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Der Menhir von Saint-Uzec

Gesamtansicht des MenhirsDa ich immer noch hier bin und nicht im Urlaub, bekommt ihr heute wieder einen schönen Ort der Bretagne gezeigt: Den Menhir von Saint-Uzec.

An Menhiren und anderen Zeugnissen der Megalithkultur kommt in der Bretagne keiner vorbei. Ein besonders bekannter ist der große Menhir in der Nähe von Trébeurden (Côtes d’Armores). Gerade im Sommer muss man die Augen wirklich offen halten, um die Wegweiser nicht zu verpassen, denn viele sind von wucherndem Grün und bunten Blümchen gut verdeckt.

Wenn man dann aber hinter dem Dörfchen Pleumeur-Boudou richtig abgebogen ist, kann man den Stein eigentlich kaum verfehlen, denn er ist so groß, dass man ihn schon von weitem bewundern kann.

Der Menhir ist so groß, dass man ihn über Büschen und Bäumen herausragen siehtDer etwa acht Meter hohe und gut drei Meter breite Stein ist vermutlich etwa 4.500 Jahre alt. Das Kreuz, die Darstellung von Sonne, Mond und Sternen sowie die Anbetungsszenen und die Leidenswerkzeuge Christi hat ihm ein bretonischer Jesuit in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts verpasst. Julien Maunier war Orthograf und ein umtriebiger Werbefachmann für die Sache der Kirche.

Detailaufnahme der christianisierten Spitze des Menhirs von Saint-UzecNatürlich sind auch mit diesem Menhir eine ganze Menge Sagen und Legenden verbunden, christliche und keltische. Einige davon findet ihr hier. Dabei sind auch einige kreative Erklärungen für die tief eingekerbte Rückseite des Steinkolosses.

Rückseite des Menhirs mit sehr tiefen Furchen und einem faustgroßen Loch

 

Wie ich zweimal so richtig pitsche-patsche-nass wurde

Eine Mohnblume, auf der Regentropfen zu sehen  sind.Heute bin ich auf dem Hin- und auf dem Heimweg so richtig schön aprilwettermäßig nass geworden. Erstaunlicherweise bin ich davon gar nicht genervt. Beim Drübernachdenken habe ich festgestellt, dass ich erstaunlich oft guter Laune bin, wenn ich so richtig durchgeweicht werde. Okay, zumindest dann, wenn das auf dem Heimweg passiert. Warum? Da gibt es Handtücher und einen Föhn. Aber eigentlich liegt es eher daran, dass ich zwei wirklich wunderbare Erinnerungen an extreme Regengüsse habe, die jeden Funken schlechter Laune vertreiben.

Der erste quasi sintfluartige Regen erwischte mich, als ich etwa 17 war, ein einem Zeltlager mitten im Wald. Als wir ankamen, hatte es schon zwei Wochen geregnet und der Platz ähnelte Woodstock stärker, als besorgte Eltern sich sowas wünschen. Wir sahen nach wenigen Stunden aus wie Matschmonster. Aber kennt ihr jemanden, den das bei einem Zeltlager stört?.

Irgendwann kam dann doch die Sonne raus und als sie nach ein paar Tagen den Boden getrocknet hatte, machten wir eine Über-Nachtwanderung – mit einem kleinen Schlummerzwischenstopp auf einer Waldlichtung. Gegen 2 Uhr morgens und ein paar Stunden Fußweg vom Zeltplatz entfernt, wurden wir geweckt. Von dicken, in unseren Gesichtern platzenden Regentropfen. Schneller zusammengepackt hat vermutlich keine Jugendgruppe vorher und keine hinterher. Aber wo sind die Guinness-Weltrekordtypen, wenn man sie braucht…

Wir tapsten also schlaftrunken, das Autolied brummend, durch den Regen und kamen so nass am Zeltplatz an, dass wir sogar die Unterwäsche auswringen konnten. Die Heiterkeit wurde noch gesteigert durch ein Päckchen meiner Mutter, das am nächsten Tag ankam: Mein Knirps, den ich zu Hause vergessen hatte, mit einer Karte: „Damit du nicht so nass wirst.“ Wenn irgendwer ROFL jemals wörtlich genommen hat, dann waren wir das damals 🙂

Das Foto zeigt einen kleinen Leuchtturm und eine Boje vor der bretonischen Küste, bei ruhigem Seegang und Sonnenschein.

Das Meer vor der Pointe du Raz bei Sonnenschein.

