Rekordverdächtig

Diese Woche versucht, einen Rekord aufzustellen. Zum einen ist sie so schnell vergangen, dass ich es kaum bemerkt habe. Und das will schon etwas heißen bei all den anderen beschleunigten Wochen hier. Schon ist sie vorbei und gerade erst war Montag.

Doch auch beim Kaugummi-Zeit-Phänomen kann diese Woche Top-Platzierungen aufweisen – denn obwohl sie so rasend vergangen ist, fühlt sich ihr Anfang so weit weg an wie ein anderes Jahrzehnt. Was war nochmal am Montag? Ich weiß es noch, aber in der Erinnerung fühlt es sich an, als wäre alles ganz weit entfernt, quasi schwarz-weiß. Vielleicht ein bisschen sepia, auf jeden Fall schon ziemlich ausgebleicht.

Und noch ein Rekord: Den für die freundlichste Kundenhotline. Denn mitten in einer Videkonferenz verschwand das Internet. Nachdem ich erstmal an einen Fehler bei uns im Homeoffice dachte, tat ich, was man eben so tut: Ausschalten, einschalten. Router neu starten. Alle Leitungen überprüfen. Alle Kabel überprüfen. Nochmal aus- und anschalten. Aber immer noch: Nichts. Das Handy ersatzweise als Hotspot einzusetzen, half nichts, denn in fast allen Winkeln, in denen man arbeiten könnte, zeigte es nur Edge an. Und wie der Lieblingemensch so richtig feststellte: Edge ist kein ernstzunehmendes Netz.

Zurück zum Hotline-Rekord: Denn Überraschung, das Problem lag nicht bei uns oder auch nur an mir, sondern an einer Flächenstörung. Nach rekordverdächtigen eineinhalb Stunden in der Warteschleife hatte ich dann einen rekordverdächtig netten Mitarbeiter an der Strippe. Der mir zwar nicht sofort helfen konnte, aber immerhin Ideen für Workarounds unterbreitete und kleine Schritte in diese Richtung einleitete. Auch beim zweiten und dritten Gespräch mit der Hotline traf ich nur auf freundliche, hilfsbereite Menschen, die nicht nur fanden, dass das gar nicht geht: auf unbekannte Zeit kein Internet im Homeffice, wenn da ein Softwareingenieur und eine Onlinerin sitzen, sondern die auch mit dafür sorgten, dass wir hier jetzt zumindest einen mobilen Hotspot haben und nicht ganz von der digitalen Welt abgeschnitten sind. Ein dickes Lob an Netcologne! (Ja, versteht das ruhig als Werbung, völlig unbezahlt, aber auch völlig verdient.)

Noch ein Rekord? In einer größeren Videokonferenz flogen mehrere Teilnehmer*innen aus der Leitung und da ich die Technikfee dieser Veranstaltung war, sorgte ich mehr oder weniger gleichzeitig per Telefon, Chat in verschiedenen Messengern und E-Mail dafür, sie wieder online zu bringen. So K.O. (und so zufrieden) war ich nach einer Konferenz schon lange nicht mehr 🙂

Außerdem wäre da noch ein Erdbeer-Verzehr-Rekord zu vermelden. Ein Leserekord (ich habe diese Woche tatsächlich ein ganzes Buch gelesen. Und ein halbes noch dazu.). Ein Frisurenrekord (hooray für die neu gewachsenen Haare, die sich so nett ringeln und für Lockenschampoos). Ein Gartenrekord: Es gab jeden Tag eine neue Rosenblüte. Und dabei hat das kleine buschige Röschen mit den vielen Knospen noch gar nicht richtig mit dem Blühen angefangen.

Und dann noch Igor Levit, der Saties Vexations spielt. 840 Wiederholungen. Ich habe nicht die ganzen knapp 16 Stunden zugehört, aber anfangs anderthalb und dann zwischendruch nochmal ein wenig und ein wenig länger und dann bis tief in die Nacht hinein. Hingerissen, nachdenklich, berührt. Wow.

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