Archiv für den Monat: November 2021

Negativ

Nach 14 Tagen Quarantäne bin ich negativ getestet worden und darf mich wieder frei bewegen. Woohoo. Quarantäne ist defitiv nicht mein Lieblingsevent bisher, 1 von 5 Punkten, bitte nicht wieder.

Den 1 Punkt und nicht 0 Punkte bekommen die letzten beiden Wochen, weil da liebe Menschen um mich herum waren. Zuallererst der Lieblingsmensch. Dass wir nach 15 Jahren Ehe diese zwei Wochen miteinander gut überstehen würden, war uns beiden total klar. Wir wissen aber auch, dass das nicht selbstverständlich ist und freuen uns darüber und übereinander.

Und dann waren da unsere Freund*innen. Die eingekauft haben und Blumen vor die Tür stellten, die anriefen und Nachrichten schickten, sich sorgten und uns umsorgten. Während im Großen die Welt zu einem Wahnsinn aufläuft, die ich nie für möglich gehalten hätte, sind die Menschen im Nahen so wunderbar wie ich es mir nicht mal wünschen konnte. Während auf der politischen Bühne Menschen mit dem Hin- und Herschieben von Verantwortung, dem Ablehnen von Maßnahmen, dem Ausschließen von Handlungen und dem Abstreiten von Verantwortung beschäftigt sind, haben die Menschen auf der nicht vorhandenen Bühne im Privaten einfach die Ärmel hochgekrempelt, ihre Herzen aufgemacht und getan, was anlag.

Und ich weiß, dass diese Menschen nicht nur um mich herum sind, sondern dass sie die große Mehrheit sind. Die solidarischen, mitfühlenden, handelnden, helfenden, für andere einstehenden, sich abmühenden, müden, überlasteten und trotzdem bereitstehenden Menschen, sie sind die große Mehrheit.

Umso weniger verstehe ich, dass diese Mehrheit, diese Menschen, die unsere Gesellschaft prägen und am Laufen halten, diese Menschen, die eben nicht laut sind, die nicht ohne Maske, dafür aber mit Duschhaube und dicken Stiefeln laut „ich, ich, ich“ schreiend durch die Straßen ziehen, dass diese Menschen in den Entscheidungen der politisch Verantwortlichen nicht die Hauptrolle spielen. Dass diese Menschen, die Mehrheit der Vernünftigen und Solidarischen, der Verantwortungsbewussten und Verantwortung Übernehmenden, dass die einfach links liegen gelassen werden. Dass ihre Sorgen kaum etwas zählen im Vergleich zu denen, die sich „besorgt“ nennen. Dass ihre Solidarität mit Füßen getreten wird. Dass die Verantwortung, die sie übernehmen, konterkariert wird, damit man „die Gesellschaft nicht spaltet“. Als würden diese Menschen die Gesellschaft spalten. Als hätten sich nicht vielmehr die schon längst selbst abgespalten, die Solidarität schreien und Egoismus meinen, die Freiheit rufen und dabei partout nicht sehen wollen, dass diese ohne Verantwortung zu Willkür wird, die vor lauter Kreisen um die eigenen Vorstellungen keine Emathie mehr empfinden können, die sich lautstark und unflätig beschweren, weil es Menschen gibt, die Verantwortung so definieren, dass sie Adventsfeiern und private Feste und wasweißich absagen, schweren Herzens. Die kann ich mit meinem Wunsch nach einer höheren Impfbereitschaft, meiner Zustimmung zu einer Impfpflicht, meiner Befürwortung von Maßnahmen, mit denen man auch Kinder und Jugendliche schützen kann, gar nicht mehr abspalten, die sind längst weg. Daher erwarte ich, dass die Menschen, die gewählt sind, um Verantwortung zu übernehmen, diese auch annehmen und tragen und nicht aus Angst vor Menschen, die eh nicht mehr zu erreichen sind, den Kopf in den Sand stecken.

Nun steht hier absolut nichts Neues – alles längst von anderen gesagt und geschrieben, in besseren Formulierungen und mit treffenderen Worten. Ich schreibe es trotzdem auf. Damit ich nicht vergesse, die vielen nahen und wunderbaren, müden und wütenden, erschöpften und hilfsbereiten, mitfühlenden und solidarischen Menschen zu sehen, wenn es in den nächsten Tagen und Wochen immer wilder wird auf der großen Bühne. Und damit ich mich daran erinnere, dass resignieren keine Lösung ist.

