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Spiel ’14: Rückblick Teil II

Pandemie WürfelspielWir sitzen hier quasi jeden Abend und zocken neue Spiele oder alte Spiele mit neuen Erweiterungen. Was man halt so macht, wenn man die Entzugserscheinungen von der Spiel ’14 bekämpft.

Was sich schonmal sagen lässt: Die Pandemie-Erweiterung Auf Messers Schneide ist wirklich, also im Sinne von wirklich, wirklich große Klasse. Im Bild seht ihr die Würfel-Variante, bei der ich in Essen nur anderen Spielern über die Schulter geschaut habe. Sie sieht gut aus, hat mich aber jetzt nicht soo doll gereizt. Dafür aber die Brettspiel-Erweiterung. Irgendwann kriegt ihr hier mal ein Pandemie-Special 🙂

Spielplan und Handkarten eines Spielers bei BibliosWas noch? Biblios macht auch zu zweit großen Spaß und die Schafe & Hügel-Erweiterung für Carcassonne hat schon mehr als einmal für glückliches Dauergrinsen gesorgt. Und auch wenn der deutsche Name von „battle sheep“ uns nur so mittel überzeugt, tut das Spiel „Voll Schaf“ selbst das umso mehr.

Aber eigentlich wollte ich euch ja noch unbedingt von unserem Zoch-Marathon erzählen. Traditionell sitzen wir bei Zoch immer ziemlich lange und probieren neue und alte Spiele aus. In der Regel haben wir dabei einen totalen Schweine-Fan in unserer Mitte und seit einigen Jahren gibt es dort zuverlässisg Spiele, in denen die kleinen rosa Viecher vorkommen.

Die bunt beklecksten Schweine und die Holzseifenstücke von "Putz die Wutz"Dieses Jahr hatten wir viel Spaß mit den kleinen Duschferkeln von Putz die Wutz. Ähnlich wie bei Geistesblitz geht es darum, nach einem Gegenstand zu greifen. Option 1: Man greift nach einer Seife, die in der Blickrichtung des durch Würfel definierten Schweins liegt. Ein Würfel zeigt die entsprechende Farbe der abzuwaschenden Kleckse, zwei weitere Würfel definieren die Anzahl der Flecken. Option 2: Ist das Schwein, das gewachsen werden soll, gerade nicht auf dem Tisch, greift man nach dem rotgekleckten Schwein mit der richtigen Fleckenzahl. Option 3: Gibt es auch das rote Schwein nicht auf dem Tisch schnappt man sich das Marmeladenglas in der Mitte. Wer richtig greift, darf entweder das Schwein so drehen, dass es in seine Richtung schaut, oder aber – kuckt die Wutz bereits in die richtige Richtung – das Ferkelchen als Siegpunkt einsammeln. Wer nach dem falschen Gegenstand oder gar einem der Schweine direkt schnappt, muss in der nächsten Runde aussetzen. Wir haben mal wieder gemerkt: Kinder sind bei solchen Spielen klar im Vorteil. Aber auch Erwachsene haben Spaß – und besser nicht zu lange Fingernägel.

Verschiedenfarbige Karten bei der Wertung von Sushi GoFür den japanisch lernenden Lieblingsmenschen war Sushi go ein Highlight. Man sammelt Sushi-Karten, die verschieden viele Punkte geben. Manche sind in Kombination mit Wasabi noch wertvoller, andere entfalten ihren Wert erst als Duo oder im Dreierpack. Wer keinen oder am wenigsten Pudding zum Dessert servieren kann, wird knallhart mit Punktabzug bestraft und wer zwischendurch mit Stäbchen isst, darf gleich zwei Sushis in seiner Sammlung ergänzen. Besonders großartig: Sushi go ist ein klassisches Drafting-Spiel, das heißt, man gibt seine kompletten Handkarten nach jedem Zug an den Nachbarn weiter. Wer sich konzentriert, kann also ohne Ende strategisch spielen. Aber auch wer lieber von Zug zu Zug entscheidet, kommt voll auf seine Kosten (und gewinnt sogar eher häufiger).

