Ein abgelegener, wildromantischer Strand zwischen dicht bewachsenen Felsen, ein steiler Aufstieg, auf dem sich immer wieder fantastische Ausblicke auf die Rade de Brest und den Parc Naturel Marin d’Iroise bieten. Nach etwa der Hälfte des Weges sieht man schon eine Leuchtturmspitze und wenn man oben angekommen und einmal um das Areal herumgewandert ist, eröffnet sich ein Blick wie aus dem Bilderbuch. Was ihr seht ist – tatatataaa – der Phare du Petit Minou, der Leuchtturm des kleinen Kätzchens.
In unserem Reiseführer ist der beeindruckende Turm nur mit eineinhalb Zeilen unter „Ziele in der Umgebung“ erwähnt, in vielen anderen ist er gar nicht verzeichnet. Aber zum Glück gibt es ja Blogs und die großartige Facebookseite von Kristell, so dass wir den Leuchtturm und die spektakuläre Aussicht etwas außerhalb von Plouzané trotzdem gefunden haben.
Technisch ist der Petit Minou sicher nicht der herausragende Vertreter seiner Zunft (wer sich dafür interessiert, findet hier ausführliche Infos). Und auch sein Nachbar, der halb verfallene Radarturm der Marine, ist keine Schönheit. Da er bereits mehrfach aufgebrochen wurde und es wirklich gefährlich ist, in dem Bauwerk ohne Brüstung und vielfach ohne Fenster ganz nach oben zu klettern (ein heftiger Windstoß aus unerwarteter Richtung und wer sich nicht gut festhält, wird ins Meer geweht), soll er bald abgerissen werden. So wie übrigens auch das alte Leuchtturmwärterhaus, das schon verschwunden ist.
Bei unserem Ausflug hat uns aber am Ende gar nicht die kleine Wanderung um die Landspitze herum am besten gefallen. Auch nicht der wahrhaft spektakuläre Blick auf den Leuchtturm, das ihn umgebende Fort du Minou (von Vauban erbaut) oder die Bunker, die von der deutschen Besetzung während des Zweiten Weltkrieges zeugen.
Am nettesten war das Gespräch mit einem freundlichen Herrn, der anbot, den Lieblingsmenschen und mich vor der berrauschenden Kulisse des in allen Farben zwischen grün und dunkelblau schimmernden Meeres zu fotografieren.
Wie das in der Bretagne so schnell geht, wenn man einige Worte französisch spricht, waren wir blitzschnell in ein angeregtes Gespräch über die Gegend vertieft. Unser freundlicher Gesprächspartner ist Rentner, wohnt um die Ecke, kommt quasi jeden Tag zum Phare, um die Landschaft zu genießen und Fotos der vorbeifahrenden Schiffe zu machen. Die meisten sind Marineschiffe auf dem Rückweg in den Hafen von Brest. Die französischen kennt er alle in- und auswendig, hat er doch mehr als dreißig Jahre auf der Marinebasis gearbeitet und die Flotte gewartet. Besonders gefallen im deutsche und amerikanische Schiffe, kürzlich sei die Fregatte Bayern vorbeigefahren und auch die „Hessen“, die zuletzt Flüchtlinge im Mittelmeer gerettet hat, hat er schon fotografiert.
In seiner aktiven Zeit habe er solche Schiffe natürlich auch von innen kennengelernt. Gegen eine gute Flasche Wein (für die deutsche Besatzung) oder Mousseux (für die Amerikaner) habe man ihn gerne herumgeführt. Dabei habe man so manch sehr netten Abend zusammen verbracht.
Den Leuchtturmwärter des Minou kannte er noch persönlich. Ehrensache, war sein Großvater doch Leuchtturmwärter auf Ouessant, im berühmten Phare du Chréac’h. Und seinen Onkel habe ich vermutlich vor knapp 20 Jahren zumindest von ferne kennengelernt, als ich beim Salon du livre insulaire auf Ouessant war, denn dort ist er Fotograf und freier Journalist. Wie klein die Welt doch ist…
Übrigens kann man mit dem Auto auch direkt zum Fort du Minou fahren. Viel schöner ist es aber, auf dem Parkplatz am Plage du Minou eine Bucht weiter westlich zu parken und die Landspitze zu Fuß zu umrunden. Falls ihr also in der Nähe seid: Der Abstecher lohnt sich unbedingt.
Der kleine, abgeschiedene „Plage du Minou“.
Beim „Aufstieg“ auf die Klippen bieten sich faszinierende Ausblicke und nach einigen Metern kann man die Spitze des Leuchtturms schon sehen.
Auf den Steinen sonnen sich dutzende Eidechsen.
Die Spuren der deutschen Besatzung sind in der Landschaft noch deutlich sichtbar.
Und natürlich noch ein paar Ansichten des Phare du Petit Minou <3