Positiv

Hallo ich bin Frau Argueveur und ich bin corona-positiv. Trotz doppelter Impfung und sehr großer Vorsicht. Und ich bin genervt davon, wie schlecht das alles auch fast zwei Jahre nach Beginn der Pandemie organisiert ist. Und weil ich nunmal diese Ecke hier im Internet habe, schreibe ich das auf.

Das wird jetzt etwas länger und wer keine Lust hat, das alles zu lesen, für die und den kommt das tl; dr gleich vorweg:
Es geht mir mittlerweile viel besser. Der Impfung sei Dank hatte ich einen leichten Verlauf (nein, trotzdem nicht vergnügungssteuerpflichtig). Aktuell bin ich noch in Quarantäne, bin aber nicht mehr krankgeschrieben und arbeite von zu Hause. Ein paar Nachwirkungen spüre ich noch, aber es geht aufwärts.

Für die, die mehr lesen wollen, kommt hier die Langfassung:

Es beginnt am vorletzten Freitagabend mit laufender Nase. Ich setze mich nicht mit zwei geimpften Freunden und dem Lieblingsmenschen an den Brettspieletisch, sondern gehe früh ins Bett – den Infekt ausschlafen, denke ich. Ich wähle das Gästezimmer, um den Lieblingsmenschen nachts nicht unnötig zu stören. Mit Corona rechne ich nicht – ich teste mich regelmäßig selbst, außer bei einem Arztbesuch und einem Einkauf (beides mit FFP2-Maske) habe ich im infrage kommenden Zeitraum nur geimpfte Menschen getroffen und nicht mehr als fünf gleichzeitig. Auch in der Corona-Warn-App gibt es keinen roten Hinweis.

Am Samstag Morgen geht es mir leider nicht besser. Ich koche Tee, sage den Besuch bei meinem Onkel und meiner Tante ab und stecke das Wärmeschaf in die Mikrowelle, damit es mir warme Füße machen kann. Leichtes Fieber habe ich auch. Gegen Mittag beginnt der Husten und ich mache einen Selbsttest. Positiv. Und wie.

Ich versuche also zu recherchieren, was man jetzt am Wochenende damit macht. Eine Option ist natürlich, bis Montag zu warten, dann beim Arzt anzurufen und einen PCR-Test machen zu lassen. Da es mir aber immer weniger gut geht und ich gerne schnell Gewissheit hätte – auch, um andere zuverlässiger warnen zu können, – würde ich gerne noch an diesem Tag einen Test machen lassen. Meine Hausarztpraxis hat ein Notfallhandy eingerichtet für abends und am Wochenende, ich hinterlasse eine Nachricht auf der Mailbox. Dann rufe ich beim Gesundheitsamt an – vielleicht läuft ja ein Band mit Infos oder so. Da läuft ein Band, aber das sagt nur: „Unter dieser Nummer ist niemand erreichbar. Der Anrufer wird aber per SMS über ihren Anruf informiert.“ Prima. (Ihr hört hoffentlich die Ironie…) Auf der Website von Gemeinde und Kreis sind die Infos nicht wirklich hilfreich. Ich habe auch zu starke Kopfschmerzen, um mich bis in die fünfte oder hunderste Ebene durchzuklicken.

Vom Lieblingsmenschen habe ich mich separiert. Er hat alles sehr gut gelüftet, desinfiziert was geht und stellt mir frischen Tee und ein bisschen Obst vor die Zimmertür. Wenn ich ins Bad gehe oder er zum Gästezimmer, tragen wir FFP2-Maske und desinfizieren uns die Hände.

Ich recherchiere online nach Testzentren in der Nähe, doch keines, das Google mit verschiedenen Suchanfragen auflistet, bietet am Wochenende PCR-Tests an. Bei einem erfahre ich das erst, nachdem ich ein Kundenkonto anlegen musste, um buchbare Termine angezeigt zu bekommen, die dann zwar als existent und frei angezeigt, aber eben nicht buchbar sind, weil:  Wochenende.

