Archiv der Kategorie: Links gegen das Schweigen

Links gegen das Schweigen XII

Nach den Ereignissen der Silvesternacht in Köln ist es mit dem Schweigen vorbei. Viele reden jetzt. Viel. Und vor allem schnell. Antje Schrupp hat als eine der ersten versucht, differenziert zu argumentieren:

„Also strengen wir uns bitte schön an und etablieren eine sichtbare Kultur des Respekts vor der Freiheit der Frauen. Sensibilisieren wir die Polizei dafür, sexuelle Belästigung stärker auf dem Radar zu haben und konsequenter dagegen vorzugehen. Stärken wir Mädchen in Schule und Kindergarten, für ihre Ideen und Ansichten einzustehen, auch gegen Widerstände. Bringen wir Jungen von klein auf bei, dass sie Mädchen und Frauen zu respektieren haben, dass sie nicht aufgrund ihrer Männlichkeit über ihnen stehen. Machen wir bei jeder sich bietenden Gelegenheit klar, dass Frauen sich anziehen und bewegen können wie sie wollen und niemand deshalb zu Übergriffen (oder dummen Kommentaren) irgendeiner Art berechtigt ist. Gewöhnen wir es uns an, bei anzüglichen Witzen, sexistischen Sprüchen und übergriffigem Auftreten immer und sofort zu intervenieren: Und zwar nicht nur wir Frauen, sondern auch die Männer, die ihresgleichen dabei konsequent in die Schranken weisen müssen. Ganz egal, welche Herkünfte, Religionen oder kulturelle Hintergründe dabei im Spiel sind – oder wie viel Alkohol. Das Tollste daran ist: Wir können jetzt sofort damit anfangen.“

Allerdings stellt sie schon einen Tag später resigniert fest:

„Das rassistische Narrativ “schwarzer Mann vergewaltigt weiße Frau” ist volle Kanne durchgeschlagen, und das lässt sich erstmal nicht mehr einholen. Ich hoffe, das ist jetzt nicht der Tipping-Point, an dem der unterschwellige Rassismus in Deutschland flächendeckend in offenen, gesellschaftlich legitimierten Rassismus umschlägt.“

Hier sammelt sie weitere differenzierte Stimmen – mehr lesen lohnt sich. Oder hören, zum Beispiel diesen Kommentar von Sonia Mikich. „Wir brauchen nicht Hetze, sondern Hirn und Härte.“ Und „nicht Generalverdacht sondern Generalvernunft“ heißt es da. 

Auch Hilal Sezgin in der Zeit und Sascha Lobo auf SPON sind unaufgeregt und klar. Und lest bei der Gelegenheit auch Lobos Plädoyer für weniger Furcht und mehr Komplexität.

Nicole denkt darüber nach, welche Rolle Medien bei der immer schnelleren und immer panischeren Verarbeitung von Information oder dem, was manche dafür halten, spielen.

Fernseher mit Flimmerbild in einem Fenster in Köln

Auch in Hamburg ist Gewalt eskaliert. Verbale Gewalt nach einer Rede in der Bürgerschaft. Den Text haben viele schon geteilt. Für den Fall, dass ihr ihn bisher nicht gelesen habt, empfehle ich ihn noch einmal.

Derweil geht der Krieg in Syrien weiter. Im fünften Jahr schon. Immer verstörendere Nachrichten schaffen es aber kaum noch auf die Titelseiten.

Auch aus Äthiopien erreichen uns erschreckende Nachrichten und Zahlen. Brauchten vor wenigen Monaten dort „nur“ weniger als 3 Millionen Menschen Humanitäre Hilfe, hat die aktuelle Dürre dazu geführt, dass die UN 10 Millionen Menschen versorgen müssen. Die Verantwortlichen fürchten zudem, dass die Zahlen sich in den kommenden Wochen noch verdoppeln könnten.

Apropos Dürre: Auch in einem Land, das „agua“, Wasser, im Namen führt, bedroht Dürre tausende Menschenleben.“Fluchtursachen bekämpfen“ sagt sich so leicht. Verantwortung übernehmen, abseits der Kameras, ist dann aber eine Sisyphosaufgabe.

Zum Schluss noch ein paar Links, die zwar schon etwas älter, dafür aber ermutigend sind:

Das Nuf backt Plätzchen.

Lucie hat ein besonderes Weihnachtsfest erlebt.

Maximilian Buddenbohm portraitiert Helfer in Sankt Georg.

Und auf Himate gibt es Bilder, die helfen können.

Nicht mein Land?

Als ich im September inmitten einiger hundert Menschen an einer verschlossenen Grenze zwischen Serbien und Kroatien stand, sagte ich spontan: Wenn das Europa ist, will ich keine Europäerin sein. Eine Reaktion, die anscheinend nicht nur bei mir sehr nahe lag. Viele Menschen haben in den vergangenen Wochen und Monaten geäußert, dass „das nicht mein Land“ ist. Wahlweise auch „nicht meine Regierung“ oder „nicht meine Welt“.