Der Plan für den Friedhof und die Karten, die die Häuser mit den Zombies darstellen bei Reiner Knitzias Zombie ManiaZombie Mania ist, wer hätte es gedacht, ein Spiel von Reiner Knizia. Wer Paschs würfelt, darf Zombies aus seinem Haus auf den Friedhof oder in die Häuser der Mitspieler ausquartieren – wenn er denn bei jedem Wurf mindestens einen Zombie würfelt und wenn er mindestens zwei Grabsteine hat. Wer hätte gedacht, dass es Knizia-Spiele gibt, die man in weniger als 3 Minuten erklären kann? Ich jedenfalls nicht. Umso mehr Spaß hatten wir dabei, zu würfeln und die fiesen Untoten aus unseren Häusern zu scheuchen. Wer dabei sein Würfelglück überschätzt, bleibt auf der ganzen Zombie-Horde sitzen und bekommt, wenn die Mitspieler besser würfeln, sogar noch welche dazu. Hat Spaß gemacht.

Karten mit geheimen Aufträgen und bunte Plättchen auf dem Friedhof von Bite NightAnderes großes Thema: Vampire. Wir haben bei Bite Night mit ihnen gerungen. Jeder Spieler legt reihum geheime Aufträge auf dem Friedhof ab. In umgekehrter Reihenfolge müssen diese später erfüllt werden. Da geht es zum Beispiel darum, gleichfarbige Paare oder Kombinationen aus gleichfarbigen Mönchen, Särgen, Vamiren und Jungfrauen oder Knoblauch zu ergattern. Andere Aufträge belohnen Kartensammler, die viele verschiedenfarbige Karten in ihrem Besitz haben, wieder andere Aufträge sorgen dafür, dass Vampire mit Herz die Jungfrauen der anderen Spieler an sich ziehen und somit die Siegchancen der Vampirbesitzer erhöhen. Doch hat jemand einen Auftrag gespielt, der bestimmt Karten in Gräbern beerdigt und damit aus dem Spiel genommen werden. Die Karten, mit denen man punkten kann, schnappen sich die Spieler in einem wilden Chaos zu Beginn jeder Runde. Da jeder nur seine eigenen Geheimaufträge kennt, kann man sich dabei leicht genau die richtigen oder aber absolut die falschen Vampire und Co. aussuchen. Lustig. Aber nach der dritten Runde hatten wir alle genug von dem Durcheinander am Anfang.

Spielequadrat bei Mops RoyalBesser gefallen hat mir Mops Royal. Dabei geht es darum, das Spielzeug des verwöhnten Mops‘ aufzuräumen. Mit kleinen Plättchen muss jeder Spieler ein fünf mal fünf Felder großes Quadrat legen. Die Plättchen werden nach und nach aufgedeckt und jeder kann sie in seinem Quadrat anlegen wo er oder sie möchte. Punkte gibt es für verschiedene Anordnungen von Kartenmehrlingen. Je mehr gleiche Gegenstände in verschiedenen Farben man entsprechend der Wertungsmuster anlegen kann, desto mehr Punkte gibt es.

Wertungstafel von Mops RoyalEntscheidet man sich zu früh, seine Karten werten zu lassen, könnten einem wertvolle Siegpunkte durch die Lappen gehen. Wartet man jedoch zu lang, könnten die passenden Anbauchancen längst vergeben sein. Das Material ist schön gestaltet und der Spielablauf zwar wenig überraschend, aber durch die gute Mischung aus Glück und strategischer Planung nicht nur was für Kinder.

Gerade, weil wir nur wenige solche Spiele besitzen (und das auch diesmal nicht geändert haben), gefällt mir diese Art von Spielemarathon immmer besonders gut: In kurzer Zeit bekommt man einen guten Einblick in die Spielideen und ihre Funktionen und hat auch in einer größeren Runde richtig viel Spielspaß. Der nächste Spieleabend kann kommen.

Spiel ’14 in Essen: Rückblick

Schwupps, ist sie schon wieder vorbei, die Spiel ’14 in Essen. Zum ersten mal waren wir zwei Tage lang dort und ich glaube, nächstes Jahr nehmen wir eine Dauerkarte. Je mehr wir davon kriegen, desto mehr wollen wir haben. Also vom Spiele ausprobieren (und überraschend günstig erwerben 😉 )

Rückenansicht eines Spieleerklärer-T-Shirts mit der Aufschrift: Frag mich! Kosmos Spiele ErklärerDas Medienecho am Donnerstag hat ja eher auf die Spiele abgezielt, die online und offline verbinden. Am Freitag und Samstag war mein Eindruck jedoch, dass die Tische genau an diesen Ständen im Vergleich zu klassischen Brettspielen eher weniger umlagert waren.

Die Menschen in meiner Spiele-Filterblase jedenfalls stehen mehr auf offline, und zwar ausschließlich. Da darf die Vielfalt dann aber gerne sehr groß sein.

