Archiv für den Monat: Januar 2015

Kirsch-Marzipan-Gugl

Der Lieblingsmensch und ich haben neulich beide ein Glas Kirschen für ein Dessert gekauft und so blieb eines übrig. Von der Weihnachtsbäckerei schlummerte noch ein Päckchen Marzipan im Schrank und nach dem Aufbau unseres neuen Spieleregals hatte ich Backlust. Alles zusammengenommen ergibt das einen Kirsch-Marzipan-Gugl-Hupf.

2 Stücke des Kirsch-Marzipan-Gugl aufgeschnittenDie Idee dazu habe ich bei der backenden Ullatrulla abgekuckt und das Rezept nur ganz leicht den Vorräten angepasst.

Man nehme:

200 g Marzipan
200 g zimmerwarme Butter
180 g Zucker
2 Pck. Vanillezucker
Mark 1 Vanilleschote
1 Prise Salz
350 g Sauerkirschen
300 g Mehl
1 Pck. Backpulver
6 Eier (Größe M)

Und so geht’s:
Kirschen gut abtropfen lassen. Marzipan und Butter in kleine Stücke schneiden und zuerst langsam, dann auf höchster Stufe zu einer glatten Masse verrühren. Den Zucker mit dem Vanillezucker und dem Mark der Vanilleschote sowie der Prise Salz mischen und unter die Marzipancreme geben.

Der ganze Kisch-Marzipan-Gugl auf einer GlastortenplatteEier trennen und die Eiweiße zu Schnee schlagen, die Eigelbe zur Teigmasse geben und alles gut aufschlagen. Das Mehl mit dem Backpulver mischen und Löffel für Löffel unterrühren. Zum Schluss den Eischnee unterheben.

Erst Teig, dan Kirschen, dann wieder Teig und Kirschen und zum Schluss eine Lage Teig in die Guglhupf-Form schichten und bei 170°C ca. 1 Stunde in den Ofen schieben.

Protipp: Tür zur Küche offen lassen, denn der Marzipan-Kirsch-Vanille-Duft, der während des Backens langsam aber sicher durchs Haus zieht, macht mindestens genauso glücklich wie der Kirsch-Marzipan-Gugl selbst.

AquaSphere von Stefan Feld

Ein Spiel, in dem das Wort „Aqua“ im Titel vorkommt, kann mir ja im Prinzip gar nicht missfallen. Andererseits ist Le Havre bei mir glatt durchgefallen. Aber das Spiel sah sowohl eingepackt als auch aufgebaut so klasse aus, dass ich dachte, das könnte mir wirklich gefallen. Dachte ich also und (nur noch mittelgroße Überraschung), das ist auch so. Auch wenn AquaSphere ein klassisches Stefan-Feld-Spiel ist und man eigentlich immer viel zu viel zu tun oder zu entscheiden hat, beziehungsweise schnell feststellt, dass man deutlich zu wenig Spielzüge für viel zu viele wirklich verlockende Optionen hat. Aber das ist bei Ausflügen ans Wasser ja genauso. Wobei es hier natürlich in keiner Weise um einen entspannten Ausflug geht, sondern darum, in einer Unterwasserforschungsstation auf dem Meeresboden zum Chef im Ring zu werden.

Spielplan des Brettspiels AquaSphere von Stefan Feld, erschienen bei Hall Games und PegasusWobei ihr „Ring“ durchaus wörtlich nehmen dürft, denn die Plättchen, aus denen wir die Station zusammensetzen, sind rund und sehen großartig aus. Und ich empfinde Ästethik bei Brettspielen ja durchaus als relevantes Detail. Also versuchen wir als Forscher in der hübsch eingerichteten Unterwasserstation, eine neu entdeckte Sorte von Kristallen zu bergen, zu analysieren und quasi „nebenbei“ noch ein bischen Grundlagenforschung zu betreiben. Das Ganze unter großem Zeitdruck, weil wir die Station nur für die begrenzet Zeit von vier Runden benutzen dürfen.

Immerhin können wir die schicke neue Generation von Wissenschaftsbots benutzen, nur programmieren müssen wir sie selbst. Dazu haben wir einen Ingenieur zur Verfügung, der ihnen in der Zentrale verschiedene Aufgaben zuweist. Gleichzeitig bestimmt unsere zweite Spielfigur, der Wissenschaftler, durch Herumlaufen in den verschiedenen Sektoren der Forschungsabteilung, in welchem Bereich der Station die Bots arbeiten sollen.