Eine ablehnende Haltung, die auf den ersten Blick nur allzu verständlich erscheint. Sätze, die zeigen, wie fern einem gewisse Entscheidungen liegen, wie deutlich man anderer Meinung ist, manchmal auch, wie ratlos man vor einer Entwicklung steht.

Wie sehr würde ich mir wünschen, dass es so wäre. Dass die Entwicklungen, die mich so sehr verstören wie das Bauen von Zäunen und die gegenseitigen Schuldzuweisungen innerhalb der EU, nichts mit mir zu tun hätten. Dass alles einfach von selbst wieder in Ordnung käme, ohne dass es mich persönlich betrifft. Doch genau das Gegenteil ist der Fall.

Das Problem ist: Es ist eben doch mein Land, meine Regierung, meine Europäische Union. Was ich so kategorisch ablehne, kommt nicht von alleine wieder in Ordnung, das geht nicht einfach wieder weg. Die Dinge, die mich – und andere – so sehr aufwühlen sind eben doch genau das: Unser Problem.

Wir müssen uns auseinandersetzen mit den Menschen, die Flüchtlingsunterkünfte anzünden. Mit den Menschen, die online und offline kaum noch etwas anderes kennen als Empörung, Angst, Hass und Gewalt. Wir müssen uns auseinandersetzen mit einem europäischen Staatengebilde, das Solidarität nur noch auf dem Papier groß schreibt (und oft nichtmal mehr da). Es hilft nichts, die Augen zu verschließen und auf „die anderen“ zu zeigen. Empörung ist wichtig und richtig, aber als Gefühlsregung allein ist sie wenig hilfreich.Hinweiszettel auf w2eu.info - eine Hilfeseite für Flüchtlinge

Je länger ich darüber nachdenke, desto fester bin ich davon überzeugt, dass wir vor allem neue Wege finden müssen, um relevant von dem zu sprechen, was uns wichtig ist. Dass wir neue Möglichkeiten finden müssen, um miteinander ins Gespräch zu kommen über abstrakte Begriffe wie Demokratie, Toleranz, Solidarität, Mitmenschlichkeit, Nächstenliebe. Es reicht nicht mehr aus (falls es das überhaupt je getan hat), diese Schlagworte wohlfeil im Munde zu führen. Wir müssen uns mit unseren Herzen und unseren Hirnen dafür einsetzen, den Inhalt, den wir mit diesen Begriffen verbinden, zum Leben zu erwecken. Wir müssen uns einmischen und zeigen, dass Hass und Gewalt eben nicht alternativlos sind.

Es wäre schön, wenn sich allein dadurch etwas verändert, dass viele Menschen sich dazu bekennen, etwas nicht zu sein. Da das aber nicht passiert, müssen wir uns damit auseinandersetzen, was es bedeutet, dass wir eben doch dazugehören. Wir müssen über Alternativen nicht nur reden, sondern durch unser Handeln zeigen, wie die Gesellschaft aussehen würde, in der wir uns eingeschlossen, mitgemeint, ernstgenommen fühlen.

 

Links gegen das Schweigen XI

Die Anschläge von Paris haben leider direkt auch zu weiterer Hetze gegen Flüchtlinge geführt. Anhand von Sankt Martin zeigt Modeste, warum solche Reflexe völlig sinnlos sind. (Ja, der Text ist vorher entstanden, illustriert aber trotzdem ziemlich gut die Situation.)

Welche Auswirkungen der Terror, der jetzt auch hier in Europa wütet, auf die Flüchtlinge selbst hat, beschreibt ‚Lucie‚. Und auch Journalistontheroad macht sich Gedanken darüber, was der Terror für die Menschen heißt, die gehofft hatten, genau dieser Gewalt endlich entkommen zu sein.Hinweisschild auf den Refugees Welcome e.V. Bonn

Bei Lucie Marshall könnt ihr übrigens gleich weiterlesen über Erfahrungen, die man machen kann, wenn man sich auf die Lebenswirklichkeit von Menschen, die bis vor kurzem eine ganz andere Lebensweise die ihre nannten, einlässt und sich kennen lernt.

Lesenswert ist die Krautreporter-Geschichte darüber, was es heißt, als Flüchtling in Deutschland zu warten, ausgebremst von der Bürokratie.

Dass es Menschen gibt, die genau diese Situation ausnutzen, um möglichst viel Profit herauszuschlagen, ist traurig, war aber irgendwie zu erwarten. Darüber, wie Investoren mit der Flüchtlingskrise Kasse machen, berichtet unter anderem der Bayerische Rundfunk.

Diese Zeit-Reportage aus Slowenien haben sicher viele von euch schon gelesen. Ich verlinke ihn trotzdem, denn neben der unerträglichen Situation an sich ist auch das dort beschriebene Gefühl der Hilflosigkeit kann auch motivieren, immer wieder die kleinen Möglichkeiten zu nutzen, die sich uns bieten.

Über ein besonderes Beratungsprojekt von Flüchtlingen für Flüchtlinge berichtet SPON schon vor einigen Wochen. Es ist noch immer lesenswert.

