Archiv der Kategorie: Bretagne

Spazierwege an der Küste: Aber Benoît und Lannilis

Und gleich noch ein Rückblick auf die Ferien: Dank des schönen Spätsommerwetters waren wir besonders viel draußen unterwegs. Und haben dabei viele neue Wege ausprobiert.

Direkt neben der Côte des légendes gibt es den schönen Küstenabschnitt, an dem die drei Abers in den Atlantik münden: die Côte des Abers mit dem Aber Wrac’h, dem Aber Ildut und dem Aber Benoît.Blick auf einen kleinen Naturhafen am Aber Benoît bei Lannilis

Alle drei haben große Mündungsdeltas, die bei Ebbe bis weit ins Land hinein austrocknen. Ria heißen diese Flächen hier. Die Landschaften rund um die Abers verändert sich mit den Gezeiten und bietet wunderbare Spazierwege mit ständig neuen Ausblicken. Mal steht man vor Gras- und Algenlandschaften mit tiefen, gewellten Furchen, ein paar Ecken weiter dann wieder vor kleinen Naturhäfen, in denen bunte Boote aus den Wellen schaukeln.Aber Benoît im Nordfinistère in der Bretagne

Nähert man sich der Küste, fällt der Blick immer wieder auf den Phare de l’Île Vierge und seinen beeindruckenden Steinturm. Blickt man ins Landesinnere, sind Hügel, Wälder, weite Felder und einzeln gelegene Bauernhöfe zu sehen.

Wir waren in diesem Jahr zum ersten Mal rund um den Aber Benoît unterwegs und was soll ich sagen: Schön. Sehr schön.Blick auf das Mündungsdelta des Aber Benoît in der Bretagne

Aber Benoît zwichen Ploudalmézeau und Lannilis im FinistèreZum Abschluss sind wir durch den Ortskern von Lannilis gebummelt und haben bei der Maison du Boulanger wirklich leckeres Brot gekauft.Kirchturm von Lannilis

Auch ein Besuch in der Kirche von Lannilis ist beeindruckend. Neben dem hohen Kirchenschiff und der einen oder anderen schönen Heiligenstatue haben uns vor allem die in die Säulen gehauenen Verzierungen und das Lichtspiel der Fenster gefallen. <3 Bunte Farbenspiele auf dem Fußboden der Kirche von Lannilis

 

Grande marée im September: Coeff 111

Wir sind wieder zurück aus dem diesjährigen Bretagne-Urlaub. Daher bekommt ihr hier in den nächsten Tagen immer mal wieder ein paar Neuentdeckungen und alte Lieben aus dem Nordfinistère zu sehen und zu lesen. Los geht’s mit dem Meer. Logisch.

Grande marée ist in der Bretagne immer ein besonderes Highlight. Während der besonders großen Ebbe sieht man viele Fußfischer und während der besonders hohen Flut genießen dutzende Spaziergänger das Wasser, das bis zu den Spazierwegen reicht oder die Wellen, die sich an Steinen und Hafenmauern spektakulär brechen.Hohe Wellen im bretonischen Ort Kerlouan

Eines der besonders guten Dinge an einem Bretagne-Urlaub zum Vollmond im September ist die Tatsache, dass man am zweitgrößten Hochwasser des Jahres teilhaben kann. Dabei dreht sich alles um den Gezeitenkalender und darum, die richtigen Uhrzeiten für die passenden Aktivitäten abzupassen. Nicht, dass man auf dem Spaziergang zur Île Vierge oder beim Sammeln von Muscheln und Krebsen vom zurückfließenden Wasser überrascht wird.Hohe Wellen bei Grande marrée in Kerlouan an der Côte des légendesWellen brechen sich an einem Felsen und spriten meterhoch