Der Lieblingsmensch schreibt mir eine Nachricht und schlägt vor, die 116117 anzurufen. Dort komme ich überraschend schnell durch und ein freundlicher Mensch erklärt mir, dass Krankenhäuser am Wochenende PCR-Tests vornehmen würden. Ich solle dort anrufen und mir einen Termin geben lassen. Gesagt, getan. Die – wirklich bewundernswert freundliche – Mitarbeiterin im Krankenhaus erklärt mir (und ich kann die verdrehten Augen trotz der Freundlichkeit durch die Leitung hören), dass diese Info seit Beginn der Pandemie von der 116117 rausgegeben werde, aber auch seit Beginn der Pandemie falsch sei. Sie würden zwar testen, aber eben nur alle Menschen, die ins Krankenhaus aufgenommen würden. PCR- und sonstige Tests für die Allgemeinheit gebe es bei ihnen nicht. Sie weiß aber ein Testzentrum in erreichbarer Nähe, das am Wochenende PCR-Tests anbietet. Das hatte die Google-Suche mir nicht ausgespuckt, mit dem Wissen um Namen und Standort finde ich es aber doch und kann tatsächlich für den frühen Abend noch einen Termin buchen.

Trotz positivem Selbsttest muss ich den PCR-Test selbst bezahlen. Die frierende junge Mitarbeiterin auf dem Parkplatz (es ist ein Drive-In-Center) hat strenge Vorgaben vom Chef und weiß nichts von anderslautenden Infos auf der RKI-Website. Mir geht es nicht gut genug, um zu streiten und so unterschreibe ich die SEPA-Lastschrifterklärung fürs Labor. Ich bekomme einen QR-Code zum Scannen mit der Corona-Warn-App und (das hätte mich direkt stutzig machen sollen), zwei weitere Infoblätter mit Anleitungen, was ich tun kann, um ans Ergebnis zu kommen, wenn dieses auch nach 24 Stunden nicht in der App angezeigt wird.

Am Sonntagnachmittag scanne ich den Code – Ergebnis liegt noch nicht vor. 24 Stunden nach dem Test ist die Anzeige immer noch die gleiche. Ich folge also den Tipps auf den Infozetteln, kann das Ergebnis mit den Zugangsdaten auf den Zusatzzetteln problemlos von der Website des Labors herunterladen (positiv) und informiere alle Menschen, mit denen ich in der Woche vor Symptombeginn zusammengewesen bin.

Da ich dienstags und mittwochs im Büro war, sage ich dem Chef Bescheid und erstelle eine Liste der Kolleg*innen, mit denen ich länger als ein oder zwei Minuten zusammen in einem Raum war. Auch diese ist kurz und alle sind geimpft. Trotzdem bietet mein Arbeitgeber (bester Arbeitgeber einfach) allen Betroffenen noch am Sonntagabend an, einen PCR-Test auf Kosten der Firma zu machen. Die Kolleg*innen waren so nett, mir Bescheid zu geben: alle negativ. Auch die kleine Spielerunde von Allerheiligen, der Nachbar, mit dem ich im Garten geplaudert habe und Schwiegermutter, Schwager und Schwägerin, die wir eine Woche vorher getroffen haben, sind negativ.

Was am Sonntag noch passiert: Die Ärztin vom Notfalltelefon ruft zurück, nimmt sich Zeit, fragt alle Symptome ab, kann mich beruhigen, dass die dank der Impfung vermutlich nicht mehr schlimmer werden. Symptome zu diesem Zeitpunkt: Fieber, Schnupfen, Husten, Kopfschmerzen aus der Hölle, Kurzatmigkeit, Sprechen fällt schwer und Aufstehen um das Fenster zu öffnen fühlt sich an wie Hochleistungssport – ich bin danach jedes Mal stärker aus der Puste als nach einem Spurt zur Bahn, wenn ich zu spät aus dem Haus gegangen bin. Sie bietet mir an, montags kurz vor Ende der Mittagspause auf dem Parkplatz der Arztpraxis im Auto zu warten – dort misst sie dann den Blutsauerstoffgehalt und macht eine Befragungsanamnese durchs Autofenster. Da ich vom Gesundheitsamt noch nichts gehört habe, schreibt sie mich für die ganze Woche krank.

