Archiv der Kategorie: Frankreich

Erschütterung

Arc de triomphe in Paris am 11.11.2011, mit Tricolore zu Ehren des Nationalfeiertags (Ende des 1. Weltkriegs)

Ich bin noch immer erschüttert von den Anschlägen in Paris. Gestern Abend, wir wollten gerade schlafen gehen, hörten wir von den Anschlägen. Wir haben den Fernseher angemacht, das Internet. Als würden Informationen helfen, das Unverständliche zu verstehen. Nach einer kurzen Nacht fühlte es sich heute noch genauso unverständlich an.

Was mich ähnlich stark erschüttert sind die Reaktionen einiger Menschen, die den Terror, der sich plötzlich so real anfühlt – weil er an Orten stattfindet, die uns so nah sind, Straßen beherrscht, die ich kenne und liebe -, Menschen also, die diesen Terror instrumentalisieren, Sündenböcke suchen. Menschen, die Flüchtlinge pauschal verdächtigen, die Hass schüren oder glauben, dass sie mit düsteren Andeutungen und fröhlichen Smileys reagieren müssen, wo Anteilnahme und Menschlichkeit gefragt wäre.

Es ekelt mich an, wenn pauschal die Menschen, die vor genau diesem Terror fliehen (den es in Syrien, im Irak und andernorts täglich gibt), jetzt erneut unter den Auswirkungen des Terrors leiden sollen.

Zum Glück gibt es auch das genaue Gegenteil. Staunend und gerührt habe ich verfolgt, wie Menschen in Paris ihre Wohnungen für Fremde geöffnet haben, die gestern Nacht keine Zuflucht hatten, die Schutz suchten und nicht wussten wohin. #PorteOuverte las ich dutzendfach in meiner Timeline. Von Menschen, die nicht mehr nach Hause kamen und von solchen, die ihre Wohnung, ihr Sofa, einen Tee, ein Glas Wein oder Nutella anboten. Inmitten des Entsetzens, der Sprach- und Hilflosigkeit, inmitten der Angst offene Türen und offene Herzen.

#Prayforhumanity

Beauvais: Größenwahn, Sternengeschichten und Stützpfeiler

Alles ist machbar. Immer höher, weiter, schneller, größer. Immer besser. Das klingt verlockend, stimmt aber nicht. Ein Ort, an dem einem klar wird, dass Manches eben nicht geht, dass nicht alles machbar ist, so sehr man es auch will und so viel Geld man auch investiert, dass „besser“ nicht immer auch die richtige Alternative ist, ein solcher Ort ist Beauvais.

Denn in Beauvais steht die Kathedrale Saint Pierre, in der genau das bis heute von außen und innen mehr als deutlich sichtbar wird. Kathedrale Saint-Pierre von außen. Da, wo das Kirchenschiff war, ist der Chorraum zugemauert.

Ja genau, Saint Pierre ist keine vollständige Kirche. Denn Saint Pierre ist zusammengekracht. Und das nicht nur einmal. Zwar hat die Kirche bis heute das höchste gotische Gewölbe (über 48 Meter), aber der Preis, den man dafür gezahlt hat, ist eben, dass die Kirche nicht hielt. Irgendwann ging das Geld aus und die Gotik war aus der Mode gekommen und so blieb das alte, kleine Kirchenschiff von „Notre Dame de la basse œuvre“ einfach stehen, der Chorraum der Kathedrale ist das einzige, was noch da steht. Und auch das nur mit großen Anstrengungen, sprich: Stützbalken außen…Pfeiler der Kathedrale von Beauvais von außen - mit vielen Stahlstützen dazwischen

… und natürlich auch innen. Gar nicht mal so klein und gar nicht mal so wenige.Großer Holzstützpfeiler in der Kathedrale von Beauvais, für den sogar der Boden aufgerissen werden musste

Sehr große, hölzerne Stützpfeiler zwischen den Säulen in der Kathedrale von BeauvaisWenn man drinnen steht und die vielen Stützen sieht, kann einen schon ein etwas mulmiges Gefühl beschleichen. Mich jedenfalls, der Lieblingsmensch war da etwas zuversichtlicher.

