Was schön war (kleine Schritte sind auch Schritte)

Vor ein paar Tagen habe ich einem kleinen Jungen an einem Bahnhof angeboten, an meiner Hand die Treppe zum Gleis hochzugehen. Seine Mama war mit dem Buggy schon ein paar Stufen gegangen und er stand noch unten und maulte rum. Ich hielt ihm die Hand hin und fragte, ob er mit mir zusammen hinauf gehen möchte. Erstaunt nahm meine Hand und kraxelte neben mir bis nach oben. Dort lächelten wir uns an wie zwei erfolgreiche Verschwörer.

Normalerweise mache ich so etwas nicht. Ich traue mich nicht, fremde Kinder anzusprechen. Ich hätte Mitgefühl verspürt mit der jungen Frau, wäre aber einfach weitergegangen.

Aber nun ist es so, dass ich versuche, offener zu sein, Dinge – eigentlich Menschen, auch solche, die mir nicht nahe sind – näher an mich heranzulassen.

Und so war ich vermutlich genauso erstaunt wie der kleine Junge, als der mich abschätzig musterte – so richtig von oben bis unten und zurück und mit tief in die Augen schauen – und dann überraschend entschlossen und fest meine Hand nahm und gemeinsam mit mir die Treppe hinauf stapfte.

Ich bewunderte seine Schuhe mit roten Blinklichtern und wurde mit einem großen Strahlen belohnt. Zwischendurch hörten wir ein Martinshorn und vor Aufregung sah der kleine Mann nicht nach vorn und tapste mit dem Fuß in die Luft, statt auf die nächste Stufe. Intuitiv hielt er sich an mir fest, schaute zu mir hoch und dann ging es weiter.

Die Mutter wartete oben, bedankte sich, ging in die Hocke und ließ sich das Abenteuer mit brabbelnden Lauten nochmal erzählen.

Ich winkte zum Abschied und bekam ein begeistertes Winken zurück. Ich winkte, er winkte und die müde aussehende Mama lächelte und winkte auch.

Was schön war? Das. Und wie.

Ein Gedanke zu „Was schön war (kleine Schritte sind auch Schritte)

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