Archiv der Kategorie: Oooooohhhhhh

Glücksmomente am Meer

Ich war ein paar Wochen am Meer. Ist euch vielleicht aufgefallen. Jetzt bin ich wieder da, voller wunderbarer Erinnerungen. An ein paar davon dürft ihr hier in den nächsten Tagen teilhaben. Aber zurück zum Meer.

Am Meer zu sein macht mich zuverlässig glücklich. Allein schon die Vorfreude darauf ist jedes Mal schön. Der erste Blick aus dem Fenster auf dem Weg zu Meer – ein Glücksmoment. Zuverlässig. Jedes Mal. Dieses Mal wurde dieser Moment sogar – unfreiwillig – auf eine Stunde ausgedehnt. Die Pont de Normandie ist nicht der schlechteste Ort für einen Stau (okay, sie überquert „nur“ die Seine, aber wenn man sich Zentimeter für Zentimeter drüber schiebt, kann man ausführlich diskutieren, wo genau die Seine aufhört und das Meer anfängt. Und genießen. Natürlich).

Blick auf die Bucht, im Vordergrund das Gras der Dünen, im Hintergrund einige große Felsen, dazwischen ein kleiner Naturhafen mit einigen kleinen Booten

Nein, das ist nicht die Pont de Normandie. Aber das Meer. Natürlich.

Aber dann da zu sein. Am Meer. Ganz in echt.
Schon auf dem Spaziergang vom Ferienhäuschen zum Strand schleicht sich ein Dauerlächeln auf meine Lippen und in die Augen. Die letzten Meter hinauf auf den Deich, wenn ich das Plätschern und Rauschen schon hören, das Salz in der Luft schon auf den Lippen schmecken kann. Und dann der erste Blick auf die Wellen, den Sand. Die plötzliche Weite innen und außen. Das erste bewusste Ein- und wieder Ausatmen. Die paradoxe Gleichzeitigkeit des Gefühls von Freiheit und Angekommen sein, völliger Entfernung und totalem Da-Sein, von Magie und Realität.

Hohe Wellen, die sich mit großem Spritzen an einem Felsen brechen im orangenen Licht des SonnenuntergangsLäuft das Wasser gerade auf oder ab? War der Koeffizient der letzten Flut hoch? Gibt es viele Algen? Liegen wenige oder viele Boote im kleinen Naturhafen in der Bucht? All das kommt erst später. Im ersten Moment zählt nur das Meer. Wie die Wellen sich sanft am Strand brechen, die Felsen umspielen, sich im Wind kräuseln. Die Horden von Strandläufern, einzelne, sich nachjagende Möwen. Die Sonne, die sich in den Wellen spiegelt, die Form der Wolken, die am Horizont aufziehen. Das erste Zwinkern des Leuchtturms und des Semaphors am einen und anderen Ende der Bucht.

Muss ich erwähnen, dass das Wetter überhaupt keine Rolle spielt für diesen Effekt? Tut es nicht. Tut es nie. Dass das Meer uns in diesem Jahr mit strahlendem Sonnenschein und quasi Windstille empfing, haben wir ihm trotzdem nicht übel genommen. Den plötzlichen Regenschauer auf den Klippen ein paar Kilometer weiter am nächsten Tag aber auch nicht.

Blick auf die "Cote rocheuse" bei grauem Himmel und leichtem Nieselregen

 

Kunst im Kasten

Kunst im Kasten: Ein ehemaliger Zigarettenautomat, der zu einem Kunstautomaten umgestatet wurde, oben steht ChameleonIch habe heute Kunst gekauft. Ein kleines Unikat. Aus dem Automaten. Ja, richtig gelesen, Kunst aus dem Kasten.

In der romantischen Altstadt von Kronenburg hängt das „Chameleon“ – also der Kunstautomat – gegenüber des Café Zehntscheune (in dem es wundervollen selbstgebackenen Kuchen gibt, zum Beispiel himmschlischen Mürbteig mit dünner Joghurtschicht und riesigen, süßen Erdbeeren). Aber ich wollte euch ja ausnahmsweise mal nicht vom Backen erzählen, sondern von meinem nigelnagelneuen Kunstwerk.

