Neue Welten entdecken und Planten erforschen, fortschrittliche Techniken entwickeln und Handel mit Außerirdischen treiben: für den Lieblingsmenschen klingt das wie unbegrenzter Riesenspaß. Darum haben wir auch Race for the galaxy im Spieleregal. Aber warum Karten nehmen, wenn man auch würfeln kann? Und genau darum gibt es seit einigen Wochen nun auch Roll for the galaxy bei uns zu Hause. Und was soll ich sagen: Es hat innerhalb weniger Stunden der Kartenvariante den Rang abgelaufen.
Das Spielprinzip des Würfelspiels ist ganz ähnlich wie das seines Karten-Originals: Jeder Spieler überlegt im Geheimen, welche der fünf Phasen (entdecken – erforschen – besiedeln – Waren produzieren – Handel treiben) er spielen will. Gespielt werden dann alle Phasen, die die Spieler ausgesucht haben: Entweder so viele verschiedene, wie es Spieler gibt, oder eben nur eine, wenn alle sich für die gleiche Phase entschieden haben. Beim Vorausahnen, was die Gegner Mitspieler wohl wählen, kann man sich ganz schön verzetteln, nur, um am Ende dann doch das Gleiche rauszulegen. Ewiges Taktieren lohnt sich also meist nicht, ganz außer Acht lassen sollte man diesen Aspekt jedoch trotzdem nicht. Außerdem gibt es in der Zwei-Spieler-Variante zusätzlich eine Phase, die erwürfelt wurde. Aber auch hier kann man Pech haben und insgesamt nur eine Option bekommen.
Die Wahl der Phasen erfolgt bei Roll for the galaxy jedoch nicht über Karten, sondern durch Würfel – unabhängig vom gewürfelten Symbol. Zu Beginn hat jeder Spieler drei aktive und zwei inaktive weiße Würfel. Die übrigen Würfeln (die man nicht zur Wahl der Spielphase eingesetzt hat) werden den Phasen zugeordnet, deren Symbol sie zeigen. Wird diese Phase durch einen eigenen Würfel oder die Wahl eines Mitspielers ausgelöst, kann man die entsprechende Aktion mit den eigenen Würfeln durchführen. Durch taktischen Einsatz der Würfelergebnisse kann man so nach und nach weitere Würfel und/oder Sonderfähigkeiten hinzugewinnen. Die Würfel können dann, je nach Vorgabe der hinzugewonnenen Welten, entweder direkt im eigenen Würfelbecher oder aber als Ware auf einer neu entdeckten Welt landen. Kann ein Spieler diese Waren verkaufen, gewinnt er Siegpunkte oder Geld, mit dem man wiederum bereits benutzte Würfel zurück in den Würfelbecher legen und in der nächsten Runde wiederverwenden kann.
Das mag auf den ersten Blick unübersichtlich wirken, ist aber deutlich leichter zu überblicken als beim Kartenspiel, wo die Karten sowohl Geld als auch die Welten und Waren abbilden.
Die grafische Gestaltung der auszulegenden Pappkärtchen orientiert sich natürlich ebenso am Kartenspiel-Original wie auch der Ablauf der verschiedenen Phasen. Allerdings ist die Variationsvielfalt dank der Würfel, die nicht alle die gleiche Verteilung der Phasensymbole haben, doch deutlich spannender als beim Kartenspiel. Vor allem, weil man eben nicht in jeder Runde alle Würfel zur Verfügung hat und sich den aktuellen Würfelsatz mithilfe des Geldes für jede Runde neu zusammenstellen muss.
Nehme ich lieber mehr rote Würfel dazu, die häufiger die Symbole für Entdecken und Besiedeln zeigen, oder möchte ich handeln und brauche einen lila Würfel, der das dafür benötigte Raumschiff-Symbol gleich auf drei Seiten trägt und beim Verschiffen von Waren zusätzliche Siegpunkte bringt? Versuche ich, Welten zu entdecken, die mir gelbe Würfel bringen, weil diese auf jeder zweiten Würfelseite einen Joker mitbringen? Oder brauche ich neue Kärtchen und Geld und würfle dafür lieber mit weißen Standardwürfeln, die das Augensymbol doppelt mitbringen?
Hinzu kommt, dass der Glücksfaktor beim Würfeln sich, zumindest für uns, deutlich besser anfühlt als beim Kartenziehen. Vielleicht liegt es daran, dass man beim Schwenken und Umdrehen des Bechers wenigstens das Gefühl hat, etwas beeinflussen zu können – auch wenn man weiß, dass es natürlich nicht so ist: Vielleicht ist es aber auch wirklich nur ein Gefühl, weil man eben etwas mehr tut, als eine Karte zu ziehen.
Alles in allem eine wirklich großartige Ergänzung unserer Spielesammlung. Mit zwei kleinen Wermutstropfen. Erstens: Das Spiel ist bisher nicht auf deutsch erschienen und die englische Variante ist recht schwer zu ergattern und (Importversion) teuer. Zweitens: Wie schon das Kartenspiel ist auch Roll for the galaxy in einigen Komponenten nicht besonders hochwertig. Die Würfel sind nicht geprägt, sondern bedruckt, und bei einem Würfel löste sich ein Symbol bereits ab, bevor wir das Spiel zum ersten Mal gespielt hatten. Bei einem anderen Würfel ist eine Ecke etwas angeschlagen. Kein Drama, aber bei dem gehobenen Preis doch ein Ärgernis. Das aber durch den Spielspaß bisher voll aufgewogen wird.