Wir gehören zwar nicht zu den pêcheurs à pied, haben aber bei langen Wanderungen am überdurchschnittlich großen Strand, bei Pausen mit Logenblick auf das zurückfließende und mit Macht steigende Wasser und bei nachmittäglichen und abendlichen Spaziergängen auf den Felsen und Dünen das besondere Naturschauspiel voll ausgekostet.Naturhafen bei Brignogan Plage bei HochwasserStrand bei Meneham im Finistère bei Flut

Wasser steht im natürlichen Überlaufbecken der Digue in KerlouanIn diesem Jahr war Hochwasser kurz vor Sonnenuntergang und kurz vor Sonnenaufgang. Schöööön.Sonnenuntergang am Strand von Meneham in Kerlouan bei Flut

Lieblingsinsel: Ile de Sein

Blick auf die gesamte Breite der Ile de Sein vom Boot ausKann es wirklich sein, dass ich noch keinen  eigenen Beitrag zur Île de Sein hier geschrieben habe? Dabei müssten hier eigentlich dutzende stehen. Denn diese Insel habe ich ganz besonders in mein Herz geschlossen. Fragt mich nicht, warum, aber irgendwie war das von Anfang an die ganz große Liebe. Obwohl unsere Beziehung ja nicht sooo gut anfing…

Den ersten Blick auf die Insel hat das Wetter mir verwehrt. Da war ich endlich einmal an der Pointe du Raz und was ist? Regen. Dichter, fies-stacheliger Regen (aber was für ein wundervoller Tag).

ile-de-sein-von-pointe-du-van-aus-gesehen

Beim zweiten Mal habe ich es dann direkt gewagt, auf die Insel meiner Träume zu fahren. Doch auch hier: Kein netter Empfang. Orkanböen mit Windstärke 9. Nach einer Nacht im TGV, einer abenteuerlichen Busfahrt (der Fahrer war nicht viel wacher als seine verschlafenen Fahrgäste) und einer guten Stunde Wartezeit im Wind kam eine winzige Fähre, auf der man natürlich nicht draußen sitzen durfte (Mademoiselle, c’est trop dangereux). Drinnen fand mein Magen das aber nur so mittelspaßig. Und nach dem fünften oder so Wellenkamm mit anschließender Talfahrt war es dann mit dem Spaß komplett vorbei. Zumindest bei mir. Meine Mitfahrer – alles gestandene Insulaner – waren dafür umso amüsierter. Und ich konnte gleich eine neue Redewendung lernen: Elle n’a pas le pied marin.

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Und trotzdem habe ich alles an der Reise und der Insel geliebt. Ich bleib eine Woche, mitten im Herbst und als einzige Touristin, die so lange blieb und die Einheimischen fanden mich wohl noch spannender als ich sie. Nach drei Tagen kannte ich zumindest eine ganze Menge Leute und wurde sogar vom Bürgermeister empfangen. Der hatte Henri Queffélec persönlich gekannt und erzählte mir die eine oder andere Erinnerung und Anekdote.

ile-de-sein-vom-boot-aus

ile-de-sein-kirche

Beim Thema (wahre) Anekdoten darf natürlich die Geschichte nicht fehlen, die Sein berühmt gemacht hat: Als Charles de Gaulle am 18. Juni 1940 seinen berühmten Aufruf zum Widerstand über die Äther der BBC verbreiten ließ, fiel seine Rede auf der kleinen Insel, deren Bewohner man gemeinhin für üble Strandräuber und ansonsten für hinterwäldlerisch und bettelarm hielt – auf dieser Insel am Ende der Welt stieß der Appell de Gaules auf jeden Fall auf besonders fruchtbaren Boden. Alle „wehrfähigen“ Männer der Insel – die meisten von ihnen Fischer – setzten nach England über und schlossen sich den Forces Françaises Libres an. Anfangs machten sie bis zu einem Viertel der Seestreitkräfte aus. De Gaulle soll bei einem Begrüßungsrundgang alle Neuankömmlinge gefragt haben, woher sie denn stammten. Als die Männer von Sein ankamen, soll er gesagt haben, er wisse ja, dass die Insel größer sei als ihr Ruf. Aber er habe nicht gewusst, dass sie ein Viertel Frankreichs umfasse. Ein Denkmal erinnert an den Mut der Sénans.