Spielmaterial von ViceroyMeine Entdeckung der Messe: Viceroy von Hobby World. Das russische Spiel, das wir im Vorfeld bereits bei Rahdo entdeckt hatten, wurde in Essen erstmals auf englisch vorgestellt. Leider gab es am Freitag keine Exemplare mehr zum Kaufen. Aber dafür ist die Messe ja perfekt: Spielen lässt sich (mit etwas Geduld beim Warten), fast alles. Grob gesagt geht es darum, mit Diamanten sowohl Charakter- als auch Aktionskarten zu ersteigern und in eine Pyramide zu bauen. Diese Karten bringen Naschub bei den Diamanten, bei weiteren Karten, Siegpunkten oder Bonusgegenständen wie Schwerter, Schilde oder Schriftrollen. Jede Karte hat eine farbige linke und rechte obere Ecke sowie einen farbigen Halbkreis am unteren Seitenrand. Baut man so, dass die Farbecken einen Kreis ergeben, gibt es Zusatzdiamanten. Das Besondere: Das „Kaufen“ der Karten geschieht in einer Art Versteigerung, denn jeder Spieler wählt im Geheimen den Diamanten, dessen aktuelle Karte er kaufen möchte. Wollen alle die gleiche Farbe, bekommt sie keiner und es wird erneut geboten. Zahlen muss man beim Unentschieden natürlich trotzdem.

Karten-Pyramide im Spiel ViceroyDas führt dazu, dass man nicht nur seine eigene Pyramide und seinen eigenen Diamantenvorrat im Auge behalten muss, sondern auch die der Gegener. Da die Aktionskarten und auch die Bonusgegenstände die Wertung am Ende nochmal gehörig durcheinander bringen können, bleibt bis zum Schluss unklar, wer gewinnen wird. Wir erlebten dabei durchaus Überraschungen – ein großer Pluspunkt. Auch die Gestaltung der Karten und des übrigen Materials ist gelungen. Spielen wir gerne wieder. Falls also jemand am Donnerstag Glück hatte und ein Exemplar erobern konnte: Meldet euch!

Ein Raumschiff mit einem BewegungsplättchenAuch toll, vor allem, weil es mein erstes Table Top Miniature Game war: Attack Wing. Natürlich in der Star Trek-Variante. Ich durfte die Enterprise fliegen und die volle Kompetenz von Jean-Luc Picard und seiner Crew ausspielen (ja, die Version kommt – anders als Star Trek Catan (die übergroße Version mit Spieleteppich und gedrechselten Figuren war der HAMMER) – mit Jean-Luc anstelle von James T. und Co.).

Star Treck Catan als übergroße Variante mit Spielteppich und großen Raumstationen und RaumschiffenDer Lieblingsmitspieler flog die deutlich wendigeren Romulaner mit ihren Plasmawaffen. Und hat dank meines Würfelglücks haushoch verloren. Spaß gemacht hat vor allem der Bewegungsmechanismus: Zu Beginn der Runde stellt jeder Spieler ein, wie sein Raumschiff fliegen soll. Dann legt man das entsprechende Richtungskärtchen an und setzt sein Raumschiff an dessen Ende.

Crewcarten mit Jean-Luc-PicardAbzuschätzen, wie eng oder weit eine Kurve ist, ob man besser ein, zwei, drei oder noch mehr Schritte wählt, um in Schussweite zu kommen, ist ein neuer Mechanismus, der viel Spaß macht. Auch die Tarn- und Zielvorrsichtungen und die Zusatzfährigkeiten der Crewmitglieder bringen Farbe ins Spiel. Attack Wing spielt sich daher wirklich gut und sieht dabei auch noch toll aus. Das Ganze gibt es auch als Star Wars-Variante und – ganz neu auf der Spiel ’14 und noch nicht im Handel erhältlich – als liebevoll und detailreich gestaltete Drachen-Variation. <3

Noch ein Highlight: Bei Kosmos gab es gleich zwei Minierweiterungen, die man nicht im klassischen Sinne kaufen konnte, sondern die gegen eine Spende abgegeben wurden. Klar, dass ich das unterstützen wollte. Daher gibt es jetzt hier bei uns einen Hispania-Spielplan zu Catan zugunsten von Aktion Deutschland Hilft und eine Zusatzlegende zu Andor zugunsten der Deutschen Krebshilfe. Juhu.

