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SoPi, das neue 9. Arrondissement

Katja Flinzner von mehrsprachig handeln veranstaltet eine Frankreich-Blogparade rund um Croissant, Carrefour, Carte Bleue. Wer darf da nicht fehlen? La blogueuse la plus francophile de tout le promontoire (googelt das, ihr Englandfans 😉 )

Wer an Frankreich denkt, denkt natürlich an Paris. Nicht nur, weil westlich davon nur noch Kühe und Atlantik sein sollen (Ich habe jede Menge Gegenbeweise!), sondern weil…. Paris eben Paris ist.

In den letzten Jahren hat sich dort ein Viertel ganz besonders gewandelt: das 9. Arrondissement. Rund um und südlich der Place Pigalle gelegen ist es vor allem als Rotlichtviertel bekannt geworden. Und auch heute noch strahlt das Moulin Rouge weit über das Viertel. Bei unseren Parisbesuchen in den letzten Jahren haben der Lieblingsreisebegleiter und ich im Süden des „Neunten“ eine ganz neue Welt entdeckt: Tagsüber haben wir in den kleinen Gässchen zwischen der Rue Saint Georges und der Rue des Martyrs junge Väter und Mütter gesehen, die Kinderwägen schieben oder kleine, nörgelnde Steppkes von einem Schaufenster mit Kinderspielzeug wegziehen. Hippe „Irgendwas-mit-Medien“-Typen verbringen ihre Mittagspause in der Rose Bakery, und weibliche Musikfans steuern zielstrebig die Räume des feministischen Musikladens Gals Rock  in der Rue Henri Monnier an, um sich die neuesten Indietrends empfehlen zu lassen. Bei einem erneuten Bummel kurz vor Feierabend sahen wir eine lange Schlange vor Delmontel mit seinen großartigen Macarons und allen Arten von herrlich dekorierten Gourmandises. Man zahlt zwar Apothekenpreise, aber die bohémiens bourgeois (kurz: bobos), die hier wohnen, können sich das leisten. SoPi, South Pigalle, nennen die neuen Bewohner ihr Quartier.

Mit diesem Wandel hat sich die Ecke unterhalb von Montmartre allerdings nicht zum ersten Mal neu erfunden. Im 19. Jahrhundert war das Quartier um die Place Pigalle Hochburg der Künstler. Hinter den hohen Steinmauern verbargen sich zahlreiche Ateliers, unter anderem von Renoir und Toulouse-Lautrec, dessen Bilder von Montmartre um die Welt gingen. Auf die Maler folgte die Halbwelt mit Opiumbars und den berühmt-berüchtigten „maisons closes“, von denen heute nur noch eine Ausstellung im Musée de l’érotimse zeugt. Nach ihrem Verbot Ende der 1940-er Jahren wurden sie von Stundenhotels abgelöst, in deren Schatten Erotikkinos, Striptease-Bars und Co. die Straßen bevölkerten, bis Pigalle in den 1990-er Jahren als Hochburg für Touristen und Taschendiebe galt.

Inzwischen prägen zahlreiche neue Ladengeschäfte die Straßen. Hier bekommt man, was das Herz begehrt: selbstgenähte Plüschtiere, Pinsel, Farben und anderen Künstlerbedarf, unkonventionelle Lampenschirme, Gitarren und Schlagzeuge, südfranzösische Olivenöle, selbstgekochte Marmeladen, Diabetiker-Cupcakes oder herrlich duftende „baguettes traditionelles“ (im Biosupermarkt Causses in der Rue Notre Dame de Lorette). Natürlich dürfen kleine Obst- und Gemüsehändler ebenso wenig fehlen wie gemütliche Cafés (bei Odette et Aimé in der Rue de Maubeuge laden bunte Stühle zum draußen Sitzen ein) und klassische Brasseries (viele Besucher aus der Nachbarschaft, eine gute Weinauswahl und leckere Käseplatten gibt es in der Brasserie A la Place Saint Georges). Dazwischen zeugen bunt bemalte Hinterhof-Bolzplätze, reformpädagogische Kitas und Maklerbüros vom neuen, gentrifizierten Leben in SoPi.

Wer den Abend bei einfacher aber vorzüglicher französischer Küche ausklingen lassen will, dem sei das Caffè Jadis empfohlen. Der Patron kauft seine Zutaten auf dem Markt und beim Metzger um die Ecke. Wenn er dabei Lamm ergattern konnte, sollte man unbedingt die „Souris d’agneau aux épices douces d’Orient“ probieren. Wer zum zweiten Service kommt (so gegen 20 Uhr), dem erzählt der chef de cuisine zum Dessert gerne den neuesten Klatsch oder gibt Tipps für den Einkaufsbummel.

Mehr gute Adressen in Paris empfehlen übrigens Paris Mieux Mieux, Kat und TheHipParisBlog.

Bonne promenade!

 

Meine Lieblingstasse

Premierenfieber! Denn dies ist meine erste Blogparade. Stefan Evertz sammelt Geschichten von Lieblingstassen. Wenn das nicht zu mir passt, was dann? 🙂

Ich habe zwar eine Lieblingsteetasse für lange Herbst- und Winterabende, eine Lieblingsfrühstückstasse und eine für den traditionellen Kaffee nach der ersten Strategierunde beim Spieleabend. Mein absoluter Favoit ist aber – wie könnte es anders sein – meine blaue Bolée.

Blaue Bolée de Cidre mit andersfarbigen Cidretassen und einer Flasche Cidre.Bolées sind traditionelles bretonisches Geschirr, Es gibt sie mit und ohne Henkel und man trinkt klassischerweise Cidre daraus.

Ich mag es sehr, an den ersten warmen Frühlingsabenden draußen zu sitzen und meinen Lieblingscidre daraus zu schlürfen, sie eignet sich aber auch als Teetasse oder Wasserglasersatz. Die Bolée fühlt sich in den Händen und im Mund wunderbar erden an und der breite Rand sorgt für ein besonders intensives Geschmackerlebnis beim Trinken.

Auf euer Wohl – Yec’hed mad!