Irgendeine Zigarettenmarke wirbt mit in halb Köln mit großflächigen Plakaten mit der Aufschrift „you decide“. Am Bahnhof Süd hat ein Witzbold Spaßvogel Kritiker Passant „lung cancer?“ darübergeschrieben.
Beim Warten auf den verspäteten Zug gen Durchfahrtsland entspinnt sich neben mir folgender Dialog zwischen einer jungen Frau vom Typ verträumte Sozialpädagogikstudentin und einem eindeutig nicht mehr ganz so jungen Herrn vom Typ Langzeit-Philosophiestudent:
Er: Was heißt den Chancer?
Sie: Chancer kenn‘ ich nicht. Aber wenn du cancer meinst, das heißt Krebs.
Er: Voll krass die Werbung da drüben. Weißt du, auf was die raus wollen? Welches Wort da voll philosophisch betont wird?
Sie: Decide? You kann es ja nicht sein. Oder? Nee, das ist schon decide. Oder?
Er: Nee, das betont voll das Wort Freiheit. Voll die geile Werbung. Total krass und gemein und so. Aber voll genial gemacht.
Sie: Das können die doch nicht ernst meinen, dass die mit Krebs werben.
Er: Doch, das ist ja das perfide. Wir sollen denken: Ich zeig dir den Mittelfinger, ich geh sogar drauf, so frei bin ich. Philosophisch gesehen ist das die absolute Freiheit. Sogar seinen eigenen Tod wählen. So krank und hart. Aber frei.
Sie: Das kann man doch nicht machen. Das ist voll unmoralisch.
Er: Im Gegenteil.
Während ich noch überlege, ob ich es ihnen sagen soll (also, dass das keinesfalls so gemeint ist, sondern eben von einem aufmerksamen Passanten so gestaltet), entspinnt sich aus dem nein-doch-nein-doch nebenan eine wilde Debatte darüber, wie so ein krasser Spruch wohl in einer Werbeagentur entsteht. Und wie die Macher sich dann gegenseitig dafür feiern. Mit Champagnerdusche, wie bei der Formel1 – da kann man ja auch sterben.
Kurz bevor ich dem Drang nachgebe, mich in die Diskussion einzumischen und herauszufinden, welche philosophischen Ansichten ich dadurch auslösen könnte, kommt ihr Zug. In eine andere Richtung, das möchte ich zur Ehrenrettung des Durchfahrtslandes dann doch noch betonen 🙂
Wissen wie Werbung geht? You decide.