Spielplan con Cyclades - Das SpielEin totaler Reinfall für uns war hingegen Cyclades – Das Spiel von Matagot. Auch wenn wir einen wirklich netten Spieleerklärer erwischt hatten, sah das Spiel viel besser aus als es sich dann spielte. Wir sollten mit Fußtruppen und einer Seestreitmacht griechische Inseln erobern und Metropolen bauen. Dabei kann man sowohl Götter als auch Philosophen und Fabelwesen zu Hilfe nehmen – wenn man ihre Dienste denn bezahlen kann. Hauptprinzip ist dabei: „Nichts ist umsonst.“ An Geld zu kommen ist aber durchaus keine kleine Herausforderung sondern ein echtes Problem. Dazu kommt, dass die Götter, die definieren, welche Handlungen in der jeweiligen Runde überhaupt möglich sind, zufällig gezogen werden. Und so mussten wir in unserer Testrunde eine gefühlte Ewigkeit auf die Philosophen und die Titanen warten. Und kaum hatte man seine Streitmacht entsprechend platziert, um dem Gegner einige See- oder Landfelder abzunahmen, verschwanden Ares und Poseidon (mit denen man an Land oder zu Wasser kämpfen kann) für zahlreiche Runden in der berüchtigten Versenkung des Zufalls. Und Medusa und ihre Monsterkollegen waren zu teuer, um diesen Verlust auszugleichen.

Noch ein Spiel, das deutlich besser aussah, als es sich spielte: das Cubo-Würfelspiel. Neun rote und blaue Würfel müssen so zu einem Quadrat angeordnet werden, dass man möglichst viele Straßen und Tripel nebeneinander anordnet. Jeder darf alle Würfel zusammen so lange neu würfeln, bis einer der Spieler seine Anordnung fertiggestellt hat und „Cubo“ ruft. Klingt spannend und aufregend, spielt sich aber langwierig und eher langweilig.

Blick auf die Karten und Würfel con Cubist.Viel mehr Spaß hatten wir mit Cubist von Gryphon Games. Hier geht es darum, mithilfe von Würfeln kubistische Statuen zu bauen. Hat man es geschafft, eine Skizze in ein Kunstwerk umzusetzen, bekommt man Zusatzwürfel, die man im Museum einbauen kann, um Zusatzpunkte zu sammeln. Das spielt sich großartig, vor allem dann, wenn man – anders als unsere Spieleerklärerin – nicht vergisst, dass man Kunstwerke, die man nicht fertigstellen kann oder will, wieder einreißen kann. Das hilft besonders, wenn man, wie der Lieblingsmensch, dutzende Runden hintereinander nur Einsen würfelt. Die Kunstkarten und die gesamte Gestaltung gefallen uns sehr und so durfte das etwas andere Kunstspiel bei uns einziehen. Juhu.

Spielkarton und Aktionskarten mit Schafen des japanischen Spiels ShephyNatürlich haben wir uns auch in der asiatischen Ecke umgeschaut. Leider lässt sich das Solitärspiel Shephy (das schon 2013 in Essen seinen ersten großen Auftritt hatte) bisher nur in Japan kaufen. Denn auch, wenn ich nach wenigen Minuten kläglich gescheitert bin, haben die herzigen kleinen Schafe und die Aufgaben, mit denen man sie vermehren kann, mein Herz im Sturm erorbert.

Catch the lion als MagnetspielDie Shogi-Variante Let’s catch the lion gab es in verschiedenen Größen und Schwierigkeitsgraden und auch als Magnetspiel. Es sieht süß aus und obwohl es so klein ist, ist es sogar in der angeblich einfachen Ausführung auch für Erwachsene spannend.

Kartenhand, Nachziehstapel und Eimerpyramide aus "Alles im Eimer" von HeidelbergerAuch gut, aber leider nicht ganz so begeisternd wie das echte Pick a Pig, äh, Pick a pig und Co.: Alles im Eimer. Die wundervoll gezeichneten Tiere aus Schnapp die Sau, Schnapp den Hund, den Eisbären oder den Seehund sind alle wieder mit dabei und werden durch Löwen und andere fröhliche Zeitgenossen ergänzt. Hinzukommt eine Eimerpyramide, die es im Laufe des Spiels gegen Angreifer zu verteidigen gilt. Spielt man schlecht oder hat man Pech, landet „alles im Eimer“. Ein Spaß für Große und Kleine. Aber wir schnappen auch in Zukunft lieber nach Eisbären.