ile-de-sein-kriegerdenkmal

Zwischendurch spazierte ich über die Insel, saß am Strand und zwischen den Felsen mit Büchern und tauchte ein in das Thema meiner Magisterarbeit. Vor allem aber entdeckte ich meinen Lieblingsort am Leuchtturm Nebelhorn, das dieser Seite ihren Namen gegeben hat: Ar Gueveur.  <3 <3 <3

Ich habe ihn im tosenden Sturm gesehen, während die Wellen sich meterhoch daran brachen. Und bei strahlendem Sonnenschein und einer „mer d’huile“, einem ganz ruhigen Meer. Dann kann man um ihn herum klettern und auf der Meerseite sitzen, aufs Wasser schauen, lesen, arbeiten oder einfach nur glücklich sein.

Ja, ja, ist ja schon gut, ihr bekommt Ar Gueveur hier und jetzt in ausufernder Größe zu sehen 🙂

Nebelhorn Ar Gueveur auf der Ile de Sein

Vor einiger Zeit habe ich den Lieblingsmenschen auch nach Sein geschleppt. Bei ruhigem Wasser und praller Sonne übrigens. Er konnte gar nicht glauben, dass man bei der Überfahrt seekrank werden könnte. Pfff.

ile-se-sein-ueberfahrt-segelboote

ile-se-sein-ueberfahrt-historisches-segelboot

Obwohl eine heftige Algenplage mit dem entsprechenden Geruch Gestank alles versuchte, um uns von unserer Liebe zu dem kleinen Eiland abzubringen, haben wir den Tag auf dem Inselchen sehr genossen. Und herausgefunden, dass man in der Mulde hinter Ar Gueveur auch wunderbar zu zweit sitzen, den Wellen lauschen und rundum glücklich sein kann.

ile-de-sein-ausblick-aus-lieblingsmulde

In der Raz de Sein, die man durchquert, um auf die Insel zu kommen, soll es eine Delfinschule geben. Bilder zeugen davon, dass die fröhlichen Tümmler gerne mal die eine oder andere Fähre begleiten oder am Hafen von Sein die Bewohner und Touristen erfreuen. Auch andernorts in der Bretagne gibt es immer wieder Delfinbesuch. Nur wir haben noch keinen gesehen. Scheint so, als müssten wir einfach noch öfter nach Sein hinüberschippern. Man kann sich durchaus schlimmere Schicksale denken. Hach.

ile-de-sein-kapelle

Abseits der ausgetretenen Pfade: Saint-Philibert

Es gibt Tage, da brauche ich eine kleine Dosis Meerträumerei. Und heute nehme ich euch mit.

Neulich habe ich euch (und mich) ja nach Sainte-Anne-d’Auray entführt. Quasi um die Ecke, aber etwas abseits der Hauptrouten liegt das Städtchen Saint-Philibert. Wie fast überall gibt es eine kleine, charmante Granitkirche, einen Leuchtturm, einen Dolmen und eine Wassermühle. Alles sehr hübsch, aber nichts Außergewöhnliches. Trotzdem fanden der Lieblingsmensch und ich den Ort super-charmant.

Sonnenuntergang in Saint-Philibert im Morbihan in der Bretagne

Es gibt dort einen wunderschönen Spazierweg um den Dorfkern herum, mit einem kleinen, halb zugewachsenen Teich, einer baumbestandenen Allee, die besonders im frühen Abendlicht so richtig romantisch wirkt, einen auslandenden Sandstrand und einen wunderbaren Blick auf den Golfe du Morbihan.

