Archiv für den Monat: April 2015

Freude und Leid und ein Spendenaufruf

Manchmal liegen Freude und Leid ganz nah beieinander.

Da macht Gabi Reichert wundervolle Fotos von „meinem“ Leuchtturm und fasst in Worte, was ich genau an der gleichen Stelle auch empfunden habe. Und Knippst auch den Delphin vor Ouessant, vom dem ich immer nur lese, den ich aber noch nie selbst gesehen habe (schnüff).

Da sind beeindruckende Begegnungen in einer Flüchtlingsunterkunft. Und dann dieser wundervoll sonnige Tag beim Whisky Festival in Limburg (davon später mal mehr).

Und gleichzeitig nehme ich großen Anteil am Schicksal der Flüchtlinge im Mittelmeer und am Leid der Mesnchen in Nepal nach dem Erdbeben, von dem quasi stündlich immer schrecklichere Meldungen hier ankommen. Daher lasse ich hier ausnahmsweise einen Teil meiner beruflichen Arbeit herein. Wenn ihr helfen könnt und wollt, dann geht das zum Beispiel hier.

Kurzer Ostsee-Abstecher

Dienstreisen gehören in meinem Berufsleben dazu und ich freue mich immer darauf, mich mit anderen auszutauschen, gemeinsam etwas zu erarbeiten, spannende Projekte kennenzulernen oder anderen als Referentin etwas zu vermitteln. Manchmal gibt es aber einen zusätzlichen Grund zur Freude. Anfang der Woche war das so, denn ich durfte nach Rostock fahren. Und wer sich nur ein ganz kleines bisschen mit der Geographie hierzulande auskennt, weiß, was das heißt: Meer, Meer und noch mehr Meer. (Juhu!)

Eine liebe Kollegin holte mich am Montag Nachmittag am Bahnhof ab und nachdem ich meinen Koffer losgeworden war, düsten wir direkt nach Warnemünde. Und was soll ich euch sagen. Schön ist es da. Schön im Sinne von SCHÖÖÖÖÖÖN.

Historischer Leuchtturm von Warnemünde mit dem modernen geschwungenen Dach des "Teepotts"Der alte Strom mit den Fischkuttern und den schnuckeligen, herrlich detailverliebt gebauten und wunderbar bunten Häuschen am Ufer. Die Mole mit den beiden Leuchttürmen an der Hafenein- bzw. Ausfahrt. Der historische Leuchtturm mit dem „Teepott“…

Große Fähre der Scandlines fährt in den Hafen ein, davor ein orangfarbenes SchlepperbootMich Landei begeisterten auch die wirklich riesigen Fähren. Die Einheimischen lächeln nur müde, denn im Vergleich mit den Kreuzfahrtschiffen, die ab Mai hier wieder ein- und ausfahren, sind die Fähren wohl nur kleine Fische Schiffe. Aber natürlich können sie mit den Fischkuttern in Sachen Romantik und Hach-Gefühle nicht mithalten.

Fischkutter im Alten Strom von WarnemündeWeniger romatisch sind die Möwen, die hier nicht nur verwöhnt und ein wenig frech sind, sondern sich herrisch auf alles tsürzen, was irgendwie essbar aussieht. Ortskundige (und vertrauenswürdige) Augenzeugen berichteten von Möwen, die Touristen das gerade erworbene Fischbrötchen aus den Händen reißen. Wir haben das nicht ausprobiert.

Riesige Möwe auf einem Steinsockel am Alten Strom in WarnemündeAber am Meer muss ich natürlich auch etwas Passendes verspeisen. Direkt unterhalb des historischen Leuchtturms kann man wunderbaren frischen Fisch essen und ein Gläschen Wein dazu trinken, sich wunderbar mit sehr netten Menschen unterhalten und dabei aufs Meer blicken, das sich in der Abendsonne immer goldener färbt. <3

Blick aus dem Fenster des Restaurants unterhalb des historischen Leuchtturms von WarnemündeEinen kleinen Wehmutstropfen gibt es allerdings für euch: Die Qualität der Bilder ist diesmal nicht nur wegen der mangelnden Fähigkeiten der Fotografin nicht so wirklich klasse. Die Fotos offenbaren den bisher einzigen Nachteil, den ich an meinem Fairphone entdeckt habe: die Qualität der Kamera ist nur so naja.