Kunst im Kleinformat

In dem Automaten, der unübersehbar mal ein Zigarettenautomat war, sind in die Fächer, in denen früher Glimmstängelschachteln auf Abnehmer warten, kleine Kunstwerke eingezogen. Für 6 Euro kann man sich eines aussuchen. Dabei galt es, aus 6 Motiven zu wählen. Allein diese Auswahl macht Spaß. Nehme ich lieber was Abstraktes oder ein Eifel-Motiv (schließlich steht ja auf dem Maschinchen, dass es bei der Kunst im Kleinformat um Souvenirs geht). Will ich ein schwarz-weißes Motiv oder ein Bild mit Farbe?

Diese Fragen kann man leicht beantworten, die anderen nicht. Wer ist der Künstler oder die Künstlerin? Gibt es das hier immer oder ist es eine Aktion? Wer kommt auf eine so verrückte Idee? Oder ist die Idee gar nicht plemmplemm sondern nur mein Blickwinkel ver-rückt?

Erstmal habe ich aber festgestellt, dass ich zwar genug Geld, aber nicht genug Kleingeld hatte. Ich musste also die Bedienung des Cafés nach Wechselgeld fragen und in der Sonne mit herrlich intensivem Holunder-Rosenduft in der Nase darauf warten. Was die Vorfreude eindeutig gesteigert hat. Am Ende wollte ich unbedingt das Motiv mit dem „Paradies“ haben. Erwartungsvoll habe ich die passende Schublade aufgezogen und eine kleine weiße Schachtel herausgezogen. Vorsichtig habe ich sie aufgemacht und mein Kunstwerk herausgezogen.

Das kleine Kunstwerk zeigt eine Strichzeichnung einer Frau und rechts neben ihr eines stilisierten, etwas größeren Mannes, rundherum steht auf blauem Grundgeschrieben: Das Paradies ist hier

Erst, als wir wieder zu Hause waren, habe ich den kleinen Hinweis auf den Ursprung des Chamäleons auf der Schachtel entdeckt. Die Künstlerin heißt Julia Brück und hat nicht nur diesen einen Kunst-Automaten aufgestell, sondern 25 Stück. Jedes Bild ist ein Einzelstück – jetzt fühle ich mich noch bezuckerter.

Übrigens ist Kronenburg auch andernorts schön. Richtig, das ist ein Ausflugstipp 🙂Eine Reihe von alten Fachwerkhäusern in Kronenburg mit kleinen Dachgauben und Rosenbüschen davor

Whisky Fair 2014

Hatte ich erwähnt, dass ich in letzter Zeit viel unterwegs war? Einer der Wege führte den Lieblingsmenschen, einige gute Freunde und mich in guter Tradition nach Limburg zur Whisky Fair.

whisky fair 2014-ueberblick

Das Wetter war wieder großartig, die Stimmung auch. Und wir haben ein paar schöne Entdeckungen gemacht.

Eine Hand hält die Flasche mit dem Etikett in die KameraDa war zum Beispiel dieser Edradour, der in ausschließlich in Chardonnayfässern geschlummert hat. Er gehört zu einer ganzen Reihe von Whiskys, die direkt in Weinfässer einziehen durften, die alle direkt aus der kleinsten Distille Schottlands stammen. Himmlisch trocken und dabei trotzdem fruchtig bringt der kleine Schotte überraschend viel Geschmack aus Frankreich mit. Klasse.

whisky fair 2014-japanerWeil der Lieblingsmensch mit Begeisterung Japanisch lernt, durften ein japanisches Tröpfchen bei der Verkostung nicht fehlen. Der 5 Jahre alte White Oak von Akashi sollte es sein. Nicht schlecht (viel Honig, Pfirsich, ein bisschen Getreide, ein bisschen Holz), aber mein Liebling wird er nicht.

Biersky-Erfinder Jean Metzger aus Uberach hält eine Flasche des Getränks im ArmEine echte Entdeckung kommt aus dem Elsass. In Uberach brennt man bei Bertrand vor allem Obst. Seit einiger Zeit gibt es aber auch Whisky. Und jetzt auch: Biersky. Der Name ist natürlich … so mittelgroßartig. Aber das Gebräu ist eine Mischung aus Whisky und Bierbrand, gelagert in Bourbonfässern und auch sonst behandelt wie ein Single Malt. Der Chef persönlich erzählte mit glänzenden Augen, dass er für die Rarität nur das Biobier der benachbarten Kleinbrauerei benutzt und der einzige sei, der auf eine solche Idee gekommen ist. Das sei eben der Erfindergeist der Franzosen. Und nachdem wir probiert haben, muss ich sagen: Stimmt. Der Biersky schmeckt natürlich nicht wie ein Whisky, aber doch rund und honigsüß, dabei aber auch ein wenig malzig-herb und vor allem nach frischen Kräutern. Süffig.