Auch lesenswert ist Sascha Lobos Aufruf, rechtsextreme Äußerungen genauso zu bezeichnen. Warum er für eine solche Verwendung der „Nazikeule“ plädiert, erklärt er so präzise wie nachvollziehbar.

Zum Schluss noch ein nützlicher Link für Helferinnen und Helfer: Das Icoon-Book ist eine Art-Bild-Wörterbuch und hilft bei der Kommunikation in Alltagssituationen.

Wenn Politik Ekel auslöst

Miz du – schwarzer Monat, nennen die Bretonen den November. Draußen sieht es in diesem Jahr so gar nicht dunkel aus. Dafür aber andernorts umso mehr.Baum mit herbstgoldenen Blättern

Anstatt ernsthaft sichtbar zu machen, dass man an den Ursachen der Flut arbeitet, dass man versucht, durch Friedenspolitik Kriege zu verhindern, vielleicht sogar zu beenden; anstatt die Ursachen von Hunger und Armut durch wirksame Maßnahmen anzugehen; anstatt auf diejenigen einzuwirken, die Menschen aufgrund einer anderen Meinung bis aufs Blut verfolgen – anstatt also dafür zu arbeiten, dass Menschen dort, wo sie leben und leben wollen, auch leben können, konzentrieren sich viel zu viele Politiker darauf, Menschen inmitten des Bombenhagels mitzuteilen, dass sie bei uns nicht erwünscht sind.

Dürfen Syrer, die mit Mühe und Not der Hölle des Krieges und dem lebensgefährlichen Wahnsinn der Schlepperbanden entronnen sind, die das Herumgeschubse zwischen den Grenzen überstanden haben und endlich irgendwo angekommen sind, wo sie doch nur eines erhoffen: Sicherheit und die Möglichkeit, ein sinnerfülltes Leben zu führen – dürfen diese Menschen also ihre Familien aus dem Bombenhagel, aus der Bedrohung durch Krieg und Terrorbanden nachholen? Oder dürfen sie das nicht, weil sie „nicht individuell bedroht sind“. Was auch immer das mitten in einem Krieg bedeuten soll.

Ja, wir müssen über Flüchtlinge reden. Darüber, wer bleiben darf und wie man diese Menschen in unsere Gesellschaft integrieren kann. Darüber, wie wir es hinkriegen, dass Menschen nicht monatelang auf einen Termin für ihre Registrierung warten müssen. Wir müssen reden über die zunehmende hasserfüllte Gewalt. Darüber, warum Journalisten von Rechtsextremen bedroht werden können und die ‚volle Härte des Gesetzes‘, die so oft wohlfeil beschworen wird, darin besteht, dass nichts passiert.

Wir müssen reden über Ängste und wie man mit ihnen umgehen kann. Wir müssen darüber reden, warum es in unserem Land möglich ist, dass Kinder nachts auf dem kalten Boden schlafen, während nebenan beheizte Zelte stehen, die aber für einige Stunden schließen müssen. 

Wir könnten auch darüber reden, wie wir die Menschen im Libanon, in Jordanien, im Irak, in Afghanistan, in Kenia, in… – die Liste ließe sich endlos fortsetzen – so versorgt werden können, dass sie auch in der Nähe ihrer Heimatländer eine Chance haben zu leben und die Hoffnung zu nähren, dass sie eines Tages zurückkehren und ihre Dörfer wieder aufbauen können.

Es gibt hunderte Themen, über die man sinnvoller Weise ernsthaft reden müsste. Fragen wie die nach dem Familiennachzug sollten meiner Meinung nach nicht auf der Tagesordnung stehen. Weil das am Ende nur dazu führt, dass mehr Familien die lebensgefährliche Überfahrt über das Mittelmeer versuchen. Dass jemand freiwillig im Krieg zurückbleibt, der Gefahr, zu verhungern willentlich zustimmt, weil ein deutscher Minister etwas von „subsidiärem Schutz“ erzählt hat, das kann doch niemand ernsthaft glauben.

Ich würde mir so sehr wünschen, dass die Symbolpolitik endlich aufhört. Dass nicht noch weitere Tage und Wochen verplempert werden mit endlosen Diskussionen über Sachleistungen (die jetzt anscheinend in gerade mal 2 – in Worten zwei – Einrichtungen in Bayern umgesetzt werden, weil sie allen anderen zu teuer und vom Bürokratie-Aufwand her gar nicht zu leisten sind). Dass nicht noch mehr Zeit verloren geht mit Diskussionen über Transitzonen, die am Ende nur etwa 2 % der Flüchtlinge betreffen

Aktuell geht es mit großem Getöse um den Familiennachzug für syrische Flüchtlinge. Der Innenminister fordert, den einzuschränken, rudert zurück, beharrt dann weiterhin darauf, Parteifreunde springen ihm zur Seite, andere wiederum nicht; die SPD meckert, manche aber nur, weil sie sich nicht genug gebauchpinselt und übergangen fühlen. Und dann gilt plötzlich, heimlich, still und leise, wieder das Dublin-Verfahren auch für die Syrer. Das Schauspiel an sich ist schon unwürdig genug. Aber die peinliche Vorführung kann nicht davon ablenken, dass es doch um Menschenleben geht.

