Archiv für den Monat: August 2015

Links gegen das Schweigen V

Nicht mehr schweigen, wenn andere Hass, Vorurteile und Vorverurteilungen sagen, schreiben, rausposaunen. Doch wie reagieren und was sagen? Ein Poster der Bundeszentrale für politische Bildung hilft weiter. Ihr könnt es kostenlos bestellen. Vielleicht hilft schon das Aufhängen an der richtigen Stelle. Wenigstens euch.Tageskarte mit Aufschrift: Heute empfehlen wir Zivilcourage

Dass Deutschland verhältnismäßig wenig Flüchtlinge aufnimmt, habt ihr hoffentlich alle mittlerweile gelesen und könnt entsprechend reagieren, wenn es wieder mal heißt, wir würden ja schon so viel tun und jetzt wären mal andere dran. Dass hier auch die Bearbeitungszeiten für Asylanträge lang sind (auch wenn es besser wird) und andere europäische Länder mehr Menschen anerkennen, berichtet die Zeit.

Und noch eine oft geäußerte Floskel, die auf den ersten Blick anteilnehmend klingt, auf den zweiten aber wieder Vorbehalte, diffuse Ängste und Vorverurteilungen aufzeigt, nämlich der Hinweis, dass hier vor allem junge Männer ankommen, die ihre Familien zurücklassen. Warum das so ist und warum genau das uns besonders zu denken geben sollte, hat die Süddeutsche Zeitung beleuchtet:

„Wieso mehr erwachsene Männer als Frauen nach Europa kommen, hat verschiedene Gründe – und es sind eher nicht diejenigen, die immer wieder aus dem rechten Lager zu hören sind: Dass weniger Frauen in die EU kommen, interpretieren manche als Hinweis darauf, dass die Not gar nicht so groß sei – und es sich um Wirtschaftsflüchtlinge handele. […] So sind Männer etwa in der Regel körperlich stärker und – je nach Herkunft – häufig besser ausgebildet als Frauen. Deshalb gelten ihre Chancen als größer, eine gefährliche Reise zu überleben und am Zielort Arbeit zu finden.“

Wie es ist, wenn man mit der Hilfe ernst macht, erzählt dieser Text aus dem Tagesspiegel über eine WG, die Flüchtlinge aufgenommen hat.

Bei Journalistontheroad schließlich gibt es einen Einblick in die Lebenssituation von Flüchtlingen in Deutschland. In die von Sami zum Beispiel:

„Sami. Hat überlebt. Das darf so festgestellt werden. Denn er hockt zwei Etagen unter dem Zimmer von Abed in dem Plattenbau aus den 70-er Jahren. Sami hat das Mittelmeer überlebt. Das erste Fluchtschiff brach auseinander. Das zweite Schiff hat die türkische Küstenwache aufgebracht. Weil es mit Motorschaden im Sonnenuntergang trieb. Zuhause in Syrien wartet der Vater auf die tödliche Bombe. An Parkinson erkrankt. Fluchtunfähig.“

Und die Kuchenbäckerin explodiert so richtig. Gut so:

„Denkt ihr ernsthaft, die Ärmsten der Armen dieser Erde sitzen in ihren Baracken und tüfteln hinterfotzige Pläne aus, wie sie euch euren 58 Zoll Smart TV zecken können? Oder euren angerosteten Opel, eure Bude oder euren ach so verdammt heiligen Job? Himmelherrgott, was stimmt denn nicht mit euch? Diese Menschen haben alles verloren, die machen keine lustige Hafenrundfahrt aus Bock schön eng aneinandergedrängelt, weil’s dann umso mehr fetzt.“

Und dann gibt es da noch zwei Aktionen, die mehr als nur einen kurzen Blick lohnen. Zum einen #BloggerFuerFluechtlinge. Da könnt ihr spenden für die Flüchtlinge am LaGeSo in Berlin (und mittlerweile auch ganz Deutschland). Vor allem aber solltet ihr die Texte lesen, die dazugehören. Zum Beispiel diesen hier oder auch diesen. Und folgt den dort empfohlenen Links.

Bei Transglobal Pan Party habe ich dann ein Rezept aus dem Libanon gefunden, das zur Aktion „Deutschland is(s)t bunt“ gehört. Wenn ihr gerne kocht und backt, schaut dort vorbei.

Und falls ihr bisher nirgendwo geklickt habt, dann tut es hier und lest den Text von Georg Diez.

 

Flora am Meeresrand

Wer mich kennt, weiß, dass ich am Meer am liebsten in eine Richtung schaue, aufs Meer. Aber auch das Drumherum verdient den ein oder anderen bewundernden Blick. Denn auf den Felsen, den Dünen, den Wiesen und Hängen wächst an der Côte des légendes so einiges, was Augen, Herz und Seele erfreut. Ich bin keine Expertin, aber in „unserem“ schnuckeligen Ferienhaus gab es zum Glück Broschüren, in denen die Schätze der heimischen Flora mit Fotos abgebildet sind, so dass sogar ein Laie wie ich sie wiedererkennt.