Außerdem gab es einen schön abgerundeten, sherrytönigen Writer’s Tears (mit einer besonders schönen Präsentation), ein Wiedersehen mit der Ardbeg Galileo und einen wirklich teuren Port Ellen (nein, den haben wir nicht probiert)..

Und dann war da noch dieser junge Bunnahabin von Riegger’s, der aussieht wie Wein. Er ist erst sechs Jahre alt und hat die Hälfte seines Lebens in einem Rotweinfass verbracht. Er schmeckt nach Kirschen, Zwetschgen und Rosinen und wenn man (wie der stolze Créateur empfiehlt), beim Schlucken tief einatmet, auch nach Orange und Birnen, Vanille und Schokolade. und nach mehr.

Halbvolle Flasche des Bunnahabin zwischen anderen FlaschenFolgerichtig durfte dieser kleine Rote Das Rotweinfass, in dem der Bunahabbin von Riegger's Selection gelagert hat.(rechts seht ihr übrigens das Fass, in dem er lag) dann auch bei uns einziehen. Sláinte!

 

 

Von Nischenbewohnern und anderen Heiligen

Hier war es zuletzt ganz schön ruhig. Aus Gründen. Und natürlich, weil ich ohne Internet unterwegs war. Zum Beispiel in Bamberg. Dazu gäbe es massenhaft zu erzählen. Vor allem von den Menschen, die diese Tage für mich so reich gemacht haben. Von der Sonne und dem Wasser und den langen Spaziergängen. Von meinem filmreifen Sturz über einer hinterhältige Treppenstufe. Von…

Aber heute bekommt ihr nur einen bildlichen Beweis dafür, dass Bamberg in Bayern liegt. (Jürgen: Ich weiß, es ist Franken, aber vom Rheinland aus gesehen, ist es eben doch Bayern 🙂 )

Und natürlich darf meine Lieblings-Nischenbewohnerin nicht fehlen (vor allem, da sie in meinem Herzen viel mehr als eine Nische bekommen hat).bamberg-mary ward

Mango-Buttermilch-Shake

Eigentlich wollte ich euch heute ein bisschen was zum Thema Wahlplakte in der Umgebung erzählen. Das verschiebe ich aber auf einen der nächsten Tage, denn ich muss mich jetzt unbedingt einem faulen Tagesausklang widmen.

Hatte ich schon erwähnt, dass der Lieblingsmensch und ich gerne Mangos mögen? Heute gibt es zum Abschluss eines sonnigen Tages einen Mango-Buttermilch-Shake (Mango, Buttermilch, ein bisschen Vanille und Eiswürfel 20 Sekunden im Thermomix). Ich bin dann mal im Garten, die Abendsonne genießen…

Der mango-gelb glänzende Shake zusammen mit einem grünen Strohhalm in einem Glas auf einem Holztisch, auf den die Abendsonne scheint, mit einer rosa Tulpe daneben.

Glücksmoment mit Hund

Ich bin bekennende Pendlerin. Bahnfahren erspart mir das Aufregen über unfreundliche Autofahrer, nerviges Im-Stau-Stehen, nicht-enden-wollende Parkplatzsuche und das Ärgern über den Spritpreis. Natürlich nervt das Bahnfahren manchmal ziemlich. Mir wegen „unbestimmter Verspätung“, wegen Stellwerksstörungen, dem Wetter oder „Verzögerungen im Betriebsablauf“ die Füße in den Bauch zu stehen, ist auch mit netter Begleitung nur so mittelgroßartig. Und „Saunakuscheln“ am frühen Morgen wird auch in 100 Jahren nicht mein Ding. Aber manchmal, manchmal gibt es diese besonderen Momente. Diese Augenblicke, in denen alles andere vergessen ist. Die ein Lächeln aufs Gesicht und in die Seele zaubern. Augenblicke wie vor ein paar Tagen in der Straßenbahn.

