Endlich mal wieder positive Nachrichten aus Griechenland. Denn dort kann man zu zweit unglaublich viel Saß haben. Zumindest auf dem Brett und auch nur, wenn man ganz passabel englisch spricht. Denn übersetzt wurde dieser Spielehit bisher nicht. Inseln anlegen, Fährverbindungen schaffen, Rohstoffe anbauen und mit Schiffen zum Handelsplatz bringen, Geld verdienen und neue Schatzkarten kaufen, historische Tempel entdecken und Punkte sammeln: So lässt sich der Ablauf von Akrotiri zusammenfassen.
Doch von vorn: Im klassischen Griechenland haben unsere Boote vor der Insel Thera Anker geworfen. Doch natürlich sind wir Entdecker und haben nicht vor, einfach gemütlich am Strand herumzuliegen. Daher ziehen wir in jeder Runde ein Plättchen mit Inselteilen und Rohstoffvorkommen, Häfen und Schiffahrtsverbindungen und legen es so an Thera an, dass die Verbindungen und Rohstoffe unseren Schatzkarten möglichst dienlich sind. Die Karten zeigen, wie die Rohstoffe auf den Inseln verteilt sein müssen, damit wir historische Schätze entdecken können. Mal müssen zwei Holzvorräte südlich des Grabungsvorhabens sein, zudem ein Steinbruch westlich und ein See östlich. Vielleicht gilt es aber auch, Lavaströme nördlich, Holz westlich und Seen östlich zu finden, oder… die Kombinationen sind vielfältig. Und nur, wer seine Inselkärtchen so platziert, dass sowohl die Rohstoffvorkommen als auch die Verbindungen passend gelegen sind, kann anschließend mit seinem Boot zur entsprechenden Insel segeln und dort Rohstoffe einladen. Danach gilt es, zum Handelsplatz zurückzufahren, die Rohstoffe schnell zu verkaufen (denn wer zuerst kommt, bekommt in der Regel mehr Geld), um dann zu einer Expedition aufzubrechen, bei der man Tempel entdecken und ausgraben kann.
Je erfolgreicher man als Archäologe ist, desto mehr Aktionen darf man pro Runde durchführen, denn jeder Tempel, der vom eigenen Spielplan auf eine Insel umzieht, enthüllt neue Handlungsoptionen.
Punkte gibt es am Ende vor allem für die Tempel(schatz)karten, die unterschiedlich wertvoll sind. Doch auch zusätzliche Aufgabenkarten, die man im Laufe des Spiels einsammelt, bringen Punkte – zum Beispiel für jeden Tempel, den man auf einer Insel bauen konnte, auf der es einen Steinbruch gibt. Oder für jeden Tempel, der auf einer Insel steht, die keine direkte Fährverbindung mit Thera hat (und zu der man sein Boot zum Tempelbau umständlich über kleinere dazwischen liegende Inseln schleppen musste), oder…
Das klingt verwirrend und ist es auch. Der Lieblingsmitspieler und ich sind im Prinzip ständig am Stöhnen. Entweder man hat ein Kärtchen mit einem unpassenden Rohstoff gezogen oder die Fährverbindungen sind ungünstig. Ein anderes Mal sind die Rohstoffpreise gerade in den Keller gesunken, wenn man endlich voll beladen auf Thera ankommt. Dann wiederum hat der Gegner gerade einen Tempel auf der Insel entdeckt, auf der wir die meisten Punkte hätten einheimsen können und so weiter und so fort.
Doch während wir noch Stöhnen und Meckern, sehen wir aus den Augenwinkeln eine weitere Insel aus dem Meer auftauchen und siehe da, dort wachsen Bäume und einen kleinen See könnten wir auch noch anbauen und dabei gleichzeitig einen schiffbaren Hafen erschaffen. Und schon sind wir wieder im Spiel. Und wenn gar nicht mehr geht, kann man ja immer noch das Orakel befragen.
Bei den ersten Partien fällt es durchaus schwer, immer den Überblick zu behalten. Und auch, wenn man zu den geübten Akrotiri-Spielern gehört, kann man nicht immer vorhersagen, wer nach der Endabrechnung die meisten Punkte hat. Der Wiederspielreiz ist auch wegen der hübschen grafischen Gestaltung und kleiner liebenswerter Details (zum Beispiel gibt es sehr detailverliebt gestaltete Fische, die helfen, die eigenen Aktionen zu zählen und auch das Startspielerkärtchen ist ein optischer Hingucker) sehr hoch. Ein kleiner Wermutstropfen ist jedoch die schlechte Gestaltung der Boote und Rohstoffe: Beide passen nicht immer gut ineinander und so muss man die kleinen, bunten Rohstoff-Holzwürfel immer mal wieder mit der Hand in Richtung Thera bugsieren, weil sie nicht in das Boot passen. Bei dem nicht ganz günstigen Preis könnte man hier ein wenig mehr Qualität erwarten.
Davon abgesehen begeistert den Lieblingsmenschen und mich jedoch die Kombination verschiedener Spielmechanismen. Durch das Ziehen und Anlegen der Inselplättchen ist der Glückseffekt überraschend hoch und zu Beginn zurechtgelegte Langzeitstrategien werden schnell vom Gegner durchkreuzt. Spätestens ab dem dritten Zug ist aus dem Strategie-Plan eine taktische Wasserschlacht geworden. Und es ist immer wieder spannend abzuwägen, ob es sich lohnt, ein Wettrennen um die besten Rohstoffe anzustrengen, oder ob man besser sein leeres Boot schnappt und es über eine Insel schleppt, um in entfernteren Gefilden einen Tempel zu entdecken.