Vor ein paar Tagen habe ich eine alte Freundin getroffen. Also nicht im Sinne von alt an Jahren, sondern im Sinne von: Wir kennen uns schon eine halbe Ewigkeit. Haben zusammen studiert, zusammen gelernt, uns gegenseitig abgehört und das Bibliothekspersonal wahnsinnig gemacht. Wir haben stundenlang gefrühstückt, gelacht und geweint, uns miteinander gefreut und füreinander aufgeregt. Wir haben uns gemeinsam engagiert, an langen Abenden entdeckt, dass Partys in der Küche am besten sind und an verschneiten Wochenenden im Schwarzwald sowohl den Schnee als auch heißen Tee genossen. Wir haben stundenlang telefoniert und nächtelang gequatscht. Was man eben so macht, wenn man jung ist und Freundschaft schließt.
Was mir bei unserem (wirklich wunderbaren, aber das muss ich vermutlich gar nicht betonen, das merkt ihr auch so, nicht?) Treffen wieder einmal klar geworden ist, ist die Tatsache, dass alte Freunde nicht zu ersetzen sind. Natürlich haben wir dort, wo das Leben uns hinverschlagen hat, längst neue Freundschaften geschlossen. Menschen kennengelernt, die uns ans Herz gewachsen sind und mit denen unseren Alltag teilen. Bei denen wir unser Herz ausschütten oder heiß diskutieren können. Die aus unseren Leben nicht mehr wegzudenken sind.
Aber mit alten Freunden ist es trotz allem irgendwie anders. Die Umarmung zur Begrüßung fühlt sich anders an, fester, länger, vertrauter. Auch die Gespräche sind irgendwie verschieden, vielleicht nicht so, dass es von außen auf den ersten Blick zu sehen wäre, aber fühlbar. Liegt das nur daran, dass wir uns seltener sehen und die Treffen besonders genießen? Dass wir in die kurzen Momente so viel wie möglich hineinstecken wollen, wie es uns möglich ist? Daran, dass wir besondere Erwartungen haben? Ich glaube an nichts davon. So seltsam es klingt, vermute ich, es liegt an der Zeit. Der gemeinsam verbrachten, aber auch einfach an der vergangenen Zeit; an all den Momenten, in denen wir herumgelaufen und aneinander gedacht, in denen wir an verschiedenen Orten gelebt und trotzdem immer aneinander festgehalten haben.
Wenn ich alte Freundinnen und Freunde treffe, geht es (zumindest meistens) nicht um „Weißt du noch?“. Und auch nicht darum, alles „nachzuholen“, was im eigenen Leben und dem der anderen passiert ist und was in den Telefonaten zwischendurch, auf Facebook und Co. nicht gesagt worden ist. Das funktioniert natürlich nie. Aber darum geht es auch gar nicht. Freunde können irgendwo anknüpfen und finden von überallher zueinander. Manchmal reicht ein halber Satz, ein Augenzwinkern, ein ersticktes Kichern oder eine verlängerte Atempause und die andere weiß, was gemeint ist. Manches, was ich wochen- oder gar monatelang ungelöst durchdacht hatte, ist mir in solchen Gesprächen plötzlich klargeworden. Erzähle ich die Dinge anders, wenn mein Gegenüber die Vorgeschichte nicht nur kennt, sondern selbst miterlebt hat? Inspiriert mich das ganz anders verlaufende Leben der Freunde zu neuen Gedanken? Keine Ahnung, aber solche Momente haben für mich immer eine ganz besondere Magie.
Langer Rede kurzer Sinn: Freundschaften machen das Leben bunt und dabei spielt es keine Rolle, wie nah man beieinander wohnt oder wie oft man sich sieht.
An mein Herz, ihr alle, die ihr wisst, dass ihr gemeint seid. Alle. <3 <3 <3