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Wegwerfen? Nein Danke.

Kürzlich fand in meinem Heimatdorf schon zum zweiten Mal ein Repair Café statt. Ehrlicherweise ist das erste total an mir vorbeigegangen. Umso begeisterter war ich, als ich jetzt davon hörte. Idee der Repair Cafés ist es, Dinge gemeinsam zu reparieren, anstatt sie wegzuwerfen und neue Sachen zu kaufen.

Poster mit der Ankündigung für das Repair Café in SechtemMir gefällt daran zum einen die Idee der Nachhaltigkeit. Wievieles lässt sich noch reparieren, solange man jemanden hat, der weiß, wie es geht und das passende Werkzeug besitzt. In den letzten Jahren habe ich eine immer größere Abneigung gegen „Jedes Jahr ein neues Handy“ und ähnliche Aktionen entwickelt. Vor allem dann, wenn wertvolle Rohstoffe im Spiel sind.

Was mir am Repair Café aber auch gefällt, ist der „Café“-Teil. Denn das fehlt hier im Ort: ein klassisches Klön-Café. Der Aktionsnachmittag war daher auch für Menschen eine Anlaufstelle, die nichts reparieren (lassen) wollten, sondern einfach nur neugierig waren oder Lust hatten, gemütlich zusammenzusitzen. Auch ich hatten nichts zum Heilemachen.  Wobei sich unser Waffeleisen nur einen Tag später aus dem Leben verabschiedet hat. Und sowohl der Lieblingsmensch als auch ich mit unseren insgesamt vier linken Händen und gefühlten 20 Daumen konnten es nicht wiederbeleben. Nächstes Mal.

Bananenkuchen in Guglhupfform mit Schokoguss und Walnüssen verziertAlso bin ich vor allem zum Kaffee trinken (und Kuchen vorbeibringen) hingegangen. Dabei hat mich erstaunt, dass ich in diesem Umfeld nicht nur mit den Menschen ins Gespräch kam, die ich schon kannte. Der Aspekt der Nachhaltigkeit, des gemeinsamen Werkelns und Wartens, führte auf ganz ungewungende Art und Weise zu einer Offenheit für Andere(s) und Neue(s).

Ganz nebenbei erfährt man so einiges von den Menschen aus dem eigenen Umfeld. Die eine bringt einen stotternden Aktenvernichter und erzählt, warum sie das Ding eigentlich angeschafft hat, die andere wartet geduldig auf die Reparatur ihres Radios, das ihr beim Bügeln die Zeit vertreibt. Ein kleiner Junge will wissen, welchen Radiosender sie am liebsten hört. Und schon sind die beiden ins Gespräch vertieft. Und so geht es in allen Ecken, egal ob ein altes Tischchen geleimt, ein Drucker wieder zusammengesetzt oder ein zerissenes Lieblingskissen neu abgesteckt und kleinergenäht werden muss. Das perfekte Herbstwetter sorgte außerdem dafür, dass draußen eine kleine Fahrradwerkstatt eingerichtet werden konnte.

Auch spannend: Die Aktion war durchaus nicht in junge Reparateure und ältere Ratsuchende gegliedert, ganz im Gegenteil. Sowohl die Reparierer als auch die handwerklich weniger Begabten kamen aus allen Altersstufen.

Für alle Interessierten: Das nächste Repair Café in der „Arche“ findet am 21. März 2015 statt.

Poster für das Repair Café mit selbstgebastelten Werkzeugen aus Papier

Kaffe- und Kuchentheke (mmit meinem Bananenkuchen)

Tisch mit den nächsten Reparaturaufträgen

Ein Mann repariert ein Radiogerät.

Auftragszettel, den jeder Teilnehmer ausfüllen muss

Wegweiser für Fahrradreparaturen, die draußen stattfinden

Spendendose in Form eines blau-bunt-bemalten Froschkönigs

 

 

 

Mein Fairphone ist da. Juhu!

Nette Überraschung beim Nachhausekommen: Ein Päckchen aus Holland. Mit meinem Fairphone. Juhu, es ist endlich da!