Teich mit büschen und Sträuchern umwachsen in Saint-Philibert

Allee im Abendsonnenschein

Sandstrand von Saint-Philibert am Abend

Angler am ansonsten leeren Strand

Abends kann man unterhalb des Leuchtturms sitzen, den Sonnenuntergang genießen und Wasserskiern, Möwen und Flugenten zusehen. <3

Sonnenuntergang am Golfe du Morbihan in Saint-Philibert

Von der Abendsonne beleuchtete Flugenten

Sainte-Anne-d’Auray: Von Legenden, Bauwerken und Blumenpracht

Wallfahrtskirche von Sainte-Anne-d'Auray im Süden der Bretagne

Jesus ist ja eigentlich Bretone. Glaubt ihr nicht? Die Bretonen (naja, einige zumindest) glauben das durchaus. Sagt zumindest eine der vielen Legenden um die heilige Anna, die Schutzpatronin der Bretagne. Demnach war die heilige Anna eine Bretonin durch und durch.

Weil ihr Mann, der heilige Joachim, in der Sagen der Bretonen ein kinderhassender Griesgram gewesen sein soll, suchte Anna ihr Heil in der Flucht und gelangte auf abenteuerliche Weise, bei der eine ganze Horde Engel ihre Finger Flügel im Spiel gehabt haben sollen, ins heilige Land. Dort gebar ihre Tochter Maria dann Jesus – der Rest ist bekannt. Weniger bekannt ist allerdings, dass die heilige Anna im Alter Heimweh bekam, so dass Engel sie in die Bretagne zurücktrugen.

Kreuzgang des Karmeliterklosters in Sainte-Anne-d'Auray

Dass die heilige Anna in der Bretagne so sehr verehrt wird, hat natürlich auch mit der letzten Herzogin der Bretagne, Anne de Bretagne zu tun. Die war und ist hochverehrt und nutzte natürlich den katholischen Annenkult (der durchaus deutlich ältere Wurzeln hat) auch für ihre Zwecke bzw. macht ihn nochmals populärer.

Wallfahrtskirche und Blumenwiesen

Warum ich euch das erzähle? Weil sich in Sainte-Anne-d’Auray im bretonischen Morbihan alles um die heilige Anna dreht. Im frühen 17. Jahrhundert soll die Großmutter Jesu dort einem Bauern erschienen sein und ihm so glaubhaft versichert haben, dass sie genau dort verehrt werden wolle, dass Pfarrer und Bischof nicht anders konnten, als dem Bau einer Kirche zuzustimmen.Seitenschiff der gothischen Kirche in Sainte-Anne-d'Auray mit Annenaltar

 

 

Annenaltar in der Basilika in Sainte-Anne-d'AurayDoch natürlich blieb es nicht bei einer Kirche. Im 17. Jahrhundert entstand ein Kloster (mit sehr schönem und vollständig erhaltenem Kreuzgang) und im 19. Jahrhundert schließlich die Basilika Sainte Anne, die heute den Ort dominiert und von außen wie innen bezaubert. Gebaut wurde außerdem eine überdimensionale, auf jeden Fall imposante, überdachte Wallfahrtstreppe.

Wallfahrtstreppe in Saint-Anne-d'Auray

Ganz besonders hübsch ist auch die Anlage rund um das Wallfahrtsensemble in Sainte-Anne-d’Auray mit herrlich bunten Blumenwiesen und dutzenden halbtrunkenen Hummeln. Sooo schön. Wenn ihr also in der Nähe seid: ein Abstecher lohnt sich.