Das zweite Mal pitsche-patsche-nass geworden bin ich bei einer Wanderung rund um die Pointe du Raz mit einer sehr guten Freundin. Wir gingen bei strahlendem Sonnenschein los, bewunderten die Aussicht und nahmen die aufziehenden grauen Wolken nicht so ernst. Den Wind auch nicht. Hätten wir besser. Denn innerhalb weniger Minuten regnete es in Strömen. Wusstet ihr, dass Regen waagerecht fallen und blaue Flecken verursachen kann? Geht. Wirklich. (WIRKLICH!)

Bis wir uns durch den heftigen Wind zum Parkplatz zu unserem schnuckeligen Mietwagen zurückgekämpft hatten, tropften wir. Aus allen Poren. Zufällig hatten wir Schlafsäcke dabei (für die Übernachtung in der Jugendherberge, die aber geschlossen hatte und uns eine anstrengende, noch-nicht-internet-basierte Suche nach einer bezahlbaren Unterkunft und den schlechtesten Kaffees aller Zeiten bescherte, aber das ist eine andere Geschichte). Wir schälten uns also aus den tropfenden Klamotten, breiteten sie auf der Rückbank des Autos aus, zogen Schlafanzüge und Schlafsäcke an, drehten die Standheizung voll auf und versuchten, wieder warm und trocken zu werden. Die gute Laune verdankten wir einem vollen Tank und Radio Nostalgie. <3 <3 <3
Den Blick des Café-Besitzers in Locronan, bei dem wir später am Nachmittag mit nassen, wirren Haaren und dauerkichernd Tee bestellten, werde ich vermutlich nie vergessen.

Bonustrack:
Nach zwei Wochen Dauerregen verbrachte ich mal ein Wochenende mit einem Freund auf Belle-Île. Strahlender Sonnenschein, umwerfend klare Luft und eine Fahrradtour mit lauter herrlichen Ausblicken. Wichtigste Lektion des Tages? Auf Wegen, die aus nichts als Matschlöchern und Pfützen bestehen (zur Erinnerung: es war das erste sonnige Wochenende nach zwei Wochen Dauerregen), sollte man keinesfalls (in Worten: KEINESFALLS) eine Hand vom Fahrradlenker nehmen, um auf Natursensationen zu zeigen. Sonst: Salto über den Lenker, von oben bis unten eingesaut und – was auch sonst – klatschnass. 🙂

SoPi, das neue 9. Arrondissement

Katja Flinzner von mehrsprachig handeln veranstaltet eine Frankreich-Blogparade rund um Croissant, Carrefour, Carte Bleue. Wer darf da nicht fehlen? La blogueuse la plus francophile de tout le promontoire (googelt das, ihr Englandfans 😉 )

Wer an Frankreich denkt, denkt natürlich an Paris. Nicht nur, weil westlich davon nur noch Kühe und Atlantik sein sollen (Ich habe jede Menge Gegenbeweise!), sondern weil…. Paris eben Paris ist.

In den letzten Jahren hat sich dort ein Viertel ganz besonders gewandelt: das 9. Arrondissement. Rund um und südlich der Place Pigalle gelegen ist es vor allem als Rotlichtviertel bekannt geworden. Und auch heute noch strahlt das Moulin Rouge weit über das Viertel. Bei unseren Parisbesuchen in den letzten Jahren haben der Lieblingsreisebegleiter und ich im Süden des „Neunten“ eine ganz neue Welt entdeckt: Tagsüber haben wir in den kleinen Gässchen zwischen der Rue Saint Georges und der Rue des Martyrs junge Väter und Mütter gesehen, die Kinderwägen schieben oder kleine, nörgelnde Steppkes von einem Schaufenster mit Kinderspielzeug wegziehen. Hippe „Irgendwas-mit-Medien“-Typen verbringen ihre Mittagspause in der Rose Bakery, und weibliche Musikfans steuern zielstrebig die Räume des feministischen Musikladens Gals Rock  in der Rue Henri Monnier an, um sich die neuesten Indietrends empfehlen zu lassen. Bei einem erneuten Bummel kurz vor Feierabend sahen wir eine lange Schlange vor Delmontel mit seinen großartigen Macarons und allen Arten von herrlich dekorierten Gourmandises. Man zahlt zwar Apothekenpreise, aber die bohémiens bourgeois (kurz: bobos), die hier wohnen, können sich das leisten. SoPi, South Pigalle, nennen die neuen Bewohner ihr Quartier.

