Doublefacepalm

Ich werde mich vermutlich nie an dieses seltsame Zeitgefühl gewöhnen. Zack, Woche vorbei, kaum gemerkt und währenddessen passiert so viel, dass ich gar nicht fassen kann, wie das in diese beschleunigten Zeit überhaupt hineinpassen konnte.

In dieser Woche hatte ich überdurchschnittlich oft das dringende Bedürfnis, die Hände vors Gesicht zu schlagen – beide, because sometimes, one facepalm just isn’t enough. Wie tröstlich, dass es dieses Video gibt (10 Stunden, in Worten: zehn Stunden, yeah!)

Gründe dafür gab es genug und verschiedene.

Verschwörungs- mir fällt gar kein passendes Wort ein. -theoretiker mag ich nicht sagen, denn was sie da verzapfen, hat mit Theorien nichts zu tun. -mystiker mag ich auch nicht, denn Mythen und Märchen sind viel zu wertvoll und schön, um sie von solchen Lügen vereinnahmen zu lassen. #covidioten lese ich und mag auch das nur in der ersten Verzweiflung. Denn die einen tun das, um Profit daraus zu schlagen, die Situation für sich und ihre politischen, wirtschaftlichen oder persönlichen Ziele auszunutzen. Um Aufmerksamkeit zu bekommen oder Zustimmung oder – was weiß denn ich. Die anderen sind aus Unsicherheit dabei, aus Verzweiflung, getrieben von der Sehnsucht, etwas zu haben, das nicht unsicher ist, um sich an etwas festhalten zu können, das in all dem Neuen und Unsicheren und sich ständig Verändernden stabil bleibt. Idioten sind weder die einen noch die anderen. Aber wie kann man mit Menschen reden, die nicht wahrhaben wollen, dass es eben für manche Fragen keine einfachen Antworten gibt? Wie kommunizieren mit denen, die lieber einfache Lügen glauben als komplexe Wahrheiten? Ganz zu schweigen von denen, die ein Interesse daran haben, die Zahl genau dieser Menschen zu steigern.

Von den kirchlichen Verschwörungschwurblern und denen, die das mit einem Schulterzucken hinnehmen, fange ich gar nicht erst an.

Auch bei der Arbeit gibt es immer mal wieder Facepalm-Momente. Vermutlich auch solche, wo andere wegen meinereiner und über mich die Hände überm Kopf zusammenschlagen. Damit kann ich leben – also wechselseitig (wobei ich versuche, die Anlässe von meiner Seite möglichst gering zu halten, aber I never know…)

Und dann war da in dieser Woche Zeit, um auch andere politische Themen wahrzunehmen als Corona und die Flüchtlingskrise und was macht eigentlich dieser Verkehrsminister beruflich? Und wieso macht er das immer noch?

Auch #maennerwelten hat mir den ein oder anderen Facepalmmoment beschert. Gibt es wirklich noch Menschen, die das Problem bisher nicht wahrgenommen haben? An denen Aufschrei und Metoo komplett vorbeigegangen sind? Gibt es wirklich Menschen, die das Problem von Frauenhass und Belästigung und Misshandlung und Missbrauch und … bisher nicht gesehen haben? Oder woher kommt diese Verwunderung? Und was könnte ich dazu beitragen, dass die Wahrnehmung, dass es hier nicht um einzelne Fälle geht, sondern um einen Fehler im System, dieses Mal nicht wieder verpufft in meinem Umfeld?

Eine Faceplam ganz anderen Kalibers gab es, als eine Freundin sich wunderte, dass ich like, wenn „so ein alter Schauspieler“ auf Twitter Shakespear-Sonnette vorliest, „noch nicht mal auswendig rezitiert und manchmal mit Fehlern“.  Der Schauspieler ist Patrick Stewart. DER Sir Patrick Stuart und … naja, auf jeden Fall führten wir dann ein Gespräch, bei dem ich mein Geek-tum voll ausbreiten durfte.

Gar nicht zum Hände vors Gesicht oder über dem Kopf zusammenschlagen, sondern ganz das Gegenteil, waren die vielen schönen Gespräche. Mit Freund*innen und Bekannten.

Mit dem Postboten (der wie ich den Kopf schüttelte über den in Plastik eingeschweißten Berg Altpapier, aka Telefonbuch und gelbe Seiten, den er zum Glück nicht ausliefern musste, der schon vor ihm da war – das kurze Gespräch war so nett, dass ich gar nicht zum facepalmen kam, und den Mist einfach direkt entsorgte).

Das virtuelle Arbeitstreffen das ich moderieren durfte, bei dem alle Beteiligten motiviert und konstruktiv und gut vorbereitet und neugierig und überhaupt ganz wunderbar waren. Das andere Meeting, wo ich als Technikfee gebucht war und tatsächlich überhaupt gar nicht gebraucht wurde. Wie schön zu sehen, wo diese Art des Digitalen, bei der Technik nicht mehr als Mittelpunkt und Hürde, sondern als Tool im besten Sinne des Wortes wahrgenommen und genutzt wird, bei der es um die Menschen an den Geräten und nicht die Geräte geht, so weit verbreitet ist.

Und besonders schön: Die Rosenblüten im Garten: Die gelbe Rose gibt alles und treibt immer neue Blüten, die rote hat sich angeschlossen und sogar die kleine buschige mit den rosa Blüten setzt nun Knospen an – mindestens ein Dutzend. Das wird herrlich.

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