Bewundert haben wir die astronomische Uhr aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, die eine wunderbare Figuren-, Flammen- und Musikparade bietet. Und auch wenn die Erklärung, die es zu den Spielzeiten gibt, als furchtbar kitschiger Dialog zwischen Künstler und neugieriger Besucherin gestaltet ist, erfährt man eine Menge über das Wissen, die Theologie und das Leben der Menschen, die die Reste der Kirche im 19. Jahrhundert nutzten.astronmische Uhr aus den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts in der Kathedrale von Beauvais

Direkt neben der „neuen“ Uhr hängt übrigens ihre mittelalterliche Vorgängerin – auch sehr schön.Mittelalterliche Uhr in der Kathedrale von Beauvais

Wenn man den Blick von den Uhren (und den Stützbalken) abwendet, sieht man, wie das Gesamtgebäude geplant war. Man hat einen Eindruck vom Reichtum an Perspektiven, vom Spiel mit Licht und Farben, die hier entstehen sollten.

Wir haben den Gegensatz zwischen schmalen Säulen und massiven Pfeilern bewundert, über filigrane Details gestaunt, die Baukunst der damaligen Zeit ringt einem mehr ab als nur kognitiven Respekt. Die schiere Höhe, die Ornamente, der Detailreichtum berühren auch das Herz. Kunst eben. Wir stehen da mit offenen Mündern und selbst wenn ich weiß, wie damals gebaut wurde (zumindest kann ich es nachlesen oder nachsehen), schlägt mein Herz ein paar Schläge schneller ob der Schönheit.

Man erfährt in St. Pierre aber auch ganz deutlich, im wahrsten Sinne am eigenen Leib, was passiert, wenn hochfliegende Träume abstürzen. „Ikarus“ sei ein Wort, das Kunsthistoriker in Verbindung mit Beauvais häufig verwenden, ist auf einer Infotafel zu lesen. Die Experten sind sich bis heute uneins, was genau der Grund für die beiden Einstürze (des Kirchengewölbes und des Vierungsturms) war. Aber egal, ob falsche Planung oder Pfusch am Bau zum Fiasko führten, die unvollendete Kathedrale ist ein Zeichen für Machbarkeits- und Größenwahn.  Und ich weiß bis heute nicht, ob ich den Mut und die Kühnheit,  die Phantasie, die Leidenschaft und die Verrücktheit der Bauherren bewundern oder ihre Selbstüberschätzung betrauern soll. Teil des sehr hohen Chorgewölbes der Kathedrale von BeauvaisBögen und Fenster des Kapellenkranzes in St. Pierre de BeauvaisKunstvoll geschnitzte Köpfe am hölzernen Chorgestühl in der Kathedrale on BeauvaisBlick auf den Alterraum und das hohe Gewölbe der Kathedrale in BeauvaisKathedrale und historisches Stadttor in BeauvaisKunstvolle Außenfassafe der Kathedrale in Beauvais

Licht und Schatten: Spiel mit Perspektiven in der Kathedrale von Amiens

Es gibt Tage, da finde ich Kunst beruhigend. Eintauchen in eine andere Dimension des Seins. Daher bekommt ihr heute etwas richtig Schönes. Aus Gründen.

Wir waren ja kürzlich in Amiens. Die ganze Stadt ist klasse. Besonders schön ist aber die Kathedrale. Sie ist eine der größten gothischen Kathedralen überhaupt (Notre Dame de Paris würde zweimal hineinpassen) und gilt als Vorbild für den Kölner Dom. Aber ich will euch hier gar nicht mit Daten und Fakten langweilen. Wenn euch die interessieren, könnt ihr sie zum Beispiel hier nachlesen.Kathedrale von Amiens von außen - Portal und Türme

Rückseite der Kathedrale von Amiens mit Kapellenkranz und Rippenbögen von außenWas mich in der Kathedrale von Amiens besonders beeindruckt hat, ist das Spiel mit Licht und Schatten, mit Weite und Enge, mit großen Linien und kleinen Details. Egal wo man steht, man sieht immer mehr als einen Lichteinfall.Seitenschiff in der Kathedrale von Amiens

An vielen Stellen hat man das Gefühl, die Perspektiven multiplizierten sich. Hinter einem Pfeiler, auf dessen einer Seite die nächste Mauer nicht mehr weit ist, eröffnet sich ein langes Kirchenschiff, in dem sich das Licht an vielen Säulen bricht. Etwas weiter zur anderen Seite sieht man wiederum zwei unterschiedlich lange Linien Richtung Seitenschiff und Kapellenkranz. Und legt man den Kopf in den Nacken kommen gleich noch ein paar Perspektiven dazu.Hohe Gotische Bögen, Fenster und Chorumgang in der Kathedrale von Amiens