Mit diesem Wandel hat sich die Ecke unterhalb von Montmartre allerdings nicht zum ersten Mal neu erfunden. Im 19. Jahrhundert war das Quartier um die Place Pigalle Hochburg der Künstler. Hinter den hohen Steinmauern verbargen sich zahlreiche Ateliers, unter anderem von Renoir und Toulouse-Lautrec, dessen Bilder von Montmartre um die Welt gingen. Auf die Maler folgte die Halbwelt mit Opiumbars und den berühmt-berüchtigten „maisons closes“, von denen heute nur noch eine Ausstellung im Musée de l’érotimse zeugt. Nach ihrem Verbot Ende der 1940-er Jahren wurden sie von Stundenhotels abgelöst, in deren Schatten Erotikkinos, Striptease-Bars und Co. die Straßen bevölkerten, bis Pigalle in den 1990-er Jahren als Hochburg für Touristen und Taschendiebe galt.

Inzwischen prägen zahlreiche neue Ladengeschäfte die Straßen. Hier bekommt man, was das Herz begehrt: selbstgenähte Plüschtiere, Pinsel, Farben und anderen Künstlerbedarf, unkonventionelle Lampenschirme, Gitarren und Schlagzeuge, südfranzösische Olivenöle, selbstgekochte Marmeladen, Diabetiker-Cupcakes oder herrlich duftende „baguettes traditionelles“ (im Biosupermarkt Causses in der Rue Notre Dame de Lorette). Natürlich dürfen kleine Obst- und Gemüsehändler ebenso wenig fehlen wie gemütliche Cafés (bei Odette et Aimé in der Rue de Maubeuge laden bunte Stühle zum draußen Sitzen ein) und klassische Brasseries (viele Besucher aus der Nachbarschaft, eine gute Weinauswahl und leckere Käseplatten gibt es in der Brasserie A la Place Saint Georges). Dazwischen zeugen bunt bemalte Hinterhof-Bolzplätze, reformpädagogische Kitas und Maklerbüros vom neuen, gentrifizierten Leben in SoPi.

Wer den Abend bei einfacher aber vorzüglicher französischer Küche ausklingen lassen will, dem sei das Caffè Jadis empfohlen. Der Patron kauft seine Zutaten auf dem Markt und beim Metzger um die Ecke. Wenn er dabei Lamm ergattern konnte, sollte man unbedingt die „Souris d’agneau aux épices douces d’Orient“ probieren. Wer zum zweiten Service kommt (so gegen 20 Uhr), dem erzählt der chef de cuisine zum Dessert gerne den neuesten Klatsch oder gibt Tipps für den Einkaufsbummel.

Mehr gute Adressen in Paris empfehlen übrigens Paris Mieux Mieux, Kat und TheHipParisBlog.

Bonne promenade!

 

Macarons, jetzt auch mit Füßchen

macarons_mitfuesschen2Juhu, endlich haben meine Macarons auch Füßchen. Dank der unglaublich wunderbaren Aurélie Bastian von Französisch Kochen und ihrem Buch Macarons für Anfänger. Ich habe mir natürlich bei der Autorin eine Ausgabe mit Widmung bestellt und sobald sie hier war das Basisrezept ausprobiert.
Die passenden Farben habe ich leider noch nicht (das kommt aber ganz bald), so dass ich nur ungefärbte Macarons produziert habe. Aber dank der Tipps und der Schritt-für-Schritt-Anleitung im Buch hat es auf Anhieb geklappt.

Als Füllung habe ich zum einen eine Ganache aus Apfelstrudelschokolade hergestellt, für die andere Hälfte habe ich salzige Caramelcrème verwendet, die wir im September aus dem Urlaub in der Bretagne mitgebracht haben.

Liebe Aurélie Bastian, vielen Dank!!!

macarons_mitfuesschen

Tri martolod

Volkslieder haben schon lange eine ganz eigentümliche Anziehungskraft auf mich. Ich erinnere mich zum Beispiel an ein Jugendgruppenleiterwochenende, bei dem wir abends lange auf alle möglichen europäischen Volkslieder getanzt haben: irisch, schottisch, italienisch, griechisch,… Klassiker wie Ännchen von Tharau, Der Mond ist aufgegangen oder Es war ein König in Thule finden einen festen Platz in meinem Herzen. Und ich habe wundervolle Erinnerungen an lange Urlaubsfahrten, auf denen wir als Kinder Die Mundorgel rauf und runter gesungen haben (In einen Harung jung und stramm, zwo drei vier… 🙂 )

Ganz besonders mag ich – Überraschung – bretonische Volkslieder. Vor kurzem habe ich diese hinreißende Version von Tri martolod, einem der bekanntesten Lieder aus der Bretagne entdeckt. Bekannt geworden ist es durch Alain Stivell, in Deutschland vermutlich auch durch Manau und ihren Hit La Tribu de Dana. Die Version von Didier Squiban und Yann Fanch Kemener ist zwar schon etwas älter, war aber an mir vollkommen vorbeigegangen (obwohl ich Didier Squiban schon lange kenne und mich unter anderem sehr gerne an eines seiner Konzerte in Köln erinnere).

