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Freitag, der 13.

Katzenrelief auf einem ZaunWann wenn nicht heute, einem Freitag, dem 13., könnte ich über eine Outdoor-Ausstellung schreiben, die wir im Urlaub gesehen haben? Da ging es nämlich – ganz genau – um Aberglaube. Darum, welche Aberglauben es gibt, wo sie herkommen und wie man sie möglichst plakativ darstellen kann. Mitten in Boulogne-sur-mer, zwischen Belfried und Rathaus, ist die kleine Aktion aufgebaut. Malerisch drapiert zwischen bunt blühenden Blumen.

Das gibt es jedes Jahr – einen improvisierten Garten mitten in der Stadt. Dieses Jahr schon zum – genau, 13. Mal.

Das mit der schwarzen Katze von links kennen wir ja alle. Dass aber auch Eulen gefährlich werden können, und dass es den armen Uhus und Käutzchen, die zu nah an Häuser herankamen, oft schlecht erging und man sie zur Abwehr der von ihnen angeblich angekündigten Unglücke mit ausgebreiteten Flügeln an das Hoftor nagelte, das wusste ich bisher nicht.Künstliche Eule an einer Gartenhütte

Natürlich gibt es auch die Glücksbringer und Schutzpflanzen: vierblättrigen Klee, Haselsträucher, Maiglöckchen, Knoblauch. Und Bommeln, die roten von den Matrosenmützen. Die zu streicheln oder – noch besser – als Trophäe zu erbeuten, bringt Glück, Reichtum und Gesundheit.Maiglöckchen aus Email

In Frankreich gibt es natürlich bergeweise Aberglauben rund ums Essen: 13 Menschen am Tisch, das soll nicht sein, auch gekreuzte Messer bringen Unglück. Brot darf nicht aufrecht auf dem Tisch liegen (weil so früher das Brot für den Henker gekennzeichnet wurde), man darf kein Salz verstreuen, …

Babywiegen dürfen nicht mit dem Kopf nach Norden stehen, Spiegel dürfen nicht zerbrechen und Regenschirme darf man nicht im Haus öffnen. Wobei letzteres durchaus einen ernsten Hintergrund hat, denn die ersten Schirme waren so schwer und sperrig und ihr Gestänge so spitz, dass es regelmäßig zu schweren Unfällen kam, wenn man sie in der Nähe anderer Menschen aufspannte, und in Häusern sind natürlich häufiger Menschen in der Nähe, denen man ganz ungeplant ein Auge ausstechen kann…

 

Natürlich haben wir den kleinen Ausstellungsgarten am Ende durch eines der Tore verlassen, an denen die Hufeisen richtig herum (mit der Öffnung  nach oben, um das Glück aufzufangen) hingen, man kann ja nie wissen… 🙂

 

Grande marée im September: Coeff 111

Wir sind wieder zurück aus dem diesjährigen Bretagne-Urlaub. Daher bekommt ihr hier in den nächsten Tagen immer mal wieder ein paar Neuentdeckungen und alte Lieben aus dem Nordfinistère zu sehen und zu lesen. Los geht’s mit dem Meer. Logisch.

Grande marée ist in der Bretagne immer ein besonderes Highlight. Während der besonders großen Ebbe sieht man viele Fußfischer und während der besonders hohen Flut genießen dutzende Spaziergänger das Wasser, das bis zu den Spazierwegen reicht oder die Wellen, die sich an Steinen und Hafenmauern spektakulär brechen.Hohe Wellen im bretonischen Ort Kerlouan

Eines der besonders guten Dinge an einem Bretagne-Urlaub zum Vollmond im September ist die Tatsache, dass man am zweitgrößten Hochwasser des Jahres teilhaben kann. Dabei dreht sich alles um den Gezeitenkalender und darum, die richtigen Uhrzeiten für die passenden Aktivitäten abzupassen. Nicht, dass man auf dem Spaziergang zur Île Vierge oder beim Sammeln von Muscheln und Krebsen vom zurückfließenden Wasser überrascht wird.Hohe Wellen bei Grande marrée in Kerlouan an der Côte des légendesWellen brechen sich an einem Felsen und spriten meterhoch

Wir gehören zwar nicht zu den pêcheurs à pied, haben aber bei langen Wanderungen am überdurchschnittlich großen Strand, bei Pausen mit Logenblick auf das zurückfließende und mit Macht steigende Wasser und bei nachmittäglichen und abendlichen Spaziergängen auf den Felsen und Dünen das besondere Naturschauspiel voll ausgekostet.Naturhafen bei Brignogan Plage bei HochwasserStrand bei Meneham im Finistère bei Flut

Wasser steht im natürlichen Überlaufbecken der Digue in KerlouanIn diesem Jahr war Hochwasser kurz vor Sonnenuntergang und kurz vor Sonnenaufgang. Schöööön.Sonnenuntergang am Strand von Meneham in Kerlouan bei Flut

Krieg! Aber gerecht.

Die ersten wärmenden Sonnenstrahlen bringen die Blumen zum Blühen, die Vögel zum Singen und machen ganze Horden von Nachbarskindern zu Kriegern, Wasserschlachtkriegern. Aus allen Richtungen kommen sie, bewaffnet mit kleinen und größeren Spritzpistolen, es wird genau ausgemacht, an welchen Wasserhähnen man nachladen und wo man vor Angriffen geschützt verschnaufen kann. Und dann geht es los – Feuer aus allen Rohren. In unserem Garten finden sich die ersten Flüchtlinge ein: Die Nachbarskatzen verschwinden unter der Hecke und dem großen Rosmarinstrauch und schnurren leise, weil wir sie nicht nass machen wollen 🙂

Nach der ersten Runde Wasserschlacht sind die Katzen trocken, aber die Mitglieder der einen Wasserschlachtpartei schon ziemlich nass. Mit einem Tempotaschentuch als Ersatz für eine weiße Fahne winken die Kleinen und bitten um eine Friedensverhandlung. Hauptargumente der Unterlegenen: „Das ist total ungerecht. Ihr seid mehr, bei euch sind mehr große Kinder und ihr habt die besseren Waffen mit größeren Tanks.“

Nach einigem Hin und Her werden die Mannschaften neu gemischt und die Waffen so lange getauscht, bis beide Gruppen etwa gleich stark sind. Kurz bevor die Sonne hinter dem Vorgebirge untergeht, sind alle nass. Und glücklich. Lachend verabreden sie sich zur nächsten Schlacht. Dann aber gleich gerecht.