Symbolpolitik hilft niemandem. Wenn jemand eine Idee hat, wie man zu einem sinnvollen, hilfreichen Dialog zurückfinden kann: Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, um sie laut zu äußern. Freiwillige vor. Refugees welcome.

Links gegen das Schweigen X

"Refugees welcome" auf einer Betonmauer aufgesprühtAktiv werden, nicht schweigen, aber auch nicht nur reden. Doch wie?

Heute gibt es einige hilfreiche Links für die, die aktiv werden wollen oder es schon sind. Kennt ihr noch mehr hilfreiche Links? Die könnt ihr gerne in den Kommentaren ergänzen.

Was tun, wenn die eigenen (WhatsApp- oder sonstigen) Freunde fremdenfeindlichen Mist schreiben oder teilen? Damit beschäftigt sich bento. Dort erklärt Marcus Rautenberg, Psychologe und Vorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Psychologinnen und Psychologen:

„Wenn Sie jemanden verändern wollen, dann erreichen Sie das nicht, indem Sie ihn mit Argumenten zuschütten, sondern indem Sie ihn ernst nehmen.“

Das Thema ernst zu nehmen – und dabei festzustellen, dass Flucht und Vertreibung für viele von uns gar nichts ist, was „weit weg“ ist, sondern dass es viele unserer Freunde und Familienmitglieder ganz direkt betrifft – war die Grundlage für diesen Film einer Schulklasse. Den kann man zeigen oder die gute Idee als Anregung nehmen für eigene Projekte.

Über die Situation von Flüchtlingen in Pirna und Heidenau, über Massenunterkünfte und Deutschkurse, persönliche Begegnungen, Chancen und Herausforderungen und über konkrete Beispiele für Hilfe berichtet IRIN News (englischer Text).

Da Sprachprobleme in der konkreten Hilfe oft Hindernisse bedeuten, hat der Langenscheid Verlag eine Kommunikationshilfe mit Bildern entworfen, die man für 1,50 Euro bestellen kann.

Hilfreiche Icons und Symbole zum kostenlosen Download gibt es in diesem First Aid Kit für Flüchtlingseinrichtungen.

Ein „Willkommens-ABC“ für Flüchtlinge und Helfer kann man hier kostenlos herunterladen.

Eine medizinische Übersetzungshilfe – zum Beispiel um erst einmal herauszufinden, welche Sprache der Patient spricht – gibt es hier.

Und das Refugee-Phrasebook hat die wichtigsten Basis-Vokabeln und die ersten Sätze in der Kommunikation mit Flüchtlingen in 28 Sprachen zusammengestellt.

Das ASB-Bildungswerk bietet verschiedene Fortbildungen zur Arbeit mit Flüchtlingen und Erste-Hilfe-Kurse in englisch an.

Auf diese Seite bin ich in Belgrad erstmals aufmerksam geworden. Sie bietet Infos für Geflüchtete in verschiedenen Sprachen.

Den Flyer mit wichtigen ersten Infos für Asylsuchende bietet das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in verschiedenen Sprachen kostenlos zum Download an.

Auch die Sendung mit der Maus gibt es jetzt – für Flüchtlingskinder – in verschiedenen Sprachen, zum Beispiel auf Dari und Kurdisch, aber auch auf Englisch und Arabisch.

Die Deutsche Anwaltshotline bietet immer wieder Termine für kostenlose Rechtsberatung für Flüchtlinge und Helfer an. Die nächsten Termine werden hier bekannt gegeben.

Für Helferinnen und Helfer in Berlin gibt es die Website „Start with a friend„. Doch auch Interessierte aus anderen Orten können im Download-Bereich hilfreiche Basis-Infos finden.

Eine App will Spendern zeigen, wo gerade was gebraucht wird. Bei HelpHelp2 können auch Helfer ihre Bedarfe eintragen.

Das Fördermittelbüro hat eine Übersicht erstellt, wo man finanzielle Unterstützung für Projekte rund um Projekte für Flüchtlinge, Migranten und Integration beantragen kann. Das Buch steht hier kostenlos zum lesen und herunterladen zur Verfügung.

Wer Anregungen, Austausch und Kontakte zum Thema Willkommenskultur in Köln sucht, wird im RefugeesWelcome-Plan fündig. Gute Ideen bundesweit hat die Tagesschau zusammengetragen.

Links gegen das Schweigen IX

„Also: Macht bitte weiter eure Jobs und vermittelt uns nicht ständig mit Floskeln wie „größte Herausforderung seit …“ oder „Bis an die Grenze der Belastbarkeit …“ oder sonstigem „Ich – hab’-den-Größten-und-auch-die-größte-Krise“ Machogeschwätz eure eigene Überforderung. Keiner von uns in der Nachkriegsgeneration hat jemals eine wirklich große Herausforderung bestanden und keiner von uns ist je an die Grenzen seiner Belastbarkeit gegangen. Außer vielleicht beim Bungee-Jumping. Wir kommen schon klar, macht euch keine Sorgen.
Nicht wir sind es, die größte Herausforderungen zu meistern haben, sondern diejenigen, die zu uns kommen.
Nicht wir haben ein Problem, weil wir in der Turnhalle kein Zirkeltraining machen können, sondern die, die in der Halle leben müssen.
Nicht wir haben irgendeinen Grund zu jammern, sondern alle, die ihre Heimat, ihre Familie, ihre Freunde verloren haben.“

Das schreibt Frank Stauss auf Carta. Und auch der Rest des Textes ist sehr lesenswert.