Wenn ihr mich dieser Tage morgens mit verträumtem Grinsen und Kopfhörern am Bahnsteig stehen seht, wisst ihr, womit ich mir den Beinahe-schon-winterlichen-Schlechtwettermorgen und den Weg ins Büro versüße.

Von Heiligen und anderen Experten

pardon_la_viergeIm Urlaub haben wir das Grand Pardon in Le Folgoët besucht. Um ehrlich zu sein, waren wir eigentlich nur bei der großen Trachtenprozession am Sonntagnachmittag. Älteren Fotos und weitschweifigen Ankündigungen on- und offline zufolge sollten sich dort bis zu 20.000 mehr oder weniger fromme Pilger versammeln. Von denen haben wir jedoch nur einen Bruchteil zu Gesicht bekommen. „Früher hätten sie hier keinen Fuß auf den Boden bekommen“, sagte der freundliche Herr neben uns. Sehr bedauert hat er das geringe Interesse aber nicht: „Das ist hier nicht so mein Ding, aber die Kostüme sind ganz hübsch.“

pardon_kostuemeAuch uns hat in diesem Fall die Aussicht auf echte bretonische Trachtenträgerinnen und -träger am meisten motiviert. Wir kamen dabei auch voll auf unsere Kosten. Neben traditionell entspannten französischen Verkehrspolizisten, typisch bretonischem Wetter und einer kleinen „Souvenirmeile“ bekamen wir zahlreiche Menschen in historischen Kostümen mit entsprechend würdigen Gesichtern und beeindruckend gut erhaltene alte Fahnen mit aufwändiger Stickerei zu sehen. Einer der Höhepunkte war die Prozession der Heiligen, die nicht am Stock, sondern auf dem Stock gehen.

pardon_heilige

Einer davon war auch der Heilige Salaün. Er soll ein rechter Dummkopf gewesen sein und sein Leben lang nur „Ave Maria“ gesagt haben. Nach seinem Tod wuchs auf seinem Grab eine weiße Lilie, in der mit goldenen Buchstaben geschrieben stand…. Ave Maria.

Sind sie nicht wundervoll, die bretonischen Legenden? Wie die meisten bretonischen Heiligen findet man den verehrten Dummkopf in keinem römischen Heiligenkalender. Gefeiert wird hier nicht nur, wer es in die offiziellen Annalen geschafft hat. Ganz im Gegenteil: Besondere Verehrung scheinen die zu erfahren, die das Volk für heilig befunden hat. Sie können Ohrenschmerzen lindern (wenn man eine Münze in die Quelle taucht und diese anschließend vor dem Altar der dazugehörigen Quelle liegen lässt), Schatten spendende Sträucher mit sättigenden Früchten wachsen lassen oder Diebe ermitteln. Man berichtet, dass sie unterschiedliche lange Stöckchen gezogen haben, um zu ermitteln, wer Eremit in der beliebtesten Gegend sein durfte und wer weiterziehen musste. Und dass sie es anfangs gar nicht so leicht hatten mit den bretonischen Dickschädeln. Nicht umsonst nennt man den Landstrich an der Nordküste des Finistère auch „Pays Pagan“- Land der Heiden.

Wer zum Pardon nach Le Folgoët kommt, vertieft sich vermutlich nicht in solche Gedanken. Schließlich gilt es, die besten Plätze zu finden. Und dann zu warten („Hoffentlicht predigt dieser Typ aus Paris nicht so lang.“) Wichtigste Lektion des Tages war daher diese: Profipilger haben Klappstühle.

pardon_pilger_klappstuehle

Macarons − oder so ähnlich

macarons_detail_130919Wenn es regnet, (aber auch bei gutem Wetter) kriege ich regelmäßig Anfälle von Back-Wahn. Und da ich immer noch in Urlaubsromantik schwelge, und mir außerdem eine Ausgabe von „Macarons & Gourmandises“ von Hachette (sieht aus, als wäre es eine Vorgängerausgabe hiervon) mitgebracht habe, habe ich heute in Eischnee und Mandeln geschwelgt. Aber was soll ich sagen – die Zutaten haben sich standhaft geweigert, echte Macarons zu werden. Aber der Reihe nach.

Zuerst habe ich
3 Eiweiß mit 15 g Zucker zu sehr steifem Schnee geschlagen,
200 g Puderzucker und 125 g gemahlene Mandeln gemischt, fein gesiebt und vorsichtig unter den Eischnee gehoben.