Protipp: Der Andenkenladen neben der Basilika hat natürlich den üblichen Touristen- und Wallfahrtskram, aber durchaus geschmackvolle Geschenke. (Einige von euch wissen vermutlich, was ich meine 🙂 )

bunte Blütenwiese in Sainte-Anne-d'Auray

rosa Mohnblüte in Sainte-Anne-d'Auray

dunkle lila Blüten in Sainte-Anne-d'Auray

gelbe Blüten mit weißem Rand in Sainte-Anne-d'Auray

leuchtend gelb-orangene Blüten in Sainte-Anne-d'Auray

Ein virtueller Ausflug ans Cap Fréhel

Leuchtturm am Cap FréhelAn manchen Abenden brauche ich eine Extra-Dosis Meer, Erinnerungen an Salz in der Luft und auf der Haut, an Meeresrauschen und den Geruch von Heidekraut und Ginster. Und ihr habt Glück, denn heute teile ich ein wenig von all dem mit euch – bei einem virtuellen Ausflug ans Cap Fréhel.

Steil abfallende Klippen am Cap Fréhel in der Bretagne

Bucht am Cap Fréhel

Vom Cap Fréhel zum Fort la Latte

Die malerische und beliebte Landspitze liegt an der Côte d’Émeraude, also der Smaragd-Küste, an der Nordostküste der Bretagne. Das besondere dort sind die hohen Klippen (einige bis 70 Meter hoch), die verschiedenartigen und verschiedenfarbigen Felsen, die sensationelle Aussicht, die vielen Vögel und die wunderbare Flora in der Heidelandschaft rund um den Leuchtturm und an der Küste entlang bis zum Fort la Latte, einer stattlichen Burg aus dem 14. Jahrhundert. Davor steht übrigens ein Menhir, der der Finger des Riesen Gargantua sein soll (auch seinen Fußabdruck kann man dort bewundern – eine Wanderung oder ein Abstecher lohnen sich also nicht nur für Ex-Romanistikstudentinnen (Rabelais lässt grüßen 🙂 ).

Blick vom Cap Fréhel auf das Fort la Latte im Hintergrund

Ich kann stundenlang um das Cap herumspazieren und mich vom Wind, der dort meist in großen Mengen zu haben ist, so richtig durchpusten lassen. Im Sommer gibt es oft eine frische Brise, die den Duft von Ginster und anderen wunderbaren Mitgliedern der Heideflora über die Felsen trägt. Ein echter Lieblingsort. Viel Spaß beim Mitschwelgen. #Hach

Schieferfelsen am Cap Fréhel

rote Blüte am Cap Fréhelgrüner Blütenstand am Cap Fréhel im Nordosten der Bretagneweiß-gelbe Blüten am Cap Fréhel in der BretagneFelsen mit gelb-orangenen Flechten am Cap FréhelGelbe Fruchstände einer Blüte in der Küstenlandschaft am Cap FréhelHeidelandschaft an der bretonischen Nordküste in der Nähe des Cap FréhelGinsterblüte vom Stechginster unterhalb des Leuchtturms am Cap FréhelMarkierungsstein mit eingraviertem Anker am Cap Fréhel

Der höchste Leuchtturm Europas

Der Granitleuchtturm der Ile vierge und sein kleinerer Vorgänger im NebelGerade haben wir unseren Urlaub für den Herbst gebucht. Bretagne, wir kommen wieder. Juhu 🙂

Und – fast hättet ihr darauf wetten können – wir fahren wieder ins Nordfinistère. Warum es da so schön ist? Zum Beispiel wegen der Leuchttürme.

In Lilia, einem Ortsteil von Plougernau steht nicht nur einer der schönsten Leuchttürme, die ich kenne, sondern auch der höchste in Europa. Der Phare de l’Île vierge ist ganz aus Granit und 82,50 Meter hoch. Auf dem kleinen Inselchen, das ihm seinen Namen gab, steht auch noch sein deutlich kleinerer Vorgänger.

Man sieht den Turm von weitem, wenn es klar ist, kann man ihn sogar aus „unserer“ Bucht in Kerlouan erkennen. Auch wenn man um den Aber W’rach herumwandert, eröffnen sich immer wieder schöne Perspektiven auf den Leuchtturm. Dann wird mir immer besonders klar, welche Bedeutung die Türme hatten und haben für all die, die auf dem Meer keine andere Orientierung haben als solche Markierungszeichen.

