Als wir im Sommer in Brest waren (zum ersten Mal seit ich weiß nicht wie vielen Jahren), habe ich nicht danach gesucht. Und sie trotzdem gefunden. Die Gedenkplakette an das Geburtshaus von Henri Queffélec. Henri Wer?
Ihr könnt ein kleines bisschen was über den französischen Schriftsteller, dem mein Herz ganz besonders gehört, in der deutschen Wikipedia nachlesen. Und wer französisch kann, findet noch einiges mehr in der französischen Version. Eine Werkübersicht und viele spannende Links zum Thema (alle französisch) findet ihr bei der Librairie maritime. Aber um biographische Dateils soll es hier gar nicht gehen.
Ich entdeckte Henri Queffélec mehr oder weniger zufällig, als ich nach einem Thema für meine Magisterarbeit suchte – die ich dann über „littérature et spiritualité dans l’oeuvre de Henri Queffélec“ (Literatur und Spiritualität am Beispiel des Werks von Henri Queffélec) geschrieben habe. Gleich der erste Roman, den ich las, hat mich in seinen Bann gezogen. In Tempête sur Douarnenez geht es natürlich um die Liebe zwischen Louis, dem durch Leid und Krieg hart gewordenen Matrosen, und Maria, die in einer der Fabriken am Hafen Sardinen in Konserven füllt. Das alles vor der Kulisse des Kommunistennestes Douarnenez mit viel Lokalkollorit und vor Ort recherchierten Details. Vor allem aber geht es um das Meer. Um Leben und Tod. Die Natur und den Menschen. In vielen seiner Bücher. Vermutlich in fast allen. Am Ende waren es über 80 und ich habe nicht alle gelesen. Einige davon schrieb er vor allem, um seine Familie in den Nachkriegsjahren zu ernähren, hat seine Tochter Anne Queffelec mir einmal erzählt.
Ihr merkt schon, ich bin damals wirklich tief ins Thema eingetaucht. Habe vor Ort recherchiert und dabei viele faszinierende Geschichten über ihn gehört und beeindruckende Menschen kennengelernt. Einer der Höhepunkte war eine Begegnung mit seiner Tochter Anne beim Salon du livre insulaire auf Ouessant im Sommer 2002.
Aber zurück zu Henri Queffélec und seinen Werken. Ich habe viele gelesen und mochte sie alle. In Frankreich sind sie mehrfach mit renommierten Preisen ausgezeichnet worden. Leider sind sie in Deutschland so gut wie unbekannt. Allein Un recteur de l’île de Sein ist übersetzt worden. Es trägt den Titel des Films, der auf Grundlage des Buches erschien: Gott braucht die Menschen und spielt auf der Insel, der mein Blog seinen Namen verdankt, und die ich bei der Recherche für meine Arbeit entdeckt habe.
Lange waren seine Bücher nur noch antiquarisch zu bekommen. In den vergangenen Jahren ist aber das eine oder andere neu aufgelegt worden. Wenn ihr also in Frankreich seid, haltet Ausschau nach Un royaume sous la mer, Un homme d’Ouessant, Un feu s’allume sur la mer, Solitudes, Je te salue vieil océan, … Ihr könnt die eigentlich alle lesen, wenn ihr die Nebenwirkung in Form eines unheilbaren Bretagne-Virus (den ich allerdings schon vorher hatte) einkalkuliert.
Warum ich euch das gerade heute erzähle? Ein Bekannter hat beim Aufräumen vor einem Umzug einige Bücher über den großen Keff (wie seine Freunde ihn nannten) gefunden und mir zugeschickt. Da der Herbst grau und das Sofa einladend ist, lese ich mich zurzeit wieder durch stapelweise französische Schätzchen und schwelge in wunderbar erzählten Geschichten und schönen Erinnerungen.