christlich-jüdische‘ Abendland liegt.

Was San Diego und Joghurt miteinander zu tun haben.

Von Gedanken, die schnell wieder vergehen, aber trotzdem etwas verändern.

Während alle Welt über das angekündigte Ende von Naketano (die mit den Hoodies und den provokanten Namen) spekuliert, gibt es ganz andere, tatsächlich internationale Kleidung.

Bei Herrn Buddenbohm kann selbst so ein Garten-Noop wie ich faszinierende Gartenwörter lernen.

France Gall ist nicht mehr. Christiane erinnert nicht nur an ihre deutschen Hits und dann gibt es auch noch ganz anders gewichtete Erinnerungen.

Zimt-Quark-Orangen-Törtchen

Zimt-Quark-Orangen-Torte

Neulich brauchte ich ein winterliches Dessert und habe mich mal wieder vom Knusperstübchen inspirieren lassen. Da der Hauptgang schon reichlich war, habe ich das Ganze ein wenig leichter gestaltet, Reste aus der Advents-Keks-Dose wiederverwendet und am Ende auf zwei kleine Springformen verteilt, um zwei Freundinnen glücklich zu machen 🙂

Hier also das Rezept – wird im nächsten Winter sicher wiederholt:

  • 100 g übriggebliebener Spekulatius
  • 130 g Amarettini
  • 80 g flüssige Butter
  • 300 ml Orangendirektsaft
  • 100 g Zucker
  • 2 Pck. Agartine (Pulver)
  • 500 g Magerquark
  • 250 g leichte Sahne
  • 1 EL Zimt
  • 1 EL Orangenabrieb

Spekulatius und Amarettini mahlen, mit der Butter mischen, als Boden in die Springförmchen geben, festdrücken, kalt stellen.Zimt-Quark-Torte mit Spekulatius dekoriert

250 ml Orangensaft und den Zucker langsam erhitzen und köcheln lassen, bis der Zucker sich komplett aufgelöst hat. In der Zwischenzeit die Agartine einweichen lassen. Wenn der Zucker aufgelöst ist, die aufgequollene Masse in den heißen Saft geben, gut verrühren. 50 ml der Masse abschöpfen und zum restlichen Orangensaft geben. Beide Saft-Massen abkühlen lassen.

Während der Saft abkühlt, den Quark mit dem Zimt und der Orangenschale verrühren, die Sahne schlagen und unterheben. Schließlich den gesüßten Saft unter die Quarkmasse geben und alles gut verrühren. Auf die Böden verteilen, glatt streichen, kalt stellen.Anschnitt der Zimt-Quark-Orangen-Torte

Nach ca. 2 Stunden – wenn die Masse schön fest geworden ist – muss man den restlichen Saft leicht erhitzen, so dass er wieder flüssig ist, und verteilt ihn als dritte Schicht auf dem Kuchen. Mit Granatapfelkernen, Cranberries und Spekulatius verzieren.

Guten Appetit!

Stück der Zimt-Quark-Orangen-Torte

… and then we held hands

Wer enttäuscht wird, kann schon einmal wütend werden. Um glücklich zu sein, muss man Ärger und Genervtsein hinter sich lassen. Wenn man auf einen eigenen Erfolg verzichtet, kann das den Sieg für das Team bringen. Was klingt, wie die langweiligsten der langweiligen Gemeinplätze, ist die Grundlage eines Spiels für zwei, das mehr hält, als es verspricht.Cover des Spiels "... and then we held hands"

… and then we held hands ist eines der schönsten kooperativen Spiele – zumindest für den Lieblingsmenschen und mich. Man kann es nur zu zweit spielen und man darf dabei über alles sprechen, außer über das Spiel. Dabei muss man in jeder Runde nicht nur die eignen Karten und Zugoptionen beachten, sondern auch versuchen vorauszusehen, was der Partner bei seinem oder ihrem Zug tun kann. Gewinnen kann man nur, wenn man nicht versucht, die meisten Aufgaben selbst zu erfüllen, sondern im Blick behält, wann man sich besser einmal zurückhält und wann es sinnvoll sein kann, voller Energie nach vorn zu stürmen. Wenn es nicht so platt klänge, würde ich glatt schreiben, man spielt hier eine Parabel auf das Leben als Paar.Spielplan von "... and then we held hands"

Das Spiel ist schnell aufgebaut und fast genauso schnell erklärt. Auf einem Spielplan platziert man jeweils zwei Glassteine (einen zum Ziehen, einen für die Emotionswaage), mischt die Emotions- und die Aufgabenkarten, teil die Aufgabenkarten in drei Stapel und los geht’s.

Nun wird eine Aufgabenkarte umgedreht, deren Farbe signalisiert, auf welchem Farbfeld eine der Spielerinnen am Ende ihres Zuges ankommen muss. In der ersten Runde spielt man auf dem untersten, weitesten Ring und hat viel Platz zum Ziehen. Um also eine grüne Glücks-Aufgabe zu erfüllen, kann es sein, dass man zunächst eine rote Ärgerkarte ablegen muss, da zwischen dem eignen Standort und dem nächsten grünen Platz noch ein roter Punkt liegt. Rote und schwarze Karten bringen die Emotionswaage nach links aus dem Gleichgewicht, grüne und blaue Karten nach rechts. Ist man am Ende seines Zuges mit sich im Reinen im Gleichgewicht, darf man die eigene Kartenhand – mithilfe derer man die Karten für die Züge auswählen kann – wieder auffüllen. Zum Ziehen darf man sich sowohl aus der eigenen, als auch aus der Kartenauswahl des Partners bedienen.Emotionskarten von "... and then we held hands"

Was einfach klingt, wird dadurch kompliziert, dass man nach und nach auf dem Spielbrett nach innen rückt und dadurch weniger Optionen zum Ziehen und Erfüllen von Aufträgen zur Verfügung stehen. Welche Farben hat der Partner als Zugweg zur Verfügung? Liegen noch genügend Karten aus, um diese Farben zu bedienen? Kann ich es mir erlauben, einen Zug deutlich aus dem Gleichgewicht zu beenden, also ohne neue Karten nachzuziehen? Auf welche Seite drehe ich die nachgezogenen Karten, so dass sie gut zum Kartensatz des Partners passen?Spielsteine von "... and then we held hands"

Da man sich nicht absprechen darf, gilt es, vorherzudenken, wie der oder die andere spielen wird, welche Optionen er oder sie nutzen kann, wie viel Risiko jemand bereit ist, einzugehen. Ganz nebenbei freut man sich dann schon einmal, wenn man selbst auf einer Traurigkeitskarte stehen bleibt, während der andere das Glück gewinnt. Wie gesagt, wenn es nicht so platt klänge…

Das Spiel hat auch darum einen besonderen Platz in unseren Herzen, weil es so schön gestaltet ist. Die Karten sind einfach, aber liebevoll gemalt, der Spielplan hat auf der Rückseite eine Version mit Symbolen, so dass auch Farbenblinde keine Probleme haben und nicht zuletzt hat die Künstlerin Marie Cardouat (die zum Beispiel auch Dixit gestaltet hat) unser Exemplar nicht nur signiert, sondern ein zusätzliches Motiv in den Deckel der Schachtel gezeichnet. <3

… and then we held hands„: ein Koop-Spiel zum Immer-wieder-Spielen. Nicht nur für Verliebte."Zeichnungn von Marie Cardouat