Einen kleinen Eindruck von der wirklich herrlich schönen Ecke Ostsee vermitteln die Bilder meiner Meinung nach aber trotzdem. Daher kriegt ihr einfach noch ein paar mehr.

Roter Leuchtturm am Ende der Mole mit kleinen Segelbooten eines KindersegelkursesGrüner Leuchtturm auf der linken Seite der Mole in WarnemündeBlick in Richtung der Werft in Warnemünde von der Brücke am Alten StromDer Sonnenuntergang am Ostseestrand färbt den Himmel in allen Farben von orange bis lilaDüne mit Dünengras vor blau-rosa-violettem Abendhimmel

Begegnung in der Buchhandlung

Ich werde immer wieder gefragt, warum ich die Bretagne so liebe. Da könnte ich natürlich tausend und eine Geschichten erzählen von der Schönheit der Natur, dem Meer (immer das Meer), den Felsen und dem wirklich außergewöhnlich schönen Wechsel der Gezeiten. Ich könnte schwärmen von architektonischen Highlights, von Granitspitze und Fachwerk, von Leuchttürmen und Inseln, von Kormoranen und Papageientauchern, Seehunden und Delphinen. Ich könnte erzählen von Legenden und Märchen, von Traditionen und modernen Brüchen derselben. Und das tue ich ja in der Regel auch.

Vier gebrauchte Bücher von Henri QuéffelecAber solche naturgegebenen und menschengemachten Schönheiten gibt es ja auch andernorts. Und natürlich gibt es auch andere Orte, an denen ich dieses „schockverliebt“-Gefühl schon gespürt habe, das ich hatte, als ich zum ersten Mal das Schild „Bienvenue en Bretagne“ am Straßenrand gesehen habe. Was die Bretagne für mich so besonders macht, sind die Menschen, denen ich dort begegnet bin. Menschen, die einem nicht nur offen begegenen, weil man als Touristin Geld mitbringt. Sondern Menschen, mit denen sich echte Gespräche ergeben haben. Die von ihrem Leben erzählen und mir einen Einblick gegeben haben, in das, was es heißt, am „Ende der Welt“ zu leben. Im Laufe der Jahr habe ich zahlreiche solche Begegnungen gehabt. Eine davon war in einer Buchhandlung in Bécherel.

Ich habe meine Magisterarbeit über Henri Queffélec geschrieben und habe dafür einige Wochen in der Bretagne recherchiert. Da es nicht alle Bücher, die ich gerne gelesen hätte, in der Unibibliothek in Rennes und auch nicht mehr im Buchhandel zu kaufen gab, habe ich versucht, sie antiquarisch zu bekommen. Und wo geht das wohl besser als eben in der Bücherstadt Bécherel. Dort reiht sich Buchhandlung an Buchhandlung, Antiquariat an Antiquariat. Und überall stehen die größten und nettesten Bücherwürmer der Welt hinter den Verkaufstresen, servieren den stöbernden Gästen Kaffee oder Tee, empfehlen das zum jeweiligen Literaturgeschmack passende Teilchen vom nahegelegenen Bäcker und sind auch ansonsten gerne zum Plaudern aufgelegt.

In einem der Läden fing der Besitzer von innen heraus zu strahlen an, als ich ihn nach Büchern vom „Grand Keff“ fragte. Und wollte sofort mehr darüber wissen, warum ich danach auf der Suche war. Also erzählte ich ein wenig von der geplanten Arbeit, davon, was ich schon gelesen hatte und wir kamen ins Diskutieren, welcher von Queffélecs Romanen der beste sei und welche ich unbedingt noch lesen müsste. Schließlich kletterte der ältere Herr auf eine Leiter, stieg in den Keller hinab und stöberte auch sonst noch eine Weile herum, um schließlich mit drei Büchern zurückzukommen. Zwei wollte er mir auch gerne verkaufen, das dritte war aber eines aus seiner privaten Sammlung und unverkäuflich. Henri Queffélec hatte es nach einer Lesung in der Buchhandlung ausführlich und sehr persönlich signiert. Und als ich endlich verstanden hatte, dass der nette Herr „meinen“ Autor persönlich kennengelernt hatte, brühte er noch einen Kaffee auf, ich packte meinen Block aus und machte mir eifrig Notizen für das Biografie-Kapitel meiner Arbeit.