Falls ihr mehr wisst, freue ich mich über Hinweise in den Kommentaren.Strandhafer mit Strand und Meer im Hintergrund

Strandhafer wächst in der Bretagne auf fast allen Dünen. Im Frühjahr ist er besonders auffällig und schön.Samtgras, auch Hasenschwänzchen genannt, an der Küste der Côte des légendes

Hasenschwänzchen (in unserem internen Sprachgebrauch auch Hasenpuschel) heißen die weißen Blüten des Samtgrases, die hier im Finistère zu tausenden wachsen und mir besonders gut gefallen. Im Frühjahr blühen sie sogar. Hach.Nahaufnahme des Samtgrases

Von den armeries maritimes habe ich euch ja schon erzählt. Aber weil sie so schön sind, tauchen sie natürlich auch hier wieder auf.Johanneskraut auf den Dünen vor KerlouanBüschel von "armeries maritimes

rosa Strandnelke

einzelne Strandnelke mit Hasenschwänzchen

Dieses hellgrüne Gewächs ist sehr malerisch, was es ist? Keine Ahnung. Wer weiß mehr?

bretonische-flora-gruenzeug Dieses gelb-blühende Pflänzchen wächst an unserer Lieblingsküste quasi überall. Hummeln lieben die gelben Blüten besonders. Wenn ich das richtig sehe, ist es kein Strandmohn (wie die Broschüre behauptet). Aber was ist es dann?bretonische-flora-gelbe-blueten

Stranddisteln…Stranddistel an de côte des légendes

Gibt es auch in blühend.blühende Stranddistel (die Blüte ist klein, rund und lila)

Und natürlich grünt und blüht da auch sonst so einiges. Schööööön.bretonische-flora-rosa-bluemchenGroßblättrige Grünpflanze, auf der mehrere Schnecken mit Häuschen sitzenGänseblümchen und Butterblumen auf einer Wiese

MohnblüteBüschel blühender roter Mohn mitten im Sand der Dünen der côte des légendesbretonische-flora-lila-blumegrüne Pflanze, die sich gerade gelb und rot verfärbt als BlütePflanze mit kleinen rosa-weißen Trichterblüten auf den Dünen der Côte des légendesHochgewachsenes Gras vor dem kleinen Naturhafen Kours Vihan von Kerlouan

 

 

Arschbombe und Lachmuskelkater

Seit Wochen sagt mein Buchhändler, das Buch vom Nuf sei leider nicht zu bekommen. Weg. Nicht nachlieferbar. Keine Chance. Okay, mittlerweile ist es wohl wieder zu kriegen, aber wenn man das mit dem Vorbestellen verpasst hatte, sah es zunächst wirklich nicht so aus, als könnte ich noch in einem Monat ohne r einen Blick in das legendäre Buch mit dem großartigen Titel, den wundervollen Rezensionen und den lustigen Grafiken werfen.

Aber zum Glück gab es das Gewinnspiel bei Tollabea (die lest ihr hoffentlich sowieso alle, oder? Wenn nicht: Husch husch, rüber da – und das gilt nicht nur für Eltern, wie ihr an mir ja erkennen könnt).

Und was soll ich euch sagen? Ich bin ein Glückspilz und tatatataaaaaa – hier ist es *freufreufreu*Arschbomben-Buch vom Nuf auf meinem Sofa

Natürlich habe ich es gleich geschnappt und dem Lieblingsmensch (der das Gemüse fürs Abendessen schnibbelte), zwei Kapitel vorgelesen. Den Rest müssen wir jetzt mit Lachmuskelkater und unter ständigem Prusten konsumieren. Und ja, liebe kinderhabende Freunde: Ihr kriegt das auch vorgelesen. Und wenn ich durch bin, dürft ihr auch selber lesen. Und wehe, ich seid dann nicht tiefenentspannt. Dann fängt das Ganze von vorne an. Hach, wird das schön 🙂

Viceroy

Pyramide aus Karten in vier Ebenen beim Spiel "Viceroy"Bei der Spielemesse in Essen im vergangenen Jahr haben wir es gespielt und waren begeistert. Und so wurde Viceroy mein erstes Kickstarter-Projekt. Letzte Woche ist es endlich angekommen. Juhu 🙂

Natürlich haben wir es gleich auf den Tisch gebracht. Und ich mag es noch immer. Von Mayday, dem Verlag, der das Spiel in der englischen Ausgabe herausgebracht und es über Kickstarter finanziert hat, bin ich allerdings weniger begeistert. Viel zu lange hat es gedauert, bis der Verantwortliche zugab, dass der anvisierte Auslieferungstermin im März nicht zu halten war.

Während auf Facebook und im Verlagsnewsletter noch Jubelmeldungen von nahenden Fertigstellungsterminen vermeldet wurden, war – wie sich später herausstellte – hinter den Kulissen längst klar, dass die Produktion von Russland nach China verlegt werden musste. Das chinesische Neujahrsfest, aufwändige Grafikarbeiten für die Zusatzmaterialien für die Kickstarter-Backer und vollkommen sinnlose Sonderaktionen wie das Beilegen von Plastiktütchen, die für das Spielmaterial viel zu klein sind, verzögerten das Projekt zusätzlich. Wer Lust hat, kann den gesamten „Spaß“ in den Kommentarspalten durchlesen. So gut wie die Kommunikation in der Geldsammelphase lief, so schlecht war sie danach. Aber immerhin kam das Spiel heil und vollständig bei uns an. Daher: Vorhang auf für den Vizekönig.