Blick durch die gusseiserne und teilweise vergoldete Chorschranke auf das historische Chorgestühl in der Kathedrale von Amiens

Der Lieblingsmensch und ich konnten gar nicht aufhören, herumzugehen, das Licht und die Perspektiven auf uns wirken zu lassen. Dazusitzen und zu bewundern, wie das Licht so gebündelt ist, dass es den Chor- und Altarraum besonders erhellt.Blick durch das Hauptschiff auf den hellen Chorraum der Kathedrale von Amiens

Und neben der Bewunderung für die Architekturkunst, der Begeisterung für den Mut, so ein Gebäude überhaupt zu errichten, nebem dem Stillwerden an einem Ort, an dem unzählige Menschen über die Jahrhunderte hinweg ihre Sorgen, ihre Klagen, ihre Freude und Hoffnungen, ihr Gebet vor Gott getragen haben, neben dem Staunen über die vielen wundervollen Details (wie zum Beispiel die in vielen Metern Höhe quasi die gesamte Kathedrale umlaufende Blumengirlande, die an das direkt nebenan liegende Sumpfgelände der Hortillonages anspielt, die übrigens auch der Grund dafür sind, dass es keine Krypta gibt, da der Boden unterhalb der Kathedrale zu feucht dafür ist) – neben all dem konnte ich nicht anders als denken, dass die vielen Persepktiven, die sich an jedem Standort in der Kathedrale eröffnen, ein Sinnbild für unser Leben sind.Säulen, Pfeiler und Lichtspiele in der Kathedrale von Amiens

Wenn wir unseren Standpunkt verändern, können wir neue Linien, neue Zusammenhänge, neue Details sehen. Wenn wir unsere Blickrichtung ändern, auch mal unbequeme Perspektiven einnehmen, sehen wir neue Zusammenhänge, stellen wir fest, dass unser vorheriger Blick uns nur einen Teil der Wahrheit gezeigt hat. Erst wenn wir uns darauf einlassen, einmal ganz herum zu gehen (innen und außen), bekommen wir einen Eindruck vom Gesamten.

Verstärkt hat sich dieser Eindruck abends. Bei einem „Son et lumières“ wurden die Statuen am Hauptportal mithilfe von Strahlern in leuchtenden Farben angestrahlt. So, wie sie früher einmal ausgesehen haben mögen. Ein wunderschöner Anblick. Aber eben auch eine Erinnerung daran, dass Dinge sich verändern können, dass es unterschiedliche (von der jeweiligen Zeit geprägte) Auffassungen von schön und angemessen, von passend und unpassend, von falsch und richtig geben kann. Und dass hinter manchen Dingen, die auf den ersten Blick schlicht aussehen, so viel mehr stecken kann.

Ihr könnt jetzt also ein wenig über Analogien nachdenken. Oder einfach die (laienhaft festgehaltenen) Eindrücke vom farbigen Abendschauspiel genießen. Oder beides. Ich bin fest davon überzeugt, dass genau das sich lohnt.Die Kathedrale von Amiens in bunten Farben angestrahlt

 

 

Durch Licht bunt eingefärbte Figuren und Statuen an der Kathedrale von Amiens - DetailaufnahmeFarbig angestrahlte Apostelstatuen an der Kathedrale von Amiens

Bemerknisse in Amiens

Von Grünpflanzen und Blumen überwachsener Kanal im Parc Saint-Pierre in AmiensAmiens liegt ja quasi auf dem Weg, wenn wir in die Bretagne fahren. Trotzdem haben wir bisher nur einmal eine kurze Nacht dort verbracht und nicht viel von der Stadt gesehen. Zeit, das zu ändern. Also haben der Lieblingsmensch und ich ein Wochenende dort verbracht und was soll ich euch sagen: In der Picardie ist es auch schön.

