Viceroy

Pyramide aus Karten in vier Ebenen beim Spiel "Viceroy"Bei der Spielemesse in Essen im vergangenen Jahr haben wir es gespielt und waren begeistert. Und so wurde Viceroy mein erstes Kickstarter-Projekt. Letzte Woche ist es endlich angekommen. Juhu 🙂

Natürlich haben wir es gleich auf den Tisch gebracht. Und ich mag es noch immer. Von Mayday, dem Verlag, der das Spiel in der englischen Ausgabe herausgebracht und es über Kickstarter finanziert hat, bin ich allerdings weniger begeistert. Viel zu lange hat es gedauert, bis der Verantwortliche zugab, dass der anvisierte Auslieferungstermin im März nicht zu halten war.

Während auf Facebook und im Verlagsnewsletter noch Jubelmeldungen von nahenden Fertigstellungsterminen vermeldet wurden, war – wie sich später herausstellte – hinter den Kulissen längst klar, dass die Produktion von Russland nach China verlegt werden musste. Das chinesische Neujahrsfest, aufwändige Grafikarbeiten fĂĽr die Zusatzmaterialien fĂĽr die Kickstarter-Backer und vollkommen sinnlose Sonderaktionen wie das Beilegen von PlastiktĂĽtchen, die fĂĽr das Spielmaterial viel zu klein sind, verzögerten das Projekt zusätzlich. Wer Lust hat, kann den gesamten „SpaĂź“ in den Kommentarspalten durchlesen. So gut wie die Kommunikation in der Geldsammelphase lief, so schlecht war sie danach. Aber immerhin kam das Spiel heil und vollständig bei uns an. Daher: Vorhang auf fĂĽr den Vizekönig.

Bei Viceroy baut man Pyramiden aus Karten. FĂĽr den Erwerb der Karten und deren Einbauen in die Pyramide muss man in Diamanten bezahlen. Klingt einfach, aber dann wird es auch schon kompliziert:Zwei Pyramiden und die Spielermatte mit den Karten fĂĽr die Auktion von Viceroy auf einem Tisch

Manche Karten bringen „Dauer-Diamanten“ mit, mit denen man beim Auslegen weniger bezahlen muss, andere geben einem Vorteile in Form von kleinen Chips mit verschiedenen Symbolen, die in der richtigen Kombination am Ende des Spiels Punkte bringen können.Bei der Kickstarter-Edition sind zusätzlich zu den Papp-Chips mit Diamanten kleine, sehr nette Plastik-Diamanten dabei. Auch die Playmat – also die Unterlage fĂĽr die Karten bei den Versteigerungsrunden, den Rundenzähler und die verschiedenen Kartenstapel – ist ein Kickstarter-Extra. Doch auch ohne diese Zusätze lässt sich Viceroy ganz hervorragend spielen. Man mĂĽsste die Karten nicht einmal sleeven, da sie eine recht gute Qualität haben. Damit wir möglichst lange SpaĂź daran haben, haben wir die Karten trotzdem in HĂĽllen gesteckt. Doch zurĂĽck zum Spiel und den Kartenoptionen.

Einige Karten geben direkt Siegpunkte, andere ermöglichen es, eine oder mehrere Karten nachzuziehen, wieder andere geben einem die Chance, zusätzliche Edelsteine auszusuchen und in den eigenen Vorrat zu legen. Und dann gibt es noch die Auftragskarten, die man kostenlos einbauen darf und die in der Regel mehrere Vorteile bieten, von denen man sich einen aussuchen kann.Diamanten hinter dem Spieler-Schirm, der bei Viceroy das Ausspionieren des Gegners verhindern soll

Um die Karten zu bekommen, muss man sie ersteigern. Im Spiel zu zweit ist das nicht der allerspannendste Moment. Da jedoch auch hier Absprachen und Bluffs möglich sind und man in diesen Spielphasen auch die zuvor erspielten Plättchen mit Schwert hinterhältig-meuchelnd zum Einsatz bringen darf, sind die Versteigerungen auch keine reine Zeitverschwendung. Mit mehreren Spielern kann es bei den Auktionen richtig rund gehen. Doch niemand geht leer aus. Wer keine Karte abkriegt, bekommt wenigstens für die nächste Runde eine bessere Ausstattung in Form von zusätzlichen Diamanten.

Die kann man jedoch auch beim Auslegen von Karten – also beim Erweitern der eigenen Pyramide – wieder auf den Kopf hauen. Denn je nachdem, auf welche Ebene der Pyramide man eine Karte anlegt, desto mehr Diamanten muss man abgeben. Allerdings steigern sich auch die Erlöse, die die Karten bringen, je nachdem, wo man sie in die Pyramide einbaut.Beginn einer Viceroy-Pyramide mit einer Karte in der zweiten Reihe

Hat man am Ende darauf geachtet, die Karten so zusammenzulegen, dass die farbigen Ecken sich zu gleichfarbigen Kreisen ergänzen, gibt es Punkte. Auch Sets von drei verschiedenen Symbolen, Bonus-Chips, Siegpunkte-Plättchen und Wertungsboni auf den Auftragskarten können das eigene Punktekonto ganz schön füllen. Allerdings kann ein fieser Mitspieler mit einem bis zum Schluss aufgesparten Schwert einige Punkte auch wieder vernichten.

Das klingt kompliziert, wird aber mit jedem Spiel übersichtlicher. Die Karten sind in Fantasy-Manier, sehr detailreich und liebevoll gestaltet. Auch die Schutzschirme, mit denen die Spieler ihren aktuellen Diamanten- und Schwerter-Vorrat vor neugierigen Blicken verbergen, das Regelheft und sogar die vier Seiten des Kartons und das Inlay sind mit wirklich gelungenen Grafiken gestaltet. Da die Schutzschirme auf der Innenseite zudem eine Übersicht über die wichtigsten Regeln und Punkteoptionen enthalten, muss man zwischendurch nicht umständlich im Regelheft blättern.Auktionskarten und Siegpunkte-Chips von "Viceroy"

Es gibt viele verschiedene Strategien, die zu Siegpunkten und am Ende zum Sieg führen können, daher wird das Spiel auch nach mehreren Partien nicht langweilig. Da es so viele verschiedene Möglichkeiten gibt, Punkte zu sammeln, ist es während des gesamten Spielverlaufs schwierig abzusehen, wer am Ende die Nase vorne haben wird. Soll man also in einer Runde gezielt nichts bauen, um in der nächsten Runde die Konkurrenz mit gezieltem Kartenersteigern und massenhaftem Bauen in die Defensive treiben? Soll man schnell in die Höhe bauen, um hohe Boni einzusammeln oder ist es besser, direkt zu Beginn eine breite Pyramidenbasis zu legen, die man dann langsam nach oben und zur Seite erweitert? Wann gilt es, auf dem Diamantenmarkt zuzuschlagen, um nicht mit den letzten Resten vorlieb nehmen zu müssen?Playerscreen von "Viceroy" mit dem Motiv "Dame mit dem Drachen"

Fragen über Fragen, deren Beantwortung beim Steigern und Bauen, beim Grübeln und Überrumpeln und beim Betrachten der fröhlichen (wenn auch etwas martialischen) Märchenfiguren einfach großen Spaß bereitet.

Heidelberger hat ĂĽbrigens auch eine deutsche Ausgabe angekĂĽndigt. Lohnt sich bestimmt.

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