Bei Viceroy baut man Pyramiden aus Karten. Für den Erwerb der Karten und deren Einbauen in die Pyramide muss man in Diamanten bezahlen. Klingt einfach, aber dann wird es auch schon kompliziert:Zwei Pyramiden und die Spielermatte mit den Karten für die Auktion von Viceroy auf einem Tisch

Manche Karten bringen „Dauer-Diamanten“ mit, mit denen man beim Auslegen weniger bezahlen muss, andere geben einem Vorteile in Form von kleinen Chips mit verschiedenen Symbolen, die in der richtigen Kombination am Ende des Spiels Punkte bringen können.Bei der Kickstarter-Edition sind zusätzlich zu den Papp-Chips mit Diamanten kleine, sehr nette Plastik-Diamanten dabei. Auch die Playmat – also die Unterlage für die Karten bei den Versteigerungsrunden, den Rundenzähler und die verschiedenen Kartenstapel – ist ein Kickstarter-Extra. Doch auch ohne diese Zusätze lässt sich Viceroy ganz hervorragend spielen. Man müsste die Karten nicht einmal sleeven, da sie eine recht gute Qualität haben. Damit wir möglichst lange Spaß daran haben, haben wir die Karten trotzdem in Hüllen gesteckt. Doch zurück zum Spiel und den Kartenoptionen.

Einige Karten geben direkt Siegpunkte, andere ermöglichen es, eine oder mehrere Karten nachzuziehen, wieder andere geben einem die Chance, zusätzliche Edelsteine auszusuchen und in den eigenen Vorrat zu legen. Und dann gibt es noch die Auftragskarten, die man kostenlos einbauen darf und die in der Regel mehrere Vorteile bieten, von denen man sich einen aussuchen kann.Diamanten hinter dem Spieler-Schirm, der bei Viceroy das Ausspionieren des Gegners verhindern soll

Um die Karten zu bekommen, muss man sie ersteigern. Im Spiel zu zweit ist das nicht der allerspannendste Moment. Da jedoch auch hier Absprachen und Bluffs möglich sind und man in diesen Spielphasen auch die zuvor erspielten Plättchen mit Schwert hinterhältig-meuchelnd zum Einsatz bringen darf, sind die Versteigerungen auch keine reine Zeitverschwendung. Mit mehreren Spielern kann es bei den Auktionen richtig rund gehen. Doch niemand geht leer aus. Wer keine Karte abkriegt, bekommt wenigstens für die nächste Runde eine bessere Ausstattung in Form von zusätzlichen Diamanten.

Die kann man jedoch auch beim Auslegen von Karten – also beim Erweitern der eigenen Pyramide – wieder auf den Kopf hauen. Denn je nachdem, auf welche Ebene der Pyramide man eine Karte anlegt, desto mehr Diamanten muss man abgeben. Allerdings steigern sich auch die Erlöse, die die Karten bringen, je nachdem, wo man sie in die Pyramide einbaut.Beginn einer Viceroy-Pyramide mit einer Karte in der zweiten Reihe

Hat man am Ende darauf geachtet, die Karten so zusammenzulegen, dass die farbigen Ecken sich zu gleichfarbigen Kreisen ergänzen, gibt es Punkte. Auch Sets von drei verschiedenen Symbolen, Bonus-Chips, Siegpunkte-Plättchen und Wertungsboni auf den Auftragskarten können das eigene Punktekonto ganz schön füllen. Allerdings kann ein fieser Mitspieler mit einem bis zum Schluss aufgesparten Schwert einige Punkte auch wieder vernichten.

Das klingt kompliziert, wird aber mit jedem Spiel übersichtlicher. Die Karten sind in Fantasy-Manier, sehr detailreich und liebevoll gestaltet. Auch die Schutzschirme, mit denen die Spieler ihren aktuellen Diamanten- und Schwerter-Vorrat vor neugierigen Blicken verbergen, das Regelheft und sogar die vier Seiten des Kartons und das Inlay sind mit wirklich gelungenen Grafiken gestaltet. Da die Schutzschirme auf der Innenseite zudem eine Übersicht über die wichtigsten Regeln und Punkteoptionen enthalten, muss man zwischendurch nicht umständlich im Regelheft blättern.Auktionskarten und Siegpunkte-Chips von "Viceroy"

Es gibt viele verschiedene Strategien, die zu Siegpunkten und am Ende zum Sieg führen können, daher wird das Spiel auch nach mehreren Partien nicht langweilig. Da es so viele verschiedene Möglichkeiten gibt, Punkte zu sammeln, ist es während des gesamten Spielverlaufs schwierig abzusehen, wer am Ende die Nase vorne haben wird. Soll man also in einer Runde gezielt nichts bauen, um in der nächsten Runde die Konkurrenz mit gezieltem Kartenersteigern und massenhaftem Bauen in die Defensive treiben? Soll man schnell in die Höhe bauen, um hohe Boni einzusammeln oder ist es besser, direkt zu Beginn eine breite Pyramidenbasis zu legen, die man dann langsam nach oben und zur Seite erweitert? Wann gilt es, auf dem Diamantenmarkt zuzuschlagen, um nicht mit den letzten Resten vorlieb nehmen zu müssen?Playerscreen von "Viceroy" mit dem Motiv "Dame mit dem Drachen"

Fragen über Fragen, deren Beantwortung beim Steigern und Bauen, beim Grübeln und Überrumpeln und beim Betrachten der fröhlichen (wenn auch etwas martialischen) Märchenfiguren einfach großen Spaß bereitet.