Hier unsere Top 10-Bemerknisse:

  1. Flüsse in Städten sind ja grundsätzlich großartig. Durch Amiens fließt die Somme inklusive mehrerer Nebenarme. Ganz besonders im alten Weber- und Färber-Viertel Saint-Leu kann man stundenlang bummeln, ohne sich länger als drei Minuten vom Wasser zu entfernen. Abends an der Somme zu sitzen und einen Crozes-Hermitage zu trinken, in den Sonnenuntergang zu blinzeln und den kulturbegeisterten Briten am Nachbartisch sowie den über sie lästernden Bedienungen zuzuhören – großartig.
  2. Ganz besonders wundervoll in Amiens sind die Hortillonages, eine Sumpflandschaft direkt angrenzend an die Altstadt. Früher nutzten Gemüsebauern die besonders fruchtbare Landschaft, heute sind nur noch sieben Profis übrig, die restlichen Grundstücke werden von Privatleuten genutzt und mal mehr, mal weniger  prächtig gepflegt. Alle Grunstücke sind nur übers Wasser erreichbar und es ist erstaunlich, was Menschen  alles übers Wasser auf ihre Grundstücke bringen, um es dort schön zu haben. Man kann sich in kleinen, elektrisch betriebenen, nicht-wasser-verschmutzenden, keine-Wellen-produzierenden-und-dadurch-die-Grundstücke-schonenden kleinen Booten durch das Kanalsystem schippern lassen und erfährt vom Bootsführer sowie den fröhlich hinüberrufenden Anwohnern viel über Land und Leute.
    Hortillonages in Amiens - eine Landschaft aus kleinen Kanälen, Flussarmen der Somme, Sumpflandschaften, Inseln und Brücken
    Brücke über einen Seitenarm der Somme in den Hortillonages in Amiens
    amiens-hortillonages-blumen-am-kanal amiens-hortillonages-garten-blumenpracht
  3. In Frankreich sind nicht nur die Märkte großartig. Auch im Hotel ist es ganz selbstverständlich, dass fair gehandleter Kaffee und Tee ausgeschenkt werden, dass die Frühstückseier von freilaufenden Hühnern stammen, dass Obst saisonal angeboten wird und sowohl die Käse- und Wurstplatte als auch die süßen Gebäckstücke sowie ein großer Teil der Marmaladen aus der direkten Nachbarschaft stammen. Das wird nur im Kleingedruckten erwähnt und nicht groß als Werbe-Thema genutzt. <3 <3 <3
  4. Im Pub, in dem wir 2010 die Zusammenfassung des Argentinienspiels, das wir vorher im Autoradio mit französischem Kommentar gehört hatten, angesehen haben, also in diesem Pub direkt hinter der Kathedrale prangt noch immer ein Fußballhut auf der Zapfanlage. Highlights aus aktuellen Bundesligaspielen werden da auch übertragen. Allerdings hat außer uns niemand auf den Bildschirm gesehen. Und wir auch nicht besonders lange (der Ausblick aus dem Fenster ist einfach zu großartig 🙂 )
  5. Auch in Amiens gibt es einen Belfried. Und großartige Uhren. Und andere nette Bauwerke. Da die Innenstadt klein ist, findet man sie quasi alle, wenn man sich ein Wochenende lang zu Fuß durch die Stadt treiben lässt. Wehe Füße kann man wunderbar bei einem Bierchen ausruhen lassen…
  6. … oder im Sommer an einem „Stadtstrand“, an dem es zwar keinen Strand gibt, dafür aber eine Wiese, Springbrunnen, Liegestühle und Sonnenschirmchen, die schon von weitem zum Ausruhen einladen.
    Bunte Sonnenschirme hängen in der Luft und werben für den Stadtstrand von Amiens
  7. Wer in der wirklich wundervollen Kathedrale von Amiens zum Fotografieren die Stufen der Altarinsel erklimmt, wird von einer resoluten ehrenamtlichen Aufpasserin am Ohrläppchen (AM OHRLÄPPCHEN !!!einself!!) heruntergezogen und in mehreren Sprachen darüber belehrt, dass das nicht erwünscht ist. Keine Angst, das haben wir nicht selbst getestet, der ältere asiatische Herr hatte aber für den Rest der Besichtigung ein ziemlich rotes Ohr.
  8. Wir haben in der Kathedrale nicht nur die Maßregelung eines Touristen sehen müssen, sondern auch zwei Typen beim Vögeln erwischt. Genauer gesagt zwei Tauben, die sich auf dem Kopf der ziemlich furchtbaren Barockstatue über der ebenso furchtbar-barocken Kanzel fröhlich der Zeugung neuer Täubchen hingaben. Das Foto zeigt die Triebtäter einige Sekunden später beim Harmlos-Tun.
    Tauben auf der barocken Kanzel in der Kathedrale von Amiens
  9. Wer beim Gehen des Labyrinths in der Kathedrale mogelt, kommt einem einige Schritte später in die falsche Richtung laufend entgegen. Brettspieler wissen: Mogeln lohnt sich eben nicht. 🙂Labyrinth auf dem Boden der Kathedrale in Amiens
  10. Die Kathedrale ist der Hammer. Und das aktuelle „son et lumières“ auch. Aber dazu ein andermal mehr. Hach.
    Das Portal der Kathedrale von Amiens am Abend

