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Glücksmoment mit Hund

Ich bin bekennende Pendlerin. Bahnfahren erspart mir das Aufregen über unfreundliche Autofahrer, nerviges Im-Stau-Stehen, nicht-enden-wollende Parkplatzsuche und das Ärgern über den Spritpreis. Natürlich nervt das Bahnfahren manchmal ziemlich. Mir wegen „unbestimmter Verspätung“, wegen Stellwerksstörungen, dem Wetter oder „Verzögerungen im Betriebsablauf“ die Füße in den Bauch zu stehen, ist auch mit netter Begleitung nur so mittelgroßartig. Und „Saunakuscheln“ am frühen Morgen wird auch in 100 Jahren nicht mein Ding. Aber manchmal, manchmal gibt es diese besonderen Momente. Diese Augenblicke, in denen alles andere vergessen ist. Die ein Lächeln aufs Gesicht und in die Seele zaubern. Augenblicke wie vor ein paar Tagen in der Straßenbahn.

Ich steige ein und zwei süße Zwillingsmädchen mit rosa-gestreiften Mützen lächeln mir freudig entgegen. Hinter dem Doppelbuggy lehnt eine kleine Frau mit müden Gesicht und tiefen Augenringen an einer der Haltestangen und blinzelt angestrengt auf die beiden herab. Plötzlich bekommt sie einen wachen, besorgten Ausdruck im Gesicht. Auch um mich rum verändert sich die Stimmung spürbar. Ich drehe mich um und sehe, wie eine junge Frau mit einem riesigen schwarzen Hund in die Bahn steigt. Alle Umstehenden rücken ein wenig zur Seite, versuchen, irgendwie Abstand zwischen sich und das fast hüfthohe Vieh zu bekommen. Es wird ganz still.

Bis auf ein fröhliches Quietschen. Und dann strecken zwei kleine Zopfmädchen vier rosagestreifte Arme aus und sagen über das ganze Gesicht strahlend: Wauwau. Sie kichern fröhlich vor sich und und machen sich ganz lang, um den Hund zu streicheln. Der hat sich mittlerweile brav hingelegt und reckt den Zwillingen neugierig die Schnautze entgegen. So lange, bis sich die haarige Hundenase und die tastenden Mädchenfingerspitzen berühren.

Die Stimmung in der Bahn entspannt sich sofort. Die Magie des Moments verbreitet sich noch schneller als zuvor die Anspannung. Die Hundebesitzerin, die vorher ausschließlich auf ihr schwarzes Fellbündel und den Boden gesehen hatte, sieht sich überrascht um. Die müde Mutter lächelt so, dass sie wieder etwas Farbe ins Gesicht bekommt. Die Fahrgäste um uns herum nehmen ihre Gespräche wieder auf. Zwei Stationen weiter steht der Hund auf und trabt neben seinem Frauchen aus der Bahn. Die beiden Mädchen winken ihm begeistert nach.

Heute morgen habe ich in der Straßenbahn einen älteren Herrn mit einem Hund gesehen. Zwar nicht schwarz, eher undefinierbar gelb-braun, aber ziemlich riesig. Ich habe sowohl den Hund als auch das Herrchen so selig angelächelt, dass beide etwas verwirrt zurückguckten. Wenn die wüssten… 😉