Heidelberger hat übrigens auch eine deutsche Ausgabe angekündigt. Lohnt sich bestimmt.

Links gegen das Schweigen IV

Endlich sprechen zwei Bundesminister Klartext und erklären deutlich, dass man Gewalt gegen Flüchtlinge mit der ganzen Härte des Rechtsstaates begegnen werde. Doch wie beim ZDF-Sommerinterview der Kanzlerin sagt auch Innenminister de Maizière wieder „nur“, solche Attacken seien unseres Landes nicht würdig. Das stimmt. Aber es reicht nicht. Schon letzte Woche – vor den Straßenkämpfen in Heidenau – stellte SPON fest:

„Jeder Abgeordnete des Bundestags könnte diese Sätze wohl unterschreiben. Weil sie weit weg sind von Festlegungen in der konkreten Debatte.“

Dabei wäre gerade das jetzt gefragt: Eine konkrete Debatte. Darüber, wie wir den Hass beenden können. Wie es gelingen kann, unbegründete Angst, Hass und Gewalt als das zu entlarven, was sie sind, um zurückzufinden zu einem menschlichen Miteinander. Wie Zeichen der Menschlichkeit gesetzt werden und der Einsatz für eine friedliche, bunte, lebendige Gesellschaft unterstützt werden kann, damit immer mehr Menschen nicht schweigen, sondern aktiv zu genau solch einer Gesellschaft beitragen. Denn es hilft, dem Hass (im Netz und andernorts) etwas entgegenzusetzen, sich zu äußern, Haltung zu zeigen. Wie das gehen kann, hat Sascha Lobo in dieser Woche klar aufgezeigt. (Lest den Text und folgt auch den dort angegebenen Links, es lohnt sich). Lobo zitiert die Forschungsarbeit von Susan Benesch, die in Harvard Human Rights leert, zu „dangerous speech“:

„Susan Benesch hat aber auch untersucht, wie sich die Wirkung von Hassrede gesellschaftlich bremsen lässt, weil rein gesetzliche Maßnahmen häufig in Zensur münden – und hier wird es spannend: Benesch nennt die sinnvollen Gegenmaßnahmen „Counter Speech“, also Gegenrede. Dabei kommt es darauf an, Hass gerade nicht mit gleicher Münze zu beantworten, so emotional naheliegend das auch sein mag. […] Als konkretes Beispiel erklärt sie, wie der Amsterdamer Bürgermeister nach dem islamistischen Mord an Theo van Gogh sich deutlich gegen anti-muslimische Racheakte aussprach und sagte: „Ein Amsterdamer wurde ermordet. Kämpft mit dem Stift und wenn notwendig, vor Gericht. Aber nehmt niemals die Justiz in die eigenen Hände.“ In den Tagen nach dem Mord geschahen im ganzen Land Racheakte gegen Muslime – außer in Amsterdam.“

Doch viel zu oft passiert genau das Gegenteil. Nicht nur in der Bildzeitung.  Auch Politiker tragen durch das, was sie sagen und wie sie es sagen, dazu bei, Vorurteile zu stärken. Zum Beispiel, wenn Bayerns Innenminister Herrmann allen Ernstes fordert, dass die EU Vertragsverletzungsverfahren gegen Italien und Griechenland einleitet, weil diese der Menge von Flüchtlingen im Angesicht ihrer eigenen Lage nicht ganz alleine Herr werden und die anderen EU-Länder mit in die Pflicht nehmen wollen.

Parallel fordert Innenminister de Maizière (ja, genau der, der gerade so unangenehm unpräzise von „für unser Land unwürdig und unanständig“ redet, wenn es um Gewalt gegen Ausländer und Polizisten geht), er fordert also „unattraktivere Leistungen“ für Flüchtlinge, weniger Taschengeld, mehr Sachleistungen. Als wäre das der Grund für Menschen, alles hinter sich zu lassen und sich auf eine lebensgefährliche Flucht zu machen, weil alles besser ist als das, wovor sie weglaufen. Und als stimmten all die hasserfüllten Parolen vom Boot, das voll sei und den Kosten, die wir uns nicht leisten können. Und Angela Merkel? Schweigt. Immerhin erhebt Familienministerin Manuela Schwesig die Stimme. Es ist schade, dass sie wie eine einsame Ruferin in der Wüste erscheint, wenn sie ihren Kabinettskollegen de Maizière hart für seine Äußerungen zum Thema Taschengeld für Flüchtlinge kritisiert.

Andere Politiker sagen gar nichts. Das macht aber nichts besser. Ganz im Gegenteil.

Dabei geht es gar nicht um Schwarz-Weiß-Malerei. Es geht darum, komplexe Zusammenhänge zu beleuchten, Hintergründe zu verstehen. Der Kölner Kardinal Woelki hat den Balkan bereist, sich eine eigenes Bild gemacht und versucht, eine differenzierte Haltung nicht nur einzunehmen, sondern auch zu kommunizieren. Doch auch hier frage ich mich: Wenn er das Wort „Armutsflüchtlinge“ so schrecklich findet, wie er (durchaus glaubwürdig) sagt: Warum benutzt er es dann?

