Spiel 16 in Essen

Für Brettspielefans sind die Internationalen Spieltage in Essen ein Pflichttermin. Und so waren der Lieblingsmensch und meine Wenigkeit natürlich auch in diesem Jahr auf der Spiel 16 dabei.Poster am Eingang der Spiel 16 in Essen

Wie immer war die Messe ein Genuss. In diesem Jahr kam dazu, dass der Lieblingsmensch zum ersten Mal beim Math-Trade von BoardGameGeek mitgemacht hat. Die vielen Spielenerds, die vor den Hallen tauschen, kaufen, verkaufen und das absolute Gewusel sind ein Erlebnis für sich. Und wo sonst bekommt man den berühmten Richard Ham alias Rahdo als unfreiwilligen Fotobomber vor die Kamera. 🙂

Noch ein Pflichtbesuch war der Stand von seiner Frau Jenefer, die bei Gamer Glas in diesem Jahr sehr schöne Meeple-Glasschälchen im Programm hatte. Die könnt ihr dann sicher bei einem der nächsten Spieletests mit erlaubter Spielebegleitnahrung gefüllt im Hintergrund sehen. 🙂

Was uns in diesem Jahr besonders begeistert hat, ist das neue Stefan Feld-Spiel Das Orakel von Delphi. Das haben wir schon in verschiedenen Phasen des Prototyps gespielt und sind begeistert von der finalen Gestaltung. Sehr schöne Grafik, viel und gutes Holzmaterial, gut gemachter, zusammenlegbarer Spielplan. Das kommt hier sicher oft auf den Tisch.

Auch richtig schön geworden ist Phalanxx von Bernd Eisenstein, das wir im Frühjahr schon beim Herner Spielewahnsinn getestet haben. Die signierte Box (juhu) wartet jetzt auf den nächsten Spieleabend.

Irgendwann stolperten wir mehr oder weniger über Das Katastrophenspiel von Kai Herbertz. Hier sind die Spieler humanitäre Helferinnen und Helfer, die Natur- und andere Katastrophen bekämpfen. Für jeden erfolgreichen Einsatz bekommt man Geld, mit dem man besseres Equipment kaufen oder erfahrenere Helfer anwerben kann. Egal ob Hochwasser, Seuchenausbruch oder Waldbrand, hier kann ich mein Hobby mit meinem beruflichen Umfeld verbinden. Wird sicher demnächst auch mit den „echten Helden“ (die sich nicht also solche sehen, aber eben gerade darum welche sind) gespielt. 🙂Schachtel von "Das Katastrophenspiel"

Am Freitag waren wir mit Freunden mit Kind da und da durfte natürlich die obligatorsiche Runde bei Zoch nicht fehlen. Besonders schön fand ich Dreams, bei dem man mit verschiedenen Steinen Bilder in Sternbilder übersetzt. Dabei stehen immer vier Bilder zur Auswahl und alle bis auf einen Mitspieler wissen, welches Bild das richtige ist, das gelegt werden muss. Diese Götter müssen erraten, wer der eine Sterbliche ist, der keine Ahnung hat. Der Sterbliche wiederum muss erraten, welches Bild alle zusammen legen. Und versuchen, nicht als Sterblicher aufzufallen. Spielmatte mit Plastiksteinchen von Dreams

Am Ende gibt es für den Sterblichen Punkte, wenn er das richtige Bild erraten hat und von keinem der anderen als Außenseiter im Olymp enttarnt wurde. Die Götter bekommen Punkte, wenn niemand sie für Sterbliche hielt und wenn sie den richtigen „Betrüger“ herausgefunden haben. Mir gefiel neben dem Material auch das Spielprinzip, allerdings waren einige aus unserer Runde schon nach der zweiten Runde gelangweilt und auch ich fürchte, dass der Wiederspielwert in unseren Spielrunden sehr niedrig wäre.