Ich steige ein und zwei süße Zwillingsmädchen mit rosa-gestreiften Mützen lächeln mir freudig entgegen. Hinter dem Doppelbuggy lehnt eine kleine Frau mit müden Gesicht und tiefen Augenringen an einer der Haltestangen und blinzelt angestrengt auf die beiden herab. Plötzlich bekommt sie einen wachen, besorgten Ausdruck im Gesicht. Auch um mich rum verändert sich die Stimmung spürbar. Ich drehe mich um und sehe, wie eine junge Frau mit einem riesigen schwarzen Hund in die Bahn steigt. Alle Umstehenden rücken ein wenig zur Seite, versuchen, irgendwie Abstand zwischen sich und das fast hüfthohe Vieh zu bekommen. Es wird ganz still.

Bis auf ein fröhliches Quietschen. Und dann strecken zwei kleine Zopfmädchen vier rosagestreifte Arme aus und sagen über das ganze Gesicht strahlend: Wauwau. Sie kichern fröhlich vor sich und und machen sich ganz lang, um den Hund zu streicheln. Der hat sich mittlerweile brav hingelegt und reckt den Zwillingen neugierig die Schnautze entgegen. So lange, bis sich die haarige Hundenase und die tastenden Mädchenfingerspitzen berühren.

Die Stimmung in der Bahn entspannt sich sofort. Die Magie des Moments verbreitet sich noch schneller als zuvor die Anspannung. Die Hundebesitzerin, die vorher ausschließlich auf ihr schwarzes Fellbündel und den Boden gesehen hatte, sieht sich überrascht um. Die müde Mutter lächelt so, dass sie wieder etwas Farbe ins Gesicht bekommt. Die Fahrgäste um uns herum nehmen ihre Gespräche wieder auf. Zwei Stationen weiter steht der Hund auf und trabt neben seinem Frauchen aus der Bahn. Die beiden Mädchen winken ihm begeistert nach.

Heute morgen habe ich in der Straßenbahn einen älteren Herrn mit einem Hund gesehen. Zwar nicht schwarz, eher undefinierbar gelb-braun, aber ziemlich riesig. Ich habe sowohl den Hund als auch das Herrchen so selig angelächelt, dass beide etwas verwirrt zurückguckten. Wenn die wüssten… 😉

 

Wie ich zweimal so richtig pitsche-patsche-nass wurde

Eine Mohnblume, auf der Regentropfen zu sehen  sind.Heute bin ich auf dem Hin- und auf dem Heimweg so richtig schön aprilwettermäßig nass geworden. Erstaunlicherweise bin ich davon gar nicht genervt. Beim Drübernachdenken habe ich festgestellt, dass ich erstaunlich oft guter Laune bin, wenn ich so richtig durchgeweicht werde. Okay, zumindest dann, wenn das auf dem Heimweg passiert. Warum? Da gibt es Handtücher und einen Föhn. Aber eigentlich liegt es eher daran, dass ich zwei wirklich wunderbare Erinnerungen an extreme Regengüsse habe, die jeden Funken schlechter Laune vertreiben.

Der erste quasi sintfluartige Regen erwischte mich, als ich etwa 17 war, ein einem Zeltlager mitten im Wald. Als wir ankamen, hatte es schon zwei Wochen geregnet und der Platz ähnelte Woodstock stärker, als besorgte Eltern sich sowas wünschen. Wir sahen nach wenigen Stunden aus wie Matschmonster. Aber kennt ihr jemanden, den das bei einem Zeltlager stört?.

Irgendwann kam dann doch die Sonne raus und als sie nach ein paar Tagen den Boden getrocknet hatte, machten wir eine Über-Nachtwanderung – mit einem kleinen Schlummerzwischenstopp auf einer Waldlichtung. Gegen 2 Uhr morgens und ein paar Stunden Fußweg vom Zeltplatz entfernt, wurden wir geweckt. Von dicken, in unseren Gesichtern platzenden Regentropfen. Schneller zusammengepackt hat vermutlich keine Jugendgruppe vorher und keine hinterher. Aber wo sind die Guinness-Weltrekordtypen, wenn man sie braucht…

Wir tapsten also schlaftrunken, das Autolied brummend, durch den Regen und kamen so nass am Zeltplatz an, dass wir sogar die Unterwäsche auswringen konnten. Die Heiterkeit wurde noch gesteigert durch ein Päckchen meiner Mutter, das am nächsten Tag ankam: Mein Knirps, den ich zu Hause vergessen hatte, mit einer Karte: „Damit du nicht so nass wirst.“ Wenn irgendwer ROFL jemals wörtlich genommen hat, dann waren wir das damals 🙂

Das Foto zeigt einen kleinen Leuchtturm und eine Boje vor der bretonischen Küste, bei ruhigem Seegang und Sonnenschein.

