Archiv für den Monat: August 2014

Ausflug ins Bilderbuch

bad muenstereife-stadttorWeil ein Teil der Familie dort bummeln wollte und es keinesfalls angeht, sich so nette Menschen entgehen zu lassen, haben wir vor kurzem einen Ausflug in ein Bilderbuch nach Bad Münstereifel gemacht.

Fachwerk ohne Ende, eine historische Stadtmauer mit mehreren gut erhaltenen Stadttoren, hübsche-und-weniger-hübsche-Dinge-Geschäftchen, Geschenkeboutiquen und Klamottenläden überall (und das war noch vor der Eröffnung des neuen City-Outlets, mit Heino, wem auch sonst), das leise Plätschern der Erft, Brauhäuser und Cafés, die die ortstypischen Printen in dutzenden Variationen verkaufen. Die obligatorische Burg auf dem Berg.

bad muenstereifel-burgUnd Touristen. Hunderte. Tausende. Überall. Auch wenn sie sich brav zur Seite gestellt haben, wenn ich ein Foto gemacht habe. Die ganze Stadt scheint nur zwei Arten von Menschen  zu kennen: Solche, die konsumieren – selbstverständlich auch am Sonntag. Und andere, die genau das durch ihre Arbeit ermöglichen.

Mehrere Fachwerkhäuser in einer kleinen GasseNatürlich ist das nicht nur in Bad Münstereifel so. Es gibt vermutlich unendliche viele Orte, in deren Kern es so scheint, als sei das normale Leben ausgestorben. In denen es keine Läden für den normalen Alltagsbedarf gibt, keine Supermärkte oder Discounter, keine Gemüsehändler oder Drogerien, keine Optiker, Reinigungen, kein Metzger, kein Kiosk und erst recht kein „Büdchen“. Wo man nicht „einkaufen“ kann, sondern nur „shoppen“. Das gehört zum Wesen des Tourismus, Nicht umsonst heißt es ja auch: Tourismusindustrie.

Ich bin selbst oft genug Tourist, oder zumindest Tagesgast. Und genieße das meistens sehr. In kleinen Boutiquen zu stöbern und lieben Menschen etwas auszusuchen, in der Buchhandlung am Marktplatz (da, wo es schön ist, gibt es noch immer zuverlässig eine Buchhandlung am Markt) nicht nur in den Beststellern sondern auch in regionaler Literatur zu stöbern, im Café zu sitzen, und den Menschen beim Schlendern zuzusehen.

Aber dieser Sonntag Nachmittag in Heinostadt der Eifel war wie ein kleiner Ausflug in eine Parallelwelt. Immerhin mit netten Reisebegleitern. 🙂

 

Totentanz von Kermaria und Temple von Lanleff

Die unscheinbare granitene Außenfassade mit kleinem TurmAn der Nordküste der Bretagne, in der Bucht von Saint-Brieuc, liegt das kleine Städtchen Plouha. Das Städtchen selbst ist nicht wirklich außergewöhnlich, aber die beiden Bretagne-Tipps, die es heute für euch gibt, sind noch kleiner. Damit ihr eine Orientierung habt, wohin ich euch heute mitnehme, ist Plouha also ein guter Ausgangspunkt. Falls ihr Superlative mögt, könnt ihr dort die höchsten Klippen der Bretagne bewundern (104 Meter).

Kermaria an Iskuit

Vor allem aber solltet ihr den Wegweisern nach Kermaria folgen. Denn hinter den schlichten Mauern der Granitkirche „Kermaria an Iskuit“ (in etwa: Maria, die aus der Not rettet) verbergen sich echte Schätze.

Zum einen gibt es da einen wirklich faszinierenden Totentanz vom Ende des 15. Jahrhunderts. Dieser „dance macabre“ zeigt den Tod, der Menschen aller Stände in einem langen Tanz mit sich nimmt. Man sieht einen König, einen Bischof und einen Abt, einen Feldherrn und einen Ritter mit Knappen, einen Arzt, aber auch Frauen, Musiker, Bettler, Verliebte,… die uns zeigen sollen: Im Tod sind wir alle gleich.