Besser gefallen hat uns allen Ice Cult, bei dem man versucht, die eigenen Spielfiguren durch das richtige Drehen von durchsichtigen und mit Pfeilen in den Spielerfarben bedruckten Würfeln von der kalten Mitte in die wärmeren Außenbereiche des kreuzförmigen Spielplans zu befördern. Ähnlich wie bei CamelUp kann man dabei andere Spielfiguren als „Mulis“ nutzen und versuchen, huckepack schneller ans Ziel zu kommen. Wer nicht aufpasst, verhilft dabei aber schnell dem Gegner ans Ziel und hat das Nachsehen. Sehr vergnüglich.Spielbrett von Ice Cult mit Spielfiguren und Würfeln

Gut gefallen hat uns auch Schatzjäger von Queen Games. Auch wenn ich dabei gandenlos abgezockt wurde. Wie der Name schon sagt, geht es dabei darum, Schätze zu sammeln und am Ende zu Geld zu machen.
Schachtel des Brettspiels "Schatzjäger"Dazu nutzt man ein Kartendeck, das man sich in jeder der fünf Runden durch Drafting wie bei 7 Wonders zusammenstellt. In drei farbig unterschiedenen Regionen können die farblich passenden Helden auf Schatzsuche gehen. Wer die meisten Punkte einer Farbe gesammelt hat, bekommt den einen, wer die wenigsten Punkte hat den anderen Schatz in dieser Region. Schätze sind bares Geld wert oder verschaffen einem Sonderkarten, mit denen man in der nächsten Runde mehr Geld verdienen kann.Spielplan von "Schatzjäger" am Stand von Queen Games bei der Spiel 16 in Essen

Wenn man die Schätze gefunden hat, muss man noch an bösen Goblins vorbei, was ohne Verlust von Geld nur gelingt, wenn man eine Goblinscheuche oder genügend Wachhunde gesammelt hat. Wer keines von beidem vorweisen kann, muss Wegzoll bezahlen. Und wer die meisten Hunde an seiner Seite hat, sammelt nicht nur den Wegzoll sondern auch noch die finanzielle Unterstützung der Goblins ein. Das Ganze ist sehr amüsant und schön gestaltet – wenn auch deutlich weniger komplex und mit viel weniger Tiefe als 7 Wonders.

Gut gefallen hat uns auch Mysterium von Asmodee. Ein Spieler ist ermordert worden und die anderen versuchen, den Mordfall aufzuklären. Da der Tote gleichzeitig der einzige Zeuge war, muss er durch telepathische Nachrichten das Übermitteln von Bildkarten versuchen, Hinweise auf den Täter, den Tatort und die Tatwaffe zu machen. Mysterium von der Seite des Hinweisgebers aus gesehen

Die Ermittler dürfen sich beim Versuch, die Karten zu deuten, miteinander austauschen. Meint die Übermittlung einer Karte mit Singvogel, dass das Opfer im Wohnzimmer mit Gramophon getötet wurde? Oder ist die Lampe auf dem Bild eher ein Hinweis auf das Schlafzimmer, in dem eine ähnliche Lampe zu sehen ist? Deutet ein Bild einer Vogelscheuche im Nebel auf die Terasse als Tatort hin, weil beides im Freien liegt? Und meint der Eifelturm, dass der Luoi-de-Funès-ähnliche Taxifahrer der Mörder war, weil: beide aus Frankreich?"Mysterium" von der Ermittlerseite aus gesehen

Zwischendurch darf man mit Markern anzeigen, welchen Tipp der Mitspieler man für richtig oder falsch hält. Für jeden richtigen Tipp bekommt das Ermittlerteam Karten, die bei den Ermittlungen helfen. Wer sich gut kennt, hat beim Auswählen und Deuten der Hinweise Vorteile. Aber auch ohne solche Vorkenntnisse kann man bei Mysterium wundervoll ins Fabulieren kommen.

Da der Lieblingsmensch Japanisch lernt und überhaupt ein Asien-Freund ist, haben wir natürlich auch japanische Spiele oder Spiele mit japanischem Thema ausprobiert. Und versucht, mit den freundlichen Menschen an den jeweiligen Ständen ins Gespräch zu kommen, die aber hauptsächlich freundlich kicherten. Wieso denn bloß? 😉Schild an einem japanischen Stand in Essen: Zähler für vorbestellt Kundschaft"

Besonders gut gefallen hat uns das Zwei-Spieler-Spiel 7 Ronin. Schachtel des Spiels "7 Ronin"