Sprache kann helfen, komplexe Zusammenhönge besser zu verstehen. Wörter, die falsche Bilder hervorrufen, die aus Vorurteilen Vorverurteilungen machen, wirken aber oft wie Nebelkerzen, die die Sicht verstellen. Daher ist es wichtig, immer wieder Fakten zu lesen und sich zu merken. Das kann helfen, wenn man die oben bereits genannte „Gegenrede“ ernstnehmen und umsetzen will. SPON vermittelt zum Beispiel Hintergründe zum Thema Balkanflüchtlinge:

„Kein Wunder also, dass neben Kriegsflüchtlingen auch Tausende Sinti und Roma nach Mitteleuropa kommen wollen. Nach Angaben des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma verlassen viele von ihnen ihre Heimat notgedrungen und gegen ihren Willen. Würden sie nicht diskriminiert, würden sie wohl bleiben. Wie sie schließlich aufgenommen werden, hängt dabei vom Land ab, in dem ihre Flucht endet: Frankreich etwa erkennt laut „Süddeutscher Zeitung“ Sinti und Roma als „gruppenspezifisch Verfolgte“ an – Deutschland nicht.“

Und auch das hilft, mir zumindest: Satire (wie hier im Migazin):

Auf die stark zunehmenden Übergriffe auf Flüchtlingsunterkünfte in Deutschland haben mehrere Balkan-Länder nun mit einer Gesetzesänderung reagiert. In Serbien, Mazedonien sowie in Bosnien und Herzegowina gilt Deutschland ab sofort nicht mehr als sogenannter „sicherer Staat“.

Zum Glück gibt es auch die kleinen Schritte, die Beispiele dafür, wie einfach es sein kann, aktiv zu werden, zu helfen. Diese ganz besonders fröhliche Aktion verdanken einige Flüchtlingskinder der Feuerwehr Osnabrück. Klasse Sache.

Deus. Platz-, Rohstoff- und Gebäude-, aber auf keinen Fall Spaßmangel

Ihr wolltet euch schon immer mal wie Götter fühlen, euer eigenes Reich bauen, mit Schiffen über die Weltmeere kreuzen und ab und an ein paar Barbaren ärgern? Dann solltet ihr euch Deus unbedingt ansehen.Spielplan von Deus mit Figuren eines Zweispielerspiels

Deus ist eine Mischung aus Karten-Legespiel, Eroberungsspiel und Zivilisationsbausimulation. Jeder Spieler versucht, sein eigenes Reich so produktiv und erfolgreich wie möglich zu gestalten. Dazu kann man Häfen und Schiffe bauen, Produktionsgebäude errichten und Rohstoffe sammeln, neue Städte bauen oder Handelswege errichten. Natürlich kann man auch seine Armeen losschicken und die Welt erkunden sowie Barbaren vernichten lassen. Als Krönung kann man natürlich Tempel bauen, mit denen man am Ende zusätzliche Siegpunkte scheffeln und hoffentlich in den Olymp aufsteigen kann.Spielplan eines Spielers bei Deus mit mehreren herausgelegten Karten

Das Ganze passiert dabei nicht nur mit Karten, die man vor sich ablegt, sondern gleichzeitig auch auf einer zweiten Ebene: einem Spielplan aus vier immer wieder neu zusammensetzbaren Teilen. Auf diesem Spielplan tummeln sich die Figuren (Schiffe, Häuser, Produktionsgebäude, Armeen, Tempel, Handelsstationen) und hier findet auch der interaktive Teil statt. Denn während man die Karten ganz für sich allein vor sich ablegt, aktiviert jede Karte eben auch eine Figur, die man auf dem Spielplan einerseits so platzieren kann, dass sie einem selbst möglichst viele Punkte bringt.Detailaufnahme von Deus-Spielplan mit vielen Figuren

Andererseits kann man aber auch versuchen, den Gegner in die Bredouille zu bringen, indem man die eigenen Figuren auf Regionen setzt, auf die der Mitspieler ein Auge geworfen hatte. Oder man schneidet einem Mitspieler den Weg ab, so dass er nicht mehr angrenzend an seine eigene Siedlung bauen und andernorts eine neue Siedlung anfangen (und drei Siegpunkte abgeben) muss.

Wer jedoch gewitzt spielt und beim Ziehen der Karten Glück hat, kann auch aus einer solch fast auswegslosen Situation noch Kapital schlagen. Denn natürlich dürfen in einem Gebiet auch mehrere (unterschiedliche) Figuren platziert werden, die – kombiniert mit den richtigen Karten – durchaus sowohl Geld als auch Rohstoffe oder gar Siegpunkte einbringen können. Und wenn man so gar keine Optionen mehr sieht, kann man auch den Göttern ein Opfer darbringen, um zu neuen Karten und anderen brauchbaren Vorteilen zu kommen.Spielplan eines weiteren Spielers bei Deus mit vielen Karten und einigen noch nicht platzierten Figuren

Anfangs ist das Spiel ein bisschen unübersichtlich, aber je besser man die Karten kennenlernt, desto besser läuft das Spiel. Dann kann man versuchen, „unbrauchbare“ Karten zu opfern, um die passenden Kombinationen zu bekommen, mit denen man quasi eine Rohstoff- und/oder Siegpunktmaschine schaffen kann. Nach und nach bekommt man auch ein Gefühl für die Wirksamkeit der verschiedenen Tempel, die man bauen kann, um bei der Endabrechnung Zusatzpunkte zu bekommen.

