Morgen geht sie los, die Spiel ’15 in Essen. Juhu. Natürlich muss man sich ordentlich vorbereiten. Mit pastellfarbenen Lasttieren in fernen Landen zum Beispiel.
Stellt euch vor, ihr befehligt eine Truppe wagemutiger Kamelreiter, die Karawanen durch die Wüste führen. Ihr könnt bestimmen, wie viele Kamele zu ihrer Karawane gehören und welchem Reiter ihr zutraut, ein ganzes Gebiet zu erobern, die dortigen Wasserstellen in Besitz zu nehmen. Klingt gut? Dann solltet ihr euch Durch die Wüste mal ansehen. Der Lieblingsmensch hat das Spiel meinen Eltern abgeschwatzt, aber gar nicht mal wegen der niedlichen (leider pastellfarbenen und bei trübem Wetter nicht unbedingt gut voneinander zu unterscheidenden) Kamele, sondern wegen des Autors. Denn das lustige Karawanen-Wüstenrennspiel ist von – Trommelwirbel – Reiner Knizia.
Was quasi gleichbedeutend ist mit: Kann gar nicht schlecht sein. Ist es auch nicht. Doch um es gleich vorweg zu nehmen: Die Meinungen gehen in unserer (erweiterten) Spielrunde doch deutlich auseinander. Von „wundervoll-großartig“ über „macht Spaß“ bis zu „als etwas längerer Absacker ganz nett“ war alles dabei.
Zunächst setzt jeder Spieler nach und nach seine Kamele mit Reiter ein. Dazu muss man wissen, dass es sechs unterschiedliche Kamelfarben gibt und jeder zunächst ein Kamel jeder Farbe mit einem Reiter in seiner Spielerfarbe bestücken darf. Die sehen sehr nett aus und die Reiter halten auch das gesamte Spiel über auf den Kamelen. Das macht die gewöhnungsbedürftigen Farben deutlich aushaltbarer.
Dabei ist es wichtig, sich gleich von Beginn an Gedanken über den besten Startplatz für die zu bildende Karawane machen, denn bei dem einen, berittenen Kamel, soll es ja nicht bleiben. Gut sind Startplätze, die weder zu nah am Rand noch zu weit von einer Oase entfernt sind. Zudem sollten die Anführer der Karawanen möglichst nahe an möglichst hochwertigen Wasserstellen stehen und nicht zu nah am gleichfarbigen Konkurrenten der Gegner. Allerdings kann nach einigen Partien auch genau die gegenteilige Strategie zum Erfolg führen, wenn es einem gelingt, die gegnerischen Handelskarawanen klein und von den Wasserstellen fernzuhalten.
Viel zu denken also. Da es jedoch gerade zu Beginn des Spiels immer mehrere gute Optionen gibt, versinkt man nicht so schnell im Grübeln. Das wird mehr, wenn es darum geht, in jeder Folgerunde zwei farbige Kamele auszuwählen und diese der jeweils passenden Karawane hinzuzufügen. Ich kann also beispielsweise zwei gelbe Kamele nehmen und sie zu meinem Reiter auf dem gelben Kamel stellen. Erreiche ich dadurch eine Palme (Zeichen für eine Oase) oder eine Wasserstelle, bekomme ich Punkte. Würde ich dadurch aber ein Feld neben der gelben Karawane eines Gegners belegen, muss ich mir einen anderen Standort aussuchen oder gleich eine andere Karawane ausbauen. Wer es schafft, mit seinen Kamelen ein Gebiet auf dem Spielplan so abzugrenzen, dass kein anderer mehr dort Tierchen aufstellen kann, bekommt für jedes freie Feld im Gebiet weitere Punkte.
Das alles ist ganz unterhaltsam, da langfristige strategische Pläne oft von den Mitspielern durchkreuzt werden, man mit etwas Glück und guter Taktik jedoch trotzdem noch eine ganze Menge Punkte einheimsen kann. Auch ist die Spieldauer mit 30 bis 40 Minuten (bei zwei bis vier Spielern, mit fünfen dauert es vermutlich wegen der Grübelgefahr etwas länger) gut gewählt.
Trotzdem kommt bei mir kein dauerhaftes Glücksgefühl auf, da die Mischung aus Strategie (beim Positionieren der Kamele am Anfang), Taktik (bei den späteren Zügen) und Glück (Oasen und Wasserstellen werden zufällig auf dem Brett verteilt) fast schon zu gut ausgewogen ist. Mit einer Runde aus erfahrenen Spielern bleibt (zu) wenig Spielraum für Überraschungs-Coups.
Durch die bis auf die Farben der Kamele extrem gelungene Gestaltung, die gut formulierte Regel und die leichte Erlernbarkeit ist Durch die Wüste jedoch durchaus ein gelungener Absacker, der so schnell nicht wieder aus unserem Spieleregal verschwinden wird.