Das Meer vor der Pointe du Raz bei Sonnenschein.

Das zweite Mal pitsche-patsche-nass geworden bin ich bei einer Wanderung rund um die Pointe du Raz mit einer sehr guten Freundin. Wir gingen bei strahlendem Sonnenschein los, bewunderten die Aussicht und nahmen die aufziehenden grauen Wolken nicht so ernst. Den Wind auch nicht. Hätten wir besser. Denn innerhalb weniger Minuten regnete es in Strömen. Wusstet ihr, dass Regen waagerecht fallen und blaue Flecken verursachen kann? Geht. Wirklich. (WIRKLICH!)

Bis wir uns durch den heftigen Wind zum Parkplatz zu unserem schnuckeligen Mietwagen zurückgekämpft hatten, tropften wir. Aus allen Poren. Zufällig hatten wir Schlafsäcke dabei (für die Übernachtung in der Jugendherberge, die aber geschlossen hatte und uns eine anstrengende, noch-nicht-internet-basierte Suche nach einer bezahlbaren Unterkunft und den schlechtesten Kaffees aller Zeiten bescherte, aber das ist eine andere Geschichte). Wir schälten uns also aus den tropfenden Klamotten, breiteten sie auf der Rückbank des Autos aus, zogen Schlafanzüge und Schlafsäcke an, drehten die Standheizung voll auf und versuchten, wieder warm und trocken zu werden. Die gute Laune verdankten wir einem vollen Tank und Radio Nostalgie. <3 <3 <3
Den Blick des Café-Besitzers in Locronan, bei dem wir später am Nachmittag mit nassen, wirren Haaren und dauerkichernd Tee bestellten, werde ich vermutlich nie vergessen.

Bonustrack:
Nach zwei Wochen Dauerregen verbrachte ich mal ein Wochenende mit einem Freund auf Belle-Île. Strahlender Sonnenschein, umwerfend klare Luft und eine Fahrradtour mit lauter herrlichen Ausblicken. Wichtigste Lektion des Tages? Auf Wegen, die aus nichts als Matschlöchern und Pfützen bestehen (zur Erinnerung: es war das erste sonnige Wochenende nach zwei Wochen Dauerregen), sollte man keinesfalls (in Worten: KEINESFALLS) eine Hand vom Fahrradlenker nehmen, um auf Natursensationen zu zeigen. Sonst: Salto über den Lenker, von oben bis unten eingesaut und – was auch sonst – klatschnass. 🙂

Schweine-im-Schlamm-Torte

Von Eva habe ich zum Geburtstag Enies Sweet & Easy-Backbuch geschenkt bekommen. Verbunden mit dem gut versteckten extrem offensichtlichen Hinweis, dass sie sich gerne in die Reihe der Lieblingstestesser einreihen würde. Und da Eva ein Schweine-Fan ist (nicht was ihr jetzt denkt: sie sammelt diese süßen Tiere in allen Formen und Farben), habe ich Enies Rührkuchen nicht einfach nur so gebacken, sondern eine Schweine-im-Schlamm-Torte daraus gemacht.

Blick von oben auf die Torte.

Grundlage ist Enies All-in-Rührteig (200 g Butter, 200 g Zucker, 1 Pck. Vanillezucker, 250 g Mehl, 1,5 TL Backpulver, 1 Prise Salz, 3 Eier alles gut verrühren). Ich habe noch ein bisschen Milch und Schokostreusel reingeworfen. In einer 20er-Form hat der Kuchen dann ca. 50 Minuten im Ofen verbacht.

In der Zeit habe ich Marzipan mit roter Farbe aus Aurélies Shop eingefärbt und kleine Schweine (und Schweine-Popos) gemacht. Und einen Schokopudding.

Nach dem Abühlen habe ich einen Teil des Puddings um die Torte gestrichen und Kitkats (die ich vorher um ca. 2 cm gekürzt hatte) drumherum gestellt. Dann den Rest des Puddings auf den Kuchen geben, die Schweine in den „Matsch“ hüpfen lassen.