Da die Landkarte aus den verschiedenen Elementen jedes Mal neu zusammengesetzt wird, stellt sich beim Besiedeln der Karte, beim Plündern der Barbarendörfer oder beim Bau von Produktionsgebäuden in verschiedenen Landschaften auch bei vielen Spielen kein Gewöhnungseffekt ein. Zudem werden bei jeder Reihe, an die man eine weitere Karte anlegt, alle vorher abgelegten Karten und deren Vorteile erneut aktiviert. Kluges Bauen von Reihen ist also gefragt und kann große Vorteile bringen.

Die Mischung aus Strategie, Taktik und Glück (beim Kartenziehen) ist gut gelungen und so wird Deus von Mal zu Mal besser. Vor allem spielt es sich auch als Zweierspiel flüssig und bringt Spaß ohne Abstriche zur Mehrspielervariante. Ein neuer Favorit in unserem Spieleregal.

Bemerknisse in Amiens

Von Grünpflanzen und Blumen überwachsener Kanal im Parc Saint-Pierre in AmiensAmiens liegt ja quasi auf dem Weg, wenn wir in die Bretagne fahren. Trotzdem haben wir bisher nur einmal eine kurze Nacht dort verbracht und nicht viel von der Stadt gesehen. Zeit, das zu ändern. Also haben der Lieblingsmensch und ich ein Wochenende dort verbracht und was soll ich euch sagen: In der Picardie ist es auch schön.

Hier unsere Top 10-Bemerknisse:

  1. Flüsse in Städten sind ja grundsätzlich großartig. Durch Amiens fließt die Somme inklusive mehrerer Nebenarme. Ganz besonders im alten Weber- und Färber-Viertel Saint-Leu kann man stundenlang bummeln, ohne sich länger als drei Minuten vom Wasser zu entfernen. Abends an der Somme zu sitzen und einen Crozes-Hermitage zu trinken, in den Sonnenuntergang zu blinzeln und den kulturbegeisterten Briten am Nachbartisch sowie den über sie lästernden Bedienungen zuzuhören – großartig.
  2. Ganz besonders wundervoll in Amiens sind die Hortillonages, eine Sumpflandschaft direkt angrenzend an die Altstadt. Früher nutzten Gemüsebauern die besonders fruchtbare Landschaft, heute sind nur noch sieben Profis übrig, die restlichen Grundstücke werden von Privatleuten genutzt und mal mehr, mal weniger  prächtig gepflegt. Alle Grunstücke sind nur übers Wasser erreichbar und es ist erstaunlich, was Menschen  alles übers Wasser auf ihre Grundstücke bringen, um es dort schön zu haben. Man kann sich in kleinen, elektrisch betriebenen, nicht-wasser-verschmutzenden, keine-Wellen-produzierenden-und-dadurch-die-Grundstücke-schonenden kleinen Booten durch das Kanalsystem schippern lassen und erfährt vom Bootsführer sowie den fröhlich hinüberrufenden Anwohnern viel über Land und Leute.
    Hortillonages in Amiens - eine Landschaft aus kleinen Kanälen, Flussarmen der Somme, Sumpflandschaften, Inseln und Brücken
    Brücke über einen Seitenarm der Somme in den Hortillonages in Amiens
    amiens-hortillonages-blumen-am-kanal amiens-hortillonages-garten-blumenpracht
  3. In Frankreich sind nicht nur die Märkte großartig. Auch im Hotel ist es ganz selbstverständlich, dass fair gehandleter Kaffee und Tee ausgeschenkt werden, dass die Frühstückseier von freilaufenden Hühnern stammen, dass Obst saisonal angeboten wird und sowohl die Käse- und Wurstplatte als auch die süßen Gebäckstücke sowie ein großer Teil der Marmaladen aus der direkten Nachbarschaft stammen. Das wird nur im Kleingedruckten erwähnt und nicht groß als Werbe-Thema genutzt. <3 <3 <3
  4. Im Pub, in dem wir 2010 die Zusammenfassung des Argentinienspiels, das wir vorher im Autoradio mit französischem Kommentar gehört hatten, angesehen haben, also in diesem Pub direkt hinter der Kathedrale prangt noch immer ein Fußballhut auf der Zapfanlage. Highlights aus aktuellen Bundesligaspielen werden da auch übertragen. Allerdings hat außer uns niemand auf den Bildschirm gesehen. Und wir auch nicht besonders lange (der Ausblick aus dem Fenster ist einfach zu großartig 🙂 )
  5. Auch in Amiens gibt es einen Belfried. Und großartige Uhren. Und andere nette Bauwerke. Da die Innenstadt klein ist, findet man sie quasi alle, wenn man sich ein Wochenende lang zu Fuß durch die Stadt treiben lässt. Wehe Füße kann man wunderbar bei einem Bierchen ausruhen lassen…
  6. … oder im Sommer an einem „Stadtstrand“, an dem es zwar keinen Strand gibt, dafür aber eine Wiese, Springbrunnen, Liegestühle und Sonnenschirmchen, die schon von weitem zum Ausruhen einladen.
    Bunte Sonnenschirme hängen in der Luft und werben für den Stadtstrand von Amiens
  7. Wer in der wirklich wundervollen Kathedrale von Amiens zum Fotografieren die Stufen der Altarinsel erklimmt, wird von einer resoluten ehrenamtlichen Aufpasserin am Ohrläppchen (AM OHRLÄPPCHEN !!!einself!!) heruntergezogen und in mehreren Sprachen darüber belehrt, dass das nicht erwünscht ist. Keine Angst, das haben wir nicht selbst getestet, der ältere asiatische Herr hatte aber für den Rest der Besichtigung ein ziemlich rotes Ohr.
  8. Wir haben in der Kathedrale nicht nur die Maßregelung eines Touristen sehen müssen, sondern auch zwei Typen beim Vögeln erwischt. Genauer gesagt zwei Tauben, die sich auf dem Kopf der ziemlich furchtbaren Barockstatue über der ebenso furchtbar-barocken Kanzel fröhlich der Zeugung neuer Täubchen hingaben. Das Foto zeigt die Triebtäter einige Sekunden später beim Harmlos-Tun.
    Tauben auf der barocken Kanzel in der Kathedrale von Amiens
  9. Wer beim Gehen des Labyrinths in der Kathedrale mogelt, kommt einem einige Schritte später in die falsche Richtung laufend entgegen. Brettspieler wissen: Mogeln lohnt sich eben nicht. 🙂Labyrinth auf dem Boden der Kathedrale in Amiens
  10. Die Kathedrale ist der Hammer. Und das aktuelle „son et lumières“ auch. Aber dazu ein andermal mehr. Hach.
    Das Portal der Kathedrale von Amiens am Abend

