Nach den Ereignissen der Silvesternacht in Köln ist es mit dem Schweigen vorbei. Viele reden jetzt. Viel. Und vor allem schnell. Antje Schrupp hat als eine der ersten versucht, differenziert zu argumentieren:
„Also strengen wir uns bitte schön an und etablieren eine sichtbare Kultur des Respekts vor der Freiheit der Frauen. Sensibilisieren wir die Polizei dafür, sexuelle Belästigung stärker auf dem Radar zu haben und konsequenter dagegen vorzugehen. Stärken wir Mädchen in Schule und Kindergarten, für ihre Ideen und Ansichten einzustehen, auch gegen Widerstände. Bringen wir Jungen von klein auf bei, dass sie Mädchen und Frauen zu respektieren haben, dass sie nicht aufgrund ihrer Männlichkeit über ihnen stehen. Machen wir bei jeder sich bietenden Gelegenheit klar, dass Frauen sich anziehen und bewegen können wie sie wollen und niemand deshalb zu Übergriffen (oder dummen Kommentaren) irgendeiner Art berechtigt ist. Gewöhnen wir es uns an, bei anzüglichen Witzen, sexistischen Sprüchen und übergriffigem Auftreten immer und sofort zu intervenieren: Und zwar nicht nur wir Frauen, sondern auch die Männer, die ihresgleichen dabei konsequent in die Schranken weisen müssen. Ganz egal, welche Herkünfte, Religionen oder kulturelle Hintergründe dabei im Spiel sind – oder wie viel Alkohol. Das Tollste daran ist: Wir können jetzt sofort damit anfangen.“
Allerdings stellt sie schon einen Tag später resigniert fest:
„Das rassistische Narrativ “schwarzer Mann vergewaltigt weiße Frau” ist volle Kanne durchgeschlagen, und das lässt sich erstmal nicht mehr einholen. Ich hoffe, das ist jetzt nicht der Tipping-Point, an dem der unterschwellige Rassismus in Deutschland flächendeckend in offenen, gesellschaftlich legitimierten Rassismus umschlägt.“
Hier sammelt sie weitere differenzierte Stimmen – mehr lesen lohnt sich. Oder hören, zum Beispiel diesen Kommentar von Sonia Mikich. „Wir brauchen nicht Hetze, sondern Hirn und Härte.“ Und „nicht Generalverdacht sondern Generalvernunft“ heißt es da.
Auch Hilal Sezgin in der Zeit und Sascha Lobo auf SPON sind unaufgeregt und klar. Und lest bei der Gelegenheit auch Lobos Plädoyer für weniger Furcht und mehr Komplexität.
Nicole denkt darüber nach, welche Rolle Medien bei der immer schnelleren und immer panischeren Verarbeitung von Information oder dem, was manche dafür halten, spielen.
Auch in Hamburg ist Gewalt eskaliert. Verbale Gewalt nach einer Rede in der Bürgerschaft. Den Text haben viele schon geteilt. Für den Fall, dass ihr ihn bisher nicht gelesen habt, empfehle ich ihn noch einmal.
Derweil geht der Krieg in Syrien weiter. Im fünften Jahr schon. Immer verstörendere Nachrichten schaffen es aber kaum noch auf die Titelseiten.
Auch aus Äthiopien erreichen uns erschreckende Nachrichten und Zahlen. Brauchten vor wenigen Monaten dort „nur“ weniger als 3 Millionen Menschen Humanitäre Hilfe, hat die aktuelle Dürre dazu geführt, dass die UN 10 Millionen Menschen versorgen müssen. Die Verantwortlichen fürchten zudem, dass die Zahlen sich in den kommenden Wochen noch verdoppeln könnten.
Apropos Dürre: Auch in einem Land, das „agua“, Wasser, im Namen führt, bedroht Dürre tausende Menschenleben.“Fluchtursachen bekämpfen“ sagt sich so leicht. Verantwortung übernehmen, abseits der Kameras, ist dann aber eine Sisyphosaufgabe.
Zum Schluss noch ein paar Links, die zwar schon etwas älter, dafür aber ermutigend sind:
Das Nuf backt Plätzchen.
Lucie hat ein besonderes Weihnachtsfest erlebt.
Maximilian Buddenbohm portraitiert Helfer in Sankt Georg.
Und auf Himate gibt es Bilder, die helfen können.