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AquaSphere von Stefan Feld

Ein Spiel, in dem das Wort „Aqua“ im Titel vorkommt, kann mir ja im Prinzip gar nicht missfallen. Andererseits ist Le Havre bei mir glatt durchgefallen. Aber das Spiel sah sowohl eingepackt als auch aufgebaut so klasse aus, dass ich dachte, das könnte mir wirklich gefallen. Dachte ich also und (nur noch mittelgroße Überraschung), das ist auch so. Auch wenn AquaSphere ein klassisches Stefan-Feld-Spiel ist und man eigentlich immer viel zu viel zu tun oder zu entscheiden hat, beziehungsweise schnell feststellt, dass man deutlich zu wenig Spielzüge für viel zu viele wirklich verlockende Optionen hat. Aber das ist bei Ausflügen ans Wasser ja genauso. Wobei es hier natürlich in keiner Weise um einen entspannten Ausflug geht, sondern darum, in einer Unterwasserforschungsstation auf dem Meeresboden zum Chef im Ring zu werden.

Spielplan des Brettspiels AquaSphere von Stefan Feld, erschienen bei Hall Games und PegasusWobei ihr „Ring“ durchaus wörtlich nehmen dürft, denn die Plättchen, aus denen wir die Station zusammensetzen, sind rund und sehen großartig aus. Und ich empfinde Ästethik bei Brettspielen ja durchaus als relevantes Detail. Also versuchen wir als Forscher in der hübsch eingerichteten Unterwasserstation, eine neu entdeckte Sorte von Kristallen zu bergen, zu analysieren und quasi „nebenbei“ noch ein bischen Grundlagenforschung zu betreiben. Das Ganze unter großem Zeitdruck, weil wir die Station nur für die begrenzet Zeit von vier Runden benutzen dürfen.

Immerhin können wir die schicke neue Generation von Wissenschaftsbots benutzen, nur programmieren müssen wir sie selbst. Dazu haben wir einen Ingenieur zur Verfügung, der ihnen in der Zentrale verschiedene Aufgaben zuweist. Gleichzeitig bestimmt unsere zweite Spielfigur, der Wissenschaftler, durch Herumlaufen in den verschiedenen Sektoren der Forschungsabteilung, in welchem Bereich der Station die Bots arbeiten sollen.

Gleich zu Beginn wird es kompliziert, denn in der Zentrale muss man wichtige Entscheidungen treffen, die in der jeweiligen Runde prägend sind. Der Ingenieur kann nur einen Teil der jeweiligen Aufgaben erreichen, je nachdem, wohin er anfangs abbiegt. Und auch der Wissenschaftler kann nicht einfach überall herumlaufen, das Durchqueren der Sektoren kostet Zeitplättchen und die sind nicht unbegrenzt vorhanden. Zwar kann man den Vorrat wieder auffüllen, indem man einen programmierten Bot zurücknimmt, aber will man das wirklich? Entscheidungen über Entscheidungen.

Ein bisschen schade finde ich es ja, dass man zwar schöne Holz-U-Boote bauen, dann aber nicht damit herumfahren kann. Wenn man sie früh baut, sind sie billiger, bringen aber deutlich weniger Punkte ein. Und schon wieder muss man Entscheidungen treffen… Nicht die kleinste davon ist die Antwort auf die Frage, wo man seine Bots zum Einsatz bringt. Denn arbeiten dort schon sieben andere, müssen beim Platzieren des neuen Bots alle bis auf einen in die Ladestationen zurück, unter Umständen auch welche von mir, was Punkte kosten kann. Das mit dem Entscheiden hört einfach nicht auf. Und natürlich brauchen wir auch noch Forschungskarten und Kristalle und Zeitmarker und Laborausbauten, die möglichst verschiedene Buchstaben enthalten und sinnvoll angelegt werden sollten.

Als wäre das alles nicht schon Aufgabe genug, kommen uns noch Oktopoden in die Quere, die die Sektoren unserer Forschungsstation verstopfen und die wir entfernen müssen. Das gibt immerhin Punkte, sorgt aber auch dafür, dass wir weniger Kristalle bergen und Daten erheben können.  Wenn wir die gar nicht mal so freundlichen Besucher aber in Frieden andocken lassen, machen sie unter Umständen unseren ganzen Erfolg zunichte. Hatte ich schon erwähnt, dass man hier ständig schwerwiegende Entscheidungen treffen muss?

Beim ersten Mal ist das ganz schön herausfordernd, aber natürlich will man das Spiel danach immer wieder auf dem Tisch haben. Allein schon, um beim nächsten Mal alles viel besser zu machen, neue Strategien auszuprobieren, die Bedeutung des Glückfaktors, der durch die Forschungskarten und die Laborausbauten entsteht, besser auszuloten oder einfach, um die fröhlichen Bots durch die schöne Station zu jagen. Klasse Sache!

PS: Seit Neustem haben wir auch den Stefan-Feld-Klassiker Luna hier im Hause. Das fühlt sich ganz ähnlich an, nur dass es eben keinen Glücksfaktor gibt. Fand ich das Glückselement durch die Karten bei Aquasphere anfangs überflüssig, muss ich jetzt sagen, dass es doch einen wesentlichen Aspekt beiträgt. Wobei die Grafik bei Luna schon auch einfach großartig ist. Ihr seht schon, davon werdet ihr noch mehr zu lesen kriegen 🙂