Dem Gesundheitsamt habe ich gemailt und eine automatische Antwort bekommen, die sinngemäß sagt, es sei sehr viel zu tun und es könne dauern. Auf der Webste finde ich ein Formular, mit dem ich meiner Verpflichtung, Kontaktpersonen zu benennen, nachkommen kann. Pflichtfelder: Vorname, Nachname, Privatadresse, Geburtsdatum, Beschreibung der Kontaktsituation. Doof ist, dass ich von den Kolleg*innen weder Privatadresse noch Geburtstadtum kenne (zumindest nicht auswendig und ich fühle mich wirklich nicht fit genug, um mich am Dienstrechner anzumelden und die Geburtsdaten nachzuschlagen). Ich gebe also die Dienstadresse an und irgendein Datum als Geburtsdatum und vermerke das jeweils im Bemerkungsfeld. Freiwillig kann ich meine Symptome melden und mir das Formular auch per Mail zusenden lassen – was ich tue und möchte. Ich bekomme also postwendend eine automatisierte Mail, die mich beglückwünscht, dass ich keine Symptome habe und mich nach 5 Tagen freitesten kann – und gleichzeitig den Nachweis anhängt, dass ich ganz korrekt Symptome angeklickt habe und mich eben nicht freitesten kann. Wenn der Kopf nicht so weh täte, würde ich ihn gerne auf den Tisch schlagen.

Von den Kolleg*innen erfahre ich, dass das Gesundheitsamt sich freitags – fast eine Woche nach Testergebnis – bei Ihnen gemeldet hat. Gut, dass ich sie schon am Sonntagabend warnen konnte.

Donnerstags bringt die Post die Quarantäneverfügung mit dem Hinweis, man müsse den Umschlag unbedingt aufbewahren, denn dort sei das Datum der Zustellung eingetragen. Das hat der Postbote vermutlich nicht gewusst. Auf jeden Fall steht im entsprechenden Feld: Nichts.

Dem sehr juristischen Schreiben ist ein netter Standard-Begleitbrief des Bürgermeisters beigefügt, in dem man sich für die „manchmal leider sehr wenig verbindlich(en)“ Formulierungen in der Verfügung entschuldigt. Diese weist wenig verbindlich u.a. darauf hin, dass ich meine Kontaktpersonen melden muss. Sollte ich das noch nicht getan haben, muss ich es am Tag der Zustellung nachholen. Kann ich das nicht online tun, soll ich eine Telefonnummer anrufen. Ihr ahnt es vermutlich schon. Es ist die Nummer, bei der auch am Montag das Band lief, dass man dort niemanden erreichen kann. Was machen Menschen ohne Internetanschluss oder mit wenig digitaler Erfahrung?

Der Lieblingsmensch hatte übrigens am Dienstag auch Symptome – trotz aller Vorsichtsmaßnahmen. Da ich das Testergebnis noch immer nicht in der App angezeigt bekomme, habe ich es am Montagabend händisch eingetragen (durch Anruf bei einer Nummer, die meinen Namen, Geburtsdatum und Name des Labors abfragt, mich zurückruft und mir eine sehr lange TAN durchgibt). Nun ist seine Corona-Warn-App rot und er kann trotz negativem Selbsttest beim Hausarzt einen PCR-Test machen lassen. Als geimpfte Kontatperson 1 hatte er dieses Recht nicht. Holt euch also die App – aus so vielen Gründen, aber auch aus diesem. Ich weiß, dass das trotzdem nicht überall so reibungslos klappt, hier war es aber zum Glück problemlos. Am Mittwochmorgen ist sein Ergebnis da – positiv. In der App angezeigt wird es ihm aber nicht, dort steht weiterhin, dass sein Ergebnis nicht vorliege. Und das steht da noch tagelang, bis er den Test löscht und das schon bekannte Spielchen mit TAN und händischem Eintrag macht.

Bis heute – eine Woche später, hat der Liebste nichts vom Gesundheitsamt gehört, weder telefonisch noch per Post. Natürlich hat er seinen Kontakt online gemeldet. Ja, Kontakt in der Einzahl, denn er hatte sich ja gemeinsam mit mir ab Samstag isoliert und weil nur nach Kontakten ab zwei Tagen vor Symptombeginn gefragt wird, musste er nur mich angeben. Nach allem, was wir wissen, ist damit die Infektionskette beendet und ich habe sonst niemanden angesteckt. Puh. Gut, dass auch er einen super Arbeitgeber hat, der gute Besserung wünscht und kein Problem damit hat, die notwendgen Unterlagen irgendwann nachgereicht zu bekommen.

Mir ist klar, dass die hohen Infektionszahlen die Mitarbeiter*innen an den damit befassten Stellen fordern und überfordern. Denen mache ich auch keinen Vorwurf. Wirklich nicht. Den Menschen, die es in fast zwei Jahren nicht geschafft haben, ein System aufzubauen, das die Mitarbeiter*innen vor völliger Überlastung schützt und Menschen, die weniger digitalaffin sind oder denen es schlechter geht als mir, bei einer Infektion zu unterstützt, denen gelten deutlich weniger freundliche Gedanken, to say the least. Das unerträgliche Geschachere um Booster-Impfungen und das jetzt schon absehbare Chaos nach der anstehenden Zulassung der Impfung für Kinder ab 5 Jahren macht mich noch fassungsloser.