Gleich zu Beginn wird es kompliziert, denn in der Zentrale muss man wichtige Entscheidungen treffen, die in der jeweiligen Runde prägend sind. Der Ingenieur kann nur einen Teil der jeweiligen Aufgaben erreichen, je nachdem, wohin er anfangs abbiegt. Und auch der Wissenschaftler kann nicht einfach überall herumlaufen, das Durchqueren der Sektoren kostet Zeitplättchen und die sind nicht unbegrenzt vorhanden. Zwar kann man den Vorrat wieder auffüllen, indem man einen programmierten Bot zurücknimmt, aber will man das wirklich? Entscheidungen über Entscheidungen.

Ein bisschen schade finde ich es ja, dass man zwar schöne Holz-U-Boote bauen, dann aber nicht damit herumfahren kann. Wenn man sie früh baut, sind sie billiger, bringen aber deutlich weniger Punkte ein. Und schon wieder muss man Entscheidungen treffen… Nicht die kleinste davon ist die Antwort auf die Frage, wo man seine Bots zum Einsatz bringt. Denn arbeiten dort schon sieben andere, müssen beim Platzieren des neuen Bots alle bis auf einen in die Ladestationen zurück, unter Umständen auch welche von mir, was Punkte kosten kann. Das mit dem Entscheiden hört einfach nicht auf. Und natürlich brauchen wir auch noch Forschungskarten und Kristalle und Zeitmarker und Laborausbauten, die möglichst verschiedene Buchstaben enthalten und sinnvoll angelegt werden sollten.

Als wäre das alles nicht schon Aufgabe genug, kommen uns noch Oktopoden in die Quere, die die Sektoren unserer Forschungsstation verstopfen und die wir entfernen müssen. Das gibt immerhin Punkte, sorgt aber auch dafür, dass wir weniger Kristalle bergen und Daten erheben können.  Wenn wir die gar nicht mal so freundlichen Besucher aber in Frieden andocken lassen, machen sie unter Umständen unseren ganzen Erfolg zunichte. Hatte ich schon erwähnt, dass man hier ständig schwerwiegende Entscheidungen treffen muss?

Beim ersten Mal ist das ganz schön herausfordernd, aber natürlich will man das Spiel danach immer wieder auf dem Tisch haben. Allein schon, um beim nächsten Mal alles viel besser zu machen, neue Strategien auszuprobieren, die Bedeutung des Glückfaktors, der durch die Forschungskarten und die Laborausbauten entsteht, besser auszuloten oder einfach, um die fröhlichen Bots durch die schöne Station zu jagen. Klasse Sache!

PS: Seit Neustem haben wir auch den Stefan-Feld-Klassiker Luna hier im Hause. Das fühlt sich ganz ähnlich an, nur dass es eben keinen Glücksfaktor gibt. Fand ich das Glückselement durch die Karten bei Aquasphere anfangs überflüssig, muss ich jetzt sagen, dass es doch einen wesentlichen Aspekt beiträgt. Wobei die Grafik bei Luna schon auch einfach großartig ist. Ihr seht schon, davon werdet ihr noch mehr zu lesen kriegen 🙂

Kleine Alltagstricks gegen das Meerweh

Manche haben Heimweh oder stellen sich zumindest die Frage nach dem, was Heimat eigentlich ist (Anna Magdalena Bössen zum Beispiel auf Reisen am Meer), andere pflegen ihr Fernweh, Anne Schüssler hat Frankreichweh und ich habe Bretagne- und Meerweh. Jetzt, wo es draußen so grau ist, wieder besonders. Zum Glück ist die nächste Dosis Gegengift schon in Reichweite. Okay, die Wochenzahl ist noch zweistellig, aber immerhin muss ich nur noch vier Kalenderblätter umdrehen, das ist doch schonmal was 🙂 )

Ich bin mit diesem Meerweh nicht allein, was mich irgendwie tröstet. Aber trotzdem ist es nunmal so, dass ich viel zu weit weg vom Meer lebe. Und dieses Zuhause auch sehr liebe. Hier ist mein Lebensmittelpunkt, hier sind Menschen, die ich vermisse, sobald ich dann am Meer bin. Hier gehe ich furchtbar gerne spazieren und manchmal schneit es sogar.

