In der Chapelle du Rosaire in Vence hat Henri Matisse für die Bemalung gesorgt. Mit den bekannten Strichen und den prägnanten Figuren. „Ave“ steht auf einer der Wände. Daneben sitzt Maria, mit dem Kind auf dem Schoß.
Eine alltägliche Szene, eine Mutter mit einem Kind. Sie hält es auf dem Schoß, sicher und geborgen. Der Kleine erkundet die Umgebung, schaut sich um. Und breitet die Arme aus.
„Das größte Weihnachtswunder ist, dass Gott weiß, wohin er gehört.“ Dieses Zitat von Fulbert Steffensky und das Bild aus der Rosenkranzkapelle sind mir in dieser Adventszeit zugefallen – das eine ganz neu, das andere als eine Erinnerung beim Aufräumen.
Ich habe festgestellt, dass sie für mich gut zusammengehen: Gott weiß, wohin er gehört. Mitten in die Nacht, die Kälte, die Einsamkeit. Mitten in die Unsicherheit, ins Unterwegssein, ins Wachsen von Neuem, in den Geburtsschmerz neuer Menschen und neuer Ideen. Mitten hinein in das, was unser Leben, unser Mensch-Sein ausmacht.
Und er weiß nicht nur, dass er zu uns gehört. Er bringt auch ein Geschenk mit – das größte von allen. Erlösung. Die Zusage, dass es am Ende gut wird. Auch dann, wenn es gar nicht gut aussieht. Auch dann, wenn das Ende auf den ersten Blick so bitter und traurig und brutal und unwürdig aussieht wie der Herr am Kreuz. Die Zusage, dass wir nicht alleine sind. Und dass das schon angefangen hat. Dass die Erlösung schon greifbar, erfahrbar, weitertragbar ist. Dass wir einander menschlich begegnen können. Dass wir vergeben können – auch uns selbst. Dass wir neu anfangen können. Nicht nur am Jahresanfang mit guten Vorsätzen, sondern immer wieder neu.
Dass die kommenden Tage Ausdruck dieser Hoffnung, dieses Vertrauens, dieser Zusage seien. Dass wir alle etwas von dieser Wahrheit spüren können. Das wünsche ich uns. Und von Herzen frohe Weihnachten.