Irgendwann musste ich dann aber zusammenpacken, um den letzten Bus zurück nach Rennes nicht zu verpassen. Und da fragt doch der freundliche Ladenbesitzer, an welcher Uni ich eigentlich studiere. Meine Antwort – Freiburg im Breisgau – konnte er kaum glauben. Wie ich das denn mache, wenn ich täglich aus Frankreich dorthin fahren müsse. Oder ob ich während des Semesters eine Wohung dort hätte? Ich verstand ihn erst gar nicht, aber schließlich kam doch bei mir an, dass er nicht mitbekommen hatte, dass ich gar keine Französin, sondern Deutsche bin. Meinen Akzent hatte er für elsässisch und meine Grammatikfehler für das übliche mangelnde Sprachgefühl der „Jugend von heute“ gehalten.

Ich erinnere mich noch genau an die plötzliche Stille, die das fröhliche Geplauder der vergangenen Stunden so jäh unterbrach. An das tiefe Luftholen meines Gegenübers, an sein Zögern, bevor er mir sagte, dass er gar nicht mit mir gesprochen hätte, wenn er gewusst hätte, dass ich Deutsche bin. Im Krieg hatte er viele Familienmitglieder verloren und bewusst hatte er noch nie ein Gespräch mit jemandem aus Deutschland geführt und eigentlich hatte er das auch nicht mehr ändern wollen.

Ich weiß nicht, wer von uns beiden überraschter war, dass es diesen Nachmittag mit intensiven Gesprächen, geteilten Erinnerungen und Hoffnungen, die Stunden mit intellektuellem Streit über die Qualität von Büchern, mit Lachen und Kaffeetrinken unter diesen Umständen gegeben hatte. Gerade als ich mich wortreich entschuldigen wollte, dafür, dass ich ihn unbewusst zu etwas gebracht hatte, was er so sehr ablehnte und was schmerzhafte Erinnerungen in ihm weckte, nahm er mich am Ellbogen, gab mir ein Küsschen rechts und links und noch eines rechts und wieder links und wünschte mir viel Glück für meine Arbeit. Ich solle mir keine Gedanken machen, er habe in seinem Alter ganz überraschend noch etwas dazugelernt. Und ich solle auf keinen Fall den Bus verpassen. Ich habe ihm am Ende ein Exemplar meiner Arbeit geschickt – in der er natürlich dankend zitiert wurde – und eine kleine Postkarte mit nur einem Satz zurückbekommen: Danke für den Nachmittag.

Es sind solche Momente und Begegnungen, solche Menschen, die mir das Gefühl geben, in der Bretagne immer auch ein Stück meines Herzens zurückzulassen wenn ich wegfahre und es bei jedem neuen Besuch wiederzufinden.

Oups, I did it again: Schweinetorte reloaded

Langsam aber sicher wird die Schweine-im-Schlamm-Torte wohl mein Signature-Bake. Diesmal ist die Füllung Miss Blueberrymuffins unglaublich leckerer Guiness-Kuchen mit einer Zartbitter-Praliné-Ganache aus 90 g Sahne und 180 g Schokolade.

Die Schweine sind natürlich wieder Marke Eigenbau aus Marzipan und Aurélies Rote-Beete-Farbe.

Die Schweinetorte mit einem rosa Schleifenband drumherumAlles zusammen ergab das ein Mitbringsel für das legendäre Forever-39-Brunchbuffet einer guten Freundin. Geschützt von einem Tortenring und einer Haube haben die Schweine sogar die Reise nach Hannover überstanden. Und es sieht so aus, als dürfte ich sie demnächst wieder machen. Wer Lust auf ein Schlammbad hat, darf sich also gerne melden 🙂

Schokokuchen mit Himbeeren und Joghurt

Nadine von Dreierlei Liebelei hat ihr Lieblingsschokokuchenrezept verraten und ich glaube, das könnte auch einer meiner Lieblinge werden. Ich habe ihr Rezept nur ganz leicht angepasst und das Ganze mit ein wenig Säure in Form von Joghurt und Himbeeren ausgeglichen. Aber lest selbst.