Clafoutis mit Pfirsich und Lavendel

Bei Aurélie von franzoesischkochen.de habe ich kürzlich dieses Rezept gefunden. Weil es so heiß war, hatte ich aber meistens kein besonders ausgeprägtes Backverlangen. Aber heute war es endlich so weit und was soll ich sagen: leeeeeeeeecker.Clafoutis mit Weinbergpfirsichen in einer roten Auflaufschale

Ich habe das Clafoutis-Rezept ein wenig angepasst, daher schreibe ich es euch in meiner Variante nochmal auf.

Man  nehme:

4 Weinberg-Pfirsiche
2 Eier (Größe M)
60 g Buchweizenmehl
40 g Weizenmehl
40 g Zucker
200 ml Milch
1 EL getrockneten Lavendel

Clafoutis mit Weinbergpfirichen noch ohne Puderzuckerdeko

So wird’s gemacht:

Die Milch mit dem Lavendel zu Kochen bringen, vom Herd nehmen und 5 Minuten ziehen lassen.

In der Zwischenzeit die Eier mit dem Zucker und dem Mehl aufschlagen, bis die Masse hell geworden ist.

Dann die Lavendelmilch durch ein Sieb hinzugießen (um den Lavendel herauszufiltern) und alles zu einem glatten Teig verrühren.

Die Pfirsiche halbieren, die Kerne entnehmen und mit der runden Seite nach oben in eine gebutterte Backform setzen. Den Clafoutis-Teig vorsichtig darübergeben und das Ganze für ca. 15 – 20 Minuten bei 190°C backen.

Nach dem Abkühlen den kleinen französischen Kuchen mit etwas Puderzucker dekorieren. Schmeckt auch lauwarm ganz wundervoll.

Bon appétit.Rand der Auflaufform mit etwas Clafoutis, Pfirsichen und Puderzucker

Baguette à la Plötzblog

Da verlinke ich neulich das Plötzblog und moppere rum, dass es hier nirgendwo gutes Baguette gibt. Und was macht der Lieblingsmensch? Backt wundervolles Baguette. Ich habe immer noch lauter kleine Herzchen in den Pupillen. Soooooo großartig.Baguette auf dem Esstisch

Baguette, das wirklich wie welches schmeckt. Mit einer knusprigen Kruste, innen aber trotzdem fluffig und nicht trocken. Das wie Bagutte riecht und genau den richtigen Sound macht, wenn man ein Stück abbricht. Das pur am besten schmeckt, aber auch mit etwas salziger Butter oder Ziegenkäse zum Salat brilliert.Aufgeschnittenes Baguette

Und weil wir kein 1050-er Mehl da hatten und weil der Göttergatte das Spätzlemehl in das Glas mit der Aufschrift Weizenmehl 550 gefüllt hatte aus irgendeinem unbekannten Grund daher ein Teil Instant-Mehl seinen Weg in das Brot gefunden hat, steht die zweite Fuhre – dieses Mal mit korrekter Mehlmischung – bereits zum Gehen im Kühlschrank.

Und so werden wir diese Woche gleich zweimal großartiges, leckeres, echtes Baguette genießen. Hach. <3 <3 <3

Einkaufen wie Gott in Frankreich – Teil 2

Wochenende, üsseliges Wetter (aka Sturm, so dass man nicht mal die schwüle Luft ordentlich rauswehen lassen kann). Und einkaufen waren wir auch. Gegen den Doofe-Sachen-Overkill hilt – eine Urlaubserinnerng (ja, da müsst ihr jetzt durch).

