Amiens liegt ja quasi auf dem Weg, wenn wir in die Bretagne fahren. Trotzdem haben wir bisher nur einmal eine kurze Nacht dort verbracht und nicht viel von der Stadt gesehen. Zeit, das zu ändern. Also haben der Lieblingsmensch und ich ein Wochenende dort verbracht und was soll ich euch sagen: In der Picardie ist es auch schön.
Hier unsere Top 10-Bemerknisse:
- Flüsse in Städten sind ja grundsätzlich großartig. Durch Amiens fließt die Somme inklusive mehrerer Nebenarme. Ganz besonders im alten Weber- und Färber-Viertel Saint-Leu kann man stundenlang bummeln, ohne sich länger als drei Minuten vom Wasser zu entfernen. Abends an der Somme zu sitzen und einen Crozes-Hermitage zu trinken, in den Sonnenuntergang zu blinzeln und den kulturbegeisterten Briten am Nachbartisch sowie den über sie lästernden Bedienungen zuzuhören – großartig.
- Ganz besonders wundervoll in Amiens sind die Hortillonages, eine Sumpflandschaft direkt angrenzend an die Altstadt. Früher nutzten Gemüsebauern die besonders fruchtbare Landschaft, heute sind nur noch sieben Profis übrig, die restlichen Grundstücke werden von Privatleuten genutzt und mal mehr, mal weniger prächtig gepflegt. Alle Grunstücke sind nur übers Wasser erreichbar und es ist erstaunlich, was Menschen alles übers Wasser auf ihre Grundstücke bringen, um es dort schön zu haben. Man kann sich in kleinen, elektrisch betriebenen, nicht-wasser-verschmutzenden, keine-Wellen-produzierenden-und-dadurch-die-Grundstücke-schonenden kleinen Booten durch das Kanalsystem schippern lassen und erfährt vom Bootsführer sowie den fröhlich hinüberrufenden Anwohnern viel über Land und Leute.
- In Frankreich sind nicht nur die Märkte großartig. Auch im Hotel ist es ganz selbstverständlich, dass fair gehandleter Kaffee und Tee ausgeschenkt werden, dass die Frühstückseier von freilaufenden Hühnern stammen, dass Obst saisonal angeboten wird und sowohl die Käse- und Wurstplatte als auch die süßen Gebäckstücke sowie ein großer Teil der Marmaladen aus der direkten Nachbarschaft stammen. Das wird nur im Kleingedruckten erwähnt und nicht groß als Werbe-Thema genutzt. <3 <3 <3
- Im Pub, in dem wir 2010 die Zusammenfassung des Argentinienspiels, das wir vorher im Autoradio mit französischem Kommentar gehört hatten, angesehen haben, also in diesem Pub direkt hinter der Kathedrale prangt noch immer ein Fußballhut auf der Zapfanlage. Highlights aus aktuellen Bundesligaspielen werden da auch übertragen. Allerdings hat außer uns niemand auf den Bildschirm gesehen. Und wir auch nicht besonders lange (der Ausblick aus dem Fenster ist einfach zu großartig 🙂 )
- Auch in Amiens gibt es einen Belfried. Und großartige Uhren. Und andere nette Bauwerke. Da die Innenstadt klein ist, findet man sie quasi alle, wenn man sich ein Wochenende lang zu Fuß durch die Stadt treiben lässt. Wehe Füße kann man wunderbar bei einem Bierchen ausruhen lassen…
- … oder im Sommer an einem „Stadtstrand“, an dem es zwar keinen Strand gibt, dafür aber eine Wiese, Springbrunnen, Liegestühle und Sonnenschirmchen, die schon von weitem zum Ausruhen einladen.
- Wer in der wirklich wundervollen Kathedrale von Amiens zum Fotografieren die Stufen der Altarinsel erklimmt, wird von einer resoluten ehrenamtlichen Aufpasserin am Ohrläppchen (AM OHRLÄPPCHEN !!!einself!!) heruntergezogen und in mehreren Sprachen darüber belehrt, dass das nicht erwünscht ist. Keine Angst, das haben wir nicht selbst getestet, der ältere asiatische Herr hatte aber für den Rest der Besichtigung ein ziemlich rotes Ohr.
- Wir haben in der Kathedrale nicht nur die Maßregelung eines Touristen sehen müssen, sondern auch zwei Typen beim Vögeln erwischt. Genauer gesagt zwei Tauben, die sich auf dem Kopf der ziemlich furchtbaren Barockstatue über der ebenso furchtbar-barocken Kanzel fröhlich der Zeugung neuer Täubchen hingaben. Das Foto zeigt die Triebtäter einige Sekunden später beim Harmlos-Tun.
- Wer beim Gehen des Labyrinths in der Kathedrale mogelt, kommt einem einige Schritte später in die falsche Richtung laufend entgegen. Brettspieler wissen: Mogeln lohnt sich eben nicht. 🙂
- Die Kathedrale ist der Hammer. Und das aktuelle „son et lumières“ auch. Aber dazu ein andermal mehr. Hach.
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