Wenn man an der Côte des légendes im Nordfinistère unterwegs ist, sieht man die Wegweiser nach Meneham quasi überall. In den gängigen Reiseführern liest man von dieser Sehenswürdigkeit jedoch kaum etwas. Hinter dem wenig klangvollen Namen verbirgt sich ein altes bretonisches Dorf mit bewegter Geschichte und beeindruckender Kulisse.
In Meneham lebten zunächst Wachsoldaten, entstand es doch als Wachstation in einer Reihe ähnlicher Anlagen entlang der Küste. Das berühmte Wächterhaus zwischen den Felsen ist das beredteste Beispiel dafür. Dass der auch in Freiburg tätige Herr Vauban der Bauherr gewesen sein soll, hat sich übrigens mittlerweile als Fehleinschätzung herausgestellt. Trotzdem finde ich es nett, dass eine zumindest gedachte Verbindung zwischen zwei meiner Lieblingsorte gibt 🙂
Mitte des 19. Jahrhunderts zogen dann nach und nach Bauernfamilien in die Häuser. Die meisten von ihnen waren Küsten- oder Algenfischer. Ein hartes Leben, dessen Grundlagen heute durch Erdöfen, Soden und Bildtafeln rund um Meneham beispielhaft dargestellt werden.
Bis Mitte des 20. Jahrhunderts ist Meneham ein kleines, aber lebendiges Dorf. Hier wird schwer gearbeitet, gelitten, aber auch gefeiert. Ende der 1970er Jahre wird das Dorf jedoch aufgegeben und verfällt zusehends.
1989 jedoch kauft es die benachbarte Gemeinde Kerlouan und, gemeinsam mit Regionalrat und anderen Institutionen, bauen sie das Dorf als Museumsdorf wieder auf. Einige der reetgedeckten Wohnhäuser beherbergen heute Künstlerateliers, in denen Kunsthandwerker für ein oder mehrere Jahre Quatier beziehen können, das Backhaus ist ebenso restauriert wie das alte Wächterhaus zwischen den Felsen. Es gibt ein kleines Museum, in dem man mehr über den Untergang eines Handelsschiffes direkt vor der Küste erfährt, ein altes Boot, eine Scheune und andere Gebäude, die einen Eindruck vom Leben im Laufe der Gezeiten erzählen. Mehr über die Geschichte des Dorfes erzählt diese (französischsprachige) Broschüre.
In der Saison, also von Ende Mai bis Ende September, finden sonntags Festou deiz, traditionelle bretonische Feste statt. Bekannter sind die Nachtfeste, fest noz, aber natürlich kann man auch tagsüber Musik hören, an Getränken nippen und tanzen: Fest deiz. Dann spielen hier Musiker aus der Gegend flotte keltische Weisen auf und auf dem großen Hof vor der Auberge wird im Kreis getanzt, auf der Terasse werden Cidre und Chouchenn ausgeschenkt und Frauen aus dem Dorf verkaufen Pastes, die lokale Art des Brioche.
Den besten Ausblick hat, wer die Stufen erklimmt, die auf die Felsen neben dem Haus zwischen den Steinen führen. Doch natürlich sind auch die Spazierwege auf den Felsen direkt am Meer, die naheliegenden Strände und die Bucht selbst ganz wundervoll. Wir kommen wieder. Bald schon. Juhu.