Blick in unseren verschneiten GartenUnd trotzdem ist da diese Sache mit dem Meerweh. Die nicht, oder zumindest nicht nur, damit zu tun hat, dass Meer für Landeier wie mich immer auch Urlaub bedeutet. Und so helfe ich mir mit kleinen Tricks durchs Vorgebirgsgrau. Eine kleine Muschel auf dem Schreibtisch, ein do-it-yourself-Leuchtturm auf der Kommode, Meersalz und fleur de sel aus der Guérande in der Küche, selbstgemachten Salzkaramell im Kühlschrank.

Hütchenmuschel und rosa schimmernde Alge am StrandUnd Bücher. Da darf es dann sogar mal sowas sein wie der Dictionnaire amoureux de la Bretagne von Yann Queffélec (ja, genau, dem Sohn von Henri Queffélec). Was klingt wie ein Wörterbuch ist eine von  A bis Z aufgebaute autobiographische Liebeserklärung an das Ende der Welt, dem ich auch so verfallen bin. Und auch wenn immer mal wieder eine Kritik an Touristen durchdringt, lese ich das zurzeit mit großem Genuss. Und dann wartet da ja noch das letzte Kapitel vom Cheval d’orgueil, den Lebenserinnerungen von Per Jakez Hélias. #Hach.

Habt ihr noch mehr Tipps, wie man sich ein bischen Meer nach Hause holen kann, wenn es nicht reicht, einfach das Fenster zu öffnen? Immer her damit.

Maharani: Wir entdecken das Taj Mahal

Der Spielplan von MaharaniSpiele, bei denen es um traumhafte Paläste geht, stehen in unserer Spielerunde hoch im Kurs. Alhambra zum Beispiel lieben wir alle. Und auch die Burgen von Burgund sind hier ein immer wiede gern gespielter Klassiker.

Bei Maharani geht es nicht um den Maurenpalast oder französische Königsschlösser, sondern um das Taj Mahal. Und darum, möglichst viele Mosaikplättchen in seinen Räumen zu verbauen. Wenn man es dabei schafft, möglichst viele eigene Arbeiter im Palast unterzubringen, gibt es Zusatzpunkte.

Besonders schön gestaltet ist der Marker, der anzeigt, in welchem Flügel des Schlosses der jeweilige Spieler seine Mosaikplättchen kostenlos anlegen darf. Mit einer Drehscheibe, auf deren Rand kunstvolle Wasserspeier thronen, werden die Orte angegeben, an denen man problemlos anbauen kann. Möchte man in einem anderen Teil des Palastes bauen, muss man das passende Tierplättchen umdrehen und kann in der nächsten Runde nicht mehr in diesem Teil der Anlage tätig werden.

Wichtig für die Bauherren ist es auch, die Säulen und Ecken, die der Plan vorgibt, bei der Auswahl und Platzierung der Mosaiken ebenso zu beachten wie die Farben der Bodenplättchen. Denn schließlich sind diese ausschlaggebend dafür, ob weitere Arbeiter im Palast angestellt werden können.

Die Möglichkeit, Plättchen auszulegen, wird außerdem durch das Guthaben der Spieler bestimmt. Jeder darf pro Runde ein Plättchen kostenlos auslegen. Doch wer bereit ist, zu zahlen, kann weitere Mosaiksteine im Taj Mahal platzieren.

Es gibt noch ein paar Zusatzregeln, zum Beispiel rund um das Thema Boni für das Bauen in mehreren Palastflügeln oder zum Entfernen von Mittelsäulenplättchen. Aber auch diese sind schnell zu lernen, so dass man kaum Zeit mit den Regeln verschwendet und gleich zum Spielen kommt. Vor allem am Ende eines langen Spieleabends ist das genau das Richtige. Maharani eignet sich aber auch als kurzer Einsteiger zum Aufwärmen. Oder als schnelles Spiel zwischendurch. Also quasi immer. Auf nach Indien!

