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Reiner Knizia: Durch die Wüste

Dass ich gerne verreise, ist ja bekannt. Daher sollte ein Spiel, das einen auf eine Reise mitnimmt, eigentlich total mein Ding sein. Trotzdem habe ich einige Anläufe gebraucht, um mit Durch die Wüste von Reiner Knizia warm zu werden. Das darf man in diesem Hause gar nicht so laut sagen, denn der Lieblingsmensch ist ein ziemlicher Knizia-Fan und findet, dass der Herr Doktor Spieleentwickler im Grunde nichts falsch machen kann. Wahrscheinlich lag es also an mir, dass ich zunächst die Karawanen-Bauerei nur so mittel spannend fand.Spielplan von Durch die Wüste mit mehreren Karawanen bei einem Vier-Spieler-Spiel

Kamelreiter und Karawanen in der gar nicht so öden Wüste

Der Spielplan ist eine Wüste, in der es einige kleine Oasen (dargestellt von grünen Palmen) und deutlich mehr verschieden wertvolle Wasserlöcher gibt. Wir Spieler verfügen über fünf unterschiedlich-farbige Kamele, auf denen je ein Reiter in unserer Spielerfarbe thront. Diese verteilen wir anfangs nacheinander möglichst sinnvoll in der Wüste auf dem Spielplan. Dabei dürfen wir zwar direkt neben Wasserlöchern starten, aber nicht direkt unter einer Palme und auch nicht direkt neben einem Kamel der gleichen Farbe nur mit einem anderen Reiter darauf.

Kamelreiter verschiedener Farbe auf dem Spielbrett von Durch die Wüste von Reiner Knizia

Nach dem Einsetzen der Kamele können wir bei jedem Zug zwei Kamele wählen, die wir einer oder mehreren unserer Karawanen hinzufügen. Besetzen wir dabei ein Feld, das direkt an eine Oase angrenzt, bekommen wir ein Oasenplättchen, das fünf Punkte wert ist. Das Gleiche gilt für Wasserlöcher. Platzieren wir ein Kamel darauf, bekommen wir das dort liegende Plättchen und die darauf abgebildete Punktzahl, also einen, zwei oder drei Punkte. Natürlich kann man versuchen, möglichst viele Plättchen einzuheimsen und versuchen, den anderen Karawanenanführern den Weg zu Oasen und Wasserlöchern abzuschneiden.

Gebietskämpfe ganz ohne Gewaltanwendung

Gewinnen kann man mit dieser Strategie allein jedoch nicht. Denn richtig viele Punkte bekommt, wer es schafft, ein Gebiet auf dem Spielbrett mit einer seiner Karawanen vollständig zu umschließen. Dabei kann man sowohl den Rand des Spielbretts als  auch ein kleines Gebirge in der Planmitte zur Hilfe nehmen. Jedes leere Feld in der Mitte des umschlossenen Gebietes ergibt einen Punkt. Zusätzlich bekommt der entsprechende Karawanenführer alle im Gebiet liegenden Wasserloch-Plättchen und damit deren Punkte.

Kamelreiter vor Oasenplättchen im Spiel "Durch die Wüste" von Reiner KniziaAußerdem bekommt man für jede Kamelfarbe, in der man die längste Karawane gebildet hat, auch zehn Punkte (bei Gleichstand bekommt jeder nur fünf).  Zu viert muss man da gut aufpassen, um den Überblick zu behalten und rechtzeitig die Mehrheit bei mindestens einer, besser zwei Farben zu sichern.

Das mit dem Überblick wird leider durch das Spielmaterial deutlich erschwert. Denn die Kamele sind extrem zuckerwattefarben pastellig. Das führt dazu, dass man je nach Beleuchtung zum Beispiel grün mintgrün und blau kaugummipastellgrünblau kaum auseinander halten kann.

In der Eingewöhnungsphase nicht abschrecken lassen

Hinzu kommt, dass die Knizia’schen Taktiktipps in der Regel nur teilweise bei der ersten Orientierung helfen. Da wird zum Beispiel gesagt, man solle sich in der Einsetzphase möglichst großzügig über den Spielplan verteilt aufstellen. Das kann helfen, muss es aber nicht. Vor allem dann nicht, wenn alle Spieler sich an diesen Tipp halten.Spielplan von "Durch die Wüste" von Reiner Knizia bei einem Spiel mit drei Spielern

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Es dauert also ein wenig, bis man sich einen Überblick über die verschiedenen Taktiken und ihre Wirksamkeit gebildet und sich an die kleinen, zuckrigen Kamelchen und den intensiv senfgelben Wüstenspielplan (wir haben die alte Kosmos-Ausgabe, nicht die etwas orientierungsfreundlichere Fantasy-Flight-Neuauflage, that’s why) gewöhnt hat. Davon solltet ihr euch aber nicht abschrecken lassen, denn nach einer Anlaufphase von mehreren Spielen kann Durch die Wüste deutlich aufholen und wandert langsam aber sicher in die Liste der Immer-wieder-spiel-Spiele.