Links gegen das Schweigen III

Die Stimmen, die laut sagen, dass Flüchtlinge willkommen sind. Dass diejenigen, die das genauso sehen, sichtbarer werden müssen. Dass es an uns liegt, aktiv zu werden gegen Hass und Rassismus. Diese Stimmen werden mehr. Anja Reschkes Tagesschau-Kommentar habt ihr vermutlich alle schon in euren Timelines gesehen. Es lohnt sich aber, ihn nochmal anzusehen und danach zu handeln:

„Die Hassschreiber müssen kapieren, dass diese Gesellschaft das nicht toleriert. Wenn man also nicht der Meinung ist, dass alle Flüchtlinge Schmarotzer sind, die verjagt, verbrannt oder vergast werden sollten, dann sollte man das ganz deutlich kundtun. Dagegen halten, Mund aufmachen. Haltung zeigen, öffentlich an den Pranger stellen.“

Und ihr Aufruf bleibt nicht ungehört, immer mehr Menschen schreiben an gegen den Hass. Katja von Mehrsprachig handeln schreibt:

„Es ist Zeit, gegen Fremdenhass, Missgunst und Neid und verbale wie reale Angriffe auf Flüchtlinge den Mund aufzumachen. Längst.“

… und beteiligt sich damit an Texterellas Aktion „Blogger gegen Flüchtlingshass„. Dort sammelt sie informative Links und schreibt:

„Hier geboren zu sein ist keine „Leistung“, die es nun zu verteidigen gilt. Es ist unser Glück, ein großes Glück. Ich bin sehr dankbar dafür, jeden Tag. Und besonders, wenn ich die Zeitung aufschlage. Menschen, die in Afrika, Syrien oder Albanien geboren wurden, haben dieses Glück nicht gehabt. Das Recht auf Glück haben sie aber genauso – wie wir.“

Auch Frau Novemberregen macht sich Gedanken. Über das „Wir“ und wer alles dazugehört:

„Sich mit Fremdem, Fremden, neuen Eindrücken auseinanderzusetzen, bedeutet immer eine gewisse Mühe, da das eigene eingerastete Weltbild etwas angeschubst wird – sieh da, es gibt Menschen, die sehen etwas anders, die feiern andere Feste, die machen Salz statt Zucker an ihre Haferflocken! Aus eigener Erfahrung verstehe ich, dass das verunsichern kann. Ich habe aber kein Verständnis für die, bissig werden, weil sie diese Verunsicherung nicht aushalten können. Wir sind alle nicht mehr die kleinen Babys, die weinen müssen, wenn Mama aufs Klo geht.“

Frau Herzbruch wird konkret und startet eine kleine, aber beglückende Hilfsaktion mit Schultüten:

„also ließ ich mir den geschäftsführer holen, fragte, was mit den übriggebliebenen tüten passierte, er sagte, er wisse es noch nicht, ich beichtete, dass jonathan sie nicht behält sondern ich sie den flüchtlingskindern spenden werde, er sagte, ich solle nicht weiterreden und montag um 7 uhr vorbeikommen und alle verbliebenen tüten abholen. quittung der stadt wolle er gar nicht, mache er auch gerne so.“

Béa erzählt ihre eigene Flucht-Geschichte:

 „Ich war ein Kind, das eine bessere und sichere Zukunft suchte.  Ich habe sie gefunden. Ich habe die Sprache gelernt, Abitur gemacht, studiert, geheiratet, ein Kind bekommen, gearbeitet, Schulen gegründet. Was damals ein Traum schien ist jetzt meine Gegenwart. Wie viele Kinder, deren Eltern für sie eine bessere Zukunft suchen, sind da draußen in den Flüchtlingslagern?“

Meike Lobo beschreibt, dass sie sich schämt, warum und wofür:

„Ich schäme mich für die Nazihetze im Netz, ich schäme mich für eine Politik, die verzweifelte Menschen allenfalls duldet, aber niemals willkommen heißt, ich schäme mich aber auch für alle, die immer noch glauben, das alles habe nichts mit ihnen zu tun. Die glauben, es sei ausreichend, bei der Hetze nicht mitzumachen und die Idioten zu ignorieren. Denn das ist es nicht.“

Und zum Schluss lege ich euch noch diesen Text von von „Kurt Saar-Schnitt“ ans Herz. Wenn ihr neben Anja Reschkes Kommentar nur eine Geschichte lesen wollt, dann diese, in der ihr seine Oma kennenlernt. Und seine Meinung. [Kein Zitat, den Text müsst ihr einfach ganz lesen.]