Anstatt des Puddings hätte ich wohl besser eine Ganache gemacht, denn der Pudding wollte unbedingt aus seiner Schokoriegel-Begrenzung entfliehen. Daher wurde das Ganze mit einer dekorativen Schleife versehen. Musste eben sein. Aus der Not eine Tugend machen.

Die Schweinerei kam gut an – sowohl in der Optik (Tränen der Freude 🙂 ) als auch im Geschmack. Aus dem Buch wird sicher noch mehr gebacken.

Update 30. Mai 2014:

Schweinerei die zweite.

Foto der Torte

Raritäten-Tasting. Oder: Wie ich mich einmal in ein Torfmonster verliebte

Das Foto zeigt ein Glas, in dem ein Dram Whisky eingeschenkt ist auf einem kleinen Bistrotisch im Keller des Weinhaus am Brunnen.Sätze, die mit: „Ich will euch ja nicht die Nase lang machen, aber…“ anfangen, sind immer dann gut, wenn man sie selbst sagen kann. Da ich heute in dieser glücklichen Lage bin, müsst ihr jetzt da durch. Aaaaalso:

Ich will euch ja nicht die Nase lang machen, aber der Lieblingswhiskytrinker und ich waren bei einem Raritäten-Tasting. (Fast) nichts jünger als 20 Jahre, Einzelfassabfüllungen, besondere Ausgaben, kaum noch zu bekommende Schätzchen, Whiskyraritäten eben.
Nein, wir haben nicht im Lotto gewonnen, aber auch in der Familie hat es sich herumgesprochen, dass wir den schottischen Destilaten zugeneigt sind und so war dieser Abend ein besonderes Geburtstagsgeschenk. Dass das Ganze im herrlich romantischen Ambiente (ich sage nur: Gewölbekeller) im Weinhaus am Brunnen mit den fröhlichen und kompetenten Kommentare von Inhaberin Claudia Drigalsky (vertraut der Nase dieser Frau!) am Fuße des Schwarzwaldes (nebeldurchzogenen) stattfand, war ein Extra-Bonus.

Das Line-Up unseres TastingsBevor ich mich hier gleich in Tastingnotes und Namedropping ergehe, spendiere ich euch  ein paar Gedanken zu der Frage, warum ich Whisky mag. Erstens natürlich, weil er mir schmeckt. Zumindest viele Varianten davon. Und damit wären wir schon beim zweiten Grund: Weil er so vielfältig ist. Jede Region, jede Distille, jedes Fass schmeckt verschieden und erzählt von seiner Herkunft, Machart, von den Menschen in seiner Region, vom Wetter, von … Mal schmeckt man Salz und Algen und den Wind an der Küste, mal Frucht und Schokolade und Karamell, dann wieder Herbst und Pflaumen und Erde. Und natürlich Torf. Den ich überraschenderweise nach und nach immer mehr schätzen lerne. (Wobei ich beim Laphroig lieber aussetze und dafür – bien évidemment 🙂 – einen mit Buchweizen gemachten Eddu aus der Bretagne bevorzuge.)

Last but not least ist Whisky für mich ein gemeinschaftliches Getränk. Er schmeckt mir am besten in fachsimpelnder Gesellschaft, mit aus- und abschweifenden Gesprächen, an Abenden mit viel Gekicher, heißen Diskussionen, fröhlichen Spielerunden oder in der schweigsamen Gemeinschaft guter Freunde. Das ist auf dem schon besungenen heimischen Sofa besonders gemütlich, der kerzenbeschienenen Abend im alten Acherner Gemäuer war aber auch gut geeignet.

Empfangen wurden wir draßen am Brunnen mit einem Strathmill aus der Old Mal Cask Serie von Hunter Laing & Company, 21 Jahre alt, Fassstärke. Was für ein Start. Etwas Malz und Butter und ganz viel Frucht in der Nase. Im Geschmack abgerundet und komplex; nach Pfirsich, Traube, Nüssen und ein kleines bisschen Pfeffer.