Totentanz

Das Fresko besteht aus mehr als 40 Bildern und jedes einzelne ist beeindruckend. Man kann eine halbe Ewigkeit staunend mit dem Kopf im Nacken verbringen.

Ausschnitt des Freskos aus dem Totentanz von KermariaAber auch der Rest der Ausstattung kann sich sehen lassen. Es gibt eine ganze Reihe einfache, typische bretonische Holzstatuen aus der Romanik. Und dann ist da noch eine schöne stillende Madonna. Außerdem gibt es einige schöne Aposteldarstellungen am Eingang.

Marienstatue mit Jesuskind auf dem linken Arm, mit der rechten Hand holt die Gottesmutter ihre Brust aus dem MiederHolzstatue eines Mönchs 4 bemalte lebensgroße Steinstatuen

 

Wenn ihr schon da seid: Ein paar Kilometer weiter gibt es den Temple von Lanleff, die Ruine einer großen Rundkirche, die kurz nach der ersten Jahrtausendwende gebaut wurde.

Die Ruine der Rundkirche von außenBild von innen mit Säulenbögen und Blick in den Himmel

Maritime Hochzeitsdeko

Eine sehr gute Freundin hat geheiratet und ich durfte ihr die Deko machen. Die beiden hatten sich ein maritimes Motto gwünscht und so habe ich die vergangenen telefon- und internetlosen Wochen (drei Wochen Mittelalter – einem Gewitter und Unfähigkeit, Ahnungslosigkeit, Daueraufdemschlauchstehen beim Service Provider sei Dank) genutzt, um maritime Deko zu basteln.Eine als Leuchtturm bemalte Flasche steht auf blauem Organza, daneben steht ein Schiffchen, das die Menükarte hinter sich herzieht. Da gab es ein Meer aus blauem Organza und weißes Schiffstau mit Seemannsknoten. Die sind am Ende dann doch komplizierter, als ich vermutet hatte. Aber vielleicht habe ich auch einfach nur zu viele Daumen 🙂

Natürlich braucht ein Brautpaar auf hoher See auch einen Leuchtturm, der ihnen den Weg weist. Dazu habe ich große Flaschen bemalt, mit rotem Band beklebt und ihnen am Ende sogar ein kleines Leuchtfeuer verpasst.

Ein Holztisch mit den Gedecken und der gesamten maritimen Dekoration.Blick auf einen Tisch mit maritimer DekoDie Menükarten (das Essen im Höpershof war übrigens vorzüglich) wurden von kleinen Bötchen mit dem Fähnchen-auf-Schiffsplanken-Motiv des Brautpaars zu den Gästen gezogen. Und wenn denen der Gesprächsstoff ausging, kamen passende (nicht nur maritime) Diskussionsthemen für die Tischrunde per Flaschenpost angeschwommen.

Eine als Muschel gefaltete weiße Serviette, auf der ein Keks in Gestalt eines Rettungsrings liegtFalls jemand über Bord gegangen wäre, hätten diese Rettungsringe vermutlich nicht viel ausrichten können, für den kleinen Süßkram-Yeaper kamen die Mandelkekse aber sicher gerade recht.

Kleiner Tisch mit maritimen Accessoires, daneben ein dunkler Holzbanken mit Rettungsring und FischernetzJede gute Kreuzfahrt braucht schicke Passagiere. Hier gab es die passenden Utensilien für maritime Gäste-Fotos.

Blick in den Saal mit dekorierten TischenUnd zum Schluss ein Blick in den Saal. Noch sieht er harmlos aus. Aber die anschließende Party war großartig!! Danke an die beiden Hochsee-Fans, die uns an ihrem Glück teilhaben ließen. Ahoi!