Und: Spielt das Spiel durchaus zu viert. Spielt man zu zweit oder zu dritt, nutzt man nur einen Teil des Spielplans, was bei der Orientierung hilft, aber auch die Taktikvarianten etwas einschränkt. Trotz des etwas chaotischen Kamelwirrwarrs auf dem Spielplan macht die Vier-Spieler-Variante mir zumindest am meisten Spaß.

Spielen mit Gesang: Circus Flohcati von Reiner Knizia

Um es gleich vorwegzunehmen: Circus Flohcati (noch so ein Klassiker von Reiner Knizia) ist bei uns ein absoluter Renner.Spielszene aus Circus Flohcati von Reiner Knizia

Ein Spiel mit fröhlichen, bunten kleinen Flöhen, bei dem man sogar singen darf: Klingt nach dem perfekten Aufwärmspiel für unsere Spielerunde mit Kindern. Und ist genau das.

Kleine Kartenauslage bei Circus FlohcatiDie Regeln sind einfach erklärt: Karten gut mischen (unbedingt!) und auf einen Stapel legen. Wer dran ist, kann entscheiden, ob er eine Karte vom Stapel aufdeckt, oder eine bereits ausliegende Karte nimmt. Man kann so lange aufdecken, bis man eine Karte nehmen möchte.

Eine Einschränkung gibt es allerdings: Wer eine Karte aufdeckt, deren Farbe bereits ausliegt, muss diese letzte Karte auf den Ablagestapel legen und geht leider leer aus.

Es gibt die Karten mit den Ziffern 0 bis 7 in jeweils zehn verschiedenen Farben. Gespielt wird, bis der Kartenstapel aufgebraucht ist, oder ein Spieler mindesten je eine Karte jeder Farbe auf der Hand hat und ablegt. Gewertet wird dann jeweils die höchste Zahl einer Farbe, die man auf der Hand hat.

Zusätzlich kann man bei jedem Zug einen Drilling aus drei gleichen Zahlen ablegen, der jeweils 10 Punkte zählt. Eine gute Möglichkeit, niedrige Karten aus dem eigenen Flohzirkus loszuwerden und doch noch einige Punkte dafür zu ergattern. Auch wer mit zehn Farben das Spiel beendet bekommt dafür zusätzlich 10 Punkte.

Aktionskarten zur Freude allerAbgelegte Dreierprächen bei Circus Flohcati

Der besondere Clou bei Circus Flohcati sind Aktionskarten, die das Spiel kurz unterbrechen. Sie ermöglichen es, bei einem beliebigen Gegner eine Karte zu ziehen oder aber von einem Gegner eine Karte zu fordern (die dieser dann allerdings selbst aussuchen darf).

Unsere Lieblingskarte ist die große Circus-Flohcati-Parade. Unter lautem Absingen des weltbekannten Zirkusliedes werden so lange Karten aufgedeckt, bis eine Farbe zweimal ausliegt. Die letzte Karte (die mit der doppelten Farbe), kommt auf den Ablagestapel. Die-  oder derjenige, der die Aktion ausgelöst hat, darf sich eine Karte aus der – im besten Fall vielfältigen – Kartenparade aussuchen.

Kleines Spiel, großer Spaß

Der kleine Flohzirkus ist also schnell erklärt und fast ebenso schnell gespielt. Wenn man eine sangesfreudige Runde beisammen hat, die strategisch geübt ist und trotzdem die Schnelligkeit des Spiels zu schätzen weiß, wird es nicht bei einer Runde bleiben.

Bei uns gefällt das nicht nur den Kindern, auch die Großen sind immer eifrig dabei und wünschen sich die hüpfenden Zirkus-Stars immer wieder auf den Tisch. Leider ist das Spiel vergriffen. Aber wenn ihr es irgendwo gebraucht bekommen könnt, lohnt es sich, zuzuschlagen. Große Empfehlung!circus flohcati gewinnerdeck

Durch die Wüste: Pastellkamele und Oasen

Morgen geht sie los, die Spiel ’15 in Essen. Juhu. Natürlich muss man sich ordentlich vorbereiten. Mit pastellfarbenen Lasttieren in fernen Landen zum Beispiel. Spielfeld von "Durch die Wüste" mit vielen bunten Kamelfiguren platziert

Stellt euch vor, ihr befehligt eine Truppe wagemutiger Kamelreiter, die Karawanen durch die Wüste führen. Ihr könnt bestimmen, wie viele Kamele zu ihrer Karawane gehören und welchem Reiter ihr zutraut, ein ganzes Gebiet zu erobern, die dortigen Wasserstellen in Besitz zu nehmen. Klingt gut? Dann solltet ihr euch Durch die Wüste mal ansehen. Der Lieblingsmensch hat das Spiel meinen Eltern abgeschwatzt, aber gar nicht mal wegen der niedlichen (leider pastellfarbenen und bei trübem Wetter nicht unbedingt gut voneinander zu unterscheidenden) Kamele, sondern wegen des Autors. Denn das lustige Karawanen-Wüstenrennspiel ist von – Trommelwirbel – Reiner Knizia.