Sascha Lobo schreibt über die gleiche Entwicklung und konstatiert mitten im Herbst einen braunen Frühling in Deutschland. Man möchte ihm entgegenschreien, dass das alles gar nicht so ist. Ist es aber doch. Und genau daher gilt es, immer wieder konsequent den Mund aufzumachen. Und zu helfen. Nicht müde werden.

Dass genau das Gegenteil davon passiert, befürchtet Heribert Prantl in einem Text, den ihr unbedingt ganz lesen solltet:

„Das Elend der Flüchtlinge ist so nahe gerückt in den vergangenen Wochen – und es hat so viele Menschen hierzulande ans Herz gefasst. Es ist aber auch die Sorge groß, dass die Stimmung kippt, dass sich Angst Luft macht in Abwehr und Ausschreitung. Man kann dieses Kippen der Stimmung auch herbeireden, herbeischreiben und herbeisenden; ich glaube, das geschieht gerade.“

Schild vor einem Café in Köln: Heute empfehlen wir Dialoge!

Was mit einem passieren kann, wenn man ernst macht mit dem persönlichen Engagement, beschreibt Lucie im Bericht über ein besonderes Telefonat.

Auch im LandlebenBlog geht es um konkrete Begegnungen mit Flüchtlingen – in der Stadt und mitten „im Wald“.

Anne Schüssler beschreibt, was die Begegnung mit Geflüchteten mit ihr macht, in drei eindrücklichen Begegnungen.

Bei Rayna könnt ihr hören, wie es „Mitten im Nichts“ auf der Balkan-Route aussieht.

Und Nicole beschreibt ein Wiedersehen, das alle bewegt.

Links gegen das Schweigen VIII

Ich war einige Tage offline (nicht nur vom Internet), dann erkältet und nun stelle ich auch mit diesem Abstand fest, dass ich in Punkto Flüchtlinge und der Haltung vieler Menschen zu ihnen aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr rauskomme.

Da werden im Eiltempo neue Gesetz erlassen und ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll zu kritisieren, so falsch scheint das alles grundsätzlich zu sein. Die Tagesschau hat die wichtigsten Kritikpunkte übersichtlich zusammengefasst.

Wenn man sich etwas ausführlicher mit der Thematik beschäftigt, stellt man fest, dass es nicht nur mir so erscheint, dass diese neue Politik nichts bringt (außer Aktionismus natürlich) sondern dass das wissenschaftlich erwiesen ist. Die Bundespressekonferenz mit den Wissenschaftlern vom „Rat für Migration“ ist zwar schon ein paar Tage alt, dauert 53 Minuten, aber das ist auch heute noch gut investierte Zeit. Schaut euch das an. Dort hört ihr nicht nur, dass die aktuelle Krise absehbar war (und seit wann), sondern erfahrt auch fundierte Argumente gegen die Benennung immer neuer „sicherer Herkunftsländer“. Die Stellungnahme, die in der PK erwähnt wird, findet ihr hier. Auch das Lesen lohnt sich.ein paar verlassene Kinderschuhe am Straßenrand

Umso weniger versteht ich Ideen, immer neue Zäune zu bauen. Und nicht nur Herr Söder hat solche seltsamen Ansichten, Herr de Maizière steht ihm in nichts nach. Ich bin gewiss keine Sozialromantikerin, aber ich verstehe einfach nicht, warum man hier Ängste schürt, anstatt nach Lösungen zu suchen. Ich verstehe nicht, warum man so sehr die Augen verschließt vor offensichtlichen Tatsachen – wie zum Beispiel dem Fakt, dass es in großen Massenunterkünften, in denen es naturgemäß laut ist und wenig Privatsphäre gibt, in denen man kaum etwa tun kann außer Warten – dass es in solchen überbelegten Unterkünften zu Spannungen kommen kann. Und dass das nicht allein an den Flüchtlingen liegt, sondern eben auch daran, dass wir es nicht hinbekommen, die Menschen anders unterzubringen.

Die Forscher in der bereits erwähnten Pressekonferenz erklären übrigens auch, warum sie eine „Willkommensstruktur“ statt einer Willkommenskultur für nötig halten und was getan werden müsste, um die Ehrenamtlichen in der Flüchtlingshilfe zu entlasten.

Über diese Ehrenamtlichen, „Die, die immer da sind„, schreibt sehr eindrücklich und lesenswert das LandLebenBlog. Dort gibt es auch eine Blogparade zum Thema Fremdsein mit vielen lesenswerten Texten und Perspektiven auf ein Thema, das zurzeit so viele Menschen beschäftigt.