spiel14-river-dragons-gesamter-planKein japanisches Spiel, aber ein japanisches Thema: River Dragons von Asmodee. Als japanische Reisbauern müssen die Spieler Brücken über das Wasser bauen, um auf die andere Seite des Spielplans zu gelangen. Dabei planen alle Spieler im Geheimen die nächsten fünf Spielzüge, die dann einer nach dem anderen abgehandelt werden. Dabei können die Mitspieler die eigenen Pläne ganz schön ins Wanken bringen und die Spielfigur der Nachbarn ins Wasser schubsen. Und Achtung, wenn einer der magischen Drachen ins Spiel kommt, denn die Fabelwesen bremsen jeglichen Elan und sorgen dafür, dass man einmal aussetzen muss. Wir hatten das Glück, „River Dragons“ in Übergröße spielen zu können und konnten die liebevolle Gestaltung von Karten und Spielmaterial ausgiebig genießen.

Über den schon traditionellen Spielemarathon bei Zoch berichte ich euch ein anderes Mal. Aber ein paar Schnappschüsse von Rollenspielern und anderen Wesen, die jedes Jahr ein besonderes Highlight für mich sind, bekommt ihr heute schon.

tl; dr:
Die Spiel ’14 in Essen war großartig. Schade, dass sie schon vorbei ist. Aber der Termin für die Spiel ’15 ist schon fest vorgemerkt.

 

 

Herbstkahlschlag

Karton mit abgeschnittenen ÄsternBilanz des alljährlichen Kahlschlags, diesmal:

  • zerschlissene Gartenhandschuhe: 2 (Memo to myself: nächstes Mal nur noch Lederhandschuhe kaufen)
  • Blasen an den Händen: 3
  • gefüllte Biotonnen: 1 plus ein Karton (groß)
  • aufgesammelte Laubberge: 5
  • entsorgte Schnecken: 27 (in Worten: siebenundzwanzig)
  • überraschend in der Hecke gefundene nur halb verblühte Trompetenblume: 1
  • glückliche Hobbygärtner: 2
  • Besuchstiere: 1 (hellgrün)

hellgrüne Heuschrecke auf einem Holztisch

Way to go…

Anruf von einer freundlichen Dame von der Bausparkasse.

— Guten Tag, könnte ich bitte mit „Name des Lieblingsmenschen“ sprechen?
Nein, aber ich bin seine Frau. Vielleicht kann ich Ihnen helfen?
— Eher nicht. Ich möchte mit ihm über Ihre Finanzangelegenheiten sprechen.
Da können Sie gerne auch mit mir sprechen. Ich kenne mich mit meinen Finanzangelegenheiten aus.
— Ach nein, wann kommt ihr Mann denn nach Hause?
Ich weiß es nicht genau. Wir sind beide berufstätig.
— Können Sie ihm dann nicht einfach das Telefon rüberreichen?
Ääääh, wir haben unterschiedliche Berufe an unterschiedlichen Orten.
— Ach. Das ist jetzt aber schwierig. Dürfen Sie denn einen Termin vereinbaren?
Kopf, Tisch, bumm.

Auf dem Markt. Einkaufen wie Gott in Frankreich.

Die ein oder andere Urlaubserinnerung geht noch… Und da heute Sonntag ist, bekommt ihr eine Sonntagserinnerung. Denn in unserem Urlaubsstädtchen (eigentlich Urlaubsdorf, aber in Frankreich bekommt jeder Flecken mit mehr als 4 Häusern Stadtrecht 🙂 ) ist im Sommer immer Sonntags Markt.

Der Markt in Kerlouan ist klein. Im Sinne von wirklich klein. Es gibt keinen der typischen Souvenir-Stände mit bretonischem Schmuck oder allem möglichen Krimskrams mit Triskel oder stilisiertem Hermelin drauf.

Hinweisschild auf den Sonntagsmarkt in KerlouanDafür aber einen Stand mit selbstgemachten Armbändern und eine Dame, die Buchstaben auf Rädern verkauft, die man zu Zügen zusammenfassen kann. Zwei Gemüsebauern, einen Stand mit selbstgemachtem Schafsfrischkäse, einen Metzger, einen Fischhändler, der eigentlich nur eine Hand voll Fische, einige Krebse und wirklich prächtige Hummer anbietet. Einen netten älteren Herren, der Beeren verkauft und allen Kindern die Hände mit Erdbeeren zum Testen füllt. Eine Bäckerin, die die leckersten Baguettes tradtions und einen vorzüglichen Gateau breton anbietet und mit der man herrlich ausführlich über die Größe des gewünschten und frisch vom Blech geschnittenen Kuchens diskutieren kann.