Einer der ersten Eindrücke, wenn wir in Frankreich sind, ist jedes Mal wieder die Auswahl beim Einkaufen. Was mich am meisten beeindruckt ist dabei gar nicht die Quantität, sondern die Qualität der Produkte. Schon Dinge, die in Frankreich als durchschnittlich gelten, sind oft besser als das, was man in Deutschland als Qualitätsprodukt angepriesen bekommt.

Der einfachste Coulommier schmeckt vielfältiger als jeder hochklassige „Weichkäse“ in deutschen Regalen. In der Frischetheke gibt es Blätterteigtaschen zum gleich essen oder aufbacken. Da steht aber nichts von künstlichen Inhaltsstoffen, sondern mehr von frischen Kräutern und frischem Gemüse, verbunden mit dem Hinweis, man solle die kleinen Teilchen maximal zwei Tage aufheben (länger muss man ja auch nicht – es gibt ja jeden Tag frischen Nachschub).

Und das ist nur das Angebot im Supermarkt. Von den köstlichen Brathähnchen (Bio, freilaufend, was denn sonst) habe ich euch ja schon letztes Jahr erzählt. Auf dem Wochenmarkt (der außerhalb der Saison – und Ende Mai bis Mitte Juni ist an der Côte des légendes außerhalb der Saison – aus nur 5 Ständen besteht und im Prinzip einzig und allein auf die Bedürfnisse der Einheimischen ausgerichtet ist) gibt es beim Gemüsehändler krumme und schiefe, dafür aber super aromatische „tomates d’autrefois“, Tomaten wie früher, aus dem Nachbarort und Artischocken, die so groß sind, dass man damit eine ganze Familie verköstigen kann. Die wachsen hier so, das haben wir im Garten der Nachbarn gesehen.

Selbstverständlich kann man die kleinen Melonen (auch aus der Region – in der Bretagne gedeihen schließlich auch Palmen ganz ausgezeichnet) vorher probieren und bekommt zu den Radieschen, die in allen Farben zwischen gelb, weiß und rot strahlen, Tipps, welche wie schmecken und wozu sie am besten passen (nur die kallroten sind erst frisch und dann scharf und passen gut zu Ziegenfrischkäse, die anderen sind unterschiedlich mild und unterschiedlich knackig und super in Salaten oder zu frischer pâté mit mildem Senf).

Bund Radieschen in gelb, weiß, rosa, rot und violett

Beim Bäcker gibt es Baguette, das diesen Namen auch verdient. Egal ob klassisch oder traditionell (mit Sauerteig und Roggenmehl), es schmeckt einfach wunderbar. Genauso wie die selbstgebackenen Palets, die petits fours und natürlich die Croissants.

Dabei frage ich mich jedes Mal wieder, warum deutsche Bäcker einfach keine Croissants hinkriegen. Die Rezepte sind doch bekannt und die richtigen Werkzeuge gibt es doch auch. Warum also schmecken Croissants in Deutschland entweder wie Pappe oder wie mit Butter zusammengepresste Krümelwüsten? Und was ist so schwierig daran, echte Baguettes zu backen? Französische Bäcker und Fabriken haben doch keine geheimen Wunderzutaten, die niemand kennt und die es nirgends sonst zu kaufen gäbe. (Immerhin kriege ich ja zu Hause selbst Baguettes hin, die den Namen auch verdienen und nicht zuletzt der Plötzblog zeigt, dass das auch kein Hexenwerk sein muss, wohl aber sein kann 🙂 ).

Letzte Amtshandlung jedes Frankreichaufenthalts (vor der obligatorischen letzten langen Unterhaltung mit dem Meer und dem Wind) ist daher unbedingt das Einkaufen.

Protipp: Besorgt euch eine gute Kühltasche. Spätestens beim Auspacken und dem ersten, improvisierten Essen nach der Rückkehr hat das Ding sich tausendfach bezahlt gemacht.

tl; dr:
Einkaufen in Frankreich ist himmlich. Deutsche Bäcker können vieles gut, aber weder Croissants noch Baguettes. Eine Kühltasche ist ein wichtiges Stück Reisegepäck. Aus Gründen.