Was es konkret bedeutet und welche menschenverachtenden Folgen es haben kann, dass die Behörden sich zurzeit überlastet fühlen, beschreibt Kathrin am Beispiel eines abgelehnten Familiennachzuges.

Falls ihr sonst nicht viel lest, dann nehmt euch diese beiden etwas grundsätzlicheren Texte vor: Journelle macht sich Gedanken über den Ursprung von ablehnenden Haltungen gegenüber den neuen Mitbürgern:

„Die Forderungen weniger Flüchtlinge ins Land zu lassen, „Anreize“ wie Bargeld zu streichen, schärfere Grenzkontrollen durchzuführen oder Transitzonen einzurichten hat ganz andere Hintergründe. Sie haben nichts mit Zumutbarkeit, eigener Gefahr oder anderen Pflichten zu tun. Es geht um Angst, Missgunst, Gier und Geiz.“

Da geht es aber auch um tiefergehende Fragen zur aktuellen Situation unserer Gesellschaft:

„Wir leben in einer sehr heterogenen Gesellschaft, die – wenn man es positiv ausdrücken will – zumindest versucht, respektvoll mit der Meinungsvielfalt umzugehen. Wenn Neuankömmlinge das sofort zerstören können, dann ist unser freiheitliches-demokratisches Biotop wohl nicht besonders solide aufgestellt.“

Der zweite unbedingt lesenswerte Text steht in der Süddeutschen, stammt von Carolin Emcke und beschäftigt sich mit den Menschen, die zurzeit gebetsmühlenartig „man wird ja wohl noch mal sagen dürfen“ daherplappern:

„Das zweite Missverständnis derjenigen, die mit „man wird ja wohl noch mal sagen dürfen“ operieren, liegt in der impliziten Unterstellung des „dürfen“. Als dürften sie nicht „wohl noch mal sagen“. Als würden ihre Wörter unterdrückt. Als koste es Mut, sich von sozialen Konventionen von Höflichkeit und Gesittung zu entbinden. Als sei es ein Zeichen von Tapferkeit, andere Menschen, andere Überzeugungen oder Lebensweisen herabzuwürdigen. Als gäbe es in dieser zunehmend entgrenzten Mediengesellschaft noch ethische oder ästhetische Tabus, die nicht längst in einer der „Gesprächs-Sendungen“ auf dem Altar der inszenierten Kontroversen geopfert wurden.“

Da gibt es noch mehr Argumente, es lohnt sich, sich diese einzuprägen. Ich fürchte, ich werde sie noch häufiger brauchen können.

Links gegen das Schweigen VII

Zurzeit ändert sich Lage für die Menschen auf der Flucht nach Europa manchmal stündlich. Ich habe das in der vergangenen Woche in Serbien selbst sehr deutlich erlebt. Länder schließen ihre Grenzen, öffnen sie wieder, lassen Menschen ins Land oder nur passieren, blockieren Straßen oder stellen Busse. Regierende korrigieren ihre Haltung, Solidarität wird innerhalb der EU an vielen Stellen zu einem Fremdwort, andere Menschen werden zum ersten Mal aktiv, spenden Kleidung oder Zeit für die Neuankömmlinge in ihrem Land. Stellen politische Fragen zurück, um die Würde der Menschen, denen nichts anderes mehr geblieben ist, zu schützen und einfach zu helfen."Refugees welcome" auf einer Betonmauer aufgesprüht

In diesem schnellen Tempo sind Texte von vor einigen Tagen oder gar Wochen (ja, so lange geht das schon) schnell überholt. Doch es lohnt sich, zwischendurch innezuhalten. Sich zu sammeln. Nachzudenken, um wieder vorausschauen zu können. Daher findet ihr heute hier auch einige ältere Texte, die aber noch immer relevant sind. Diese Bilderserie auf SPON zum Beispiel, die zeigt, was Menschen einpacken, wenn sie ihr Leben in einen Rucksack packen müssen.

Pia Ziefle ruft dazu auf, nicht schweigend zuzusehen, wenn Menschen sich hasserfüllt gegen Flüchtlinge äußern. Und dazu auch die Regierung, unsere Abgeordneten, in die Pflicht zu nehmen. Auch wenn seit Erscheinen ihres Aufrufs viel passiert ist, stimmt das, was sie schreibt, noch immer. Also lesen und machen:

„Wir alle können dem ein wenig nachhelfen, indem wir unsere Stimme erheben. Und zwar nicht in den sozialen Medien, nicht erst bei den nächsten Wahlen, sondern gleich in der nächsten Mail an unsere Abgeordneten.“

Und Heribert Prantl stellte in der Süddeutschen schon Anfang des Monats fest:

„Es kann und darf nicht sein, dass Teile Europas hinter den Westfälischen Frieden zurückfallen. Europa lebt nicht nur vom Euro; es lebt von seinen Werten, von der Glaubens- und Gewissensfreiheit, der Freiheit der Person, der Gleichheit der Menschen vor dem Gesetz und der Freizügigkeit. Europa lebt davon, dass es die Menschenwürde schützt. Wenn ihm diese Werte nichts mehr wert sind, ist Europa das Überleben nicht wert.“