Sonntagsmarkt in KerlouanIn der Saison singt dann gerne auch mal ein Shantychor aus der Umgebung und die Conteurs de la nuit werben für ihre nächste Legendenwanderung.

Und dann gibt es da noch zwei Stände, an denen die Schlangen am frühen Morgen noch verschwindend klein sind, aber länger und länger werden, je weiter der Vormittag voranschreitet. Und kurz vor Ende des Marktes muss man hoffen, dass man noch etwas abbekommt – von den Galettes saucisses und vor allem von den Brathähnchen.

Man kann zwischen weißen und schwarzen Hühnern wählen. Die weißen sind etwas kleiner, die schwarzen machen auch eine Familie satt. Sie kosten 13 Euro. Aber das ist es wert. Der ganze Platz riecht nach Rosmarin und Rosenparika, Knoblauch und Thymian und was sonst noch an geheimen Zutaten in der Marinade sein mag.

Wer will, kann noch Kartoffeln dazukaufen, die im von den Hähnchenspießen heruntertropfenden Öl gebraten wurden. Uns reichte aber ein frischer Blattsalat und ein bisschen Brot (das wir bei der schon erwähnten Bäckerin mehr erplaudert als gekauft hatten).

Das Ganze hat nichts, aber auch gar nichts mit den Hähnchen zu tun, die es in Deutschland auf dem Markt gibt. Keine Industriehühner mit Standard-Paprika-Marinade. Nein, hier werden nur „poulets fermiers“, Freilandhühner, oft genug in Bio-Qualität, auf den Spieß gesteckt. Und die Marinade ist so kräuterhaltig, dass das ganze Huhn danach schmeckt. Plötzlich versteht man, warum sich die Franzosen um das Sot-l’y-laisse streiten, denn hier ist es wirklich ein besonderer Leckerbissen.

Die handgeschriebene Karte vor dem MarktstandWenn wir über französische Märkte bummeln, aber auch, wenn wir im Supermarkt einkaufen, frage ich mich immer wieder, warum es diese wirklich guten Dinge in Deutschland gar nicht oder, wenn überhaupt, nur in der Feinkostabteilung gibt. Sei es der Coulommier oder all die anderen Leckerein, die eine Käsetheke wirklich zu einer Käsetheke machen. Oder die langen Regalreihen mit verschiedenen Vollkornmehlen, die in Frankreich auch im kleinsten Supermarché zu finden sind.

Übrigens finde ich es auch jedes Mal großartig, dass bei den Nachbarn Produkte ohne Palmöl seit einigen Jahren mit einem Hinweis versehen sind. Und dass immer mehr fair gehandelte Produkte in den Supermarktregalen zu finden sind.

Außerdem hat man vor einigen Jahren das Plastiktüten-zur-freien-Verfügung-System abgeschafft, so dass wir mit unserer Klappkiste oder, seit Neuestem, der Einkaufstasche mit einem Foto bretonischer Kieselsteine – ja, doch, das musste sein –, nicht mehr amüsiert belächelt wurden.

Und weil das so ist, gehört nicht nur der erste Einkauf in Frankreich zu unseren liebsten Urlaubsritualen, sondern auch der letzte Marktspaziergang vor der Rückfahrt. Schließlich kann man das Urlaubsgefühl zu Hause verlängern mit all den wunderbaren Dingen, die im Kofferraum und auf der Rückbank und in allen möglichen überraschend sich auftuenden Stauräumen unseres gar nicht mal so großen Autos Platz haben.

Galettes au blé noir und Cidre anyone?

Mein Fairphone ist da. Juhu!

Nette Überraschung beim Nachhausekommen: Ein Päckchen aus Holland. Mit meinem Fairphone. Juhu, es ist endlich da!

Begrüßungsscreen des FairphoneWobei die Wartezeitkommunikation auch nicht zu verachten war. Da gab es regelmäßige Info-Mails, die mir genau sagten, warum es eine Verzögerung bei der Produktion gegeben hat und wie viel länger ich deshalb warten muss; oder die mir mitteilten, in welcher Woche mein Gerät zusammengebaut wurde. Und ich bekam Post (also: elektronische), als mein neues Schmuckstück sich per Schiff auf die Reise machte. Das alles in so nettem Ton, mit Dank für meine Geduld und vor allem mit wirklich ernst gemeint klingenden Bitten um Verständnis, das man gar nicht anders konnte, als genau dieses Verständnis aufzubringen. Wobei mir das auch leicht fällt, wenn ich so ausführliche Erklärungen der Gründe und informative Links – also wirkliche Information und nicht einfach nur „alles geil bei uns“-Werbung – zum Überbrücken der Wartezeit bekomme. Das wäre vielleicht auch mal was für unseren Internetanbieter oder die Bahn – davon träume ich dann aber ein anderes Mal.

