Wochenlang durfte ich nicht Fahrrad fahren. Und wenn ich es gegen den ärztlichen Rat versuchte, rächte sich mein Körper mit Schmerzen. Jetzt aber geht es wieder. Juhu, juhu, juhu. Allerdings bin ich unterwegs und sitze in der großen Stadt im Süden, ganz ohne Rad.
Beim Abendessen erzähle ich meinen Gastgeberinnen, dass ich nun endlich wieder fahren dürfe und wie sehr ich mich darüber freue. Und was tun Menschen, die den Werken mehr Wert beimessen als den Worten (weil sie das beim heiligen Ignatius gelernt haben)? Sie leihen mir für den nächsten Tag ein Rad, um gemeinsam zu einem Termin am anderen Ende von München zu radeln. Lukas heißt es und ist knallrot, es glänzt in der Sonne und strahlt mindestens so wie ich.
Da ich nicht weiß, wie es um meine Kondition bestellt ist, planen die beiden extra mehr Zeit ein – aber ich kann problemlos mithalten und wir kommen in der normalen halben Stunde ans Ziel. Ich steige strahlend vom Rad, genieße den Tag und besonders die Rückfahrt, die ich allein antrete, um noch rechtzeitig meinen Zug zu erreichen. Fröhlich radle ich durch Felder und Stadtviertel, lasse mich von Feierabend-Rennradlern überholen und überhole selbst Kinder auf Kettcars. Ein altes Wort fällt mir ein, eines, das zwei Gefühle zusammenwirft, das ein wenig überkandidelt erscheint, ein fast ausgestorbenes. Aber es passt genau: Glückselig. Genau so fühle ich mich.
Die Sonne scheint, ein leichter Wind umstreicht meine Arme und Beine und ich kriege das Grinsen noch lange nicht mehr aus dem Gesicht. Ob die beiden wissen, was für ein Geschenk sie mir damit gemacht haben? Ich hoffe, sie haben es an meinen Augen gesehen.