In den vergangenen Tagen war ich mehrfach sehr berührt und traurig: Mehrere Menschen sind gestorben, die ich sehr geschätzt habe. Mit keinem von ihnen war ich eng befreundet, doch mit jeder und jedem verband mich mehr als nur eine Bekanntschaft.
Ich erinnere mich an Begegnungen, bei denen mehr passiert ist, als nur der Austausch von Worten. An gemeinsam erlebte Momente, die uns miteinander verbunden haben. An Ideen, Gefühle, Überzeugungen, die wir miteinander geteilt und die sich dadurch vermehrt und uns bereichert haben.
Ich erinnere mich an einen Moment in Augsburg, an dem eine meiner Gefährtinnen Worte zum „Gemalten Leben“ Mary Wards fand, die mich tief berührt und mir sehr viel geschenkt haben. An erzählte Erinnerungen und geschenkte Gespräche, an verrückte, aber genau dadurch inspirierende Ideen, an geteiltes Lächeln, verbindendes Schweigen und gemeinsame Freude an der Gemeinschaft.
Ich erinnere mich an eine Begegnung mit einer unglaublichen, unermüdlichen und unsagbar engagierten Kollegin in Kiew, die so echt und ehrlich und herzlich war, als hätten wir uns schon seit Jahren gut gekannt und nicht nur ab und an Mails ausgetauscht. An eine Umarmung und ein Lächeln beim Auspacken eines Käsepakets, an Gänsehaut beim Erzählen aus ihrem Leben und an ein verschmitztes Lachen als Antwort auf Hürden, die andere in den Weg zu legen suchten.
Ich erinnere mich an einen Lehrer mit Vollbart und einem immer locker um den Hals gelegten und nie gebundenen Schal, der mich stark beeindruckt und der meine Liebe zur Musik geweckt, gefördert und ausgebildet hat. An gemeinsame Musik in Ensembles und im Orchester, an Wanderungen mit gar nicht selbstverständlichem Abschluss im heimischen Garten, an Probenwochen und Billardabende, an Hitzeschlachten in der Aula, mit Herzblut geschriebene Arrangements und an einen Wettbewerb, der mir nicht nur durch ein legendäres Verblättern des Dirigenten und eine ganz besondere Fuge im Gedächtnis bleiben wird.
Dass diese Menschen nun nicht mehr da sind, ganz plötzlich oder nach langer, schwerer Krankheit, macht mich traurig. Auch wenn wir uns nicht täglich gesehen haben, nur wenig Kontakt hatten, weit voneinander entfernt wohnten, war da doch eine Verbundenheit, die all diese Distanzen überwindet. Und genau die macht mich gleichzeitig dankbar.
Dankbar, dass wir uns gekannt, Zeit miteinander verbracht, einander Zeit geschenkt haben. Dankbar dafür, dass da mehr war als rein geschäftsmäßige Begegnungen. Dass wir uns trotz unserer Verschiedenheit – oder gerade deswegen – nicht nur von Kopf zu Kopf, sondern von Herz zu Herz begegnen konnten, ist für mich ein Geschenk.
Jeder der drei hat mir etwas geschenkt für mich, meine Entwicklung, meinen Lebensweg. Inspiration, Verbundenheit, Vertrauen und Zutrauen. Und Musik.
Danke für das, was bleibt.