Was das, was mit den sechs Buchstaben „Flucht“ so schnell benannt ist, in Menschen bewirkt, wie es sie für ihr Leben kennzeichnet, dieser Frage geht eine Studie nach, der zufolge ein Drittel aller Flüchtlingskinder traumatisiert sind:

„Sie waren tagelang zum Meer gelaufen, hatten in überfüllten Flüchtlingsbooten ausgeharrt, mussten sich in Lastwagen zwischen Kisten verstecken. Sie durften nicht schreien, egal wie viel Angst sie hatten, egal wie krank sie sich fühlten, egal wie übel ihnen war.“

Auch Martin Kauls Text in der taz über die Lage der Flüchtlinge, die Anfang des Monats in Budapest festsaßen, ist immer noch lesenwert, beschreibt er doch neben der konkreten Situation im Bahnhof von Keleti viele grundsätzliche Fragen, die wir uns hier jeden Tag stellen können.

Aktueller und genauso lesenswert sind die Szenen, die Maximilian Buddenbohm aus Hamburg beschreibt.

Rayna war mit mir in Serbien unterwegs und beschreibt ein Erlebnis in einem improvisierten Nachtlager für Flüchtende in einem Park in Belgrad.

 

Mehr als nur Kekse

Gestern in Belgrad. 36 Grad im Schatten. Davon gibt es aber nur wenig. Hier im Park stehen einige große Bäume. Überall dort, wo ihre Zweige Schatten spenden, sitzen und liegen Menschen. Junge Männer in kleinen Gruppen, ganze Familien, einige mit Igluzelten, manche mit Decken. Über Zweigen und Zäunen hängen mit der Hand ausgewaschene Kleider. An einem kleinen Holzinfostand stehen Trauben von jungen Männern, laden ihre Handys auf, erkundigen sich danach, wo welche Grenze vielleicht geöffnet sein könnte.Flüchtlingsfamilie, die im Zentrum von Belgrad in einem Park unter einem Baum im Schatten auf dem Boden sitzt

Freiwillige Helfer verteilen Tüten mit Lebensmitteln. Wasser und Apfelsaft. Windeln. Obst. Und Butterkekse. Ganze Päckchen mit Butterkeksen. Jedem Kind im Park drücken sie eine Kekspackung in die Hand. Unter einem Baum einige Schritte entfernt lehnt ein Mädchen, vielleicht 5 oder 6 Jahrer alt, das Geschenk ab. Seine kleine Schwester hat ja schon eine Schachtel. Mit den Händen tut sie so, als wolle sie die Packung durchbrechen. Die Kleine schaut sich ernst um, zeigt auf die Kinder unter dem nächsten Baum. Die haben noch nichts bekommen. Ihre Gesten sagen deutlich: Geh dorthin, gib ihnen die Kekse. Wir haben ja schon welche. Wir teilen.

Aber die Helferin in dem leuchtend gelben T-Shirt geht nicht weiter. Sie hat einen großen Karton mit den begehrten Süßigkeiten dabei. Und sie ist nicht die einzige Helferin im Park, deren Arme voll sind mit großen gelben Boxen. Dank einer großzügigen Spende gibt es Kekse genug. Genug für jedes Kind im Park. So viele Kekse, dass man sie nicht teilen muss. Die Helferin drückt jeder der Schwestern eine eigene Packung in die Hände. Die kleinere der beiden lacht fröhlich. Stolz hält sie ihr Geschenk und dreht sich lachend damit im Kreis. Ihre größere Schwester bleibt still. Hält das süße Wunder fest in beiden Händen. Schaut und schaut und schaut. Kann es gar nicht fassen. Sitzt unter dem Baum und hält den unerwarteten Schatz fest umklammert. Schaut auf ihre Schwester und deren Hände. Schaut zurück auf ihre eigenen Hände. Und da ist es. Groß und innig und leuchtend. Ihr Lächeln.

Natürlich lösen Kekse keine Krisen. Sind die Pakete nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Ist die Situation komplex und Auswege nicht in Sicht. Die Grenzen sind immer noch schwer zu überwinden, die Zukunft genauso ungewiss wie zuvor. Aber für einen kleinen Moment sind die Kekse mehr als eine Sachspende, ist die Verteilung mehr als eine Aktion einiger Freiwilliger. Für einen winzigen Moment zählt nur eines: Das Glück in den tränendunklen Augen des kleinen Mädchens unter einem Baum irgendwo in Belgrad.

Fight for humanity. Refugees welcome.Flüchtlinge haben sich um den Infokiosk im Park nahe dem Belgrader Bahnhof versammelt

Links gegen das Schweigen VI

Schild vor einem Café in Köln: Heute empfehlen wir Dialoge!Schon wieder Flüchtlinge? – werden einige von euch mich fragen. Ja, schon wieder. Und immer noch. Das geht auch so schnell nicht weg. Und auch, wenn die Stimmen derer lauter und hörbarer und die Hilfsbereitschaft von vielen immer sichtbarer wird, ist Einsatz gegen Vorurteile, Ängste und Hass noch immer nötig.