Navettes marseillaises

Backwahn_navettes marseillaisesDie Weihnachtsbäckerei ist vorbei, aber die Lust auf Plätzchen irgendwie nicht. Gleichzeitig weckt das triste Januarwetter die Sehnsucht nach Wärme und Sonne und Obst und nach Navettes marseillaises. Schon beim Öffnen des Fläschchens mit dem Orangenblütenwasser duftete es in der ganzen Küche nach Sonne und Süden. Beim Zubereiten des Teigs wurde der Duft noch stärker und als die kleinen Schiffchen schließlich im Ofen waren und langsam vor sich hin buken, duftete erst das Esszimmer, dann das Wohnzimmer und nach und nach das ganze Haus nach Orangen – hach….

Damit ihr das Südfrankreichgefühl nachmachen könnt, hier mein Rezept. Es reicht für etwa 30 Navettes.

  • 250 g Mehl
  • 100 g Zucker
  • Abrieb der Schale von 1/2 Zitrone und 1/2 Orange
  • 1 Prise Salz

Alle trockenen Zutaten gut verrühren.

  • 1 Ei (mit einer Gabel verkleppern)
  • 2 – 3 Esslöffel Orangenblütenwasser
  • 1 Esslöffel lauwarmes Wasser (weil mein Teig sich nicht auf Anhieb so wirklich gut verbunden hat)

dazugeben und alles schnell zu einem glatten Teig verrühren. Kleine Schiffchen formen und in der Mitte eindrücken. Bei 180°C etwa 20 bis 25 Minuten backen.

Leider sind meine Navettes nicht so schön braun geworden, wie ich es gehofft hatte. Im Internet (z.B. hier)  habe ich den Tipp gefunden, die Schiffchen vor dem Backen mit etwas Milch zu bepinseln – das werde ich beim nächsten Mal auf jeden Fall ausprobieren.

Bon appétit!

 

Manifestation silencieuse in Köln #jesuischarlie

Heute Abend sind in Köln – wie in so vielen Städten in Frankreich und andernorts – einige hundert Menschen in Solidarität mit den Menschen in Frankreich und im Gedenken an die Opfer der Morde in Paris auf die Straße gegangen. Nach einem schweigenden Beginn auf der Domplatte zogen wir durch die Altstadt bis zum Ruolphplatz. Einige hatten Kerzen dabei, andere Schilder mit „Je suis Charlie“ oder „Nous sommes Charlie“, mit „Je suis Ahmed“, „Liberté, èaglité, Dessiner“ und „Köln ist Charlie“. Einige Trikoloren wehten im Wind, einige hatten Titelbilder von Charlie hebdo  dabei, andere Solidaritätszeichnungen und viele Menschen hatten Bleistifte dabei. Zwischendurch stimmten einige die Marseillaise an und zu „Aux armes citoyens“ – zu den Waffen, Bürger – reckten alle ihre Stifte in die Höhe.

Unterwegs mischten sich die Sprachen und die Gesprächsthemen. Während die einen sich über ihre Lieblingskarikaturen austauschten, erzählten andere davon, wie sehr sie die Bilder der Menschenmassen zwischen Nation und République in Paris, das Bild der untergehakten Staatsgäste und der Moment, in dem Merkel sich bei Holland anlehnt und die Augen schließt, beeindruckt haben. Wieder andere erzählten sich von ihren Urlaubsplänen, von Museumsbesuchen, die sich in Köln lohnen, und von Orten, an denen man am Mittwoch am ehesten die nächste Ausgabe von Charlie in Köln bekommen könnte.

Zum Abschluss der Demonstration erklang eine Zeit lang der Ruf „Nous sommes Charlie“. Nach einem langen Applaus löste sich die Menge, die den Rudolphplatz gut ausfüllte, wieder auf.

Ein kleines Zeichen, gewiss. Aber es tat gut, etwas tun zu können. Sich gemeinsam versichern dass wir mit unserem Entsetzen, unseren Fragen und unseren Hoffnungen nicht allein sind.

Versammlung auf der Domplatte, eine Trikolore flattert im WindUnterwegs in der Kölner Altstadt, Menschen halten "Je suis Charlie"-Schilder in die HöheDemonstranten am Rudolphplatz in KölnEine Demonstrantin reckt einen Bleistift in die HöheViele Menschen mit Schildern und Stiften am Rudolphplatz in Köln #Jesuischarlie

Je suis Charlie

Ich habe versucht, etwas zu den Morden an der Redaktion von Charlie Hebdo zu schreiben, finde aber keine Worte für mein sprachloses Entsetzen, meine Trauer, Wut, Empörung, Fassungslosigkeit, Ratlosigkeit, Hilflosigkeit. Andere haben Worte und vor allem Bilder gefunden.