Navettes marseillaises

Backwahn_navettes marseillaisesDie Weihnachtsbäckerei ist vorbei, aber die Lust auf Plätzchen irgendwie nicht. Gleichzeitig weckt das triste Januarwetter die Sehnsucht nach Wärme und Sonne und Obst und nach Navettes marseillaises. Schon beim Öffnen des Fläschchens mit dem Orangenblütenwasser duftete es in der ganzen Küche nach Sonne und Süden. Beim Zubereiten des Teigs wurde der Duft noch stärker und als die kleinen Schiffchen schließlich im Ofen waren und langsam vor sich hin buken, duftete erst das Esszimmer, dann das Wohnzimmer und nach und nach das ganze Haus nach Orangen – hach….

Damit ihr das Südfrankreichgefühl nachmachen könnt, hier mein Rezept. Es reicht für etwa 30 Navettes.

  • 250 g Mehl
  • 100 g Zucker
  • Abrieb der Schale von 1/2 Zitrone und 1/2 Orange
  • 1 Prise Salz

Alle trockenen Zutaten gut verrühren.

  • 1 Ei (mit einer Gabel verkleppern)
  • 2 – 3 Esslöffel Orangenblütenwasser
  • 1 Esslöffel lauwarmes Wasser (weil mein Teig sich nicht auf Anhieb so wirklich gut verbunden hat)

dazugeben und alles schnell zu einem glatten Teig verrühren. Kleine Schiffchen formen und in der Mitte eindrücken. Bei 180°C etwa 20 bis 25 Minuten backen.

Leider sind meine Navettes nicht so schön braun geworden, wie ich es gehofft hatte. Im Internet (z.B. hier)  habe ich den Tipp gefunden, die Schiffchen vor dem Backen mit etwas Milch zu bepinseln – das werde ich beim nächsten Mal auf jeden Fall ausprobieren.

Bon appétit!

 

Casser la voix – Ein sentimentaler Abend mit Patrick Bruel

Jetzt werden die Tage wieder kürzer und die Abende, an denen man nichts tun möchte außer mit einer Tasse Tee und sentimentaler Musik auf dem Sofa zu sitzen und gegen die anfliegende Erkältung ankämpfen, werden länger. Natürlich gibt es ein paar Dauerbrenner auf der Herbst-Melancholie-Playlist. Aber es kommen auch immer mal ein paar neue Songs hinzu. Aktueller Wiedereinsteiger: Patrick Bruel. Im Urlaub haben wir nämlich das große Live-Jubiläumskonzert von Patrick Bruel zum 25. Geburtstag seines Albums Alors regarde angeschaut. Auch wenn Fernsehen jetzt nicht unsere Hauptbeschäftigung war (das Alternativprogramm war einfach unschlagbar 🙂 ) konnten wir konnte ich mir das natürlich nicht entgehen lassen. Soooooooooo viele sentimentale Erinnerungen (wie zum Beispiel diese) … #Hach <3

Der Lieblingsmensch kannte keinen einzigen der zahlreichen Hits. Keinen. Also wirklich so überhaupt gar keinen. Während ich eine Gänsehaut nach der anderen, einen Erinnerungsflash nach dem nächsten und überhaupt alle Anzeichen akuten Fangirlens durchlief. Wie konnte ihm das nur entgehen????

Besagtes Album habe ich übrigens, auf Kassette (ja, wirklich) überspielt, Anfang der 90er Jahre von einer französischen Austauschschülerin bekommen und so oft gehört, dass ich es nicht mehr zählen konnte. Manche Texte kann ich bis heute von Anfang bis Ende auswendig. Erstaunlich…

Auf jeden Fall hatte ich mich am Ende des Konzertabends  ziemlich heiser gesungen. Passt ja auch irgendwie zur aktuellen Erkältungsgefahr. 🙂

Auf dem Markt. Einkaufen wie Gott in Frankreich.

Die ein oder andere Urlaubserinnerung geht noch… Und da heute Sonntag ist, bekommt ihr eine Sonntagserinnerung. Denn in unserem Urlaubsstädtchen (eigentlich Urlaubsdorf, aber in Frankreich bekommt jeder Flecken mit mehr als 4 Häusern Stadtrecht 🙂 ) ist im Sommer immer Sonntags Markt.

Der Markt in Kerlouan ist klein. Im Sinne von wirklich klein. Es gibt keinen der typischen Souvenir-Stände mit bretonischem Schmuck oder allem möglichen Krimskrams mit Triskel oder stilisiertem Hermelin drauf.