München, spontan

Eine Wimpelkette in München mit schwarz-rot-goldenen und blau-weißen WimpelnDer Lieblingsreisebegleiter und ich hatten plötzlich und eher unerwartet einige Tage frei und sind kurzerhand nach München entfleucht. Aus Gründen. Vor allem aus einem Grund, um genau zu sein und so gab es ein sehr, sehr schönes Treffen in Pasing – und wunderbar viel Zeit zum Schlendern und Entdecken.

Flöte spielender Barockputto an einer Hotelwand in München-PasingWir mögen ja München. Sehr.

Davon konnte uns auch die Deko im aktuellen Hotel nicht abbringen. Die barockisierenden Musiker tröteten da allüberall (außer auf den Frühstückstischdecken, da tirilierten bunte Papageien auf neongrünem Grund. Nein, keine Fotos 🙂 )

Besonders gemocht habe ich dieses Mal die Hitze. Einfach nur heiß. Kein Treibhausfeeling, nirgends. Dafür leckeres Bier (klar) und der beste Kaiserschmarrn aller Zeiten.

Da wir die typischen Sehenswürdigkeiten bereits zur Genüge kennen, haben wir uns einfach ein bisschen durch die Altstadt treiben lassen und – völlig zufällig – das Glockenspiel am Rathaus in Aktion gesehen. Vom Hören schreibe ich lieber nichts, da müsste man irgendwann mal einen Glockenstimmer vorbeischicken 😉

Dem Impuls, echt bayerische Souvenirs wie eine Schwarzwaldmädelfigur oder Kuckucksuhren zu kaufen, haben wir heldenhaft widerstanden.

Schaufenster eines SouvenirladensDem Impuls, Kunst zu kucken, nicht. Und so waren wir – mal wieder – in der Alten Pinakothek. Davon kann vor allem der Lieblingsmensch nicht genug bekommen. Und ich verstehe immer besser, warum.

Da dort gerade umgebaut wird, gibt es zurzeit eine Ausstellung mit Neuen Nachbarschaften, bei der man 40 Barockwerke zusammen sieht, die ansonsten in der nach Schulen und chronologisch geordneten Sammlung nicht zueinander finden würden. Da hängt dann zum Beispiel Rembrandts Heilige Familie in einem Raum mit der fröhlich auf ihrem Stuhl kippelnden Helène Fourment von Rubens. Hui.

Meine persönliche Lieblingsentdeckung ist aber die Flucht nach Ägypten von Adam Elsheimer. Natürlich ist der Sternenhimmel in der Vollmondnacht wirklich ergreifend. Ins Herz geschlossen habe ich es aber, weil Josef das quengelnde Jesuskind mit einem Grashalm kitzelt, um es aufzuheitern. #Hach.

Um dem Regen am nächsten Tag zu entgehen, haben wir dann noch ein paar Bilder, die sonst in der Alten hängen in der Neuen Pinakothek besucht. Fließender Wechsel heißt das Konzept, das, wie schon die Nachbarschaften, dem Umbau zu verdanken ist. Da hängt dann die Marquise de Pompadour neben Doña Maria Teresa da Vallabriga und der jungen Comtesse de Sorcy und selbst mir, die ich bei Kunst normalerweise auf wenig Wissen und mehr Gefühl zurückgreifen muss, wird auf den ersten Blick klar, was für ein Quantensprung da in der Portraimalerei passiert ist und was die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen der Zeit (von denen weiß ich dann doch etwas mehr) damit zu tun haben könnten.

Mein neuer Liebling hier ist Ostende von Turner. Und auch, wenn man denkt, man kennt ein Werk schon aus dem einen oder anderen oder dröflfzigsten Buch (Goethe, Der Arme Poet, Caspar David Friedrichs Sumpfiger Strand), ist es doch was anderes, die Bilder im Original zu bewundern. Ich kann dann eine gefühlte halbe Ewigkeit davor stehen oder sitzen und einfach nur schauen. Klappt in München natürlich auch bei Dürers Selbstbildnis im Pelzrock oder seinem Paumgartner Altar und überraschender Weise jedes Mal wieder bei Raphaels Madonna Tempi.

tl;dr:
München. Super. Gerne wieder, am liebsten bald.