Begrüßungsscreen des FairphoneWobei die Wartezeitkommunikation auch nicht zu verachten war. Da gab es regelmäßige Info-Mails, die mir genau sagten, warum es eine Verzögerung bei der Produktion gegeben hat und wie viel länger ich deshalb warten muss; oder die mir mitteilten, in welcher Woche mein Gerät zusammengebaut wurde. Und ich bekam Post (also: elektronische), als mein neues Schmuckstück sich per Schiff auf die Reise machte. Das alles in so nettem Ton, mit Dank für meine Geduld und vor allem mit wirklich ernst gemeint klingenden Bitten um Verständnis, das man gar nicht anders konnte, als genau dieses Verständnis aufzubringen. Wobei mir das auch leicht fällt, wenn ich so ausführliche Erklärungen der Gründe und informative Links – also wirkliche Information und nicht einfach nur „alles geil bei uns“-Werbung – zum Überbrücken der Wartezeit bekomme. Das wäre vielleicht auch mal was für unseren Internetanbieter oder die Bahn – davon träume ich dann aber ein anderes Mal.

Denn jetzt, wo mein Fairphone endlich da ist, habe ich dafür keine Zeit. Ich bin viel zu sehr damit beschätigt es großartig zu finden. Zum einen, es endlich zu haben (jajaja, nennt es ruhig mein neues Statussymbol 😉 ). Zum anderen die Art und Weise, wie es ankommt: In einem kleinen Karton mit wenig Schutzpolstern, nichts dabei außer einem kleinen Benutzerhandbuch (überraschend hilfreich) und einigen Postkarten, die gleichzeitig die Besonderheiten des Fairphones bestens ins Szene setzen.

Technische Details kriegt ihr von mir keine, die könnt ihr andernorts problemlos nachlesen. Ich als normale Anwenderin komme mit dem Gerät prima klar. Ehrlicherweise habe ich aber eben auch keine Profianforderungen an Prozessor oder Kern und sonstige Ausstattung.

Löst das Fairphone jetzt auch wirklich alle Probleme? Nein, natürlich nicht. Es gibt berechtigte Kritik, vor allem am Namen, der natürlich suggeriert, alles an diesem Gerät sei fair und gerecht und trüge zur Lösung der Probleme bei. Das ist nicht so und wer davon überrascht ist, hat sich mit dem Thema vermutlich noch nicht sehr lange auseinandergesetzt. Denn auch wer noch nicht in der Demokratischen Republik Kongo war, kann sich vorstellen, dass „konfliktfreie Minen“ in keiner Weise mit deutschem Arbeitsrecht gemessen werden können und das Mitbestimmung im Betrieb in China nicht mit der in Deutschland zu vergleichen ist – um nur zwei Beispiele zu nennen.

Aber es ist ein Anfang. Ein echtes Produkt, nicht nur eine Idee oder eine idealistische Träumerei. Ein wirklicher Versuch, über möglichst viele Dinge transparent zu kommunizieren (zum Beispiel über die Kosten). Den Fairphonemachern ist es zudem gelungen, eine Debatte zu forcieren, die die Produktionsbedingungen aller Handybestandteile zum Gegenstand macht.

Ein Ranking zur Frage „Wie fair ist dein Smartphone?“ ist zumindest in meiner Wahrnehmung noch nie so stark rezipiert worden, wie das aktuelle von rank a brand (wobei das Fairphone am besten, aber eben nicht perfekt abschneidet). In dieser Nachhaltigkeitsstudie (die man hier komplett downloaden kann) sieht man jedoch, dass auch andere Hersteller sich mehr bemühen. Das machen sie ja nicht einfach, weil sie gerade Lust darauf haben. Sondern weil die Verbraucher Wert darauf legen; oder weil es einen Sturm der Empörung gegeben hat nach Reportagen über die Produktionsbedingungen und hohen Selbstmordraten in den chinesischen Produktionszentren.

Und da ich sowieso ein neues Handy brauchte und auf gar keinen Fall irgendwas wollte, wo mir jedes Jahr automatisch der neue heiße Sch… geliefert wird und somit automatisch Berge von wertvollem Elektroschrott produziert werden, lag die Auswahl ganz nah.

Probleme mit der Kamera habe ich nicht, die Fragen, die sich beim Inbetriebnehmen gestellt haben (ich gehöre bei sowas absolut zu den Nullcheckerbunnies), konnte ich alle selber lösen oder dank des wirklich guten Supportforums lösen. Morgen darf es mit zur Arbeit. Jippie.

Tl; dr:
Ich bin happy, dass mein Fairphone da ist und bisher mehr als zufrieden 🙂