Schokokuchen noch ohne DekoZutaten für eine 26er-Form oder zwei 18er-Formen (meine Version):

200 g Zartbitterschokolade (am besten mit 70% oder mehr Kakao-Anteil)
250 g Butter
3 Eier (Größe L)
60 g Zucker
70 g gemahlene Mandeln
1 gehäufter EL Mehl
1 Prise Salz

für die Deko:

250 g griechischer Joghurt
2 Handvoll Himbeeren

Schokokuchen mit Joghurt und Himbeeren oben draufUnd so wird’s gemacht:

Schokolade und Butter im Wasserbad zum Schmelzen aufsetzen. Währenddessen die Eier mit dem Zucker aufschlagen, bis sie weiß und cremig sind. Das darf ruhig bis zu 10 Minuten dauern. Jetzt fügt ihr unter ständigem Rühren die Schokomasse dazu. Zum Schluss rührt ihr Mandeln, Mehl und Salz nur kurz unter, bis sich alles gleichmäßig vermischt hat.

Im vorgeheizten Backofen bei 175°C ca. 20 bis 25 Minuten backen. Gut auskühlen lassen, bevor ihr den Kuchen aus der Form nehmt.

Für die Deko den Joghurt mit einem Schneebesen etwas aufschlagen. Wer nicht auf die schlanke Linie achten muss will, kann die Crème auch aus halb Joghurt und halb Crème fraîche zusammenrühren. Mit einigen Himbeeren dekorieren und servieren.

Danke Nadine für das wunderbare Rezept. Guten Appetit!

Dekorierter Kuchen von  oben fotografiert

Frohe und gesegnete Ostern!

Osterlamm mit Puderzucker vor bunten Tulpen

Noch ganz erfüllt vom Zauber der Osternacht wünsche ich euch ganz viel Ostersegen.

Das Rezept für das Lämmchen (ergibt 3 Stück) ist ganz einfach.

Zutaten:

6 Eier
300 g Zucker
1 Päckchen Vanillezucker
1 Prise Salz
250 g Butter
0,5 Tasse Milch
500 g Mehl
1 Päckchen Backpulver

Die Eier trennen, die Eigelbe mit dem Zucker, dem Salz, dem Vanillezucker und der Butter zu einer glatten Crème aufschlagen. Die Milch nach und nach unterrühren, dabei aufpassen, dass keine Klümpchen entstehen. Dann das mit dem Backpulver vermischte Mehl unterrühren. Zum Schluss das Eiweiß zu Schnee schlagen und unterheben.

Die Lammformen buttern und mehlen und füllen. Dabei solltet ihr darauf achten, die Formen nicht zu voll zu machen, denn der Teig geht ziemlich gut auf.

Bei 180°C für ca. 25 bis 30 Minuten in den Ofen schieben. Lasst die Lämmchen gut auskühlen, bevor ihr sie aus der Form nehmt. Falls dabei der Kopf abbricht (ist mir in diesem Jahr nicht passiert, aber ich weiß, wovon ich rede 🙂 ) könnt ihr ihn mit einem kleinen Zahnstocher wieder an seinen Platz befördern.

Hier gibt es in diesem Jahr natürlich auch wieder eine fröhliche Hasenparade mit Buchweizenmehl.

Hasenstempel-Keks vor zwei PorzellanosterhasenKeks mit einem Osterhasenstempel dekoriert vor einem StoffhühnchenViel Segen!

Biblios, das fröhliche Bücher-, äh Kartenspiel

Ihr liebt Bücher? Ihr liebt Spiele? Dann seid ihr hier richtig, denn Biblios vereint beide Leidenschaften in einem.