Besonders beeindruckend ist der Phare de l’île vierge aber nicht bei purem Sonnenschein, sondern bei Nebel. Als wir zum ersten Mal dort waren, zogen dichte, dunkelgraue Nebelschwaden über das Wasser und hüllten den Turm zuerst komplett ein. Wir wanderten an der Küste entlang, vorbei an mehreren kleinen, sehr schön gelegenen Naturhäfen, an einer im Herbst nicht mehr so sehr belebten Strandpromenade, den Hügel hinauf und standen schließlich direkt gegenüber des Leuchtturms am Ufer in der Sonne und sahen – rein gar nichts.

Einige Minuten später hatte der Wind die Nebelschwaden etwas aufgelockert und die majestatätische Figur des Granitturms erhob sich vor uns. Das Spiel von Wind und Wolken, von ganzer oder teilweiser (Un-)Sichtbarkeit ist eines der schönsten Naturschauspiele, die ich in der Bretagne erlebt habe.

Der Leuchtturm in Lilia mit dem kleinen Naturhafen davorDer Phare bde l'île verge und einige Boote, die davor auf den Wellen schaukelnDer Phare de l'île vierge vom Aber w'rach aus gesehenBlick auf den Leuchtturm von Kerlouan aus, ein roter Pfeil markiert den Turm

Kapellen-Schönheiten abseits der Hauptstraße

Gerade aus dem Urlaub zurück, kommt hier schon wieder ein Urlaubstext. Diesmal einer zum Erinnern und Träumen. Und als Tipp für diejenigen unter euch, die eine Reise an eines der schönsten Enden der Welt planen (ihr wisst, wen ich meine *winkewinke*).Park von Saint Jaoua in Plouvien mit Granitkreuz

In der Bretagne gibt es ja unzählige berühmte Kirchen und Kapellen. Aber auch die weniger berühmten Bauwerke abseits der großen Touristenrouten und Hauptstraßen lohnen oft mehr als einen schnellen Blick. So gibt es zum Beispiel rund um das Städtchen Plouvien im Nordfinistère gleich mehrere kleine, aber sehr feine Kapellen.Chapelle Saint Jaoua in Plouvien

Die größte von ihnen ist die Chapelle de Saint-Jaoua. Der heilige Eremit, dem sie Standort und Namen verdankt, soll es hier mit einem wilden Büffel aufgenommen haben. Eine Tatkraft, die bis heute fortwirkt, denn dass es die Kapelle im heutigen, sehr guten Zustand gibt, verdanken wir einigen sehr engagierten Bewohnern des Städtchens, die über Jahre hinweg die Kapelle und ihre kunstvollen Schnitzereien instand gesetzt und restauriert haben.Geschnitzte Figur am Eingangsportal von Saint Jaoua in Plouvien

Leider war die Kapelle bei unserem Besuch geschlossen, doch auch der Park und die nahegelegene, sehr schöne Brunnenanlage haben den Abstecher sehr lohnenswert gemacht.Holzstatue in Plouvien an der Kapelle Saint-Jaoua

 

 

 

 

Und hier noch ein Blick in den Park, in dem irgendwer fröhliche Bilder gelegt hatte. Und natürlich auf die Brunnenanlage.Figur aus Blättern im Park der Chapelle Saint Jaoua in Plouvien, Bretagne
Brunnenanlage von Saint Jaoua in Plouviern im Nord-Finistère

Brunnen mit Heiligenfigur in PlouvienEbenfalls sehr hübsch ist Chapelle Saint Jean Balanant, quasi nur ein paar Straßenecken weiter. Sie ist viel schmuckloser als ihre Nachbarin, aber sie verfügt über einen der vielen schönen Türme aus „Granitspitze“. Außerdem gibt es eine schöne Statue von Johannes dem Täufer über dem Portal. Und ein schön instand gesetztes Brunnenhaus. Ein Abstecher und ein kleiner Spaziergang einmal um das Gelände herum lohnen sich immer.