Dann rote und blaue Lebensmittelfarbe unter einen Teil der Masse gegeben – die daraufhin ziemlich flüssig wurde (nein, das sollte nicht so sein…)

macarons_2_130919Die flüssige lila und die weniger flüssige helle Masse habe ich auf ein Backblech gespritzt. Rezeptgemäß durften die kleinen Makrönchen eine Stunde lufttrocknen, bevor sie bei 160°C (Umluft) für 12 Minuten im Ofen verschwa.
Prima – dachte ich. Die „Coques“ dachten wohl anders. Zumindest weigerte sich das komplette Mandelteam, standesgemäße Füßchen zu kriegen. Und die lila Mannschaft ist zu großen Teilen zu Riesenmonstern mutiert.

Kurzerhand habe ich keine aufwändige Füllung produziert, sondern eine ziemlich standardmäßige Praliné-Ganache (Rache ist süß 😉  Jetzt sehen die Minis zwar aus wie deutsches Weihnachtsgebäck, aber sie schmecken très français nach gaaaaaaaaaaaanz viel Urlaub und Sonne und Meer (findet auch der Lieblinsgtestesser).

Bon app‘!

Nebel. Oder: Wie Legenden entstehen

Wir sitzen am Strand. Die Sonne scheint warm, nur draußen über dem Ärmelkanal sind ein paar kleine Dunstwolken zu erahnen. Vor uns schaukeln Boote fröhlich auf den Wellen. Ein paar Möwen lassen sich in der Bucht faul auf dem Wasser treiben, und eine Horde Strandläufer steckt eifrig die langen Schnäbel in den Sand.

Dann frischt der Wind auf – Seewind. Und die Nelbelwolken aus der Ferne treiben in Schwaden auf uns zu. Der Wind reißt einzelne Fetzen aus dem Dunst heraus. Grau ziehen sie an uns vorüber, über uns hinweg, durch uns hindurch. Der Mast des Segelbootes vor uns verschwimmt vor unseren Augen, als hätten wir zu viel getrunken. Aber noch immer sitzen wir in der wärmenden Sonne.

Doch ehe wir uns versehen, ist der Nebel ganz da. Breitet sich aus. Umhüllt das Wasser, die Boote, uns. Kriecht erst langsam, dann immer schneller über den Sand, walzt sich die Dünen hinauf, schiebt sich über die Felder. Verschluckt die Häuser, den Wasserturm, zuletzt die Sonne.

cote_des_legendesDie Möwen sind verstummt, die Strandläufer längst weitergeflogen. Nur das Plätschern der Wellen ist zu hören. Ab und zu treibt ein Bug ins Blickfeld, bei der nächsten Windböe ein Mast, der in der Luft schwebt, ein einzelner Möwenflügel, ein Schatten auf dem Wasser. Innerhalb von Sekunden hat sich die gesamte Atmosphäre gewandelt. Und ich ahne, dass die Bezeichnung „côte des légendes“ mehr ist als ein Marketing-Coup der Tourismusbranche.

Plötzlich kann ich sie sehen, die Besatzung der Geisterschiffe, die Feen und Zauberer, Neptun und sein Gefolge. Ich kann sie riechen, ihren algigen Atem, ihre salzigen Gewänder. Und hören – die wassergetränkten Schritte, die lockenden Gesänge, die geflüsterten Versprechungen. Fast warte ich darauf, dass eine Meerjungfrau den Kopf aus dem Wasser streckt und von ihrer großen, verlorenen Liebe singt. Dass tanzende Gespenster ein Neugeborenes unter dem „Kinderfelsen“ ablegen, damit es am Abend von seinen Eltern abgeholt werden kann. Dass der Geist eines zu jung von den Wellen verschlungenen Korsars über das Wasser läuft und mir verrät, wo er seinen geheimnisumwitterten Schatz versteckt hat.

Wer weiß, vielleicht lebt der Mann mit den Karottenhänden, von dem Pierre Jakez Hélias erzählt hat, nicht nur im Pays Bigouden? Flüstern nicht auch hier die Fischschwärme aufgeregt miteinander wie in Un royaume sous la mer von Henri Queffélec? Und ganz sicher leben hinter dem Nebel all die Sirenen, Feen und Druiden aus dem Barzhaz Breizh.

Kopf und Herz voll Fantasie und Geschichten suchen wir uns Schritt für Schritt den Weg über die Dünen nach Hause.

PS (Januar 2014): Ich habe bei Stories und Places übrigens markiert, wo die Nebel wallten.