Wie der Name andeutet, spielt der eine Spieler eine Ninja-Armee, die ein Dorf überällt und der andere die sieben Ronin, die versuchen, das Dorf und seine Bewohner zu verteidigen. Jeder der Verteidiger hat besondere Fähgkeiten, doch auch die Ninja haben ein paar Tricks auf Lager. Erschwert wird der Ninja-Angriff durch Vorgaben für die Mindest- und Maximalanzahl der angreifenden Kämpfer. Das macht das Spiel jedoch erst richtig ausgewogen und spannend. Die Gestaltung ist erfrischend reduziert und trotzdem detailreich (klingt paradox, ist aber so – irgendwann bekommt ihr eine ausführlichere Vorstellung mit mehr Bildern, dann versteht ihr vermutlich, was ich meine). Wiederspielreiz: 100 Prozent.Spielplan von "7 Ronin"

Richtig schön gestaltet ist auch Tayü von Goliath. Zumindest die Schachtel ist herrlich detailverliebt und authentisch.Schachtel von Tayü

Das Spiel selbst ist dann ganz einfach: Auf einer schwarzen Platte setzen die Spieler abwechselnd von der Mitte aus rote Plättchen mit weißen Linien. Dabei versuchen sie, möglichst viele Endungen auf ihrer Seite des Spielbretts ankommen zu lassen. Dass die Linien dabei passende Verbindungen bilden müssen, macht die Aufgabe zu einer Herausforderung. Das abstrakte Spiel steht für das Bauen von Kanälen, von denen möglichst viele am eigenen Küstenufer enden müssen – klar, dass das bei uns Meeresliebhabern gut ankommt.

Gut gefallen hat uns auch der erste Eindruck von Nisyros von Sunny Games. Dabei geht es darum, am Hang eines Vulkans Ladwirtschaft zu betreiben. Bricht der Vulkan aus, verwandelt sich die Landschaft durch Umdrehen der Plättchen in Lava. Innovativ.Spielplan von Nisyros

 

Was sonst noch war?

Einhornwahnsinn. Viel Einhornwahnsinn. Das ziemlich nervige HOP! wurde von Hostessen mit Einhornhaarreifen und Regenbogenstrumpfhosen in einer Regenbogen-Einhornwelt präsentiert. Es wurde von der wunderbaren Marie Carbouat gestaltet, die schon …and then we held hands gestaltet und uns ein wunderbares Bild in den Deckel der Schachte gemalt hat <3 Muss ich es noch sagen? Das Spiel sieht klasse aus. Spielplan und Spielfiguren des Brettspiels "HOP!"

Spielmaterial von "HOP!"Das war es dann aber schon. Denn das Spiel selbst besteht darin, dass man einen regenbogenfarbigen Ring auf den ausgestreckten Finger eines Mitspielers werfen muss. Vorher zieht man eine Karte, die die Aufgabe schwieriger macht. Durch Hüpfen, auf einem Bein Stehen, einen Spieler, den den Fänger umarmt oder seinen Einhorn-Fang-Finger festhält. Alle tippen, ob man das schafft oder nicht und wer richtig liegt, bekommt Taubenmarker und darf nach drei richtigen Tipps auf den Wolken nach oben klettern. Wer falsch tippt, sammelt Krähen und droht, abzustürzen. Klingt lustig, hat uns allen aber eher so überhaupt nicht gefallen. Da konnten auch die frechen Spielfiguren, die man mit den Würfen in den siebten Himmel befördern soll, nicht mehr viel retten.Stand von "HOP!" auf der Spiel 16 in Essen

Um die Ecke gab es Einhornkuscheltiere, Einhornmützen, Einhornkissenbezüge und sogar Einhorn-Salz- und Pfefferstreuer zu erwerben.Einhornsalzstreuer bei der Spiel 16 in Essen

Plüscheinhrner bei der Spiel 16 in EssenBunte Kuscheleinhörner bei der Spiel 16 in EssenEin paar Meter weiter konnte man dann jedoch den Prototypen von Kill the unicorns probespielen. Wir haben zwar keinen Platz bekommen und die Prototyp-Einhörner hatten keine Hörner. Nach dem Regenbogen-Overkill klingt das aber fürs nächste Jahr verlockend. Sehr verlockend. 🙂

Werbefläche für "Kill the Unicorns" bei der Spiel 16 in Essen

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