Kirchturm aus Granit von Saint Jean Balanant in PlouvienReliefstatue von Johannes dem Täufer in Plouvien

Brunnenhaus der Kapelle Saint Jean Balanant in Plouvien in der Bretagne

Chapelle Saint-They an der Pointe du Van

Dass die Pointe du Van meine Lieblingslandspitze ist, habe ich ja diesen Sommer schon bei Hilke verraten. chapelle-saint-they-hinter-bueschen

Wenn es in einem Freundealbum die Kategorie Lieblingslandspitze gäbe, würde ich „Pointe du Van“ reinschreiben. Ihre berühmtere Nachbarin, die Pointe du Raz, ist zwar auch wunderschön, aber der Lieblingsmensch und ich haben ziemlich zeitgleich unser Herz eben an die nördliche Schwester verloren. Da ist es einfach überall großartig.Gelb blühender Ginster und Heidekraut an den Hänger der Pointe du Van

Wild gezackte Felsen an der Pointe du Van in der Bretagne

Blick auf die gezackte Küste des Finistère von der Pointe du Van aus

In diesem Jahr konnten wir die kleine Kapelle an der Bai des Trépassés zum ersten Mal von innen besichtigen. Sie ist dem heiligen They gewidmet, von dem man nicht viel mehr weiß, als dass er im 6. Jahrhundert gelebt hat. Von außen ist sie ganz schlicht.Chapelle Saint-They von außen

Nach einem Blitzeinschlag 2013 wurde der damals getroffene Glockenturm von Saint-They wieder instand gesetzt, ansonsten ist sie aber ziemlich schmucklos. Das ändert sich gewaltig, sobald man durch die kleine Tür tritt und hineingeht (Achtung, Kopf einziehen). Sobald unsere Augen sich an das schummrige Licht gewöhnt hatten, wurden sie gleich wieder von einer Farbexplosion geblendet. Denn der barocke Hauptaltar erstrahlt in knalligem mintgrün-türkis und weiß.Barocker Hauptalter der Chapelle Saint-They mit bunten Holzfiguren und einer Holzkrone in der Mitte

Auch die Holzfiguren der Seitenaltäre und die Decke sind farbenfroh. Dabei dürfen natürlich die typischen Hinweise auf die Bedeutung der Kapelle für Seeleute nicht fehlen (ein Rettungsring und ein selbstgebautes Segelschiff, dass – wie man am Gestell, auf dem es befestigt wurde, sehen kann – bei einem Pardon (einer Wallfahrt zu Ehren des Heiligen) hierhin getragen wurde.Rechter Seitenaltar der Chapelle Saint-They mit Muttergottes-Statue (in der Mitte), zwei weiteren Heiligen und einem selbstgebauten Segelboot

Linker Seitenaltar mit zwei Heiligenfiguren, einem Boot und einem modernen Rettungsring

Deutlich schlichter ist der Triumphbogen mit dem gekreuzigten Christus, vor blauer Decke mit Strahlenkranz und Putten.Triumphbogen in der Chapelle Saint-They mit gekreuzigtem Christus

Besonders charmant war der Grund für die Öffnung der Kapelle mitten in der Woche: Ein Trupp von Freiwilligen hatte sich hier getroffen, um zu putzen und kleine Restaurierungsarbeiten durchzuführen. Während auf der Empore heftig gefegt wurde, rührten zwei ältere Herren im Altarraum in aller Seelenruhe Zierkalk an und strichen damit über Teile der weißen Seitenwände, an denen eben jener mit der Zeit abgeblättert war. Ganz nebenbei hatte man typisch bretonische Musik angemacht und die Beleuchtung des Alabaster-Christus angeschaltet, so dass man diesen ausgiebig bewundern konnte.Statue des auferstandenden Christus aus Alabaster, in einer beleuchteten Glasvitrine in der Chapelle Saint-They an der Baie des Trépassés