Besonders berührt hat mich der Kommentar von Laurent Joffrin, dem Verlagsleiter von Libération, der Zeitung, die den Kollegen von Charlie Hebdo beim letzten Anschlag nach der Zerstörung der Redaktionsräume Unterschlupf gewährt hat.

Les terroristes ne se sont pas attaqués aux «islamophobes», aux ennemis des musulmans, à ceux qui ne cessent de crier au loup islamiste. Ils ont visé Charlie. C’est-à-dire la tolérance, le refus du fanatisme, le défi au dogmatisme. Ils ont visé cette gauche ouverte, tolérante, laïque, trop gentille sans doute, «droit-de-l’hommiste», pacifique, indignée par le monde mais qui préfère s’en moquer plutôt que d’infliger son catéchisme. […] Les fanatiques ne défendent pas la religion, qui peut être accueillante, ils ne défendent pas les musulmans, qui sont révoltés dans leur immense majorité par ces meurtres abjects. Ils attaquent la liberté.

Die Terroristen haben nicht die „Islamophoben“ angegriffen, die Feinde des Islams, nicht die, die nicht aufhören, vor Islamisten Alarm zu schlagen. Sie haben sich Charlie als Ziel ausgesucht. Das heißt, die Toleranz, die Ablehnung des Fanatismus, die Kampfansage an den Dogmatismus. Sie haben auf diese offene Link gezielt, tolerant, laizistisch, wahrscheinlich zu nett, Verfechter der Menschenrechte, pazifistisch, die empört ist von der Welt, es aber vorzieht, sich über sie lustig zu machen, anstatt dieser Welt ihren Katechismus aufzuerlegen. […] Die Fanatiker verteidigen nicht die Religion, die einladend und gastfreundlich sein kann, sie verteidigen nicht die Muslime, die in ihrer übergroßen Mehrheit empört sind über diese schändlichen Morde. Sie attackieren die Freiheit.

Quant à nous, journalistes, amis des journalistes assassinés, nous continuerons. Avec un peu moins de cœur à l’ouvrage, sans doute, pour quelque temps, mais avec une résolution plus forte. Nous savons que cette profession est parfois dangereuse. C’était jusqu’à présent le lot des reporters qui partent nous informer sur les pays en guerre. Il en meurt des dizaines chaque année. Maintenant on veut porter la guerre jusque dans nos salles de rédaction. Nous ne ferons pas la guerre. Nous ne sommes pas des soldats. Mais nous défendrons notre savoir-faire et notre vocation : aider le lecteur à se sentir citoyen. Ce n’est pas grand-chose mais c’est quelque chose. Avec une certitude mieux ancrée : maintenant, nous savons pourquoi nous faisons ce métier.

Was uns Journalisten betrifft, die wir Freunde der ermordeten Journalisten sind: Wir werden weitermachen. Vermutlich werden wir in der nächsten Zeit mit etwas weniger Herz bei der Arbeit sein, dafür aber mit umso größerem Entschlossenheit. Wir wissen, dass dieser Beruf manchmal gefährlich ist. Bisher galt dies insbesondere für die Reporter, die sich aufmachen, um aus Kriegsgebieten zu berichten. Jedes Jahr sterben Dutzende von ihnen. Jetzt will man den Krieg bis in unsere Redaktionsräume tragen. Wir werden keinen Krieg führen. Wir sind keine Soldaten. Aber wir werden unser Können und unsere Berufung verteidigen: Dem Leser dabei zu helfen, sich als Bürger zu fühlen. Das ist nicht viel, aber es ist etwas. Mit einer besser verankerten Sicherheit: Wir wissen jetzt, warum wir diesen Beruf ausüben.

 

Über Leuchttürme

Leuchtturm und Signaltonne in der Raz de Sein in der BretagneDass ich Leuchttürme mag, liegt ja nahe. Schließlich habe ich sogar mein Blog nach einem benannt. Leuchttürme liegen, äh stehen in der Regel am Meer. Und das Meer und ich, das ist einfach Liebe. Schon immer gewesen. Warum das so ist? Gute Frage, keine einfache Antwort.