Die verschiedenen Elemente des Spiels Biblios: Karten, Würfel und eine ÜbersichtskarteAls Äbte eines Klosters versuchen wir, die schönsten, besten, heiligsten und verbotensten Bücher für unsere Bibliothek und am besten auch noch die Mönche mit dem größten künstlerischen Talent zu ergattern. Dazu verteilen wir in der ersten Runde erst einmal Geschenke. Das heißt, wer an der Reihe ist, zieht nach und nach so viele Karten, wie Spieler in der Runde sind, und eine Karte mehr. Die Karten zeigen verschiedene Sorten Bücher oder sind verschieden hohe Geldbeträge wert. Bei jeder Karte muss man entscheiden: Behalte ich die Karte für mich, lege ich sie in den Vorrat, der später versteigert wird, oder gebe ich sie meinen Gegnern? Das vertrackte daran: Die Entscheidung fällt nach dem Ziehen jeder Karte, ohne dass man weiß, was eventuell noch danach kommt.

Hat man alle Karten verteilt, gibt man den Stapel weiter und der nächste Spieler steht vor den gleichen haarigen Entscheidungen. Welche Bücher hat die Konkurrenz schon eingesackt? Welche will man selbst unbedingt haben? Oder soll man doch lieber Geld nehemn, um bei der Versteigerung nochmal richtig abzusahnen? Denn schließlich ist es das Ziel, bei möglichst vielen Büchersorten (dargestellt durch verschiedene Farben), die Punktemehrheit zu erobern, denn nur für den Sieger jeder Kategorie gibt es Punkte. Diese Punkte liegen in Form von Würfeln in den passenden Farben gut sichtbar für alle in der Tischmitte aus. Zu Beginn zeigen die Würfel alle jeweils 3 Augen.

Allerdings tauchen während des Spiels immer wieder so genannte „Kirchenkarten“ auf: Äbte, Bischöfe und Kardinäle, die uns die Möglichkeit geben, die Schlusswertung zu beeinflussen, indem wir Würfel einer oder mehrerer Farben höher oder niedriger drehen. Auch hier gilt es, neben dem Wissen über die eigenen Eroberungen auf dem Buchmarkt auch einen groben Überblick über die bereits bekannten Bücherschätze der Mitspieler zu behalten, um deren Wertungskategorien ab- und die eigenen aufzuwerten.

Ist der erste Stapel verteilt, wird der zweite, zur Auktion zurückgelegte Stapel, versteigert. Auch hier geht es reihum und wer mit Versteigern dran ist, gibt das letzte Gebot ab. Bücher- und Kirchenkarten muss man offen mit Geldkarten bezahlen, Geldkarten muss man verdeckt mit beliebigen Karten zahlen. Am Ende gilt es, wie gesagt, die Mehrheit der Bücher verschiedener Kategorien zu erobern und damit die aktuelle Augenzahl der gleichfarbigen Würfel als Siegpunkte zu verbuchen. Das füllt keinen ganzen Abend, aber als Anwärmer oder, noch besser, als Absacker in einer Runde von Kartenspiel- und Lesefreaks, ist Biblios bestens geeignet.

Bücher, Karten und ein Klosterambiente: Für den Lieblingsmenschen und mich eine ziemlich großartige Ausgangslage, um sich in dieses Spiel zu vergucken. Dass man das kleine Spielchen auch zu zweit prima spielen und dank seiner kompakten Verpackung auch gut mitnehmen kann, erhöht die Freude nur. Spieleabend anyone?

Der Leuchtturm von Pontusval

Einer meiner Lieblingsleuchttürme (also nach Ar Gueveur, natürlich) steht in Brignogan und heißt Phare de Pontusval. Er ist eher klein, sein Leuchtfeuer ist aber mächtig und reicht bis zu zehn Meilen weit. Damit ist er der Hauptleuchtturm zwischen der Île Vierge und der Île de Batz. Ein paar technische Daten findet ihr hier. Richtig schön finde ich auch die Legende, die sich um die Felsspitze rankt, auf der der Leuchtturm seit fast 150 Jahren den Seefahrern Orientierung gibt. Es gibt sie in zahlreichen Variationen, schließlich sind wir hier an der Côte des légendes, der Küste der Legenden, das verpflichtet.

Der Leuchtturm von Pontusval mit dem kleinen Naturhafen davorIch erzähle euch die Version der Geschichte nach, die ich von den Conteurs de la nuit gehört habe. Am Originalschauplatz. Hach.