Wie immer war es am Ende so, dass der Lieblingsmensch und ich uns gar nicht trennen wollten von unserer Lieblingslandspitze, dem Heidekraut, das gerade anfing zu blühen und dem knallig-gelben Gister, dem Blick auf die Île-de-Sein und die Raz de Sein (wieder keine Delfine in Sicht, schnüff), vom Wind in den Haaren und dem Glitzern des Meeres, das mit dem Phare de la Vieille im Hintergrund und diesmal sogar mit klarer Sicht auf Ar Men so ganz besonders intensiv ist.Blick auf die Baie des Trépassés von der Pointe du VanBlick über Heidekraut und Ginster auf die Chapelle Saint-They und den Phare de la VieilleBlick auf den Phare de la Vieille von der Pointe du Van aus - über glitzerndes Meerwasser

 

Flora am Meeresrand

Wer mich kennt, weiß, dass ich am Meer am liebsten in eine Richtung schaue, aufs Meer. Aber auch das Drumherum verdient den ein oder anderen bewundernden Blick. Denn auf den Felsen, den Dünen, den Wiesen und Hängen wächst an der Côte des légendes so einiges, was Augen, Herz und Seele erfreut. Ich bin keine Expertin, aber in „unserem“ schnuckeligen Ferienhaus gab es zum Glück Broschüren, in denen die Schätze der heimischen Flora mit Fotos abgebildet sind, so dass sogar ein Laie wie ich sie wiedererkennt.

Falls ihr mehr wisst, freue ich mich über Hinweise in den Kommentaren.Strandhafer mit Strand und Meer im Hintergrund

Strandhafer wächst in der Bretagne auf fast allen Dünen. Im Frühjahr ist er besonders auffällig und schön.Samtgras, auch Hasenschwänzchen genannt, an der Küste der Côte des légendes

Hasenschwänzchen (in unserem internen Sprachgebrauch auch Hasenpuschel) heißen die weißen Blüten des Samtgrases, die hier im Finistère zu tausenden wachsen und mir besonders gut gefallen. Im Frühjahr blühen sie sogar. Hach.Nahaufnahme des Samtgrases

Von den armeries maritimes habe ich euch ja schon erzählt. Aber weil sie so schön sind, tauchen sie natürlich auch hier wieder auf.Johanneskraut auf den Dünen vor KerlouanBüschel von "armeries maritimes

rosa Strandnelke

einzelne Strandnelke mit Hasenschwänzchen

Dieses hellgrüne Gewächs ist sehr malerisch, was es ist? Keine Ahnung. Wer weiß mehr?

bretonische-flora-gruenzeug Dieses gelb-blühende Pflänzchen wächst an unserer Lieblingsküste quasi überall. Hummeln lieben die gelben Blüten besonders. Wenn ich das richtig sehe, ist es kein Strandmohn (wie die Broschüre behauptet). Aber was ist es dann?bretonische-flora-gelbe-blueten

Stranddisteln…Stranddistel an de côte des légendes

Gibt es auch in blühend.blühende Stranddistel (die Blüte ist klein, rund und lila)

Und natürlich grünt und blüht da auch sonst so einiges. Schööööön.bretonische-flora-rosa-bluemchenGroßblättrige Grünpflanze, auf der mehrere Schnecken mit Häuschen sitzenGänseblümchen und Butterblumen auf einer Wiese

MohnblüteBüschel blühender roter Mohn mitten im Sand der Dünen der côte des légendesbretonische-flora-lila-blumegrüne Pflanze, die sich gerade gelb und rot verfärbt als BlütePflanze mit kleinen rosa-weißen Trichterblüten auf den Dünen der Côte des légendesHochgewachsenes Gras vor dem kleinen Naturhafen Kours Vihan von Kerlouan