Anscheinend geht es nicht nur mir so, habe ich festgestellt, als ich die Suche nach Gründen, warum wir das Meer lieben, von Susanne Schneider im Magazin der Süddeutschen gelesen habe. Auch die Bilder von Marion Wenge, die immer wieder das Meer malt, geben eine Idee davon, dass diese Liebe universell sein könnte.

Der Leuchtturm Eckmühl im südlichen Finistère in der BretagneIch mag das Meer überall, aber besonders da, wo es rau ist und wild um Felsen tost. Für mich ganz wichtig: Ich mag das Meer nicht nur bei Sonnenschein. Ich bin auch bei schlechtem Wetter ganz begeistert, im Regen, wenn die tausend Grautöne des Himmels sich in aufgewühlten Schaumkronen spiegeln, wenn die Wellen sich meterhoch an der Kaimauer oder an einem Leuchtturm brechen. Ich weiß um die Gefahren des Meeres. Um seine lebensbedrohenden Eigenschaften. Darum, wie hart es ist, wenn man vom Meer oder an seinen Ufern (über-)leben muss.

Aber Leuchttürme haben nicht nur deshalb diese besondere Faszination für mich. Ich freue mich immer, wenn ich einen sehe. Egal wie groß oder klein, alt oder neu, architektonisch schön oder vor allem funktional, aus einfachem Stein oder bunte bemalt. Völlig egal, Hauptsache Leuchtturm.

Schon tagsüber finde ich sie großartig. Ich wandere gerne um die Kaps herum, auf denen sie stehen. Ich bin sogar schon den einen oder anderen hinaufgeklettert, um den Ausblick zu bewundern (wobei ich dabei immer einen Drehwurm kriege). Besonders liebe ich aber den Moment, in dem das Leuchtfeuer entzündet wird. Diesen Moment zwischen Tag und Nacht, wenn die Dämmerung so dicht wird, dass das Licht weit und weiter scheint. Das klingt natürlich romantischer, als es ist und jemals war. Aber für mich sind diese Momente ein bisschen magisch. Wenn zum ersten Mal das kreisende Licht über den Punkt hinwegschwenkt, an dem ich stehe. Wenn die Nacht einen leuchtenden Rhythmus erhält.

Der große Hauptleuchtturm auf der bretonischen Insel SeinEs ist beruhigend und bewegend, es berührt mich und am Ende ist es einfach schön, rechts und links an den Enden einer Bucht die Leuchtfeuer angehen zu sehen und weiter draußen auf dem Wasser das Licht von Inselleuchttürmen zu entdecken. Sie geben auch dann eine Ahnung vom richtigen Weg, wenn das Vertraute nicht mehr zu sehen ist, die alltäglichen Markierungen nicht mehr gelten. Sie geben keinen Weg vor, aber sie erleichtern die Orientierung. Leuchttürme werfen Schlaglichter auf das Drumherum, unbestechlich, zuverlässig. Sie bringen Klarheit mitten im Dunkel, ohne dabei die Nacht aufzuheben. Sie sind Wegmarken, die nicht mitgehen, aber das Weitergehen leichter machen, indem sie Zutrauen und Sicherheit schenken. Sie können mit ihrem Licht und den kurzen Einblicken ins Dunkel auch Neugier wecken und Abenteuerlust. Sie lenken den Blick weg aus der unmittelbaren Umgebung hin auf das größere Ganze. Das Leuchtfeuer kann neue Perspektiven eröffnen und neue Sichtweisen aufblitzen lassen. Ihr merkt jetzt schon, dass ich hier voll ins Metaphorische abdrifte.

Und da wundert ihr euch vermutlich auch gar nicht mehr, dass es für mich auch andere „Leuchttürme“ gibt. Menschen vor allem. Aber auch Bücher. Oder Musik. Wenn ich auf solche „lebendigen“ Leuchttürme treffe, ist das jedes Mal ein Moment tief empfundenen Glücks.

Der Leuchtturm Pontusval in Brignogan im Nord-Finistère in der Bretagneleuchtturm-pontusvalLeuchtturm an der bretonischen côte de granit roseLeuchtbarke auf der Ile de Batz