Denn kaum gibt es Menschen, die sich dazu bekennen, dass sie die Neuankömmlinge ohne Wenn und Aber willkommen heißen, fantasieren andere eine „Flüchtlingseuphorie“ herbei. Noch schlimmer sind Verschwörungstheorien von der „Flüchtlingswaffe“, sind Bilder von existentiell notleidenden Menschen, zu denen ein zynischer Kommentator behauptet, denen, die alles verloren haben, gehe es noch viel zu gut. Nein, das verlinke ich hier nicht. Auch keine Beispiele für die noch immer zahlreichen „Ich habe ja nichts gegen Flüchtlinge, aber“-Sager, keine Hinweise zu den „wir haben doch selbst genug Probleme, denen können wir nicht auch noch helfen“-Phrasen, keine Links zu den „die nehmen mit alles weg und kriegen Geschenke noch und nöcher“-Angstschürern. Aber seid versichert: Es gibt sie.

Zum Glück gibt es in der Debatte aber auch differenzierte Töne und wissenschaftlich fundierte Meinungen wie dieses Interview mit Migrationsforscher François Gemenne im Stern. Gefunden habe ich das bei Max Buddenbohms Herzdamengeschichten, da gibt es auch weitere lesenwerte Links. Das wird wohl auch eine Serie, da könnt ihr immer mal wieder vorbeischauen.

In der Zeit hat Marian Lau schon vor einigen Wochen eine Widerrede formuliert:

„Man muss sagen dürfen, dass es Probleme gibt – auch wenn niemand die Probleme „Abschaum“ nennen darf.“

Auch Sascha Lobo ist differenziert, wenn er die Problematik der Smartphone-Vorurteile auf einer anderen, größeren Ebene diskutiert:

„Ein Flüchtling aus Afrika wird in einem deutschen Geschäft versuchen zu bezahlen, wie er es gewohnt ist: mit dem Smartphone. Er wird scheitern. Bezahlung per Handy hat hier einen Exotikfaktor irgendwo zwischen Einrad und Einhorn. In weiten Teilen Afrikas, der USA, des Baltikums ist es selbstverständlich. […] Wenn also heute Leute behaupten, Smartphones seien Luxus, ist das zwar falsch, aber historisch durchaus nachvollziehbar. Und zugleich sagt es wenig Gutes über die digitale Ausgangslage eines Landes, dessen Reichtum weitgehend von Hochtechnologien abhängt, die von der mobilen Revolution so radikal verändert werden wie die Musikindustrie durch das Internet.“

Leider gibt es aber auch das genaue Gegenteil von differenziert. Leider gibt es auch Manipulationen. Eine zeigt Stefan Niggemeier, indem er aufdeckt, dass Pegida eine gefälschte „Spiegel“-Überschrift veröffentlicht hatte.

Und auch der Bayerische Rundfunk berichtet von solchen „False Flag-Operationen“:

„Hetzer stehlen aus echten Meldungen Fotos, schreiben einen neuen Text und erfinden ein passendes Medium dazu, um dann den positiven Artikel in Frage zu stellen.“

Deutschlandradio Kultur macht sich Gedanken über die neue (?) Kultur der Hasskommentare im Netz:

„Eine Zunahme der Hetze im Internet – vor allem bei Debatten um Flüchtlinge und Asyl – bestätigt auch der Würzburger Medienpsychologe Frank Schwab. Er beobachte „eine Diskussionskultur, die mit Diskussion nicht mehr viel zu tun hat“. An die Stelle eines Austauschs von Argumenten trete häufig der bloße Austausch von Beleidigungen, sagte Schwab im Gespräch mit Deutschlandradio Kultur.“

Zum Schluss jedoch wieder ein Link, der Hoffnunng macht. Eine Bloggerin, die nicht schweigt. Und den Brief eines Freundes veröffentlicht, den man sich durchaus als Vorbild gegen dummes Gerede nehmen kann.

„Im Jahre 2008 gab es demnach in Syrien knapp 17 Millionen Einwohner. […] Etwa 11 Millionen Syrern standen dann 6 Millionen nichtsyrische Flüchtlinge auf einem Küstenstreifen von Wismar nach Rügen, dem Thüringer Wald und dem Werratal gegenüber. Die Reaktion Syriens: Häuser bauen, um die Immobilienpreise nicht noch weiter steigen zu lassen. Vereinfachte Integrationsverfahren für schnellere Staatsbürgerschaft, neue Stadtviertel bauen. Und: Der Strom an Flüchtlingen nach Europa wurde gestoppt, denn in Syrien fanden die Flüchtlinge Heimat, vielleicht mehr schlecht als recht, vielleicht in einer Diktatur, aber immer noch besser, als im kriegszerstörten Herkunftsland. Zum Vergleich: Wir sprechen im wasserreichen Deutschland bei derzeit 80.000 Flüchtlingen in einem Land mit 80 Millionen Einwohnern von „Engpässen“.