Für mich ist er DER bretonische Kuchen schlechthin. Zum einen war es der erste Kuchen aus meiner Lieblingsregion, den ich selbst gebacken habe, zum anderen schmeckt er einfach großartig. Dass Alice, unsere Lieblingsgastgeberin im Finistère, uns immer einen frisch gebackenen Far auf den Tisch stellt, wenn wir anreisen, macht ihn nur sympathischer.
Gelernt habe ich das Rezept an einem unvergesslichen Wochenende auf Belle-Île. Nach zwei komplett verregneten Osterferienwochen, in denen sogar der ältere Herr, den ich fast jeden Tag beim Bäcker getroffen habe, meinte, er könne sich nicht daran erinnern, dass es schonmal so lange am Stück keinen Sonnenschein gegeben habe – jedenfalls: Nach zwei Regenwochen war ich zusammen mit einem Freund auf Belle-Île unterwegs. Wir wohnten im Haus von Freunden von Freunden und konnten auch die Fahrräder nutzen. Dadurch habe ich einiges von der Insel kennengelernt und festgestellt, dass es sinnvoll ist, einen Fahrradlenker immer dann besonders gut festzuhalten, wenn die Radwege nach zwei Wochen Regen zu Matschwüsten mutiert sind. Denn wenn man das nicht tut und stattdessen mit einer Hand begeistert auf exotische Vögel auf unglaublich schönen Felsformationen zeigt, kann es passieren, dass das Fahrrad stecken bleibt und die unvorsichtige Fahrerin einen ungeplanten Abgang über den Lenker macht. Der hilfreiche Reisebegleiter reicht einem natürlich die Hand, um einem aus dem Matsch aufzuhelfen zückt natürlich den Fotoappart und hält das Schlammmonster für alle Zeiten im Bild fest. Äh nein, das kriegt ihr hier nicht zu sehen 🙂
Quasi als Entschädigung hat der freundliche Fotograf mir hinterher das Rezept für den Far breton verraten. Und was soll ich euch sagen: Hammer. Mit dem Geschmack von Pflaumen auf den Lippen und einem guten Glas Gamay auf dem Tisch war es dann auch gar nicht mehr schlimm, abends am Kaminfeuer die Hose und die Strickjacke auszubürsten. (Den Fehler, für zwei Tage nur eine Garnitur tageslichttaugliche Klamotten mitzunehmen, mache ich seither nicht mehr. Wenn ihr mich also bei Kurztripps mit viel zu viel Gepäck antrefft, wisst ihr jetzt warum.)
Aber zurück zu dem wirklich unglaublich einfachen, unglaublich schnell gemachten und umwerfend leckeren Rezept für den Far breton, das ihr natürlich nachbacken dürft, ganz ohne euch vorher im Dreck zu wälzen.
Man nehme:
3 Eier
125 g Zucker
250 g Mehl
1 Prise Salz
1 Liter Milch
2 Handvoll Pflaumen (frisch oder getrocknet)
So wird’s gemacht:
Die Eier gut aufschlagen. Erst den Zucker gut unterrühren, dann das Mehl und die Prise Salz einrühren und dabei aufpassen, dass keine Klümpchen entstehen. Zuletzt die Milch langsam nach und nach unterrühren. Der Teig wird sehr flüssig, daher müsst ihr aufpassen, dass sich nicht ein Großteil des Teigs unten absetzt. Daher lieber langsam, aber sorgfältig rühren, bis sich alles gut verbunden hat.
Den Teig nun vorsichtig in eine gebutterte und gemehlte Form gießen. Zum Schluss lasst ihr die Pflaumen in den Teig sinken.
Den Kuchen nun bei 180°C für ca. 50 bis 60 Minuten auf mittlerer Schiene in den Ofen schieben. Achtung: Der Kuchen geht sehr stark auf, daher nicht zu weit oben platzieren. Die Stäbchenprobe verrät euch, ob der Far breton fertig ist. Er darf gerne noch saftig, darf aber in der Mitte auf keinen Fall noch flüssig sein.
Wer den Far breton zum ersten Mal backt, wird vermutlich eine mittlere Enttäuschung erleben, wenn er ihn aus dem Ofen genommen hat, denn die ganze seelige Luftigkeit fällt innerhalb weniger Minuten in sich zusammen. Keine Angst, das muss so sein und macht einen Teil des Charmes dieses Flan-ähnlichen Gebäcks aus.
Lauwarm schmeckt er uns hier am besten, aber natürlich kann man ihn auch wunderbar kalt servieren. Dazu passt ein Tässchen Cidre, aber auch Schwarztee oder Kaffee lassen sich bestens dazu genießen. Bon appétit.