Auf dem Markt. Einkaufen wie Gott in Frankreich.

Die ein oder andere Urlaubserinnerung geht noch… Und da heute Sonntag ist, bekommt ihr eine Sonntagserinnerung. Denn in unserem Urlaubsstädtchen (eigentlich Urlaubsdorf, aber in Frankreich bekommt jeder Flecken mit mehr als 4 Häusern Stadtrecht 🙂 ) ist im Sommer immer Sonntags Markt.

Der Markt in Kerlouan ist klein. Im Sinne von wirklich klein. Es gibt keinen der typischen Souvenir-Stände mit bretonischem Schmuck oder allem möglichen Krimskrams mit Triskel oder stilisiertem Hermelin drauf.

Hinweisschild auf den Sonntagsmarkt in KerlouanDafür aber einen Stand mit selbstgemachten Armbändern und eine Dame, die Buchstaben auf Rädern verkauft, die man zu Zügen zusammenfassen kann. Zwei Gemüsebauern, einen Stand mit selbstgemachtem Schafsfrischkäse, einen Metzger, einen Fischhändler, der eigentlich nur eine Hand voll Fische, einige Krebse und wirklich prächtige Hummer anbietet. Einen netten älteren Herren, der Beeren verkauft und allen Kindern die Hände mit Erdbeeren zum Testen füllt. Eine Bäckerin, die die leckersten Baguettes tradtions und einen vorzüglichen Gateau breton anbietet und mit der man herrlich ausführlich über die Größe des gewünschten und frisch vom Blech geschnittenen Kuchens diskutieren kann.

Sonntagsmarkt in KerlouanIn der Saison singt dann gerne auch mal ein Shantychor aus der Umgebung und die Conteurs de la nuit werben für ihre nächste Legendenwanderung.

Und dann gibt es da noch zwei Stände, an denen die Schlangen am frühen Morgen noch verschwindend klein sind, aber länger und länger werden, je weiter der Vormittag voranschreitet. Und kurz vor Ende des Marktes muss man hoffen, dass man noch etwas abbekommt – von den Galettes saucisses und vor allem von den Brathähnchen.

Man kann zwischen weißen und schwarzen Hühnern wählen. Die weißen sind etwas kleiner, die schwarzen machen auch eine Familie satt. Sie kosten 13 Euro. Aber das ist es wert. Der ganze Platz riecht nach Rosmarin und Rosenparika, Knoblauch und Thymian und was sonst noch an geheimen Zutaten in der Marinade sein mag.

Wer will, kann noch Kartoffeln dazukaufen, die im von den Hähnchenspießen heruntertropfenden Öl gebraten wurden. Uns reichte aber ein frischer Blattsalat und ein bisschen Brot (das wir bei der schon erwähnten Bäckerin mehr erplaudert als gekauft hatten).

Das Ganze hat nichts, aber auch gar nichts mit den Hähnchen zu tun, die es in Deutschland auf dem Markt gibt. Keine Industriehühner mit Standard-Paprika-Marinade. Nein, hier werden nur „poulets fermiers“, Freilandhühner, oft genug in Bio-Qualität, auf den Spieß gesteckt. Und die Marinade ist so kräuterhaltig, dass das ganze Huhn danach schmeckt. Plötzlich versteht man, warum sich die Franzosen um das Sot-l’y-laisse streiten, denn hier ist es wirklich ein besonderer Leckerbissen.

Die handgeschriebene Karte vor dem MarktstandWenn wir über französische Märkte bummeln, aber auch, wenn wir im Supermarkt einkaufen, frage ich mich immer wieder, warum es diese wirklich guten Dinge in Deutschland gar nicht oder, wenn überhaupt, nur in der Feinkostabteilung gibt. Sei es der Coulommier oder all die anderen Leckerein, die eine Käsetheke wirklich zu einer Käsetheke machen. Oder die langen Regalreihen mit verschiedenen Vollkornmehlen, die in Frankreich auch im kleinsten Supermarché zu finden sind.

Übrigens finde ich es auch jedes Mal großartig, dass bei den Nachbarn Produkte ohne Palmöl seit einigen Jahren mit einem Hinweis versehen sind. Und dass immer mehr fair gehandelte Produkte in den Supermarktregalen zu finden sind.

Außerdem hat man vor einigen Jahren das Plastiktüten-zur-freien-Verfügung-System abgeschafft, so dass wir mit unserer Klappkiste oder, seit Neuestem, der Einkaufstasche mit einem Foto bretonischer Kieselsteine – ja, doch, das musste sein –, nicht mehr amüsiert belächelt wurden.

Und weil das so ist, gehört nicht nur der erste Einkauf in Frankreich zu unseren liebsten Urlaubsritualen, sondern auch der letzte Marktspaziergang vor der Rückfahrt. Schließlich kann man das Urlaubsgefühl zu Hause verlängern mit all den wunderbaren Dingen, die im Kofferraum und auf der Rückbank und in allen möglichen überraschend sich auftuenden Stauräumen unseres gar nicht mal so großen Autos Platz haben.

Galettes au blé noir und Cidre anyone?

Ein Gedanke zu „Auf dem Markt. Einkaufen wie Gott in Frankreich.

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