Was allerdings wirklich wunderbar ist, das ist die Unterstützung, die wir bekommen. Ganz viele liebe Menschen bieten an, für uns einzukaufen und tun das auch. Per Telefon und Messenger erkundigen sich die Freund*innen nach unserem Befinden. Manche schicken Links zum Schmunzeln, andere Tipps zum Lesen, wieder andere einfach Grüße und Fotos von draußen, aus der Nicht-Quarantäne-Welt. Blumen werden uns kontaktlos vor die Tür gestellt und Einhorngummibärchen, sogar eine Horoskopzeitschrift, damit wir was zu Lachen haben.

Pünktlich zur Besserung der anderen Symptome haben sich bei uns beiden Geruchs- und Geschmackssinn verabschiedet, aber Einhorngummibärchen sind trotzdem großartig. Auch Dinge wie Backofenkartoffeln mit Senfsaat oder überbackene Enchiladas mit schwarzen Bohnen, frischen Tomaten und Paprika sind klasse. Der Lieblingsmensch ist super kreativ und kocht Dinge, die ein spannendes Mundgefühl erzeugen. Das ist zumindest ein ehrenwerter Ersatz für Geschmack.

Wir fühlen uns geliebt, umsorgt und verwöhnt und sind sehr, sehr dankbar. Liebe Menschen um uns herum: Ihr seid nicht nur großartig und wunderbare Freund*innen, sondern wirklich und wahrhaftig und von ganzem Herzen die aller-, allerbesten! <3 <3 <3

Neulich. Golden.

Ein goldenes Netz spinnt die Sonne ins ablaufende Wasser. Ganz plötzlich hat sie sich durch die Wolkendecke gedrängelt, hat den Wind überredet, ihr eine Lücke ins Grau zu reißen und nun tobt sie sich aus, die Sonne. Auf meinen Schuhen, die ich nicht schnell genug ausziehen kann, auf den Strümpfen, die direkt folgen, auf den hochgekrempelten Hosenbeinen und meinen nackten Füßen im Watt – wie schnell da nichts mehr ist, wo gerade noch die Wellen ans Ufer leckten.

Ich folge dem Wasser, tanze über Muscheln und Wattwürmer, weiche kleinen Krebsen aus und schaue den Möwen beim Plantschen in Pfützen zu. Ich habe Musik im Herzen und freue mich wie ein Kind.

Und dann ist da plötzlich ein goldenes Netz. Es umfängt meine Knöchel und spielt mit meinen Zehen. Es ist zerbrechlich und zuverlässig haltbar zugleich. Es zerstiebt beim kleinsten Schritt und schnalzt zurück, sobald ich stillstehe. Es umfängt mich ganz und ist so weit wie mein Auge reicht. Und doch hält es mich nicht fest. Ein magisches Netz zu sein, das mich nicht fängt, sonder frei macht, mich nicht anbindet, sondern mir Weite und Energie verleiht. Es ist aus Sonne geknüpft und aus Wasser, aus Wellen und Sand, aus dem ewigen Kreislauf von Ebbe und Flut und von Licht, das sich bricht.

Wenn ich an unsere Ferien an der Küste zurückdenke, fällt mir dieses Netz ein. Wie schön diese unerwartete Sonnenstunde im Meer war. Wie fröhlich und frei und unbeschwert. Und mitten im Novembergrau stelle ich fest, dass ich mir etwas bewahren will von diesem goldenen Zaubernetz. Seine Fäden lassen sich auch in meinem Alltag finden – in kleinen Gesprächen an der Kaffeemaschine und beim gemeinsamen Erstellen einer Präsentation, bei der die Kreativität einer Kollegin mich beflügelt. Beim Austausch mit einer Freundin, die sich in Neuland wagt und beim Weinen mit einem Herzensmenschen, der trauert. Da sind Goldfäden bei Buch und Tee am Abend,  beim Telefonieren und beim Brettspielen, beim Spaziergang im Regen und beim Kuchenbacken.

Ich halte Ausschau nach den Lichtfäden, um das Netz weiterzuknüpfen. Bunt oder grau, flexibel oder stabil, groß und weit oder ganz klein und unscheinbar, laut oder leise, im Regen oder im Sonnenschein oder auch alles zusammen.