Hinweisschild auf den Sonntagsmarkt in KerlouanDafür aber einen Stand mit selbstgemachten Armbändern und eine Dame, die Buchstaben auf Rädern verkauft, die man zu Zügen zusammenfassen kann. Zwei Gemüsebauern, einen Stand mit selbstgemachtem Schafsfrischkäse, einen Metzger, einen Fischhändler, der eigentlich nur eine Hand voll Fische, einige Krebse und wirklich prächtige Hummer anbietet. Einen netten älteren Herren, der Beeren verkauft und allen Kindern die Hände mit Erdbeeren zum Testen füllt. Eine Bäckerin, die die leckersten Baguettes tradtions und einen vorzüglichen Gateau breton anbietet und mit der man herrlich ausführlich über die Größe des gewünschten und frisch vom Blech geschnittenen Kuchens diskutieren kann.

Sonntagsmarkt in KerlouanIn der Saison singt dann gerne auch mal ein Shantychor aus der Umgebung und die Conteurs de la nuit werben für ihre nächste Legendenwanderung.

Und dann gibt es da noch zwei Stände, an denen die Schlangen am frühen Morgen noch verschwindend klein sind, aber länger und länger werden, je weiter der Vormittag voranschreitet. Und kurz vor Ende des Marktes muss man hoffen, dass man noch etwas abbekommt – von den Galettes saucisses und vor allem von den Brathähnchen.

Man kann zwischen weißen und schwarzen Hühnern wählen. Die weißen sind etwas kleiner, die schwarzen machen auch eine Familie satt. Sie kosten 13 Euro. Aber das ist es wert. Der ganze Platz riecht nach Rosmarin und Rosenparika, Knoblauch und Thymian und was sonst noch an geheimen Zutaten in der Marinade sein mag.

Wer will, kann noch Kartoffeln dazukaufen, die im von den Hähnchenspießen heruntertropfenden Öl gebraten wurden. Uns reichte aber ein frischer Blattsalat und ein bisschen Brot (das wir bei der schon erwähnten Bäckerin mehr erplaudert als gekauft hatten).

Das Ganze hat nichts, aber auch gar nichts mit den Hähnchen zu tun, die es in Deutschland auf dem Markt gibt. Keine Industriehühner mit Standard-Paprika-Marinade. Nein, hier werden nur „poulets fermiers“, Freilandhühner, oft genug in Bio-Qualität, auf den Spieß gesteckt. Und die Marinade ist so kräuterhaltig, dass das ganze Huhn danach schmeckt. Plötzlich versteht man, warum sich die Franzosen um das Sot-l’y-laisse streiten, denn hier ist es wirklich ein besonderer Leckerbissen.

Die handgeschriebene Karte vor dem MarktstandWenn wir über französische Märkte bummeln, aber auch, wenn wir im Supermarkt einkaufen, frage ich mich immer wieder, warum es diese wirklich guten Dinge in Deutschland gar nicht oder, wenn überhaupt, nur in der Feinkostabteilung gibt. Sei es der Coulommier oder all die anderen Leckerein, die eine Käsetheke wirklich zu einer Käsetheke machen. Oder die langen Regalreihen mit verschiedenen Vollkornmehlen, die in Frankreich auch im kleinsten Supermarché zu finden sind.

Übrigens finde ich es auch jedes Mal großartig, dass bei den Nachbarn Produkte ohne Palmöl seit einigen Jahren mit einem Hinweis versehen sind. Und dass immer mehr fair gehandelte Produkte in den Supermarktregalen zu finden sind.

Außerdem hat man vor einigen Jahren das Plastiktüten-zur-freien-Verfügung-System abgeschafft, so dass wir mit unserer Klappkiste oder, seit Neuestem, der Einkaufstasche mit einem Foto bretonischer Kieselsteine – ja, doch, das musste sein –, nicht mehr amüsiert belächelt wurden.

Und weil das so ist, gehört nicht nur der erste Einkauf in Frankreich zu unseren liebsten Urlaubsritualen, sondern auch der letzte Marktspaziergang vor der Rückfahrt. Schließlich kann man das Urlaubsgefühl zu Hause verlängern mit all den wunderbaren Dingen, die im Kofferraum und auf der Rückbank und in allen möglichen überraschend sich auftuenden Stauräumen unseres gar nicht mal so großen Autos Platz haben.

Galettes au blé noir und Cidre anyone?