Denn jetzt, wo mein Fairphone endlich da ist, habe ich dafür keine Zeit. Ich bin viel zu sehr damit beschätigt es großartig zu finden. Zum einen, es endlich zu haben (jajaja, nennt es ruhig mein neues Statussymbol 😉 ). Zum anderen die Art und Weise, wie es ankommt: In einem kleinen Karton mit wenig Schutzpolstern, nichts dabei außer einem kleinen Benutzerhandbuch (überraschend hilfreich) und einigen Postkarten, die gleichzeitig die Besonderheiten des Fairphones bestens ins Szene setzen.

Technische Details kriegt ihr von mir keine, die könnt ihr andernorts problemlos nachlesen. Ich als normale Anwenderin komme mit dem Gerät prima klar. Ehrlicherweise habe ich aber eben auch keine Profianforderungen an Prozessor oder Kern und sonstige Ausstattung.

Löst das Fairphone jetzt auch wirklich alle Probleme? Nein, natürlich nicht. Es gibt berechtigte Kritik, vor allem am Namen, der natürlich suggeriert, alles an diesem Gerät sei fair und gerecht und trüge zur Lösung der Probleme bei. Das ist nicht so und wer davon überrascht ist, hat sich mit dem Thema vermutlich noch nicht sehr lange auseinandergesetzt. Denn auch wer noch nicht in der Demokratischen Republik Kongo war, kann sich vorstellen, dass „konfliktfreie Minen“ in keiner Weise mit deutschem Arbeitsrecht gemessen werden können und das Mitbestimmung im Betrieb in China nicht mit der in Deutschland zu vergleichen ist – um nur zwei Beispiele zu nennen.

Aber es ist ein Anfang. Ein echtes Produkt, nicht nur eine Idee oder eine idealistische Träumerei. Ein wirklicher Versuch, über möglichst viele Dinge transparent zu kommunizieren (zum Beispiel über die Kosten). Den Fairphonemachern ist es zudem gelungen, eine Debatte zu forcieren, die die Produktionsbedingungen aller Handybestandteile zum Gegenstand macht.

Ein Ranking zur Frage „Wie fair ist dein Smartphone?“ ist zumindest in meiner Wahrnehmung noch nie so stark rezipiert worden, wie das aktuelle von rank a brand (wobei das Fairphone am besten, aber eben nicht perfekt abschneidet). In dieser Nachhaltigkeitsstudie (die man hier komplett downloaden kann) sieht man jedoch, dass auch andere Hersteller sich mehr bemühen. Das machen sie ja nicht einfach, weil sie gerade Lust darauf haben. Sondern weil die Verbraucher Wert darauf legen; oder weil es einen Sturm der Empörung gegeben hat nach Reportagen über die Produktionsbedingungen und hohen Selbstmordraten in den chinesischen Produktionszentren.

Und da ich sowieso ein neues Handy brauchte und auf gar keinen Fall irgendwas wollte, wo mir jedes Jahr automatisch der neue heiße Sch… geliefert wird und somit automatisch Berge von wertvollem Elektroschrott produziert werden, lag die Auswahl ganz nah.

Probleme mit der Kamera habe ich nicht, die Fragen, die sich beim Inbetriebnehmen gestellt haben (ich gehöre bei sowas absolut zu den Nullcheckerbunnies), konnte ich alle selber lösen oder dank des wirklich guten Supportforums lösen. Morgen darf es mit zur Arbeit. Jippie.

Tl; dr:
Ich bin happy, dass mein Fairphone da ist und bisher mehr als zufrieden 🙂

Ausflug ins Bilderbuch

bad muenstereife-stadttorWeil ein Teil der Familie dort bummeln wollte und es keinesfalls angeht, sich so nette Menschen entgehen zu lassen, haben wir vor kurzem einen Ausflug in ein Bilderbuch nach Bad Münstereifel gemacht.

