Archiv für den Monat: September 2014

Glücksmomente am Meer

Ich war ein paar Wochen am Meer. Ist euch vielleicht aufgefallen. Jetzt bin ich wieder da, voller wunderbarer Erinnerungen. An ein paar davon dürft ihr hier in den nächsten Tagen teilhaben. Aber zurück zum Meer.

Am Meer zu sein macht mich zuverlässig glücklich. Allein schon die Vorfreude darauf ist jedes Mal schön. Der erste Blick aus dem Fenster auf dem Weg zu Meer – ein Glücksmoment. Zuverlässig. Jedes Mal. Dieses Mal wurde dieser Moment sogar – unfreiwillig – auf eine Stunde ausgedehnt. Die Pont de Normandie ist nicht der schlechteste Ort für einen Stau (okay, sie überquert „nur“ die Seine, aber wenn man sich Zentimeter für Zentimeter drüber schiebt, kann man ausführlich diskutieren, wo genau die Seine aufhört und das Meer anfängt. Und genießen. Natürlich).

Blick auf die Bucht, im Vordergrund das Gras der Dünen, im Hintergrund einige große Felsen, dazwischen ein kleiner Naturhafen mit einigen kleinen Booten

Nein, das ist nicht die Pont de Normandie. Aber das Meer. Natürlich.

Aber dann da zu sein. Am Meer. Ganz in echt.
Schon auf dem Spaziergang vom Ferienhäuschen zum Strand schleicht sich ein Dauerlächeln auf meine Lippen und in die Augen. Die letzten Meter hinauf auf den Deich, wenn ich das Plätschern und Rauschen schon hören, das Salz in der Luft schon auf den Lippen schmecken kann. Und dann der erste Blick auf die Wellen, den Sand. Die plötzliche Weite innen und außen. Das erste bewusste Ein- und wieder Ausatmen. Die paradoxe Gleichzeitigkeit des Gefühls von Freiheit und Angekommen sein, völliger Entfernung und totalem Da-Sein, von Magie und Realität.

Hohe Wellen, die sich mit großem Spritzen an einem Felsen brechen im orangenen Licht des SonnenuntergangsLäuft das Wasser gerade auf oder ab? War der Koeffizient der letzten Flut hoch? Gibt es viele Algen? Liegen wenige oder viele Boote im kleinen Naturhafen in der Bucht? All das kommt erst später. Im ersten Moment zählt nur das Meer. Wie die Wellen sich sanft am Strand brechen, die Felsen umspielen, sich im Wind kräuseln. Die Horden von Strandläufern, einzelne, sich nachjagende Möwen. Die Sonne, die sich in den Wellen spiegelt, die Form der Wolken, die am Horizont aufziehen. Das erste Zwinkern des Leuchtturms und des Semaphors am einen und anderen Ende der Bucht.

Muss ich erwähnen, dass das Wetter überhaupt keine Rolle spielt für diesen Effekt? Tut es nicht. Tut es nie. Dass das Meer uns in diesem Jahr mit strahlendem Sonnenschein und quasi Windstille empfing, haben wir ihm trotzdem nicht übel genommen. Den plötzlichen Regenschauer auf den Klippen ein paar Kilometer weiter am nächsten Tag aber auch nicht.

Blick auf die "Cote rocheuse" bei grauem Himmel und leichtem Nieselregen