Nette Überraschung beim Nachhausekommen: Ein Päckchen aus Holland. Mit meinem Fairphone. Juhu, es ist endlich da!
Wobei die Wartezeitkommunikation auch nicht zu verachten war. Da gab es regelmäßige Info-Mails, die mir genau sagten, warum es eine Verzögerung bei der Produktion gegeben hat und wie viel länger ich deshalb warten muss; oder die mir mitteilten, in welcher Woche mein Gerät zusammengebaut wurde. Und ich bekam Post (also: elektronische), als mein neues Schmuckstück sich per Schiff auf die Reise machte. Das alles in so nettem Ton, mit Dank für meine Geduld und vor allem mit wirklich ernst gemeint klingenden Bitten um Verständnis, das man gar nicht anders konnte, als genau dieses Verständnis aufzubringen. Wobei mir das auch leicht fällt, wenn ich so ausführliche Erklärungen der Gründe und informative Links – also wirkliche Information und nicht einfach nur „alles geil bei uns“-Werbung – zum Überbrücken der Wartezeit bekomme. Das wäre vielleicht auch mal was für unseren Internetanbieter oder die Bahn – davon träume ich dann aber ein anderes Mal.
Denn jetzt, wo mein Fairphone endlich da ist, habe ich dafür keine Zeit. Ich bin viel zu sehr damit beschätigt es großartig zu finden. Zum einen, es endlich zu haben (jajaja, nennt es ruhig mein neues Statussymbol 😉 ). Zum anderen die Art und Weise, wie es ankommt: In einem kleinen Karton mit wenig Schutzpolstern, nichts dabei außer einem kleinen Benutzerhandbuch (überraschend hilfreich) und einigen Postkarten, die gleichzeitig die Besonderheiten des Fairphones bestens ins Szene setzen.
Technische Details kriegt ihr von mir keine, die könnt ihr andernorts problemlos nachlesen. Ich als normale Anwenderin komme mit dem Gerät prima klar. Ehrlicherweise habe ich aber eben auch keine Profianforderungen an Prozessor oder Kern und sonstige Ausstattung.
Löst das Fairphone jetzt auch wirklich alle Probleme? Nein, natürlich nicht. Es gibt berechtigte Kritik, vor allem am Namen, der natürlich suggeriert, alles an diesem Gerät sei fair und gerecht und trüge zur Lösung der Probleme bei. Das ist nicht so und wer davon überrascht ist, hat sich mit dem Thema vermutlich noch nicht sehr lange auseinandergesetzt. Denn auch wer noch nicht in der Demokratischen Republik Kongo war, kann sich vorstellen, dass „konfliktfreie Minen“ in keiner Weise mit deutschem Arbeitsrecht gemessen werden können und das Mitbestimmung im Betrieb in China nicht mit der in Deutschland zu vergleichen ist – um nur zwei Beispiele zu nennen.
Aber es ist ein Anfang. Ein echtes Produkt, nicht nur eine Idee oder eine idealistische Träumerei. Ein wirklicher Versuch, über möglichst viele Dinge transparent zu kommunizieren (zum Beispiel über die Kosten). Den Fairphonemachern ist es zudem gelungen, eine Debatte zu forcieren, die die Produktionsbedingungen aller Handybestandteile zum Gegenstand macht.
Ein Ranking zur Frage „Wie fair ist dein Smartphone?“ ist zumindest in meiner Wahrnehmung noch nie so stark rezipiert worden, wie das aktuelle von rank a brand (wobei das Fairphone am besten, aber eben nicht perfekt abschneidet). In dieser Nachhaltigkeitsstudie (die man hier komplett downloaden kann) sieht man jedoch, dass auch andere Hersteller sich mehr bemühen. Das machen sie ja nicht einfach, weil sie gerade Lust darauf haben. Sondern weil die Verbraucher Wert darauf legen; oder weil es einen Sturm der Empörung gegeben hat nach Reportagen über die Produktionsbedingungen und hohen Selbstmordraten in den chinesischen Produktionszentren.
Und da ich sowieso ein neues Handy brauchte und auf gar keinen Fall irgendwas wollte, wo mir jedes Jahr automatisch der neue heiße Sch… geliefert wird und somit automatisch Berge von wertvollem Elektroschrott produziert werden, lag die Auswahl ganz nah.
Probleme mit der Kamera habe ich nicht, die Fragen, die sich beim Inbetriebnehmen gestellt haben (ich gehöre bei sowas absolut zu den Nullcheckerbunnies), konnte ich alle selber lösen oder dank des wirklich guten Supportforums lösen. Morgen darf es mit zur Arbeit. Jippie.
Tl; dr:
Ich bin happy, dass mein Fairphone da ist und bisher mehr als zufrieden 🙂
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