Fachwerk ohne Ende, eine historische Stadtmauer mit mehreren gut erhaltenen Stadttoren, hübsche-und-weniger-hübsche-Dinge-Geschäftchen, Geschenkeboutiquen und Klamottenläden überall (und das war noch vor der Eröffnung des neuen City-Outlets, mit Heino, wem auch sonst), das leise Plätschern der Erft, Brauhäuser und Cafés, die die ortstypischen Printen in dutzenden Variationen verkaufen. Die obligatorische Burg auf dem Berg.

bad muenstereifel-burgUnd Touristen. Hunderte. Tausende. Überall. Auch wenn sie sich brav zur Seite gestellt haben, wenn ich ein Foto gemacht habe. Die ganze Stadt scheint nur zwei Arten von Menschen  zu kennen: Solche, die konsumieren – selbstverständlich auch am Sonntag. Und andere, die genau das durch ihre Arbeit ermöglichen.

Mehrere Fachwerkhäuser in einer kleinen GasseNatürlich ist das nicht nur in Bad Münstereifel so. Es gibt vermutlich unendliche viele Orte, in deren Kern es so scheint, als sei das normale Leben ausgestorben. In denen es keine Läden für den normalen Alltagsbedarf gibt, keine Supermärkte oder Discounter, keine Gemüsehändler oder Drogerien, keine Optiker, Reinigungen, kein Metzger, kein Kiosk und erst recht kein „Büdchen“. Wo man nicht „einkaufen“ kann, sondern nur „shoppen“. Das gehört zum Wesen des Tourismus, Nicht umsonst heißt es ja auch: Tourismusindustrie.

Ich bin selbst oft genug Tourist, oder zumindest Tagesgast. Und genieße das meistens sehr. In kleinen Boutiquen zu stöbern und lieben Menschen etwas auszusuchen, in der Buchhandlung am Marktplatz (da, wo es schön ist, gibt es noch immer zuverlässig eine Buchhandlung am Markt) nicht nur in den Beststellern sondern auch in regionaler Literatur zu stöbern, im Café zu sitzen, und den Menschen beim Schlendern zuzusehen.

Aber dieser Sonntag Nachmittag in Heinostadt der Eifel war wie ein kleiner Ausflug in eine Parallelwelt. Immerhin mit netten Reisebegleitern. 🙂

 

Maritime Hochzeitsdeko

Eine sehr gute Freundin hat geheiratet und ich durfte ihr die Deko machen. Die beiden hatten sich ein maritimes Motto gwünscht und so habe ich die vergangenen telefon- und internetlosen Wochen (drei Wochen Mittelalter – einem Gewitter und Unfähigkeit, Ahnungslosigkeit, Daueraufdemschlauchstehen beim Service Provider sei Dank) genutzt, um maritime Deko zu basteln.Eine als Leuchtturm bemalte Flasche steht auf blauem Organza, daneben steht ein Schiffchen, das die Menükarte hinter sich herzieht. Da gab es ein Meer aus blauem Organza und weißes Schiffstau mit Seemannsknoten. Die sind am Ende dann doch komplizierter, als ich vermutet hatte. Aber vielleicht habe ich auch einfach nur zu viele Daumen 🙂

Natürlich braucht ein Brautpaar auf hoher See auch einen Leuchtturm, der ihnen den Weg weist. Dazu habe ich große Flaschen bemalt, mit rotem Band beklebt und ihnen am Ende sogar ein kleines Leuchtfeuer verpasst.

Ein Holztisch mit den Gedecken und der gesamten maritimen Dekoration.Blick auf einen Tisch mit maritimer DekoDie Menükarten (das Essen im Höpershof war übrigens vorzüglich) wurden von kleinen Bötchen mit dem Fähnchen-auf-Schiffsplanken-Motiv des Brautpaars zu den Gästen gezogen. Und wenn denen der Gesprächsstoff ausging, kamen passende (nicht nur maritime) Diskussionsthemen für die Tischrunde per Flaschenpost angeschwommen.

Eine als Muschel gefaltete weiße Serviette, auf der ein Keks in Gestalt eines Rettungsrings liegtFalls jemand über Bord gegangen wäre, hätten diese Rettungsringe vermutlich nicht viel ausrichten können, für den kleinen Süßkram-Yeaper kamen die Mandelkekse aber sicher gerade recht.

Kleiner Tisch mit maritimen Accessoires, daneben ein dunkler Holzbanken mit Rettungsring und FischernetzJede gute Kreuzfahrt braucht schicke Passagiere. Hier gab es die passenden Utensilien für maritime Gäste-Fotos.

Blick in den Saal mit dekorierten TischenUnd zum Schluss ein Blick in den Saal. Noch sieht er harmlos aus. Aber die anschließende Party war großartig!! Danke an die beiden Hochsee-Fans, die uns an ihrem Glück teilhaben ließen. Ahoi!