Es gibt Wahlplakate, die sagen mir eigentlich nur eins: Dass ich keine Wahl habe. Ohne mehr über den Kandidaten oder die Kandidatin zu wissen, sagen sie mir deutlich, dass ich diese Menschen und ihre Partei keinesfalls wählen werde. Ein paar Beispiele aus der Umgebung?
Wofür Frau Heller steht, außer für einen Humor, den ich zwar verstehe, aber nicht teile, erfahre ich auf ihren Postern und Flyern nicht. Auf ihren Plakaten war zuerst ihr Portrait als schwarzer Schattenriss, dann wurden Plakate mit ihrem Schatten in grau aufgehängt und seit ein paar Tagen schaut sie uns auf einer Großfläche als Foto entgegen. Ach ja, Text gibt es auch: „Heller bitte“. Haha.
Die Unabhängige Wählergemeinschaft / Forum „Mündige Bürger“ verwirrt mich mit den seltsam gesetzten Anführungszeichen. Ich bin übrigens auch misstrauisch, wenn irgendwo „frisches“ Gemüse angepriesen wird. Außerdem schreiben sie: Uns kann jeder wählen. Warum? Weil ihr Programm so beliebig ist? Auf der Website erfahre ich darüber zwar fast nichts, finde aber immerhin einen Aufruf, dass man sich bei ihnen melden soll, wenn man Sparvorschläge hat. Ah ja.
Gleich zwei Parteien (die Piraten und die Aktiven Bürger Bornheim) erobern unsere Stadt zurück. Was immer das bedeuten soll.
Noch schlimmer wird es bei der FDP. Da steht zum Beispiel: Mehr Parkplätze statt mehr Schlaglöcher, das brauchen wir hier. Wirklich? In einer Gemeinde, die chronisch pleite ist, in der es so viele andere Aufgaben zu erfüllen gibt und in der viele der Hauptverkehrsstraßen in den vergangenen Jahren aufwändig saniert wurden? Und dann: Bürger schützen statt blitzen. Sind die Kinder in Kindergarten und Grundschule keine schützenswerten Bürger? Oder habe ich einfach nicht verstanden, warum gerade dort und meistens auch noch passend zum Schulschluss geblitzt wird? Wenn ich mir so oft an den Kopf fassen würde, wie ich beim Lesen der Plakate wollte, bekäme keiner mehr mein Gesicht zu sehen.
Richtig schlimm wird es ein paar Wahlkreise weiter. Da will ein freundlich lächelnder Herr ins Stadtparlament gewählt werden mit dem Slogan: Schwaad nit, maach! Dass es in Parlamenten, in unserer Demokratie, eben nicht darum geht, einfach irgendwas zu „maache“. Dass es, ganz im Gegenteil, vielmehr darum geht, durch die Diskussion, den Austausch von Argumenten, das Abwägen und Verhandeln zu Ergebnissen zu kommen. Dass das Reden, die Debatten im Parlament ganz elementar zum Kompromisse finden, zum Einbinden der Bürger, zum Entwickeln von Handlungen, kurz: zum Wesen des demokratischen Prozesses gehören – das scheint dem Kandidat und den Wahlkampfstrategen der Partei nicht klar zu sein. Irgendwie finde ich es fast zu wenig Strafe für diesen Mist, denen meine Stimme nicht zu geben. #kotzkotzkotz.