Aber nun lehnt euch zurück, nippt nochmal an eurem Tee, stellt euch vor, die Luft rieche ein klein wenig nach Salz, im Hintergrund rauscht das Meer, eine Möwe ruft nach ihrer Liebsten und von ferne nähert sich Hufgeklapper…

In der Burg von Roche-Maurice, ganz in der Nähe von Landerneau, waren einmal zwei mutige Ritter zu Gast, die nichts und niemand schrecken konnte. Eines Nachmittags machten sie mit ihren Pferden einen Ausritt, um die Gegend kennenzulernen. Sie ritten am Fluss Élorn entlang, bis sie an seine Mündung in der Bucht von Brest kamen. Wie sie so ritten und aufs Meer schauten, sahen sie plötzlich einen Mann, der sich von den Klippen ins Wasser stürzte und zu ertrinken drohte. Die beiden furchtlosen Ritter zögerten nicht lange, sprangen dem Mann hinterher und zogen ihn in der nächsten Bucht ans Ufer.

Als der Gerettete genug Wasser ausgespuckt hat und wieder sprechen kann, wollen die beiden Ritter natürlich wissen, warum er etwas so Verrücktes getan hat. Der völlig verzweifelte Mann seufzt tief und erzählt den beiden die ganze Geschichte: „Etwas weiter östlich von hier lebt ein fürchterlicher Drache. Das geflügelte Monster terrorisiert die ganze Gegend und fordert immer schrecklichere Tributzahlungen. Er frisst kleine Tiere und unser Vieh und jetzt fordert er auch noch Menschen als Futter. Jeden Samstag wird unter den Bewohnern der umliegenden Orte ein Name ausgelost und dieser Mensch wird dem Drachen zum Fraß vorgeworfen. Dieses Mal wurde der Name von meinem Sohn gezogen. Er ist doch erst zwei Jahre alt. Und da dachte ich, ich ertränke mich und dann können die Leute mich dem Drachen zum Fraß vorwerfen. So wollte ich meinen Sohn retten.“

Die beiden Ritter erschauern, aber natürlich wollen sie helfen. Sie beraten sich mit dem Mann, der heißt, wie der Fluss, den sie entlanggeritten waren: Élorn. Dabei erfahren sie, dass Élorn Heide ist. Die beiden Ritter sind überzeugt: Ihre Mission, den Drachen zu vernichten und die Menschen in der Gegend zu erlösen, kann nur gelingen, wenn Gott selbst dabei hilft. Élorn ist skeptisch. Was soll Gott mit dem Drachen zu tun haben? Da erzählen ihm die Ritter  Geschichten aus der Bibel und Erzählungen von Heiligen, die mit Gottes Hilfe Drachen und andere Untiere besiegen konnten. Der verzweifelte Vater ist überzeugt und verspricht seinen Rettern, sich so schnell wie möglich taufen zu lassen. Diese Nachricht gibt den beiden tapferen Rittern den letzten Anstoß und sie ziehen los, um gegen den Drachen zu kämpfen.

Sie finden das Monster in der Nähe von Kerlouan. Vor Hunger ist es ganz schwach geworden und eingeschlafen. Die Ritter fangen den Drachen, indem sie ihm ein langes Seil um den Hals binden. Dabei wird das Untier wach, schlägt wild mit den Flügeln um sich und speit Feuer. Der Kampf ist lang, doch am Ende gelingt es den Rittern, den Drachen bis zu den Klippen von Brignogan zu zerren.

Leuchtturm von Pontusval von der Rückseite aus gesehen mit großen Felsen im VordergrundSie werfen ihm einen Vogel, den sie gejagt hatten, als Köder hin und der Drache springt dem Köder hinterher. Dabei zieht der das Seil, an dessen Ende die Ritter schwere Steine gebunden haben, hinter sich her, fällt ins Wasser und ertrinkt. Angeblich kann man die Stacheln seines Schwanzes noch in den Felsen vor der Landspitze erkennen. Seither heißt diese Stelle jedenfalls Pontusval oder, wie die alten Bretonen sagen: Poul beuz an eval, das heißt: Abgrund, an dem die Bestie ertränkt wurde.

Phare de Pontusval mit den davorliegenden Felsen in der Abendsonne