 

Himbeer-Joghurt-Crème

Der Sommer ist bei mir eher backofenfrei. Vor allem, wenn es so oft so heiß ist wie in diesem Jahr. Mitbringen zu diversen Grilleinladungen will ich aber trotzdem was. Und da alle bei mir immer Desserts bestellen, gab es diesmal eine Himbeer-Crème. Und weil sie so gut ankam und ich nicht jedem das Rezept mailen wollte, schreibe ich es einfach für euch (und für mich zum Wiederfinden 🙂 ) auf.

Himbeer-Joghurt-Crème in einer Glasschale geschichtet

Für die Crème:
500 g Mascarpone
350 g Naturjoghurt
200 g Sahne
100 g Zucker
1 Päckchen Vanillezucker

Für die Himbeer-Schicht:
500 g Himbeeren
50 g Zucker

Mascarpone mit Joghurt und Zucker gut verrühren, Sahne schlagen und unterheben. Himbeeren pürieren, wer will kann sie auch durch ein Sieb passieren, dann mit Zucker verrühren.

Das Ganze schichtweise in kleine Gläser oder eine große Schale füllen, nach Wunsch dekorieren. Guten Appetit!

Geheimtipp für Liebhaber ehrlicher französischer Küche

Blick auf den Ortsteil Penhors in Pouldreuzic im Finistère

In Penhors, dem kleinen, äußerst charmanten Ortsteil von Pouldreuzic gibt es nicht nur eine sehr schöne Kapelle mit bewegter Geschichte, sondern auch die Möglichkeit, einfach, aber sehr authentisch und lecker zu speisen.Fassade des Restaurants Ar Men mit blauem Wandbild von Meer, Möwen und Leuchtturm

Das Restaurant Ar Men an der Rue du Port kann man trotz der leuchtenden Farben an der Fassade leicht übersehen. Der Nachbar ein paar hundert Meter weiter, ein großes Hotel mit Restaurant, wirbt mit Fahnen und Schildern und einer großen Anlage.

Schiefertafel am Straßenrand, die darauf hinweist, dass geöffnet ist ("Ouvert le midi")Auf die Möglichkeit, mittags im Ar Men zu essen, macht nur eine kleine schwarze Schiefertafel am Straßenrand aufmerksam. Dass es sich lohnt, hier nicht nur am Wochenende während des à la carte-Betriebs zu speisen, kann man allenfalls an der großen Zahl von Kleinlastern, Minibussen und anderen handwerkertypischen Fahrzeugen erkennen, die in der Nähe des kleinen Restaurants am Straßenrand parken.

Weil wir hungrig waren und Lust auf etwas Neues hatten – und weil der Blick über die Terasse in Richtung Meer einfach reizvoll aussah – haben wir im Frühsommer kurzentschlossen angehalten und sind hineinspaziert.

Wie erwartet, waren viele Tische gefüllt mit Handwerkern in staubigen Klamotten und Sicherheitsschuhen. Am Nachbartisch saß ein älteres Ehepaar, das wohl ähnlich neugierig war wie wir, ansonsten nur Freunde des Hauses, die herzlich geduzt wurden. Doch auch wir als Neulinge bekamen die selbe freundliche, ja fast schon familiäre Behandlung von der fröhlichen Kellnerin wie die Stammgäste.

Das Menü war nicht besonders ausgefallen: Assiette de crudités – Jambon-frites oder Sot-l’y-laisse-riz – tarte aux abricots oder Joghurt. Dazu auf Wunsch einen offenen Rotwein. Alles einfache, aber dafür sehr französische und vor allem alltägliche Gerichte. Dinge, die ich zum Beispiel bei meiner Freundin Annemarie zu Hause am Wochenende kosten durfte, die vermutlich jedes französische Kind kennt und die es auch in der WG-Küche im Wohnheim auf zwei Kochplatten und einem Backofen gegeben hat. Und das allerbeste: Alles frisch, selbstgemacht und sehr, sehr lecker. Auch der offene Wein war ein Gedicht. Das Baguette, das dazu gereicht wurde, keine Null-acht-fünfzehn-Supermarktware, sondern frisch und kross und verführerisch. Wir saßen da, aßen langsam und genießerisch, schauten aus dem Fenster und betrachteten das Meer gegenüber. Großartig.Blick über ein Feld, auf dem Strohballen liegen und das ans Meer angrenzt

Also: Falls ihr in der Gegend seid und gut essen wollt, haltet am Ar Men. Und lasst mich gerne wissen, was das aktuelle Tagesmenü war. Wir werden sicher wieder dort Station machen.Blick auf die Terasse des Restaurants Ar Men in Penhors bei Pouldreuzic