Was quasi gleichbedeutend ist mit: Kann gar nicht schlecht sein. Ist es auch nicht. Doch um es gleich vorweg zu nehmen: Die Meinungen gehen in unserer (erweiterten) Spielrunde doch deutlich auseinander. Von „wundervoll-großartig“ über „macht Spaß“ bis zu „als etwas längerer Absacker ganz nett“ war alles dabei.Rosa Kamelfigur mit blauem Reiter auf dem sandfarbenen Spielplan von "Durch die Wüste"

Zunächst setzt jeder Spieler nach und nach seine Kamele mit Reiter ein. Dazu muss man wissen, dass es sechs unterschiedliche Kamelfarben gibt und jeder zunächst ein Kamel jeder Farbe mit einem Reiter in seiner Spielerfarbe bestücken darf. Die sehen sehr nett aus und die Reiter halten auch das gesamte Spiel über auf den Kamelen. Das macht die gewöhnungsbedürftigen Farben deutlich aushaltbarer.

Dabei ist es wichtig, sich gleich von Beginn an Gedanken über den besten Startplatz für die zu bildende Karawane machen, denn bei dem einen, berittenen Kamel, soll es ja nicht bleiben. Gut sind Startplätze, die weder zu nah am Rand noch zu weit von einer Oase entfernt sind. Zudem sollten die Anführer der Karawanen möglichst nahe an möglichst hochwertigen Wasserstellen stehen und nicht zu nah am gleichfarbigen Konkurrenten der Gegner. Allerdings kann nach einigen Partien auch genau die gegenteilige Strategie zum Erfolg führen, wenn es einem gelingt, die gegnerischen Handelskarawanen klein und von den Wasserstellen fernzuhalten.

Viel zu denken also. Da es jedoch gerade zu Beginn des Spiels immer mehrere gute Optionen gibt, versinkt man nicht so schnell im Grübeln. Das wird mehr, wenn es darum geht, in jeder Folgerunde zwei farbige Kamele auszuwählen und diese der jeweils passenden Karawane hinzuzufügen. Ich kann also beispielsweise zwei gelbe Kamele nehmen und sie zu meinem Reiter auf dem gelben Kamel stellen. Erreiche ich dadurch eine Palme (Zeichen für eine Oase) oder eine Wasserstelle, bekomme ich Punkte. Würde ich dadurch aber ein Feld neben der gelben Karawane eines Gegners belegen, muss ich mir einen anderen Standort aussuchen oder gleich eine andere Karawane ausbauen. Wer es schafft, mit seinen Kamelen ein Gebiet auf dem Spielplan so abzugrenzen, dass kein anderer mehr dort Tierchen aufstellen kann, bekommt für jedes freie Feld im Gebiet weitere Punkte.Detailaufnahme einiger Kamele mir Reiter neben Palmen und Oasenplättchen

Das alles ist ganz unterhaltsam, da langfristige strategische Pläne oft von den Mitspielern durchkreuzt werden, man mit etwas Glück und guter Taktik jedoch trotzdem noch eine ganze Menge Punkte einheimsen kann. Auch ist die Spieldauer mit 30 bis 40 Minuten (bei zwei bis vier Spielern, mit fünfen dauert es vermutlich wegen der Grübelgefahr etwas länger) gut gewählt.

Trotzdem kommt bei mir kein dauerhaftes Glücksgefühl auf, da die Mischung aus Strategie (beim Positionieren der Kamele am Anfang), Taktik (bei den späteren Zügen) und Glück (Oasen und Wasserstellen werden zufällig auf dem Brett verteilt) fast schon zu gut ausgewogen ist. Mit einer Runde aus erfahrenen Spielern bleibt (zu) wenig Spielraum für Überraschungs-Coups.

Durch die bis auf die Farben der Kamele extrem gelungene Gestaltung, die gut formulierte Regel und die leichte Erlernbarkeit ist Durch die Wüste jedoch durchaus ein gelungener Absacker, der so schnell nicht wieder aus unserem Spieleregal verschwinden wird.