Mitten in London scheint die Sonne an diesem Nachmittag besonders hell. Ihr Licht setzt den Westminster Palace ins beste Licht. Und die zahlreichen Reporterinnen und Reporter, die sich im St. James’s Parc aufbauen, um ihre Aufsager für die Nachrichtensendungen einzusprechen, ebenfalls. Die einen stehen auf dem Rasen vor dem Parlamentsgebäude, eine andere sitzt mit gemütlich ausgestrecktem Arm auf einer Bank im Schatten, kurz vor der Mauer zur Themse verrenkt sich ihr Kameramann, um sowohl die Kollegin als auch die Architektur gut ins Bild zu setzen.
Einige Schritte weiter stehen dutzende Kamerateams vor dem Gebäude, in dem gerade der oberste Gerichtshof darüber diskutiert, ob die Beurlaubung des Parlaments gesetzeskonform ist. Eine Handvoll Demonstranten mit „Brexit now“-Transparent haben sich vor dem Eingang aufgebaut. Dutzende Polizist*innen stehen mit unbewegten Minen um das Gebäude und die Fernsehteams herum. Ein tarnfarbener Hubschrauber kreist über der Szene.
Auf der Westminster Bridge steht derweil ein Hütchenspieler neben dem nächsten. Asiatische Tourist*innen drängen sich um die Herrschaften mit den silberfarbenen Becherchen und lassen sich dazu bewegen, absurde Summen zu setzen. „40 Pounds, Madam, that is a good offer for such an easy task.“
Von Polizisten ist hier weit und breit nichts zu sehen. Nach dem ersten Unverständnis darüber, dass man mit dieser Masche noch immer durchkommen kann, legt sich meine Überraschung über die fehlenden Ordnungshüter mitten im Zentrum der politischen Macht dieser Stadt. Wer weiß, wo die Herren und Damen mit den schicken Uniformhüten die größeren Betrüger vermuten.