Die Flasche des Dalmore King Alexander III ist mit einem selberenen Hirschkopf verziertFruchtig ging es weiter mit einem Dalmore King Alexander III. Die großartige Farbe stammt zwar von Zuckercouleur, doch das tut dem Geschmack keinen Abbruch. Man riecht Toffee und Schokolade und schmeckt, dass das exklusive Tröpfchen nicht nur im Eichenfass lag, sondern auch in Portwein-, Sherry-, Madeira- und Cabernet-Sauvignon-Fässern. Das Finish überrascht mit noch mehr Crème als die Nase verheißen hatte. Und natürlich ist auch die Flasche ein Hingucker mit dem eleganten Geweih eines Zwölfenders, den der Dalmore-Clan tragen darf, weil einer seiner Chefs Alexander III. das Leben rettetet, indem er den Hirsch erlegte (zu diesem Zeitpunkt des Abends konnte ich mir die Begleitgeschichten noch merken…;-)).

Die Flasche des Caledonian 1964Der Caledonian 1964 (abgefüllt 2012) aus der SCOTT’S Selection ist ein Single Grain und schmeckt mir trotzdem. Überraschung. Er ist weich und rund und hat trotzdem Tiefgang. Kein Torf (Lowland eben), dafür Gewürze ohne Ende, Zimt, Vanille, ein bisschen Holz, vielleicht sogar Banane (sagt der Lieblingstastingpartner).

Mit einem Highland Park kann man nicht viel falsch machen, aber Flasche Nr. 15 aus der Old & Rare-Reihe von Douglais Laing (destilliert im Dezember 1984 und abgefüllt im September 2012) macht ganz viel richtig. Er riecht erdig und „grün“, nach Algen und Seetang und schmeckt würzig und schwer. Mit ein paar Tröpfchen Wasser wird er runder, verströmt mehr Salz und Tang und Meer.

Die Flasche des Highland Park und ihre schicke Holzkiste mit Gravur.Noch eine Entdeckung von Douglas Laing ist der 15 Jahre alte Bowmore aus seiner Director’s Cut-Reihe. Schön trocken, ganz leicht torfig, aber mir insgesamt zu „bowmorig“.

Dafür fasse ich es bis heute nicht, dass ich mich in einen Ardbeg verguckt habe. Angepriesen wurde der Ardbeg Galileo 1999 als Nachfolger des Torfmonsters „Ardbeg Alligator“, klar, dass ich skeptisch war (auf den verzichte ich noch lieber als auf den oben erwähnten Laphroig). Aber dieser Weltraumreisende (die Marketingidee ist unschlagbar) hat so lange in Marsallafässern gelegen, dass er vor und nach und durch den Torf hindurch herrlich süß und warm und südlich schmeckt.

Der zuletzt ausgeschenkte 30 Jahre alte, 2012 abgefüllte Talisker mit seiner typischen Pfeffernote und dem extrem komplexen Gesamteindruck konnte bei mir trotzdem keinen Pokal mehr gewinnen, denn vorher gab es (tadaaaa) einen 27 Jahre alten Caol Ila, wieder aus Douglas Laings Old & Rare-Reihe. Wir probierten Flasche 28 von 171 (ja, genau, es gibt nur 171 Flaschen überhaupt, so viel zum Thema Nase lang machen) und was soll ich sagen: Er sieht schon wundervoll ölig aus, riecht ein klitzekleines bisschen medizinisch und nach Rauch und Karamell. Und schmeckt fruchtig und süß, bevor der Torf kommt. Viel Torf, aber so wundervoll eingepackt, dass er die Zunge leise kitzelt und Lust macht auf mehr. Nach der ersten Moor-Welle schmeckt man dunkle Schokolade. Den Rest sahnige Vanille nimmt die zweite Torfwelle im Abgang mit. Dieser Dram war mein Erlebnis des Abends.

Eine Auswahl von Antipasti.

Kleine Stärkung zwischendurch.

Anscheinend gibt es noch mehr Fans. Denn eine der Flaschen, die in Achern ankamen, war original verpackt, die Einschweißfolie und die Holzkiste waren unberührt. Aber innendrin hatte jemand die Flasche professionell und sauber mit einem Messer geöffnet und (vermutlich noch vor dem Versand) die Hälfte stibitzt. Ich kann es ihm nicht verdenken. 🙂

 

 

Das schönste Käsekuchen-(Rezept)

Ich bin ja immer schon begeistert, wenn Anke Gröner über Kunst schreibt. Ich lese gerne, wie sie singt, studiert oder Oktoberfest feiert. Aber ich liebe ihr Käsekuchenrezept. Weil es eigentlich kein Rezept ist, sondern… Weil sie orangene Schüsseln benutzt… Weil… ach lest es doch selbst. Am besten jetzt gleich. Husch husch.